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Dr. Christian Euler erhält Ehrenring der Stadt Rust
DAM
Autor:
Dr. Peter Pölzlbauer
E-Mail: poelzpe@utanet.at
30
Min. Lesezeit
13.07.2017
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<p class="article-intro">Rust am Neusiedler See, berühmt für seine Störche und seinen Wein, ist seit 1691 Freistadt. Damals wurde das ursprünglich kleine Fischerdorf per Dekret von Leopold I. als von regionalen Herrschern unabhängig erklärt und unterstand fortan nur noch dem Kaiser. So etwas macht selbstbewusst. Die Stadtväter von Rust haben nun beschlossen, ihren scheidenden Gemeidearzt Dr. Christian Euler mit der höchsten Auszeichnung zu ehren, den ihre Kommune zu vergeben hat: dem Ehrenring der Freistadt Rust.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Der prachtvolle Seehof war würdiger Rahmen für eine kleine Feier, die von musikalischen Darbietungen untermalt wurde. In seiner Laudatio spannte Bürgermeister Mag. Gerold Stagl einen breiten Bogen um das Wirken Dr. Eulers, das sechsunddreißig Jahre umfasste. Ursprünglich aus Wien kommend haben Christian Euler und seine Frau Elisabeth, auch sie Ärztin, ihren Turnus in Eisenstadt gemacht, schon damals mit einem sehnsüchtigen Blick aufs Land, wo sie zu leben gedachten. Rust bot sich an: mit gerade einmal 1900 Einwohnern ein Dorf, mit seiner bürgerlichen Pracht aber doch auch ein bisschen städtisch. Freilich, ganz von selbst ging das nicht, die Stadtväter (und -mütter), allen voran der Bürgermeister, mussten ihr Einverständnis geben. Dass dieses bis heute ungetrübt ist, spricht für beide Seiten. In diesem Zusammenhang konnte sich der Bürgermeister einen Seitenhieb nicht verkneifen: Die bundesweite Abschaffung des Gemeindearztes habe zu einer empfindlichen Verschiebung im politischen Mikroklima der Gemeinden geführt. Die Ärzte, die in nächster Nachbarschaft mit den Bewohnern leben sollen, werden von außen und somit fremdbestimmt.<br /> Für Euler hatte der Beruf Gemeindearzt zunächst einmal einen Pferdefuß: Rust war eben Stadt und der Gemeindearzt definitionsgemäß Stadtarzt, was bedeutete, dass nach gemessener Frist ein Physikat vorzulegen war. Als der mittlerweile weithin bekannte und allseits beliebte Hausarzt sich beruflich außerstande sah, den mit der Physikatsprüfung verbundenen Aufwand zu leisten, stand ihm seine Frau Elisabeth zur Seite und erledigte fortan die stadtärztlichen Belange, die in der Regel über die gemeindeärztlichen hinausgehen.<br /> In der Familie Euler gab es mittlerweile sieben Kinder: Diese erlebten in einem geräumigen Haus, umgeben von einem weitläufigen Garten, das Landleben schlechthin: Neben Obst und Gemüse gab es Hühner, Schafe, dann auch eine Kuh und einen Haflinger. Diese Idylle, die zugleich auch harter, arbeitsintensiver Alltag war, verschwand, nachdem alle maturiert hatten. Dennoch erinnern sich alle bis heute gerne daran.<br /> In den engen Stadtmauern Rusts gab es immer schon eine evangelische und eine römisch-katholische Kirche als Zeichen einer Zeit, da die Freistadt nicht dem Glauben eines Landesfürsten folgen musste.<br /> Den geistlichen Herren fiel schon vor Jahren bei ihren Versehgängen auf, dass die Sterbenden weit über das Maß ärztlicher Verpflichtung hinaus betreut wurden. Sie wandten sich an den Stadtrat, der sich bei Dr. Christian Euler mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft bedankte.<br /> Bürgermeister Mag. Stagl vergaß in seiner Rede natürlich nicht die vorangegangenen Ehrungen und schloss dann mit einem bemerkenswerten Hinweis: Jahrelang sei Dr. Euler der Präsident des Österreichischen Hausärzteverbandes (ÖHV) gewesen und als solcher energisch gegen ELGA aufgetreten. Es war dem Politiker anzumerken, dass er das nicht so recht vestanden hatte. Als er jedoch hinzufügte, als Patient zu verstehen, dass jedes Mehr an Bürokratie ein Weniger an ärztlicher Zuwendung bedeute, erntete er lang anhaltenden Szenenapplaus.<br /> In seiner Dankesrede zeichnete Christian Euler noch einmal das Bild der Hausarzt-Patienten-Beziehung, wie es sie wahrscheinlich nie wieder geben wird. Er tat das in seiner unnachahmlichen Art – und als er die abschließenden Sätze in Reimform sprach, wurden viele Augen feucht.<br /> Dr. Euler war der letzte Präsident des Österreichischen Hausärzteverbandes, wie wir ihn kennen.</p></p>
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