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Aktuell laufende Studien der AGO in Österreich

<p class="article-intro">Unter dem Vorsitz von OA Dr. Lukas Angleitner-Boubenizek, Kepler Universitätsklinikum Linz, und OA Dr. Horst Koch, Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU)/LKH Salzburg, fand im Rahmen der AGO-Tagung die traditionelle jährliche Sitzung des WAAGO (wissenschaftlicher Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft für gynäkologische Onkologie) statt. Die Immuntherapie dürfte zunehmend auch Einzug in die gynäkologische Onkologie halten – in Österreich sind dazu zurzeit drei Studien im Gange.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>IMAGyn50: Atezolizumab beim Ovarialkarzinom in der Erstlinie</h2> <p>Die Studie IMAGyn050 ist insofern einzigartig, als es sich um die erste Phase-III-Studie beim Ovarialkarzinom (OC) handelt, in der eine Immuntherapie bei dieser Tumorentit&auml;t in der Erstlinie untersucht wird: Patientinnen mit OC, Tuben- oder Peritonealkarzinom in den FIGO-Stadien III und IV im unresektablen Stadium oder mit Resttumor nach der Operation (OP) werden zum Erhalt einer Chemotherapie (CTx) + Bevacizumab (Beva) +/&ndash; den Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab randomisiert. Das hei&szlig;t, die Studie setzt sich aus einem neoadjuvanten und einem adjuvanten Setting zusammen. Ein Cross-over ist nicht vorgesehen. Atezolizumab ist ein humanisierter PD-L1-Antik&ouml;rper, der bereits f&uuml;r das Urothel- und das nicht kleinzellige Bronchuskarzinom zugelassen worden ist.<sup>1</sup><br />Als koprim&auml;rer Endpunkt sind das progressionsfreie (PFS) und das Gesamt&uuml;berleben (OS) definiert.<br />Insgesamt ist der Einschluss von 1300 Patientinnen vorgesehen. &bdquo;Die Rekrutierung l&auml;uft sehr gut &ndash; wir liegen aktuell &uuml;ber den geplanten Rekrutierungsraten&ldquo;, berichtete Dr. Richard Schwameis, Medizinische Universit&auml;t (MU) Wien. In &Ouml;sterreich wird diese multizentrische Studie zurzeit an vier Zentren (MU Wien, MU Innsbruck, Krankenhaus der Barmherzigen Br&uuml;der [BHB] Graz und PMU/LKH Salzburg) durchgef&uuml;hrt: Es wurden bereits sieben von zehn geplanten Patientinnen eingeschlossen.</p> <h2>ATALANTE: Atezolizumab + Bevacizumab bei OC-Rezidiv</h2> <p>Als bei der WAAGO-Sitzung im Jahr 2017 das Design der Phase-III-Studie ATALANTE (Abb. 1) bei Patientinnen mit Sp&auml;trezidiv eines OC mit nicht muzin&ouml;ser Histologie vorgestellt wurde, war die Studie nur in Frankreich offen. Dort wurde unter der Leitung des Coordinating Investigator Prof. Dr. Jean-Emmanuel Kurtz, Universit&auml;t Stra&szlig;burg, im Oktober 2016 bereits die erste der insgesamt geplanten 405 Patientinnen eingeschlossen. In der Zwischenzeit sind auch die weiteren teilnehmenden L&auml;nder (&Ouml;sterreich, Spanien, Deutschland, Belgien, Tschechien, Israel) aktiv: In &Ouml;sterreich hat als erstes Zentrum im Dezember 2017 die MU Innsbruck gestartet; dort wurden inzwischen drei von vier gescreenten Patientinnen im Rahmen von ATALANTE randomisiert. In weiteren Zentren &ndash; BHB und MU Graz sowie MU Wien &ndash; wurde die Studie im Laufe des April 2018 ge&ouml;ffnet.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Gyn_1802_Weblinks_s38_1.jpg" alt="" width="1459" height="798" /><br />Die Randomisierung erfolgt im 2:1-Schema, d.h., gegen&uuml;ber der Beva+CTx-Therapie erhalten doppelt so viele Patientinnen die M&ouml;glichkeit, mit Atezolizumab als Zusatz zu Beva + CTx behandelt zu werden.<br />Prim&auml;res Studienziel ist die Verl&auml;ngerung des ersten medianen PFS (PFS 1) gem&auml;&szlig; RECIST von 13,0 auf 18,6 Monate. Als weitere Studienparameter werden u.a. das PFS 2, die Zeitspanne bis zur ersten (TFST) und zweiten (TSSST) Folgetherapie, das OS, die Vertr&auml;glichkeit und die Lebensqualit&auml;t (QoL) untersucht. Wesentlich ist auch, dass eine Stratifizierung nach PD-L1-Expression im Tumor zum Zeitpunkt der Rezidivierung erfolgt. Die geplante prim&auml;re Analyse ist f&uuml;r das dritte Quartal im Jahr 2020 angesetzt.</p> <h2>ADVANCE-AGO 54: Impfung + Checkpoint-Blockade</h2> <p>In der vierarmigen Phase-II-Studie ADVANCE-AGO 54 wird die Gabe von Axalimogen Filolisbac (AXAL) in Kombination mit dem PD-1-Inhibitor Nivolumab (Nivo) bei Frauen mit persistierendem, wiederkehrendem oder metastasiertem Zervixkarzinom (PRmCC) untersucht. AXAL ist ein Immunvakzin, das gegen das E7-Gen von HPV 16 gerichtet ist. Dabei werden attenuierte Listerien als Antigenvektor verwendet. Mithilfe von biotechnologisch hergestellten Plasmiden wird ein Fusionsprotein generiert, das imstande ist, zytotoxische T-Zellen gegen den Tumor zu mobilisieren.<br />Das Studiendesign ist so konzipiert, dass PRmCC-Patientinnen (n=500), die auf eine CTx nicht ansprechen oder sich nicht daf&uuml;r eignen, im Rahmen einer &bdquo;safety run-in period&ldquo; f&uuml;r vier Wochen mit AXAL + Nivo behandelt werden und bei Nachweis der Vertr&auml;glichkeit zum Erhalt einer AXAL-Monotherapie (Arm A), Nivo-Monotherapie (Arm B), AXAL + Nivo (Arm C) bzw. einer Mono-CTx nach Wahl des Pr&uuml;farztes randomisiert werden. Die prim&auml;re Analyse wird auf den Vergleich von Arm C und Arm D beschr&auml;nkt sein.<br />Das Studiendesign ist noch nicht fix, der geplante Studienstart ist f&uuml;r Ende 2018/Anfang 2019 angedacht und wird derzeit durch Protokoll&auml;nderungen verz&ouml;gert. In &Ouml;sterreich werden voraussichtlich f&uuml;nf Zentren an dieser internationalen Studie teilnehmen (MU Wien, MU Innsbruck, MU Graz und BHB Graz sowie PMU/LKH Salzburg).</p> <h2>CINTEC-AGO 49: Pr&auml;diktion der CINtec-PLUS-F&auml;rbung bei CIN</h2> <p>Aus dem Bereich der zervikalen Pr&auml;neoplasien hat Dr. Vassiliki Kolovetsiou-Kreiner, MU Graz, die Studie CINTEC-AGO 49 pr&auml;sentiert. <br />&bdquo;Zervikale Dysplasien treten bei 0,5&ndash; 1,2 % der Schwangerschaften auf. Wie bei niedriggradigen, ist eine Regredienz zwar auch bei HPV-assoziierten hochgradigen squam&ouml;sen intraepithelialen L&auml;sionen m&ouml;glich, allerdings k&ouml;nnen Letztere auch persistieren oder fortschreiten. Dia&shy;gnostische Eingriffe an der graviden Zervix sollten nur zur&uuml;ckhaltend durchgef&uuml;hrt werden&ldquo;, erkl&auml;rte Kolovetsiou-Kreiner in ihren einleitenden Worten. Mittels des CINtec&reg; PLUS Kit kann der onkogene Transformationsprozess detektiert werden. Im Rahmen einer dualen F&auml;rbung werden hochgradige zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN) mit einer Sensitivit&auml;t von 82&ndash;96 % und einer Spezifit&auml;t von 77&ndash;82 % nachgewiesen.<sup>2</sup> Zum gegenw&auml;rtigen Zeitpunkt ist noch unklar, ob die Aussagekraft der Testergebnisse auch bei in der Schwangerschaft diagnostizierten CIN gegeben ist. Aus diesem Grund wird in der Studie CINTEC der pr&auml;diktive Wert der CINtec&reg;-PLUS-F&auml;rbung in Bezug auf die postpartalen histologischen Ergebnisse evaluiert. Geplant ist der Einschluss von 129 Schwangeren mit auff&auml;lliger Pap-Zytologie. Dar&uuml;ber hinaus wird auch die QoL in Form von drei Frageb&ouml;gen (Stress aufgrund der CIN-Diagnose, sexuelle Aktivit&auml;t, Angst vor Progress) untersucht. Der Studienplan ist in Abbildung 2 dargestellt.<br />Gegenw&auml;rtig nehmen drei &ouml;sterreichische Zentren &ndash; MU Graz, PMU/LKH Salzburg und das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried &ndash; teil; 20 Patientinnen sind bereits in die Studie eingeschlossen worden. Allerdings appellierte die Referentin an potenzielle Pr&uuml;f&auml;rzte unter den Zuh&ouml;rern: &bdquo;Die Beteiligung von weiteren Zentren ist dringend erw&uuml;nscht, um die Studie erfolgreich abschlie&szlig;en zu k&ouml;nnen.&ldquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Gyn_1802_Weblinks_s38_2.jpg" alt="" width="1456" height="991" /></p> <h2>PITVIN: Ist Imiquimod bei VIN einer Operation &uuml;berlegen?</h2> <p>Bereits vor einigen Jahren stellte Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Gerda Trutnovsky, MU Graz, das Design der Studie PITVIN zur Untersuchung des SOC (&bdquo;standard of care&ldquo;), der Operation (OP), versus die Gabe des Virustatikums Imiquimod bei HPV-assoziierten vulv&auml;ren intraepithelialen Neoplasien (VIN) der Grade 2/3 vor. Mittlerweile wurden 79 der geplanten 110 Patientinnen &ndash; erfolgreich in die Studie eingeschlossen. &bdquo;Das Problem bei der OP ist, dass sie mit Rezidivraten von bis zu 50 % und Komplikationen in Form von lokalen Narbenbildungen assoziiert ist. Als therapeutische Alternative bietet sich Imiquimod an: ein Immunmodulator, der f&uuml;r 16 Wochen lokal appliziert wird. Wir wissen aber immer noch nicht, welche der beiden Optionen vorteilhafter ist&ldquo;, erkl&auml;rte Trutnovsky. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Rezidivrate &auml;hnlich wie bei der OP bei 50 % liegt und die Nebenwirkungen im Allgemeinen mild sind. Nichtsdestoweniger gibt es noch viele offene Fragen: &bdquo;Wir wissen immer noch nicht, warum manche Frauen besser auf Imiquimod ansprechen als andere, das hei&szlig;t, bislang wurden noch keine pr&auml;diktiven Faktoren f&uuml;r die Response identifiziert. Zudem liegt aus klinischen Studien keine Evidenz zur Effektivit&auml;t der einen versus der anderen Ma&szlig;nahme vor. Umso relevanter ist die Durchf&uuml;hrung von PITVIN, um m&ouml;glicherweise mehr Klarheit f&uuml;r die Beantwortung dieser relevanten Frage zu gewinnen.&ldquo; <br />Zu den Endpunkten z&auml;hlen u.a. die klinische und histologische Remission nach sechs Monaten, die HPV-Clearance, die gesundheitsbezogene QoL und die Langzeit-Rezidivrate. &bdquo;Ich hoffe, dass die Re&shy;krutierung im n&auml;chsten Jahr abgeschlossen wird und ich Ihnen die ersten Ergebnisse im Jahr 2020 pr&auml;sentieren darf&ldquo;, so Principal Investigator Prof. Trutnovsky.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: WAAGO-Sitzung am 12. April im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung der Arbeitsgruppe für Gynäkologische Onkologie (AGO) der OEGGG, 12.–14. April 2018 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Fachinformation zu Atezolizumab, Stand: April 2018 2 Singh M et al.: Cancer Cytopathol 2012; 120: 26-34</p> </div> </p>
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