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Hepatitis C und hepatozelluläres Karzinom

<p class="article-intro">Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist der fünfthäufigste maligne Tumor und die zweithäufigste Ursache für Krebs-bedingte Todesfälle weltweit.<sup>1</sup> Neben der chronischen Hepatitis-B-Infektion und Alkoholabusus gehört die chronische Hepatitis-C-Virus(HCV)- Infektion zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung eines HCC. Schätzungen zufolge sind etwa 3 % der Weltbevölkerung mit HCV chronisch infiziert (WHO, www.who.int).</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>HCV und HCC-Risiko</h2> <p>Die Hauptrolle des HCV in der HCCEntstehung liegt im Schaffen einer entz&uuml;ndlichen und fibrotischen Mikroumgebung, die schlie&szlig;lich als kanzerogenes Milieu dient.<sup>2, 3</sup> Bei Personen mit chronischer HCV-Infektion steigt das Risiko, ein HCC zu entwickeln, mit zunehmender Schwere der Leberfibrose an. Die j&auml;hrliche Inzidenz betr&auml;gt bei Patienten mit Zirrhose, dem Endstadium der Fibrose, etwa 1&ndash;7 % .<sup>4, 5</sup> Neben der durch die chronische HCV-Infektion beg&uuml;nstigten Progression der Leberfibrose d&uuml;rften bestimmte HCVProteine auch direkte karzinogene Effekte aufweisen, was wiederum die Entstehung eines HCC f&ouml;rdert.<sup>2, 3</sup><br /> Eine erfolgreiche HCV-Therapie eliminiert das HCC-Risiko nicht g&auml;nzlich. So haben insbesondere Patienten mit fortgeschrittener Fibrose trotz HCV-Eradikation ein weiterhin erh&ouml;htes Risiko, ein HCC zu entwickeln.<sup>6</sup> Deshalb wird von den europ&auml;ischen Leitlinien bei Patienten mit fortgeschrittener Fibrose (F3) oder Zirrhose trotz erfolgreicher HCV-Therapie ein HCCScreening mittels Ultraschall alle 6 Monate empfohlen.<sup>7</sup></p> <h2>DAA-Therapie und HCC</h2> <p>Mit der Entwicklung der neuen, hocheffektiven HCV-Therapien (&bdquo;direct-acting antivirals&ldquo;, DAA), die nun die Interferon( IFN)-basierten Regime ersetzen, ist grunds&auml;tzlich mit einem R&uuml;ckgang der HCVassoziierten HCC zu rechnen.<sup>8</sup> Diese erm&ouml;glichen eine dauerhafte Heilung (&bdquo;sustained virological response&ldquo;, SVR) bei der &uuml;berwiegenden Mehrheit der HCV-Patienten, unabh&auml;ngig vom Virusgenotyp und trotz zugrunde liegender Leberzirrhose.<sup>9</sup><br /> Laut rezenten Kohortenstudien war jedoch das Vorliegen eines aktiven HCC mit einer h&ouml;heren Rate an HCV-Therapieversagern assoziiert, w&auml;hrend eine DAA-Therapie nach kurativer HCC-Therapie in exzellenten Heilungsraten resultierte. Als m&ouml;gliche Gr&uuml;nde f&uuml;r das h&ouml;here Therapieversagen bei HCC-Patienten wurde unter anderem diskutiert, dass das HCV in Tumorzellen f&uuml;r DAA aufgrund der ver&auml;nderten Tumorblutversorgung, insbesondere nach lokal-ablativer Therapie, weniger zug&auml;nglich sein k&ouml;nnte. Auch HCCbedingte Ver&auml;nderungen von Immunprozessen in der Leber k&ouml;nnten dazu beitragen.<sup>10, 11</sup><br /> &Uuml;berraschenderweise wurde auch in mehreren Studien eine m&ouml;gliche Assoziation zwischen DAA-Therapie und einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r HCC-Entstehung und -Rezidiv berichtet. Diese Studien waren allerdings zumeist unterpowerte, retrospektive Auswertungen mit heterogenem Patientenkollektiv und kurzer Nachbeobachtungszeit.<sup>12&ndash;15</sup> Als m&ouml;gliche Erkl&auml;rungen f&uuml;r ein potenziell erh&ouml;htes HCC-Risiko nach DAA-Therapie wurden unter anderem Effekte auf die Immunmikroumgebung und die Aktivierung von Regenerationsprozessen nach erfolgreicher Viruselimination diskutiert. Demnach soll es im Rahmen der chronischen HCV-Infektion zur Ausbildung einer Art Immunsurveillance &ndash; vermittelt durch eine unspezifische T-Zell-Antwort und nat&uuml;rliche Killerzellen &ndash; kommen, die das Wachstum von (pr&auml;-) malignen Zellen verhindert. Durch eine rasche Viruselimination k&ouml;nnte es &ndash; so die Theorie &ndash; zum Wegfall dieser Immunsurveillance kommen, was wiederum die HCC-Entstehung bzw. Rezidive beg&uuml;nstigen k&ouml;nnte (Abb. 1). Auch die Aktivierung von Regenerationsmechanismen durch die Heilung der Inflammation nach erfolgreicher HCV-Therapie k&ouml;nnte das Wachstum von pr&auml;malignen L&auml;sionen f&ouml;rdern.<sup>16, 17</sup><br /> Daten zweier erst k&uuml;rzlich ver&ouml;ffentlichter Arbeiten konnten nun in gro&szlig;en HCVKohorten zeigen, dass Patienten, die mit DAA behandelt wurden, eine h&ouml;here Rate an HCCRisikofaktoren (h&ouml;heres Alter, Diabetes, weiter fortgeschrittene Zirrhose) aufwiesen als IFN-behandelte Patienten. Nach entsprechender Ber&uuml;cksichtigung dieser Faktoren konnte kein Unterschied in der HCC-Inzidenz zwischen DAA- und IFN-basierten Therapien gezeigt werden. Eine erfolgreiche Heilung &ndash; egal ob durch DAA oder IFN &ndash; war jedenfalls mit einer signifikanten Reduktion des HCC-Risikos assoziiert.<sup>18, 19</sup> Auch zwei rezent ver&ouml;ffentlichte Metaanalysen, die HCC-Risikofaktoren (z.B. Alter, Zirrhosestadium) bzw. die Beobachtungsdauer ber&uuml;cksichtigt haben, konnten kein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r De-novo-HCC bzw. HCC-Rezidive nach DAA-Therapie im Vergleich zu IFN beobachten.<sup>20, 21</sup><br /> Somit k&ouml;nnten die in fr&uuml;heren Studien berichteten h&ouml;heren HCC-Inzidenz- und -Rezidivraten nach DAA-Therapie &ndash; neben den bereits erw&auml;hnten Einschr&auml;nkungen im Studiendesign &ndash; einerseits auf die geringere Anzahl von Baseline-HCC-Risikofaktoren bei IFN-behandelten Personen und andererseits auf ein Selektionsbias (DAA wurden bei Patienten mit h&ouml;herem HCC-Risiko verwendet) zur&uuml;ckgef&uuml;hrt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Infekt_1802_Weblinks_jatros_infekt_1802_s48_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="672" /></p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Entsprechend den Daten aus gro&szlig;en Kohortenstudien und Metaanalysen ist durch die Anwendung von DAA nicht mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r De-novo-HCC oder HCC-Rezidive im Vergleich zu IFN-basierten Regimen zu rechnen. Vielmehr ist das Erreichen einer dauerhaften Heilung von der HCV-Infektion mit einem deutlich geringeren HCC- Risiko assoziiert. Ob DAA die HCC-Entstehung bei bestimmten Patienten mit ohnehin erh&ouml;htem HCC-Risiko (z.B. fortgeschrittene Fibrose und aktivierte Neoangiogenese) beg&uuml;nstigen k&ouml;nnen, ist nicht g&auml;nzlich auszuschlie&szlig;en, bedarf jedoch weiterer Untersuchungen.<sup>22</sup> Ob aktive HCC mit einer geringeren HCV-Heilungsrate assoziiert sind, muss ebenfalls noch weiter untersucht werden.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> T orre LA et al.: CA Cancer J Clin 2 015; 6 5: 8 7-108 <strong>2</strong> Hoshida Y et al.: J Hepatol 2014; 61: S79-90 <strong>3</strong> Koike K: Clin Gastroenterol Hepatol 2005; 3: S132-5 <strong>4</strong> Yang JD et al.: Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2010; 7: 448-58 <strong>5</strong> Yoshida H et al.: Ann Intern Med 1999; 131: 174-81 <strong>6</strong> van der Meer AJ et al.: JAMA 2012; 308: 2584-93 <strong>7</strong> European Association for the Study of the Liver et al.: EASL-EORTC clinical practice guidelines: management of hepatocellular carcinoma. J Hepatol 2012; 56: 908-43 <strong>8</strong> Chung RT et al.: N Engl J Med 2014; 370: 1576-8 <strong>9</strong> Asselah T et al.: Liver Int 2018; 38(Suppl 1): 7-13 <strong>10</strong> Beste LA et al.: J Hepatol 2017; 67: 32-9 <strong>11</strong> Prenner SB et al.: J Hepatol 2017; 66: 1173-81 <strong>12</strong> Conti F et al.: J Hepatol 2016; 65: 727-33 <strong>13</strong> Kozbial K et al.: J Hepatol 2016; 65: 856-8 <strong>14</strong> Ravi S et al.: Gastroenterology 2017; 152: 911-2 <strong>15</strong> Reig M et al.: J Hepatol 2016; 65: 719-26 <strong>16</strong> Debes JD et al.: Transplantation 2017; 101: 910-5 <strong>17</strong> Debes JD et al.: Lancet Gastroenterol Hepatol 2017; 2: 78-80 <strong>18</strong> Ioannou GN et al.: J Hepatol 2017; pii: S0168-8278(17)32273-0 <strong>19</strong> Li DK et al.: Hepatology 2017; doi: 10.1002/hep.29707 <strong>20</strong> Rutledge S et al.: Hepatology 2017; 66(S1): Abstract #1380 <strong>21</strong> Waziry R et al.: J Hepatol 2017; 67: 1204-12 <strong>22</strong> Faillaci F et al.: H epatology 2018; 30(1): 39-43</p> </div> </p>
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