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KA-AZG – „eine überfällige Notwendigkeit“

<p class="article-intro">Wie sie die Zukunft ihres Faches sieht, insbesondere was die „Facharztausbildung NEU“ und die damit zusammenhängenden zentralen Fragestellungen betrifft, erläutert Univ.-Prof. Dr. Petra Kohlberger, Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien und Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, im Interview.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><strong>Wo muss sich das Fach wandeln, und was wird auch noch in f&uuml;nf Jahren aktuell sein?</strong><br /> <strong>P. Kohlberger:</strong> Die Spezialisierung des Faches schreitet mehr und mehr voran, und das sehen wir auch in anderen Fachdisziplinen. Die Herausforderung f&uuml;r die kommenden Jahre liegt sicherlich in der Weiterentwicklung der &Auml;rzte-Ausbildungsordnung und der Spezialisierungsverordnung. In beiden Kategorien arbeitet die OEGGG eng mit der &Ouml;sterreichischen &Auml;rztekammer zusammen, um f&uuml;r die kommende Generation der Fach&auml;rztinnen und Fach&auml;rzte die optimalen Voraussetzungen f&uuml;r ihre Karriere zu schaffen.</p> <p><strong>Welche Auswirkungen sind mit dem Inkrafttreten der neuen Ausbildungsverordnung &ndash; &bdquo;Facharztausbildung NEU&ldquo; &ndash; zu erwarten?</strong><br /> <strong>P. Kohlberger:</strong> Die neue &Auml;rzte-Ausbildungsordnung der &Ouml;sterreichischen &Auml;rztekammer stellt eine notwendige Weiterentwicklung dar und ber&uuml;cksichtigt insbesondere im zweiten Teil der Facharztausbildung &ndash; der sogenannten Sonderfachschwerpunktausbildung &ndash; die einzelnen Spezialgebiete im Fach Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Aus den sieben angebotenen Modulen muss die Kollegin bzw. der Kollege drei Module ausw&auml;hlen zu je neun Monaten Ausbildungsdauer. Nicht alle Ausbildungsst&auml;tten haben die Anerkennung f&uuml;r alle sieben Module und daher wird in Zukunft die Flexibilit&auml;t in der Gestaltung der Dienstvertr&auml;ge im Krankenhaus, aber auch die Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen zur Rotation in andere H&auml;user von gr&ouml;&szlig;erer Bedeutung sein.</p> <p><strong>Wie wirkt sich der steigende Anteil der Frauen unter den Fach&auml;rzten, etwa auf die Personalplanung und neue Arbeitszeitmodelle, aus?</strong><br /> <strong>P. Kohlberger:</strong> Anhand der Absolventenzahlen ist deutlich zu sehen, dass der Gro&szlig;teil der jungen Fach&auml;rzte Frauen sind. Die Notwendigkeit der Vorhaltung von familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen und die M&ouml;glichkeit, Teilzeit zu arbeiten und auch die Facharztausbildung in Teilzeit absolvieren zu k&ouml;nnen, sind Rahmenbedingungen, die in vielen Krankenh&auml;usern erst geschaffen werden m&uuml;ssen.</p> <p><strong>Welchen Einfluss hat das Krankenanstalten- Arbeitszeitgesetz (KA-AZG) auf die Facharztausbildung?</strong><br /> <strong>P. Kohlberger:</strong> Das F&uuml;hren eines Ausbildungs- Log-Buches und die Dokumentation der absolvierten operativen Eingriffe, Geburten und Untersuchungen/Gespr&auml;che mit unseren Patientinnen sind unabdingbare Voraussetzung f&uuml;r die Erlangung des Raster-Zeugnisses. Das KA-AZG war eine bereits seit Langem &uuml;berf&auml;llige Notwendigkeit, da durchgehende Arbeitszeiten von 32 bis 49 Stunden eher der Arbeitsleistung eines normalen Arbeitnehmers in der Woche entsprechen und &uuml;blicherweise nicht durchgehend am St&uuml;ck geleistet werden. Insbesondere die Arbeitsverdichtung &ndash; Zunahme der Dokumentation, Steigerung der Patientinnenfrequenzen bei gleichzeitiger Reduktion der Belagstage &ndash; hat zu einer vermehrten Belastung im Nachtdienst gef&uuml;hrt und ein &bdquo;Durcharbeiten&ldquo; im Krei&szlig;saal ist eher die Regel als die Ausnahme in vielen Krankenh&auml;usern. Jedoch bedingt die reduzierte Anwesenheit im Krankenhaus aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten auch eine geringere M&ouml;glichkeit, den OP-Katalog im Rahmen der Ausbildung rasch zu f&uuml;llen. Hier ist insbesondere in der OP-Plan-Einteilung noch mehr R&uuml;cksicht auf die individuellen Ausbildungserfordernisse zu nehmen.</p> <p><strong>Neu sind auch Diplome durch Spezialisierungen (&bdquo;Fellowships&ldquo;), die nach der Ausbildung zum Facharzt von europ&auml;ischen Fachgesellschaften vergeben werden. Wie sehen Sie diese Entwicklung?</strong><br /> <strong>P. Kohlberger:</strong> Derzeit werden in unserem Fach Fellowship-Ausbildungsprogramme von der ESGO (European Society of Gynaecological Oncology), der EUGA (European Urogynaecology Association), der ESHRE (European Society of Human Reproduction and Embryology) und der EAPM (European Association of Perinatal Medicine) verliehen; dies nach Absolvierung eines definierten Ausbildungscurriculums an einer von der entsprechenden Gesellschaft f&uuml;r die Ausbildung zertifizierten Abteilung bzw. Klinik.<br /> F&uuml;r das Fach Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist die Spezialisierung auf dem Gebiet der Palliativmedizin bereits in der Vollversammlung der &Ouml;&Auml;K beschlossen worden und wir erwarten den Beschluss f&uuml;r die Spezialisierung auf dem Gebiet der Psychosomatik f&uuml;r Ende 2017. Die Spezialisierungen in Analogie zu den europ&auml;ischen Fachgesellschaften wurden von der OEGGG eingereicht, jedoch aufgrund der gro&szlig;en Anzahl an Antr&auml;gen f&uuml;r Spezialisierungen vorerst noch zur&uuml;ckgestellt. Aktuell besteht daher aber die M&ouml;glichkeit die Fellowship-Spezialisierung auf europ&auml;ischer Ebene zu absolvieren. Meine pers&ouml;nliche Einsch&auml;tzung ist jedoch, dass die Absolvierung des Fellowships auf europ&auml;ischer Ebene f&uuml;r die jungen Kolleginnen und Kollegen zielf&uuml;hrender ist, da die europ&auml;ische Spezialisierung &uuml;berall bedenkenlos anerkannt wird und so der Mobilit&auml;t in der Auswahl des zuk&uuml;nftigen Arbeitsplatzes keine Grenzen gesetzt werden.</p></p>
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