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Digestive Disease Week 2017

Neues zur diagnostischen und interventionellen Endoskopie

<p class="article-intro">Im Folgenden werden drei interessante Abstracts vorgestellt, die an der diesjährigen Digestive Disease Week (DDW) in Chicago präsentiert wurden. Die DDW ist das grösste internationale Treffen von Ärzten und Forschern aus den Gebieten Gastroenterologie, Hepatologie, Endoskopie und gastrointestinale Chirurgie.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Innere_1704_Weblinks_s29.jpg" alt="" width="2315" height="1498" /></h2> <h2>Verbesserte Detektionsrate bei kolorektalem Adenom mit dem Endocuff Vision<sup>&reg;</sup></h2> <p>Die englischen Kollegen um Wee Sing Ngu stellten eine interessante forschergef&uuml;hrte und von der Industrie gesponserte Studie vor, die auf das Portfolio des britischen National Institute for Health Research zugeschnitten wurde.<sup>1</sup></p> <h2>Hintergrund</h2> <p>Die Adenom-Detektionsrate (ADR) stellt ein Qualit&auml;tsmerkmal der Screening- Koloskopie dar. Es konnte gezeigt werden, dass eine niedrige ADR mit einem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r ein Intervall-Karzinom nach Screening-Koloskopie und mit einem reduzierten &Uuml;berleben bei Kolonkarzinom assoziiert ist. Die Koloskopie ist der Goldstandard zur Erkennung grosser Kolonpathologien, die Qualit&auml;t der Untersuchung variiert jedoch aufgrund der Untersucher- abh&auml;ngigen ADR. Die ADR kann durch Hilfsmittel wie den Endocuff Vision<sup>&reg;</sup> (EV) verbessert werden, was sich auch g&uuml;nstig auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Die Autoren stellten an der DDW 2017 die erste multizentrische, randomisiert kontrollierte Studie vor, in welcher die ADR bei Standard-Koloskopie (SC) mit derjenigen bei EV-assistierter Koloskopie (EAC) verglichen wurde.</p> <h2>Methoden</h2> <p>In der Studie wurden Patienten aus sieben englischen Spit&auml;lern eingeschlossen, welche aus folgenden Gr&uuml;nden zur Koloskopie kamen: Symptome, Surveillance im Rahmen des britischen Darmkrebs-Screening- Programms (BCSP) oder nach einem positiven Blutstuhltest. Weder die Patienten noch die Untersucher waren verblindet.</p> <h2>Resultate</h2> <p>Insgesamt konnten die Autoren zwischen November 2014 und Februar 2016 1772 Patienten (57 % m&auml;nnlich, mittleres Alter 62 Jahre) f&uuml;r ihre Studie rekrutieren. Davon stammten 975 Patienten aus dem BCSP. Mittels EAC konnte die ADR von 36,2 % auf 40,9 % (p=0,02) erh&ouml;ht werden. F&uuml;r diesen Anstieg war massgeblich die erh&ouml;hte ADR bei Patienten aus dem BCSP verantwortlich (50,9 % bei SC vs. 61,7 % bei EAC; p&lt;0,001). Die mittlere Anzahl an entdeckten Adenomen pro Koloskopie war in der EAC-Gruppe h&ouml;her (0,95 vs. 0,75; p=0,02) und auch hier war das Resultat durch die BCSP-Population (1,59 vs. 1,20; p=0,004) getrieben. Die Detektion aller Polypen war mit EAC h&ouml;her als in der SC-Gruppe (54,1 % vs. 48 % ; p=0,005). In der EAC-Gruppe wurden zudem mehr linksseitige Adenome gefunden als in der Standard-Gruppe (26,1 % vs. 22,2 % ; p=0,03). In Bezug auf die Detektion von grossen Adenomen (=10mm) ergab sich kein Unterschied zwischen den zwei Gruppen. Jedoch fanden sich signifikante Unterschiede f&uuml;r kleine (6&ndash;9mm; 10,6 % vs. 7,7 % ; p=0,02) und sehr kleine Adenome (=5mm; 34,6 % vs. 30,8 % ; p=0,04). Ebenso war die Detektionsrate von sessilen, gezahnten (&laquo;serrated&raquo;) Polypen (2,3 % vs. 1,1 % ; p=0,03) und von Karzinomen (4,1 % vs. 2,3 % ; p=0,02) in der EAC-Gruppe h&ouml;her als bei Standard- Koloskopie. Der EV musste in 4,1 % der F&auml;lle entfernt werden. Die mediane Zeit bis zur Ileoz&ouml;kalintubation betrug in der SC-Gruppe 9 Min. und in der EACGruppe 8 Min. (p=0,001). Es fanden sich jedoch keine Unterschiede in Bezug auf die z&ouml;kale Intubationsrate und die R&uuml;ckzugszeit. Der Patientenkomfort war in beiden Gruppen gleich gut, bis auf die anale Intubation, die in der EAC-Gruppe signifikant h&auml;ufiger als unangenehm beurteilt wurde (23,6 % vs. 15,0 % ). Es traten keine signifikanten Komplikationen im Zusammenhang mit der Manschette auf.</p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Bei Patienten mit einem positiven Test auf okkultes Blut im Stuhl (FOBT) verbesserte die EV-unterst&uuml;tzte Koloskopie die ADR im Vergleich zur Standard-Koloskopie. Die EAC erm&ouml;glichte eine schnellere Ileoz&ouml;kalintubation und war abgesehen vom schlechteren Patientenkomfort w&auml;hrend der analen Intubation in allen weiteren Aspekten der Untersuchung der Standard- Koloskopie ebenb&uuml;rtig. Die Autoren schliessen daraus, dass der Endocuff Vision <sup>&reg;</sup> bei Patienten mit positivem FOBT f&uuml;r die Screening-Koloskopie empfohlen werden sollte.</p> <h2>Devitalisierung der Magenmukosa: eine neue bariatrische Therapie mit Potenzial</h2> <p>Mit der stetigen Zunahme der Adipositas in den westlichen L&auml;ndern werden sich Gastroenterologen und Endoskopiker zunehmend mit endoskopischen Therapieoptionen f&uuml;r adip&ouml;se Patienten auseinandersetzen m&uuml;ssen. Die Gruppe von Andreas Oberbach pr&auml;sentierte einen solchen vielversprechenden Therapieansatz im Tiermodell.<sup>2</sup></p> <h2>Hintergrund</h2> <p>Die Magenmukosa reguliert massgeblich das V&ouml;llegef&uuml;hl sowie den Fett- und Glukosestoffwechsel. Daher wird in der bariatrischen Chirurgie z.B. mittels Anlage eines Schlauchmagens (SG; &laquo;sleeve gastrectomy&raquo;) nicht nur das Magenf&uuml;llvolumen um ca. 70 % reduziert, sondern auch die gesamte Magenmukosa um einen &auml;hnlich hohen Prozentsatz reduziert. Der unabh&auml;ngige Effekt, den die Reduktion der Magenmukosa mit sich bringt, ist bis dato unbekannt. Daher haben die Autoren dieses spannenden Abstracts eine prospektive Studie im Tiermodell entworfen, um einerseits die Durchf&uuml;hrbarkeit der endoskopischen Devitalisierung der Magenmukosa (GMD; &laquo;gastric mucosal devitalization &raquo;) und anderseits die Effekte dieser GMD auf den Gewichtsverlauf von 8 Wochen alten deutschen Sattelschweinen (K&ouml;rpergewicht zwischen 30 und 35kg) zu testen.</p> <h2>Methoden</h2> <p>In der Studie wurden drei Behandlungsgruppen miteinander verglichen: endoskopische GMD (7 Schweine), chirurgische SG (7 Schweine) und Kontrollgruppe (7 Schweine; nur Sedation ohne Intervention). Um eine GMD zu erreichen, wurde herk&ouml;mmliches NaCl in die Submukosa injiziert und anschliessend die Fundus- und Korpusmukosa mittels Argon- Plasmakoagulation (APC) devitalisiert. Die SG wurden laparoskopisch mit einer linearen Staplernaht so durchgef&uuml;hrt, dass das Magenvolumen um 70 % reduziert wurde. Alle 21 Schweine erhielten postinterventionell w&auml;hrend vier Tagen nur fl&uuml;ssige Kost, anschliessend Kost ad libitum. Das K&ouml;rpergewicht wurde t&auml;glich gemessen und die mittleren proportionalen Ver&auml;nderungen des K&ouml;rpergewichts in den drei Gruppen miteinander verglichen.</p> <h2>Resultate</h2> <p>Die GMD konnte bei allen Tieren ohne Komplikationen erfolgreich durchgef&uuml;hrt werden (technische Erfolgsrate 100 % ). In beiden Interventionsgruppen (GMD und SG) war die Gewichtsreduktion nach 4 und nach 8 Wochen signifikant gr&ouml;sser als in der Kontrollgruppe (GMD nach 4 Wochen: 18,2 % ; nach 8 Wochen: 37,3 % ; SG nach 4 Wochen: 27,1 % ; nach 8 Wochen: 62,1 % ). Nach 4 Wochen zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den zwei Interventionsgruppen, nach 8 Wochen hatten Tiere in der SG-Gruppe jedoch signifikant mehr abgenommen als diejenigen in der GMD-Gruppe. Dieses Resultat ist am ehesten mit einer Regeneration der Mukosa nach APC-Behandlung zu erkl&auml;ren.</p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Die Autoren konnten zeigen, dass die Devitalisierung der Magenmukosa auch ohne Reduktion des Magenvolumens in einer signifikanten Gewichtsreduktion resultiert. Jedoch gilt es zu bedenken, dass der Effekt aufgrund der Mukosaregeneration nach 8 Wochen abnimmt. Die Autoren betonen, dass der genaue Wirkmechanismus unklar ist und dass die Magenmukosa als m&ouml;gliches Ziel in der Adipositasbehandlung weiter untersucht werden sollte. Die GMD k&ouml;nnte in Zukunft zu einer neuen endoskopischen Therapieoption in der Bariatrie werden.</p> <h2>Cholangioskopie-gesteuerte Laserlithotripsie versus konventionelle endoskopische Therapie bei grossen Choledochussteinen</h2> <p>Die Einf&uuml;hrung von neuen, qualitativ hochstehenden Cholangioskopie-Systemen erm&ouml;glicht nun auch die Laserlithotripsie unter guter direkter Sicht. Dies zeigten Buxbaum JL et al. in einem randomisierten Versuch.<sup>3</sup></p> <h2>Hintergrund</h2> <p>Es ist bekannt, dass Gallensteine im Ductus hepaticus communis (CBD), die gr&ouml;sser als 1cm sind, schlechter endoskopisch extrahiert werden k&ouml;nnen und dass deshalb h&auml;ufig eine Lithotripsie n&ouml;tig ist. Fr&uuml;here Richtlinien empfahlen bei grossen CBD-Steinen jeweils eine mechanische Lithotripsie, w&auml;hrend die aktuellen Leitlinien die Cholangioskopie-gesteuerte Lithotripsie mit oder ohne Ballondilatation oder mechanische Lithotripsie favorisieren. Es gibt bisher jedoch keine randomisierten Studien, welche die Zweckm&auml;ssigkeit dieses Vorgehens untersucht haben.</p> <h2>Methoden</h2> <p>Patienten mit Choledocholithiasis (Steindurchmesser &gt;1cm) wurden in einem Verh&auml;ltnis von 2:1 blind in zwei Gruppen randomisiert: 1) Cholangioskopie-gesteuerte Laserlithotripsie und 2) konventionelle endoskopische Therapie. Die Cholangioskopie wurde mit einem endoskopischen &laquo;Single operator&raquo;-System durchgef&uuml;hrt. Um auch die aktuell geltenden Richtlinien widerzuspiegeln, waren konventionelle Therapien wie die mechanische Lithotripsie oder die Ballondilatation auch in der Laserlithotripsie-Gruppe erlaubt. Die Randomisierung wurde anhand von fr&uuml;heren ERCP stratifiziert.<br /> Als prim&auml;rer Endpunkt wurde die komplette S&auml;uberung des CBD von intraduktalen Gallensteinen definiert. Weitere Endpunkte waren die Endoskopie-Dauer, die R&ouml;ntgendauer und die Anzahl an Endoskopien, die f&uuml;r die komplette Steinentfernung n&ouml;tig waren. Die Sicherheitsendpunkte umfassten Komplikationen wie z.B. Post-ERCP-Pankreatitis, Cholangitis oder Blutung.</p> <h2>Resultate</h2> <p>Insgesamt wurden 59 Patienten auf die zwei Therapiegruppen randomisiert. Die Gruppen unterschieden sich bez&uuml;glich der Patientencharakteristika nicht. Der prim&auml;re Endpunkt wurde in der Laserlithotripsie- Gruppe bei 92 % (38/41) der Patienten und in der Gruppe mit konventioneller Therapie bei 67 % (12/18) der Patienten erreicht (p=0,018). Neun Patienten (3 aus der Laserlithotripsie-Gruppe und 6 aus der konventionellen Therapiegruppe) mit erfolgloser ERCP wurden mittels chirurgischer Gangexploration weiterbehandelt. Die mittlere Untersuchungsdauer betrug in der Laserlithotripsie-Gruppe 118 (&plusmn;48,3) Min. verglichen mit 81,2 (&plusmn;39,1) Min. bei konventioneller Therapie (p=0,022). Im Hinblick auf R&ouml;ntgendauer, Anzahl der erforderlichen Interventionen und Komplikationen fanden sich keine Unterschiede zwischen den zwei Behandlungsarmen. Folgende Komplikationen traten auf: Cholangitis (2x in der Lasergruppe, 1x in der konventionellen Gruppe), Post-ERCP-Pankreatitis (2x in der Laser- und 1x in der konventionellen Gruppe). Eine Cholangitis in der konventionellen Therapiegruppe f&uuml;hrte zur fatalen Sepsis. In der Lasergruppe stellte die Cholangioskopie-gesteuerte Laserlithotripsie bei allen Patienten die prim&auml;re Behandlungsmodalit&auml;t dar; bei 25 Patienten (61 % ) wurden zus&auml;tzlich eine mechanische Lithotripsie und/oder eine papill&auml;re Ballondilatation durchgef&uuml;hrt. In der Gruppe mit konventioneller Therapie war die Ballondilatation des Sphinkter Oddi als alleinige Therapie bei drei Patienten erfolgreich, w&auml;hrend bei den restlichen 15 Patienten (83 % ) eine mechanische Lithotripsie und/oder eine papill&auml;re Dilatation durchgef&uuml;hrt wurden.</p> <h2>Schlussfolgerung</h2> <p>Im Vergleich zur konventionellen Therapie weist die Cholangioskopie-gef&uuml;hrte Laserlithotripsie bei grossen CBD-Steinen eine h&ouml;here Extraktionsrate auf und reduziert die Notwendigkeit einer chirurgischen Intervention. Allerdings ist die Cholangioskopie- gesteuerte Laserlithotripsie zeitaufwendiger als die konventionelle endoskopische Steinextraktion.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Ngu WS et al.: Improving colorectal adenoma detection rate with endocuff vision. Results of the adenoma randomised controlled trial. Gastroenterology 2017; 152 (Suppl 1): S1313-4 <strong>2</strong> Oberbach A et al.: Gastric Mucosal Devitalization (GMD): a potential new endoscopic bariatric therapy. Gastrointest Endosc 2017; 85(Suppl 1): AB275-6 <strong>3</strong> Buxbaum JL et al.: Randomized trial of cholangioscopy- guided laser lithotripsy vs. conventional endoscopic therapy for large bile duct stones. Gastrointest Endosc 2017; 85(Suppl 1): AB613</p> </div> </p>
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