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„Die Torheit der Regierenden“
DAM
30
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08.09.2016
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<p class="article-intro">Die amerikanische Historikerin Barbara Tuchman hat in ihrem berühmten Buch mit dem Originaltitel „The March of Folly“ einen weiten Bogen – anders machen es Amerikaner wohl nicht – über die Geschichte der Menschheit, von Troja bis Vietnam, gespannt. Ihr Fazit: Die Regierungskunst hat sich im Gegensatz zu den Wissenschaften und sozialen Errungenschaften kaum entwickelt. Das kleine Österreich und dessen Gesundheitswesen kommen im Werk der universell Gebildeten naturgemäß nicht vor. Aber es gibt bemerkenswerte Parallelen.</p>
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<p class="article-content"><p>Ein Sozialversicherungssystem sollte ermöglichen, dass alle gleich gut behandelt werden. Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen, wie es Karl Marx einmal voll Enthusiasmus formuliert hat. Aber ach: In der ORF-Sendung „Am Schauplatz“ haben viele Patienten die Zweiklassenmedizin beklagt, unter der sie zu leiden haben. Dass genau diese von den Verantwortlichen hartnäckig geleugnet wird, beweist deren Torheit.</p> <h2>Das Trojanische Pferd</h2> <p>Während Patienten dem Gesundheitssystem hilflos ausgeliefert sind, haben Ärzte eine mächtige, wie viele Medien behaupten übermächtige Vertretung. Möchte man meinen. Unter den wohlwollenden Augen der Österreichischen Ärztekammer findet derzeit in der Steiermark ein Probelauf für ELGA statt – und läuft nicht rund. Aber das seien nur Anfangsschwierigkeiten, behaupten wie üblich die Verantwortlichen. Direktor DI (FH) Volker Schörghofer geht sogar so weit, ELGA als Patientenrecht zu postulieren. Dass die Nichtkassenvertragsärzte von dieser Pflicht befreit bleiben, verschweigt er. Diese werden inzwischen jedoch immer mehr.</p> <h2>Die Medizin wird weiblich</h2> <p>Quer durch die Alpen gellt ein Schrei – wer wollte ihn nicht hören? Die Frauen, die Hälfte der Bevölkerung, sind ein gewaltiges intellektuelles Kapital, das man nützen muss. Sofort fühlt man sich an Madame Curie erinnert, die erste Frau – und den bisher einzigen Menschen –, der es gelang, in zwei verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen einen Nobelpreis zu erringen. Eine Fotografie, die sie zusammen mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter zeigt, ist das einzige Familienbild, das drei Nobelpreisträger gemeinsam zeigt. Und dabei wird es wohl bleiben. Denn heute gelten andere Werte. „Work-Life-Balance“ ist das Zauberwort der Gegenwart – so viel Freizeit wie möglich, so viel Arbeit wie nötig. „Marx light“, wenn man so will. Ob das dem Fortschritt der Wissenschaft frommt, sei dahingestellt, aber den Verantwortlichen gefällt’s. Denn auf dieser Basis können sie sich ihren Herzenswunsch erfüllen: die Primary Healthcare Center (PHC).</p> <h2>Der Österreichische Hausärzteverband (ÖHV)</h2> <p>Eine kleine, aber artikulationsfähige Minderheit hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Erinnert Sie das an etwas? Richtig – das kleine gallische Dorf, das, wenn auch mit zweitausendjähriger Verspätung, dem mächtigen Cäsar getrotzt hat. <em>(dpö)</em></p></p>
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