© Paul Scherrer Institut, PSI/Markus Fischer

Rückblick auf 20 Jahre erfolgreiche Kinder-Krebstherapie

Seit 2004 arbeiten das Paul Scherrer Institut und das Universitäts-Kinderspital Zürich eng zusammen, um krebskranke Kleinkinder bestmöglich zu behandeln. Der jüngste Patient war drei Monate alt.

Villigen. 20 Jahre intensive Zusammenarbeit, 800 Kinder und Jugendliche, die bislang eine hochspezialisierte Behandlung nutzen konnten: Das ist die bisherige Bilanz der engen Kooperation zwischen dem Paul Scherrer Institut (PSI) und dem Universitäts-Kinderspital Zürich, die sich ganz der Behandlung von krebskranken Kindern verschrieben hat. Dank dieser Partnerschaft können auch ganz junge Patient:innen in der Schweiz mit Protonen bestrahlt werden.

Am 5. Juli 2004 wurde am Zentrum für Protonentherapie am PSI erstmals ein Kleinkind unter Narkose bestrahlt: Es war knapp über zwei Jahre alt und litt an einem Weichteiltumor in seiner Augenhöhle. Die Behandlung war nur aufgrund einer Kooperation mit der Abteilung für Anästhesie am Universitäts-Kinderspital Zürich möglich. Deren Fachpersonal betreute vor Ort am PSI in Villigen den kleinen Patienten und stellte sicher, dass er die Bestrahlung gut überstand.

«Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kinderspital und PSI ist für mich ein vorbildliches Beispiel», resümiert Georg Schäppi, CEO des Kinderspitals Zürich. Fachleute aus unterschiedlichen Professionen würden in einem technisch perfekten Umfeld zusammenarbeiten und so «kleine und grosse Wunder vollbringen». Schliesslich sei der Durchbruch in der Bestrahlung so junger Kinder erst durch die Zusammenarbeit möglich geworden. Zwischen 1999 und 2004 wurden am Zentrum für Protonentherapie am PSI zwar bereits krebskranke Kinder und Jugendliche behandelt – aber erst ab einem Alter von sieben Jahren. «Gerade bei einer präzisen Bestrahlung wie der Protonentherapie darf sich die Person während der Behandlung nicht bewegen», erklärt Damien Weber, Chefarzt und Leiter des Zentrums für Protonentherapie am PSI. «Für kleine Kinder ist es aber extrem schwierig, während der gesamten Bestrahlungszeit still zu halten.» Daher braucht es bei ihnen – anders als bei Erwachsenen – normalerweise eine Anästhesie. «Dank der Kooperation mit dem Kinderspital konnte das PSI eine solche Behandlung ab 2004 standardmässig anbieten», sagt Weber.

Vorteile der Protonentherapie bei Kindern

Eine leichte Narkose sorgt dafür, dass die Kinder während der Bestrahlung schlafen. Die Sedierung ist so abgestimmt, dass die jungen Patient:innen nicht husten oder sich bewegen, aber selbstständig weiteratmen können. Insgesamt bekommt die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen eine Narkose. Der jüngste Patient am PSI war drei Monate alt: Das Kind war schon mit Krebs auf die Welt gekommen.

Kinder haben ein höheres Risiko, dass eine Krebsbestrahlung Langzeitschäden verursacht, mit denen sie ihr ganzes Leben zu kämpfen haben: von Tumoren, die erst durch die Bestrahlung entstehen, über Hörverluste und Beeinträchtigungen im Wachstum bis hin zu Lernschwächen. Daher würden sie besonders von einer präzisen Protonentherapie profitieren, ergänzt Weber. Jedes Jahr werden 60 bis 70 Kinder und Jugendliche in dieser Form am PSI behandelt – bis heute waren es mehr als 800. Die Mehrheit leidet an Tumoren des Gehirns und des Rückenmarks, am zweithäufigsten sind Sarkome, also Krebserkrankungen, die von Binde-, Stütz- oder Muskelgewebe ausgehen. (red)

Quelle: Medienmitteilung PSI/Universitäts-Kinderspital Zürich

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