
Isatuximab-haltiges Regime ist potenziell neuer Therapiestandard im Rezidiv
Der CD38-Antikörper Isatuximab (Isa) verlängerte in der IKEMA-Studie zusätzlich zu Carfilzomib und Dexamethason (Kd) das progressionsfreie Überleben (PFS) bei Patienten mit rezidiviertem multiplem Myelom. Mit einer handhabbaren Verträglichkeit ist die Tripelkombination ein neuer Therapiestandard.
Die 3:2-randomisierte Studie IKEMA schloss 302 vorbehandelte Patienten mit multiplem Myelom ein, die bis zum erneuten Tumorprogress, nicht tolerierbarer Toxizität oder Patientenwunsch mit Isa-Kd oder Kd behandelt wurden. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben. Die beiden Studienarme waren gut ausbalanciert. Patienten waren in einem medianen Alter von 63–65 Jahren, hatten in 24–25% der Fälle ein hohes zytogenetisches Risiko, waren mit median 2 Vortherapien behandelt worden und waren in 32–34% der Fälle Lenalidomid-refraktär.
Zum Zeitpunkt der präsentierten Zwischenauswertung mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 20,7 Monaten hatten 46,9% (Isa-Kd) versus 68,3% (Kd) der Patienten die Therapie abgebrochen, hauptsächlich aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung (29,1% vs. 39,8%) oder des Auftretens von nicht tolerierbaren Nebenwirkungen (8,4% vs. 13,8%). Es zeigte sich für die ITT-Population ein signifikanter Vorteil für die Isatuximab-haltige Therapie mit einer Reduktion des Risikos für einen Progress um 47% (HR: 0,53; 99% CI: 0,318–0,889; p=0,0007). Das mediane PFS war unter Isa-Kd noch nicht erreicht und betrug im Kd-Arm 19,1 Monate. Der Therapieeffekt war für alle untersuchten Subgruppen konsistent.
Ein Ansprechen wurde bei 86,6% versus 82,9% der Patienten beobachtet. Es sprachen aber mehr Patienten mit tieferen Remissionen auf die Isatuximab-haltige Therapie an. Eine wenigstens sehr gute partielle Remission (≥VGPR) erreichten 72% versus 56,1% der Patienten und wenigstens eine Komplettremission (≥CR) 39,7% versus 27,6%. Bei 29,6% versus 13,0% der mit Next-Generation-Sequencing (NGS) untersuchten Patienten beider Studienarme wurde eine MRD-Negativität festgestellt. Patienten mit ≥VGPR waren in 41,4% versus 22,9% der Fälle MRD-negativ. Die Zeit bis zur nächsten Therapie war mit Isa-Kd signifikant gegenüber Kd verlängert (HR: 0,57; 95% CI: 0,38–0,84).
Im Median wurden Patienten 80,0 Wochen mit Isa-Kd bzw. 61,4 Wochen mit Kd behandelt. Bei 10,8% versus 9,6% der Patienten wurde wenigstens ein Therapiezyklus verzögert gegeben. Die hohe Dosisintensität von 94% für Isatuximab, 91% für Carfilzomib in beiden Studienarmen und 85–88% für Dexamethason weist auf die gute Machbarkeit der Tripelkombination hin. Therapiebezogene Nebenwirkungen ≥Grad 3 kamen zwar häufiger im Isatuximab-haltigen Arm vor (76,8% vs. 67,2%), es wurden aber keine erhöhte Mortalität (3,4% vs. 3,3%), klinisch relevante therapiebezogene Nebenwirkungen (24,8% vs. 25,4%) oder nebenwirkungsassoziierte Therapieabbrüche (8,5% vs. 13,9%) berichtet.
Fazit
Die zusätzliche Gabe von Isatuximab zum Kd-Regime ging mit einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens einher – auch bei schwer behandelbaren Patienten, wie älteren Patienten, Patienten mit Hochrisiko-Zytogenetik oder Niereninsuffizienz. Das Sicherheitsprofil der Tripelkombination war gut handhabbar. Die Kombination von Isatuximab, Carfilzomib und Dexamethason ist ein potenzieller neuer Standard in der Behandlung des rezidivierten multiplen Myeloms.
Quelle: Moreau P et al.: Isatuximab plus carfilzomib and dexamethasone vs carfilzomib and dexamethasone in relapsed/refractory multiple myeloma (IKEMA): Interim analysis of a phase 3, randomized, open-label study. EHA 2020, Abstr. #LB2603
Bericht: Dr. Ine Schmale