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Medizinstudium neu: Blick über die Grenze

<p class="article-intro">Während in Österreich seit vielen Jahren mit mäßigem Erfolg und dramatischen Verzögerungen an einer alle Probleme verkennenden glänzenden, überteuerten elektronischen Fassade gebaut wird, wurde im Nachbarland Deutschland sechs Jahre lang an einem kausalen Therapieansatz für ein vergleichbare Schwächen zeigendes, bewährtes Gesundheitssystem gearbeitet.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Am 31. M&auml;rz wurde der &bdquo;Masterplan Medizinstudium 2020&ldquo; der &Ouml;ffentlichkeit vorgestellt. Darin wurden Ziele f&uuml;r die &auml;rztliche Ausbildung formuliert und realistische Wege aufgezeigt, die sofort beschritten werden k&ouml;nnen. &bdquo;Mit dem Masterplan Medizinstudium 2020 stellen wir die Weichen f&uuml;r die Ausbildung der n&auml;chsten Medizinergenerationen, die den Herausforderungen einer Gesellschaft des l&auml;ngeren Lebens gerecht werden kann&ldquo;, hei&szlig;t es im Pressetext. Im Folgenden wird zu den einzelnen Themenkreisen aus dem Masterplan zitiert.</p> <h2>Zulassung zum Medizinstudium</h2> <p>Das Hochschulzulassungsrecht wird dahingehend ver&auml;ndert, dass die Hochschulen in ihren Auswahlverfahren neben der Abiturnote mindestens zwei weitere Auswahlkriterien anwenden. Diese sollen insbesondere die sozialen und kommunikativen F&auml;higkeiten sowie die Leistungsbereitschaft der Studienbewerberinnen und -bewerber einbeziehen. Unser besonderes Augenmerk gilt der Arzt-Patienten- Kommunikation, die ma&szlig;geblich die Arzt- Patienten-Beziehung, den Behandlungserfolg und das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten beeinflusst. Aber auch die Zusammenarbeit mit mitbehandelnden &Auml;rztinnen und &Auml;rzten anderer Fachrichtungen &ndash; etwa bei der Begleitung mehrfach und chronisch erkrankter Patientinnen und Patienten &ndash; und mit Angeh&ouml;rigen der anderen Gesundheitsberufe wird noch st&auml;rkeres Gewicht erhalten.<br /> Daf&uuml;r, dass diese Ziele erreicht werden, halten die Autoren des Masterplanes die Allgemeinmedizin offensichtlich f&uuml;r unverzichtbar.</p> <h2>Stellenwert von Allgemeinmedizin und Lehrpraxis</h2> <p>Mit der St&auml;rkung der Allgemeinmedizin in Studium und Forschung wollen wir erreichen, dass der bereits von zahlreichen medizinischen Hochschulen in Kooperation mit haus&auml;rztlich ausgerichteten Praxen eingeschlagene Weg konsequent und nachhaltig fortgesetzt wird. Die Allgemeinmedizin muss im Studium den Stellenwert erhalten, der ihr auch in der Versorgung zukommt. An allen hochschulmedizinischen Standorten soll die allgemeinmedizinische Ausbildung wissenschaftlich qualifiziert angeboten werden. Dazu wird das Ziel verfolgt, an den medizinischen Hochschulen Lehrst&uuml;hle f&uuml;r Allgemeinmedizin zu errichten. So wird die Attraktivit&auml;t des Faches Allgemeinmedizin f&uuml;r Studierende erh&ouml;ht und werden die Hochschulen bei der St&auml;rkung ihrer Profilierung in der Allgemeinmedizin unterst&uuml;tzt. Lehrpraxen werden verst&auml;rkt in die &auml;rztliche Ausbildung einbezogen. Um ein ausreichendes Netz an Lehrpraxen aufzubauen, werden die medizinischen Fakult&auml;ten neue Praxen rekrutieren und Lehr&auml;rztinnen und Lehr&auml;rzte qualifizieren. Wir erwarten, dass &Auml;rztekammern und Kassen&auml;rztliche Vereinigungen sowie die &auml;rztlichen Berufsverb&auml;nde dies unterst&uuml;tzen. Die Ausbildung selbst steht weiterhin unter der Aufsicht der medizinischen Fakult&auml;ten.</p> <h2>Allgemeinmedizinische Wissenschaft</h2> <p>Das Bundesministerium f&uuml;r Bildung und Forschung wird einen Impuls zur weiteren St&auml;rkung der Allgemeinmedizin in der Forschung durch die F&ouml;rderung einer nachhaltigen Netzwerkstruktur von Forschungspraxen geben. Dadurch soll eine stabile Infrastruktur f&uuml;r die allgemeinmedizinische Forschung in Deutschland geschaffen werden, durch die auch klinische Studien patientenorientiert, effizient und den methodischen Standards entsprechend durchgef&uuml;hrt werden k&ouml;nnen. Die Bef&auml;higung zum wissenschaftlichen Arbeiten werden wir weiter st&auml;rken. Der wissenschaftliche Fortschritt er&ouml;ffnet neue diagnostische und therapeutische Optionen. &Auml;rztinnen und &Auml;rzte m&uuml;ssen im Stande sein, das eigene Handeln vor den Hintergrund neuer medizinischer Erkenntnisse fortw&auml;hrend zu pr&uuml;fen.<br /> Die Verbesserung und Weiterentwicklung einer bew&auml;hrten Ausbildung, die von Anfang an auf ein vertrauensvolles Arzt- Patienten-Verh&auml;ltnis, respektvolle Zusammenarbeit aller Beteiligten und Aufwertung der Allgemeinmedizin ausgerichtet ist und nicht nur Kompetenz, sondern auch Haltung f&uuml;r unverzichtbar h&auml;lt, haben offensichtlich keine Technik-geleitete Krankheitsverwaltung zum Ziel. Dieser Masterplan stellt den Menschen in den Mittelpunkt, fordert von allen Verantwortungstr&auml;gern, beginnend beim Gesundheitsministerium &uuml;ber Interessenvertretungen, Krankenversicherungen bis hin zu den Universit&auml;ten, diesen humanistischen Zugang ein und liegt damit weit weg von der Devise des &ouml;sterreichischen Sektionsleiters Dr. Clemens Martin Auer. Dieser postuliert, nunmehr unter dem vierten Gesundheitsminister, dass das Paradigma der besonderen Intimit&auml;t zwischen Arzt und Patient im Zeitalter von &bdquo;e-health&ldquo; zu hinterfragen sei. Auch wird die umfassende Unterst&uuml;tzung einer leistungsf&auml;higen Allgemeinmedizin konkret beschrieben und die daf&uuml;r notwendigen Aufgaben werden den einzelnen Institutionen zugeteilt. In dem zw&ouml;lf Seiten umfassenden Positionspapier kommen die W&ouml;rter Versorgungszentrum, Gesundheitselektronik oder Informationstechnik nicht vor. Es ist selbstverst&auml;ndlich, dass in den Rahmenbedingungen f&uuml;r die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium auch diese Dinge ihren Platz haben werden, aber als Werkzeuge im Dienste einer qualit&auml;ts- und vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung und nicht als deren Ersatz. Die &bdquo;Grenz&uuml;berschreitung&ldquo; &ouml;sterreichischer Medizinerinnen und Mediziner scheint auch in Zukunft gesichert.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Gemeinsame Presseaussendung des Bundesministeriums für Gesundheit und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Berlin, 31. März 2017, und der Beschlusstext „Masterplan Medizinstudium 2020“, abrufbar unter www.bundesgesundheitsministerium.de </p>
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