
Jubiläumsfeier im Zeichen der Patient:innen
An der Generalversammlung der vips diskutierten Politik, Fachpersonen und Betroffene über ein patient:innengerechtes Gesundheitssystem. Im Fokus standen Zugänglichkeit, Vergütung und Vertrauen.
Luzern. Über 100 Mitglieder und Gäste nahmen vergangene Woche an der Jubiläums-Generalversammlung der Vereinigung der Pharmafirmen vips im Mandarin Oriental Palace in Luzern teil. In ihrer Ansprache unterstrich Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (SPS) die Bedeutung der Pharmaindustrie für die Gesellschaft und den Standort Schweiz, forderte faire Medikamentenpreise und betonte die Notwendigkeit von Kompromissfähigkeit und gegenseitigem Vertrauen, um gemeinsam auf aktuelle Herausforderungen zu reagieren. «Das Bundesamt für Gesundheit ist zuständig für die Vergütung von Arzneimitteln und ist dabei dem Allgemeinwohl verpflichtet, nicht einzig auf Kostengünstigkeit ausgerichtet. Es ist daher klar, dass das BAG und ein börsenotiertes Pharmaunternehmen teilweise andere Ziele verfolgen. Das ist völlig legitim und ganz bestimmt kein Grund, an der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Politik und Industrie zu zweifeln», sagte Baume-Schneider in ihrer Rede. Sie versicherte, die Anliegen der Pharmaunternehmen «stets sehr ernst» zu nehmen. In keinem Land in Europa seien Preise und Kosten für Medikamente so hoch wie in der Schweiz, die jährlich über 1000 Schweizer Franken pro Kopf für Medikamente ausgibt. «Medikamente sind der zweitgrösste Kostenblock in der obligatorischen Krankenversicherung. Bezüglich der Kosten und Preise ist die Schweiz somit eigentlich das attraktivste Land für Pharmaunternehmen in Europa», schloss die SP-Bundesrätin.
Zwei Podiumsgespräche beleuchteten im Anschluss daran die Frage, ob das Gesundheitssystem in der Schweiz noch patient:innengerecht sei. Persönliche Erfahrungsberichte von Betroffenen wie Patricia Fodor, Ärztin und Patientin mit Amyloidose, und Roman Käser, Typ-2-Diabetiker, verdeutlichten bestehende Hürden bei Zugang und Vergütung. Beide betonten, dass sie sich grundsätzlich gut versorgt fühlten, wiesen aber auf strukturelle Schwächen hin. In der anschliessenden Diskussion kritisierten Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Medizin, dass die Perspektive der Patient:innen in Entscheidungsprozessen oft zu wenig berücksichtigt werde. Gefordert wurden weniger Bürokratie, eine Modernisierung der Preisfestsetzung und ein früherer Zugang zu innovativen Therapien – etwa durch mehr klinische Studien in der Schweiz. Die Generalversammlung endete mit einem gemeinsamen Abendprogramm und der Premiere eines Jubiläumsvideos. (kagr)
Quellen: EDI, Vips
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