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Vermeidung von Infektionen durch Hepatitisviren

<p class="article-intro">Trotz Verfügbarkeit von sehr gut wirksamen und verträglichen Impfstoffen und der verbesserten Möglichkeiten zur Therapie von Virushepatitiden sind diese noch immer weltweit eine der Hauptursachen für schwere Erkrankungen und Todesfälle. Mit einem geschätzten Anstieg von 0,89 Mio. Todesfällen im Jahr 1990 auf 1,45 Mio. Todesfälle im Jahr 2013 (+63 % ) sind sie auf Rang 7 der wichtigsten Todesursachen gestiegen. Daher hat die Prävention von Hepatitisvirus-Infektionen nach wie vor größte Bedeutung.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Hepatitis A</h2> <p>Weltweit treten j&auml;hrlich laut WHO gesch&auml;tzte 1,5 Mio. Hepatitis-A(HA)-F&auml;lle auf, verursacht durch das HA-Virus (HAV), ein kleines, nicht umh&uuml;lltes RNA-Virus, das im Falle einer Infektion in gro&szlig;en Mengen &uuml;ber den Darm ausgeschieden wird. Die &Uuml;bertragung erfolgt somit haupts&auml;chlich f&auml;kooral, einerseits durch kontaminiertes Wasser oder kontaminierte Lebensmittel, andererseits auch direkt durch Kontakt-/Schmierinfektionen wie z.B. durch Sexualkontakte. In den Industrienationen ist aufgrund der hohen Hygienestandards die Zahl der Infektionen stark zur&uuml;ckgegangen, jedoch wurden in den letzten Jahren in Europa (auch in &Ouml;sterreich) multinationale &bdquo;food-borne&ldquo; Hepatitis- A-Ausbr&uuml;che beobachtet, z.B. in Zusammenhang mit kontaminierten Tiefk&uuml;hlfr&uuml;chten. Seit Juni 2016 wird nun in 15 europ&auml;ischen L&auml;ndern, darunter auch &Ouml;sterreich, ein starker Anstieg der HAVAktivit&auml;t beobachtet. Betroffen sind haupts&auml;chlich junge, erwachsene M&auml;nner (medianes Alter 33 Jahre), die Sex mit M&auml;nnern haben (MSM). Laut aktuellem &bdquo;rapid risk assessment&ldquo; des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) vom 19. Mai 2017 wurden bisher insgesamt 1173 best&auml;tigte HA-F&auml;lle gemeldet. Bei den Infektionen handelt es sich um HA-Viren vom Genotyp IA, wobei durch weitere genetische Charakterisierungen drei verschiedene Cluster identifiziert werden konnten. Auch in &Ouml;sterreich wurde seit Juli 2016 ein Anstieg der Zahl der HAF&auml;lle (n=226) verzeichnet, wobei allein heuer laut AGES bis Ende Juli 148 HAInfektionen gemeldet wurden, der Gro&szlig;teil bei 25- bis 44-j&auml;hrigen M&auml;nnern (Abb. 1 und 2).<sup>1</sup> Im Zentrum f&uuml;r Virologie der Medizinischen Universit&auml;t Wien (Nationales Referenzlabor f&uuml;r Hepatitis-Viren) konnten durch Genotypisierung von HAV-positiven Proben Infektionen mit Viren aus allen drei Clustern nachgewiesen werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Infekt_1703_Weblinks_infekt_1703_s19_abb1+2.jpg" alt="" width="1417" height="1907" /></p> <h2>Pr&auml;ventionsma&szlig;nahmen gegen HA</h2> <p>Die beste Pr&auml;ventionsma&szlig;nahme gegen HA ist die Impfung. Seit Jahrzehnten stehen sehr sichere und hervorragend wirksame Impfstoffe zur Verf&uuml;gung. Neuere Publikationen zu Langzeitbeobachtungen nach der Grundimmunisierung haben gezeigt, dass auch nach 20 Jahren &gt;97 % der Studienteilnehmer HAV-Antik&ouml;rper-positiv waren und es wurde berechnet, dass der Impfschutz mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere Jahrzehnte anh&auml;lt.<sup>2, 3</sup> In der derzeitigen Ausbruchssituation ist es wichtig, die &bdquo;awareness&ldquo; gegen&uuml;ber der HA und der M&ouml;glichkeit einer sexuellen &Uuml;bertragung zu steigern. Eine Impfung sollte f&uuml;r die Personengruppe der MSM sowie f&uuml;r andere Risikogruppen, bei denen eine HA sehr schwer verlaufen kann, wie Personen mit chronischer Hepatitis- B- oder -C-Infektion oder i.v.-Drogenabh&auml;ngige dringend empfohlen werden. Nat&uuml;rlich besteht auch f&uuml;r in HAEndemiegebiete Reisende eine Impfindikation. Genaueres kann dem aktuellen &Ouml;sterreichischen Impfplan (https://www. bmgf.gv.at/home/Impfplan) sowie der Homepage des Bundesministeriums f&uuml;r Gesundheit und Frauen (www.bmgf.gv.at) entnommen werden, auch in Bezug auf die Vorgangsweise bei Impfstoffknappheit. Am Zentrum f&uuml;r Virologie steht ein breites Spektrum an Tests f&uuml;r die HAV-Diagnostik zur Verf&uuml;gung. Wichtig ist neben der Einsendung von Serum die von Stuhl zum Virusnachweis mittels PCR, auch bei vermeintlich sporadischen HAV-Infektionen. Denn damit wird eine HAV-Feintypisierung erm&ouml;glicht, die wesentlich zur Ausbruchssurveillance und -kontrolle beitr&auml;gt.</p> <h2>Hepatitis B</h2> <p>Mit weltweit mehr als 250 Mio. chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV) Infizierten ist die Hepatitis B (HB) eine der h&auml;ufigsten Infektionskrankheiten des Menschen, der auch das einzige Virusreservoir darstellt. Da seit Jahrzehnten hoch wirksame und gut vertr&auml;gliche Impfstoffe verf&uuml;gbar sind, steht die weltweite Elimination des HBV ganz oben auf der Agenda der WHO. Die &Uuml;bertragung dieser Infektion erfolgt in der Regel &uuml;ber Kontakt mit Blut oder anderen K&ouml;rperfl&uuml;ssigkeiten von akut oder chronisch infizierten Personen. Infizierte Schwangere k&ouml;nnen das Virus in Abh&auml;ngigkeit von ihrer Viruslast perinatal auf ihr Kind &uuml;bertragen. Im Unterschied zur HBV-Infektion im Erwachsenenalter verl&auml;uft sie bei den infizierten Neugeborenen zu 90 % chronisch, mit all den damit verbundenen Langzeitrisiken. Daher ist die Identifikation von infizierten Schwangeren im Rahmen der &ouml;sterreichischen Mutter- Kind-Pass-Untersuchung sehr wichtig, um die Neugeborenen gleich nach der Geburt durch eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) vor der HBV-Infektion zu sch&uuml;tzen. Neugeborene von HBs-Antigen-positiven M&uuml;ttern m&uuml;ssen unmittelbar post partum, m&ouml;glichst noch im Krei&szlig;saal, zumindest aber innerhalb von 12 Stunden, simultan aktiv und passiv gegen HBV immunisiert werden. Die zweite Teilimpfung erfolgt nach einem Monat, die weiteren Impfungen nach dem sonst &uuml;blichen Schema im Rahmen der 6-fach-Impfung. Zu HBV-Durchbruchsinfektionen trotz PEP kann es bei sehr hohen Viruslasten der M&uuml;tter von &gt;200 000 IU/ml (1 000 000 Kopien/ ml) kommen.<sup>4</sup> Daher sollte eine Hepatitis-B-Untersuchung (HBs-Antigen- Bestimmung) in der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche erfolgen. Bei positivem HBs-Antigen muss im Hinblick auf das weitere therapeutische Vorgehen die Bestimmung weiterer Laborparameter (Anti- HBc, HBe-Antigen und Anti-HBe) sowie der Viruslast im Plasma folgen. F&uuml;r hochvir&auml;mische Schwangere (HBV-DNA im Plasma &gt;200 000 IU/ml) wird eine Tenofovir- Therapie dringend empfohlen, da eine Senkung der Viruslast das Risiko einer perinatalen Transmission auf das Kind signifikant reduziert. Die Therapie sollte m&ouml;glichst im 2. Trimenon, sp&auml;testens ab der 28. Schwangerschaftswoche begonnen werden, damit f&uuml;r die Reduktion der Viruslast bis zur Geburt genug Zeit bleibt.<br /> Der beste Schutz vor der HB ist die prophylaktische Impfung. Sie ist effizient, sicher (80&ndash;95 % der Geimpften erwerben einen Impfschutz) und lang anhaltend (Evidenz f&uuml;r Schutz bei &ge;90 % der Studienteilnehmer f&uuml;r 30 Jahre nach Grundimmunisierung).<sup>5</sup> Ein Anti-HBs-Titer von &gt;10 IU/ml verleiht einen 100 % igen Schutz vor einer chronischen Infektion. Zudem sch&uuml;tzt diese Impfung aufgrund der gleichen Oberfl&auml;chenzusammensetzung auch vor einer Infektion mit dem Hepatitis- Delta-Virus.</p> <h2>Hepatitis C</h2> <p>Keine prophylaktische Impfung gibt es leider gegen die Hepatitis C (HC), daher ist die Pr&auml;vention der Exposition von gro&szlig;er Bedeutung. Dazu geh&ouml;ren Ma&szlig;nahmen wie das Screening von Blutprodukten, im medizinischen Bereich die Verwendung von sterilen Einmalartikeln sowie die Anwendung von sogenannten &bdquo;Standard-Vorsichtsma&szlig;nahmen&ldquo; (z.B. H&auml;ndewaschen, Tragen von Handschuhen, Vermeidung von Verletzungen mit spitzen Gegenst&auml;nden, sichere Entsorgung von gebrauchten Nadeln etc.). Durch den Einsatz der neuen antiviralen Medikamente mit fast 100 % igen Raten der Heilung chronischer HC oder zumindest einer starken Senkung der Viruslast wird das HCV&Uuml;bertragungsrisiko insgesamt vermindert.</p> <h2>Hepatitis E</h2> <p>Das Wissen um Hepatitis-E(HE)-Virusinfektionen, die weltweit vorkommen und auch oral erworben werden, nimmt st&auml;ndig zu. Als humanpathogen gelten bisher die HEV-Genotypen (GT) 1 bis 4, wobei f&uuml;r die GT 1 und 2 (Vorkommen: Asien, Afrika, Zentralamerika) der Mensch das Virusreservoir darstellt, w&auml;hrend es sich bei den GT 3 und 4 um eine Zoonose handelt. GT 3 ist in Europa und den USA endemisch. Das Reservoir bilden Haus- und Wildschweine, aber auch Rotwild und Nager. W&auml;hrend die HEV-Infektion bei immunkompetenten Personen in der Regel ausheilt, kann sie bei Immunsupprimierten aufgrund einer fehlenden bzw. zu geringen HEV-spezifischen T-Zell-Antwort einen chronischen Verlauf nehmen. Autochthone HEV-GT-3-Infektionen k&ouml;nnen durch den Genuss von unzureichend erhitzten Fleischprodukten erworben werden. Trotz einer zun&auml;chst meist nur milden Symptomatik kann es bei immunsupprimierten Personen sehr rasch zur Entwicklung einer Leberzirrhose und akutem Leberversagen kommen. Daher sollten vor allem immunsupprimierte Personen den Genuss ungen&uuml;gend gegarter oder erhitzter Fleischprodukte vermeiden. Ein Impfstoff ist in &Ouml;sterreich derzeit nicht verf&uuml;gbar.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Virus-Hepatitis und der &Ouml;ffentliche Gesundheitsdienst in &Ouml;sterreich. https://www.ages.at/service/service-presse/ pressemeldungen/hepatitis-a <strong>2</strong> Hens N et al.: Vaccine 2014; 32: 1507-13 <strong>3</strong> Theeten H et al.: Vaccine 2015; 33: 5723-27 <strong>4</strong> Wen WH et al.: J Hepatol 2013; 59: 24 <strong>5</strong> Bruce MG et al.: J Infect Dis 2016; 214(1): 16-22</p> </div> </p>
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