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DDW 2016

Highlights zu funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen: Krankheiten der Brain-Gut-Achse

<p class="article-intro">In diesem Artikel gehen wir auf die neuen Rome-IV-Leitlinien und einige interessante Studien zu funktionellen gastroduodenalen Krankheiten und dem Reizdarmsyndrom (IBS) ein, welche bei der diesjährigen Digestive Disease Week (DDW 2016), 21.–24. Mai in San Diego, präsentiert wurden.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Diverse gastrointestinale Erkrankungen der Brain-Gut-Achse durch Rome-IV-Leitlinien sowohl in Klinik als auch Forschung neu klassifiziert; grundlegende Ver&auml;nderung gegen&uuml;ber Rome-III-Leitlinien ist (beinahe) komplette Aufhebung der Terminologie &laquo;funktionell&raquo;</li> <li>Weitere wichtige &Auml;nderungen durch Rome IV: Neueinteilungen von Krankheiten, die u.a. durch zentralwirksame Substanzen verursacht werden (z.B. Opioid-induzierte Obstipation, narkotisches Darmsyndrom, Cannabis-bedingtes Hyperemesissyndrom)</li> <li>Beim IBS wurde Terminologie &laquo;Unwohlbefinden&raquo; aus Definition gestrichen</li> <li>Bei IBS-Subtypen, die nicht mehr als g&auml;nzlich unterschiedliche Krankheitsbilder betrachtet werden, sollte Analyse des Stuhlgangs nur auf symptomati-sche Episoden bezogen werden</li> </ul> </div> <h2>Rome-Kriterien</h2> <p>Die Rome Foundation wurde Ende der 1980er-Jahre ins Leben gerufen, als das Verst&auml;ndnis f&uuml;r die Pathophysiologie der funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen noch sehr unzureichend war und es noch keine international anerkannten Leitlinien oder Klassifikationssysteme diesbez&uuml;glich gab. &Uuml;ber die letzten Jahre gewannen die Rome-Kriterien prim&auml;r in der Forschung, nun auch in der Klinik immer mehr an Bedeutung.<sup>1</sup><br /> <br /> <strong>Rome IV &ndash; was ist neu?</strong><br /> Die Definition der &laquo;funktionellen Magen-Darm-Erkrankung&raquo; hat sich &uuml;ber die letzten Jahre von initial &laquo;Abwesenheit einer organischen Erkrankung&raquo; zu einer &laquo;stressbedingten oder psychiatrischen Erkrankung&raquo;, weiter zu einer &laquo;Motilit&auml;tsst&ouml;rung&raquo; und mit Rome III schliesslich zu einer &laquo;funktionellen Magen-Darm-Erkrankung&raquo; ge&auml;ndert. Bei den Rome-IV-Kriterien wurde nun Wert darauf gelegt, dass die Definition so formuliert wird, dass sie &laquo;positiv&raquo;, d.h. nicht &laquo;Ausschluss einer Erkrankung&raquo; ist, den Stand der aktuellen Wissenslage reflektiert und nicht stigmatisierend wirkt.<sup>2</sup><br /> Somit lautet die aktuelle Definition nun folgendermassen: Funktionelle gastrointestinale Krankheiten sind Erkrankungen der Brain-Gut-Achse. Es ist eine Gruppe von Krankheiten, welche klassifiziert wird durch gastrointestinale Symptome und sich auf folgende Kombinationen beziehen kann: Motilit&auml;tsst&ouml;rungen, viszerale Hypersensitivit&auml;t, beeintr&auml;chtigte Mukosa-, Immunfunktion, Darmflora oder ZNS-Verarbeitung.<br /> <br /><strong> Elimination der Terminologie &laquo;funktionell&raquo;</strong><br /> Die Terminologie &laquo;funktionell&raquo; ist unspezifisch und potenziell stigmatisierend. Daher wurde &laquo;funktionell&raquo; sowohl aus dem &Uuml;berbegriff, wie oben erw&auml;hnt, als auch aus diversen Untergruppen der Rome- III-Krankheiten (z.B. aus den &laquo;funktionellen&raquo; &ouml;sophagealen, gastroduodenalen, anorektalen, Darm-, Gallenblasen- und Sphinkter-Oddi-Krankheiten) eliminiert.<br /> <br /><strong> Zentralvermittelte gastrointestinale Schmerzen</strong><br /> Das funktionelle abdominale Schmerzsyndrom (&laquo;functional abdominal pain syndrome&raquo;) wurde in &laquo;zentralvermitteltes abdominales Schmerzsyndrom&raquo; umbenannt, um die vorherrschende Beteiligung des zentralen Nervensystems in der Entstehung der Symptome zu akzentuieren.<br /> <br /><strong> Substanz-bedingte Symptome</strong><br /> Das &laquo;narcotic bowel syndrome&raquo; (Opioid-induzierte gastrointestinale Hyperalgesie) wird neu zu den zentralvermittelten gastrointestinalen Schmerzsyndromen gez&auml;hlt, die Opioid-induzierte Obstipation zu den (ehemals funktionellen) Darmkrankheiten und das Cannabis-bedingte Hyperemesissyndrom (in Abgrenzung zu &laquo;cyclic vomiting syndrome&raquo;) zu den gast-roduodenalen Krankheiten.<br /> <br /><strong> Refluxhypersensitivit&auml;t (hypersensitiver &Ouml;sophagus)</strong><br /> Zus&auml;tzlich zum funktionellen Thoraxschmerz wurde neu die seit l&auml;ngerer Zeit bereits gebr&auml;uchliche Refluxhypersensitivit&auml;t den &ouml;sophagealen Krankheiten hinzugef&uuml;gt. Dies trifft auf Patienten zu, welche einzelne (physiologische) Refluxepisoden als Sodbrennen wahrnehmen, trotz einer normwertigen Anzahl an Refluxepisoden.<br /> <br /><strong> Elimination der Sphinkter-Oddi-Dysfunktion Typ I und III</strong><br /> Die Sphinkter-Oddi-Dysfunktion Typ I und III (gem&auml;ss Milwaukee-Klassifikation) wurden aus den Rome-IV-Kriterien entfernt.<sup>3</sup> Somit sollte bei Patienten ohne bewiesene Gallengangsobstruktion von einer ERCP mit Sphinkterotomie abgesehen werden und prim&auml;r eine symptomatische Behandlung erfolgen. Neu werden die funktionellen bili&auml;ren Sphinkter-Oddi-Erkrankungen als eine Kategorie angesehen, welche durch bili&auml;r verursachte Schmerzen, erh&ouml;hte Leberenzyme oder einen dilatierten Gang (nicht beides) in Abwesenheit von Gallengangssteinen oder strukturellen Abnormalit&auml;ten verursacht sind.<br /> <br /><strong> Anpassung der Definition der IBS-Subtypen</strong><br /> Die IBS-Subtypen &laquo;Obstipation&raquo;, &laquo;Diarrh&ouml;&raquo;, &laquo;gemischt&raquo; und &laquo;unklassifiziert&raquo; werden in den Rome-IV-Leitlinien nicht mehr als unterschiedliche Krankheiten betrachtet. Sie werden als ein Spektrum von zusammenh&auml;ngenden, pathophysiologischen Eigenschaften angesehen, welche sich je nach Quantit&auml;t, Intensit&auml;t und Schwere der Symptome klinisch patientenspezifisch unterschiedlich ausdr&uuml;cken.<br /> Zudem wurden auch die Kriterien der IBS-Subtypen so angepasst, dass sie sich nur auf die Proportionen der symptomatischen Stuhlg&auml;nge anstelle von allen Stuhlg&auml;ngen beziehen. Dies unter anderem mit der Absicht, den gem&auml;ss Rome-III-Kriterien oft diagnostizierten Subtyp des nicht klassifizierten IBS (IBS-U) zugunsten von vermehrtem IBS-C, IBS-D und IBS-A zu reduzieren.<br /> <br /><strong> Entfernung der Terminologie &laquo;Unwohlbefinden&raquo; (&laquo;discomfort&raquo;)</strong><br /> &laquo;Unwohlbefinden&raquo; (&laquo;discomfort&raquo;) wurde aus der Definition des IBS gestrichen und nur die &laquo;Schmerzen&raquo; belassen. Dies zur Vermeidung einer symptombezogenen, kulturell unterschiedlichen Interpretation des Wortes &laquo;Unwohlbefinden&raquo;.<br /> <br /><strong> Zusammenf&uuml;hrung der Diagnosen &laquo;chronisch idiopathische Nausea&raquo; und &laquo;funktionelles Erbrechen&raquo;</strong><br /> Die Rome-III-Diagnosen &laquo;chronisch idiopathische Nausea&raquo; und &laquo;funktionelles Erbrechen&raquo; wurden, aufgrund von fehlenden unterschiedlichen Konsequenzen bez&uuml;glich der Diagnostik und Therapie, zu einer Diagnose &ndash; &laquo;Syndrom von chronischer Nausea und Erbrechen&raquo; &ndash; vereint.<sup>4</sup></p> <h2>Reizdarmsyndrom (IBS)</h2> <p><strong>&laquo;Pancreatitis and Hepatobiliary Events in the Phase 2 and Phase 3 Clinical Trials of Eluxadoline<sup>5</sup>&raquo;</strong><br /> Hintergrund: Eluxadolin, ein gemischter &micro;- und &kappa;-Opioidrezeptoragonist und &delta;-Opioidrezeptorantagonist, wirkt lokal im Gastrointestinaltrakt und wird f&uuml;r die Behandlung von IBS-D zugelassen (FDA-zugelassen, Marktzulassung in der Schweiz f&uuml;r 2017 geplant). In den Phase-2- und -3-Studien konnte eine simultane Verbesserung der Abdominalschmerzen und der Stuhlkonsistenz aufgezeigt werden. Generell wurde die Medikation (in einer Dosierung von 75mg bzw. 100mg zweimal t&auml;glich) gut vertragen. Dennoch traten wenige F&auml;lle von Pankreatitis und Sphinkter-Oddi-Spasmen auf, welche Cash et al von der University of South Alabama, USA, analysierten.<br /> Methoden: Patienten, welche die Rome- III-Kriterien f&uuml;r IBS-D erf&uuml;llten, wurden in eine doppelt verblindete, placebo- kontrollierte Phase-2- (IBS-2001) und zwei Phase-3-Studien (IBS-3001, IBS-3002) eingeschlossen. Die Patienten wurden randomisiert und erhielten zweimal t&auml;glich Eluxadolin (5, 25, 100 oder 200mg [Phase 2]; und 75 oder 100mg [Phase 3]) oder Placebo w&auml;hrend 12, 26 oder 52 Wochen in IBS-2001, IBS-3001 und IBS-3002. Die Angaben &uuml;ber die Sicherheit wurden aus den Phase-2- und -3-Studien zusammengefasst und beinhalteten alle Daten von Patienten, welche mehr als eine Dosis des Studienmedikamentes erhielten. Ein unabh&auml;ngiges Komitee evaluierte prospektiv die mutmasslichen Sphinkter-Oddi-Spasmen, die hepatobili&auml;ren Ereignisse (erh&ouml;hte Transaminasen, welche mit Abdominalschmerzen assoziiert waren) oder Pankreatitis in den Phase-3-Studien und retrospektiv in der Phase-2-Studie.<br /> Resultate: Bei 0,6 % (13/2292) der mit Eluxadolin behandelten Patienten (0,2 % , 0,8 % und 1,8 % bei 75mg, 100mg und 200mg) traten Sphinkter-Oddi-Spasmen auf. Zu erh&ouml;hten Transaminasen und Abdominalschmerzen kam es in 9 F&auml;llen, zu Pankreatitis in 3 F&auml;llen und zu abdominalen Schmerzen mit &lt;3-facher Lipaseerh&ouml;hung in einem Fall. Alle Sphinkter-Oddi-Spasmen, bei denen der Cholezystektomiestatus bekannt war (12/13 Patienten), traten bei Patienten ohne Gallenblase auf. Die Mehrheit der Sphinkter-Oddi-Spasmen (9/13; 69,2 % ) traten innerhalb der ersten 3 Tage der Eluxadolin-Behandlung und ohne klinische Sp&auml;tfolgen auf. 6 weitere F&auml;lle von Pankreatitis (6/2292; 0,3 % ) waren nicht mit Sphinkter-Oddi-Spasmen assoziiert, wovon 4 F&auml;lle mit exzessivem Alkoholkonsum assoziiert waren. Bei allen Pankreatitisf&auml;llen handelte es sich um leichte F&auml;lle, welche mit dem Abbruch der Eluxadolin-Therapie regredient waren.<br /> Zusammenfassung/Diskussion: Die Autoren kamen zum Schluss, dass das Auftreten von Sphinkter-Oddi-Spasmen und Pankreatitiden in den Eluxadolin-Phase-2- und -3-Studien insgesamt selten ist. Da die Sphinkter-Oddi-Spasmen stets fr&uuml;h und ausschliesslich bei cholezystektomierten Patienten auftraten, wurde die tiefere Dosierung von Eluxadolin (75mg) empfohlen. Zudem stellen Alkoholabusus, Alkoholabh&auml;ngigkeit und exzessiver Alkoholkonsum eine Kontraindikation der Behandlung mit Eluxadolin dar, da die berichteten Pankreatitiden h&ouml;chstwahrscheinlich mit &uuml;berm&auml;ssigem Alkoholkonsum assoziiert waren.<br /> Insgesamt stellt Eluxadoline, welches in der Schweiz unter dem Handelsnamen Truberzi auf den Markt kommen wird, eine vielversprechende Behandlungsm&ouml;glichkeit bei Patienten mit IBS-D dar. In den Phase-2- und -3-Studien traten nur wenige relevante Nebenwirkungen auf. Der Langzeitwirkeffekt und die Langzeitnebenwirkungen von Eluxadolin werden sich &uuml;ber die n&auml;chsten Jahre zeigen.<br /> <br /><strong> &laquo;Similarities and Differences in Clinical Phenotype Between Individuals with IBS-C and Chronic FC<sup>6</sup>&raquo;</strong><br /> Hintergrund: Die Symptome bei IBS-C und funktioneller Obstipation (FC) &uuml;berlagern sich oft. Um die &Auml;hnlichkeiten und Unterschiede bei Patienten mit IBS-C und FC besser zu verstehen, lancierten Shah et al von der University of Michigan, USA, eine landesweite Studie, in welcher sie die Verteilung von unteren und oberen gast-rointestinalen Symptomen bei diesen Patienten analysierten.<br /> Methoden: Patienten, welche die Rome- III-Kriterien f&uuml;r IBS-C und FC erf&uuml;llten, wurden mittels eines &laquo;NIH PROMIS&reg;&raquo;-Fragebogens via eine neue E-Health-App (mit dem Namen &laquo;My Gi Health&raquo;) identifiziert. Insgesamt f&uuml;llten 71&thinsp;813 US-Amerikaner, welche &uuml;ber eine Opt-in-Liste eines Auftragsforschungsunternehmens (Cint&reg;) identifiziert worden waren, den Fragebogen aus. W&auml;hrend der ersten sieben Tage lieferten die Studienteilnehmer demografische und gastrointestinale symp&shy;tomspezifische Informationen. Die Analyse der Symptomh&auml;ufigkeit wurde als Odds-Ratio (OR) f&uuml;r IBS-C im Vergleich zu FC durchgef&uuml;hrt. F&uuml;r die statistische Adjustierung der demografischen Variablen (Alter, Geschlecht, Herkunft, Ausbildung, Zivilstand, Beruf, Einkommen und Anzahl Komorbidit&auml;ten) wurde eine Regressionsanalyse durchgef&uuml;hrt.<br /> Resultate: Von den 71 813 Teilnehmern erf&uuml;llten 970 Personen die Kriterien f&uuml;r IBS-C oder FC (257 bzw. 713). Die demografischen Daten waren in beiden Gruppen vergleichbar, ausser, dass FC-Patienten &ouml;fters verheiratet waren und eine h&ouml;here schulische Ausbildung und ein h&ouml;heres Einkommen erzielten. Nach statistischer Adjustierung der demografischen Unterschiede war die Schwere der Obstipation (anhand des PROMIS-Scores) bei IBS-C und FC &auml;hnlich. Patienten mit IBS-C berichteten h&auml;ufigere (80.5 % vs. 51.3 % , OR 3.90 [2.73-5.57]) und schwerere Abdominalschmerzen (GI PROMIS symptom score 76.6 &plusmn; 20.9 vs. 68.2 &plusmn; 25.6, p&lt;0.001) und Bl&auml;hungen (69.7 % vs. 52.0 % , OR 2.17 [1.58-2.98]) (77.7 &plusmn; 21.3 vs. 65.1 &plusmn; 27.5, p&lt;0.001) als FC-Patienten. Zudem litten IBS-C Patienten an schwereren funktionellen Thoraxschmerzen (GI PROMIS symptom score 69.4 &plusmn; 26.2 vs. 58.3 &plusmn; 27.1, p&lt;0.001). Bez&uuml;glich Dysphagie, Sodbrennen und Nausea ergaben sich keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.<br /> Zusammenfassung/Diskussion: Die Studie konnte beim IBS-C eine erh&ouml;hte Pr&auml;valenz und Schwere von Abdominalschmerzen und Bl&auml;hungen im Vergleich zu FC aufzeigen. Symptome des oberen GI-Traktes waren in beiden Gruppen h&auml;ufig, jedoch wiesen IBS-C-Patienten schwerere funktionelle Thoraxschmerzen auf. <br /> W&auml;hrend das geh&auml;ufte Auftreten von Abdominalschmerzen bei IBS-C nicht erstaunt, da diese einen Teil der IBS-Definition darstellen, ist das geh&auml;ufte Auftreten von Bl&auml;hungen dennoch interessant. Ob die geh&auml;uften Bl&auml;hungen und die schweren funktionellen Thoraxschmerzen als Zeichen der viszeralen Hypersensitivit&auml;t zu werten sind oder bei IBS-C-Patienten tats&auml;chlich mehr Bl&auml;hungen bestehen, bleibt offen.</p> <h2>Funktionelle Dyspepsie</h2> <p><strong>&laquo;Effects of Mirtazapine Combined with Standard Medical Treatment in Patients with Functional Dyspepsia Accompanying Psychological Distress<sup>7</sup>&raquo;</strong><br /> Hintergrund: Die funktionelle Dyspepsie (FD) wird als biopsychosoziale Krankheit angesehen. Fr&uuml;here In-vitro-Studien zeigten einen potenziellen Effekt von Mirtazapin in der Behandlung der funktionel-len Dyspepsie. In dieser Studie von Gong et al von der Nanjing University, China, wurde deshalb die Wirksamkeit von Mirtazapin bei Patienten mit FD und psychischer Begleiterkrankung untersucht.<br /> Methoden: Patienten mit FD und psychosozialer Belastung (Depression und/oder Angst und/oder Somatisierungsst&ouml;rung durch einen Psychiater diagnostiziert) wurden in die Studie eingeschlossen. Es erfolgte eine Randomisierung in die Behandlungs- oder Placebogruppe. Eine Standardtherapie mit Omeprazol und Mosaprid (5HT4-Agonist) wurde bei beiden Gruppen durchgef&uuml;hrt. Zus&auml;tzlich erfolgte in der Behandlungsgruppe eine Therapie mit Mirtazapin, in der Kontrollgruppe mit Placebo. Patientendaten wurden zu Beginn und nach Abschluss der Therapie (nach 3 Monaten) erhoben. Um die FD-Symptome (auf einer 7-Punkte-Likert-Skala) zu analysieren, wurden die Rome-III-Kriterien, um den Status einer Depression, Angst- oder Somatisierungsst&ouml;rung zu erfassen, die Symptom-Checkliste-90 (SCL-90) angewendet.<br /> Resultate: Von den 116 Patienten f&uuml;hrten 48 in der Mirtazapin- und 55 in der Placebogruppe die Behandlung zu Ende. Nach der dreimonatigen Behandlung zeigte sich bei der Mirtazapin-Gruppe eine deutliche Verbesserung in der Schwere der FD-Symptome, dem Depressionsscore, den Somatisierungsscores und den totalen SCL-90-Scores gegen&uuml;ber der Placebogruppe (p&lt;0,05). Bez&uuml;glich &Auml;ngstlichkeit ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.<br /> Zusammenfassung/Diskussion: Mirtazapin in Kombination mit der Standardbehandlung war wirksamer als eine alleinige Standardtherapie bei Patienten mit FD und begleitender psychischer Belastung.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> <p>Insgesamt sind die neuen Rome-IV-Leitlinien weggekommen vom Begriff &laquo;funktionell&raquo;, um bei der Definition der Krankheitsbilder mehr das Zusammenspiel der verschiedenen pathophysiologischen Mechanismen und Symptome zu betonen. Die Umsetzung der Rome-IV-Leitlinien in Klinik und Forschung wird sich &uuml;ber die n&auml;chsten Jahre zeigen; eine Adaptation der deutschen S3-Leitlinie wird in zwei Jahren erwartet.</p> </div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Drossman DA, Hasler WL: Rome IV &ndash; Functional GI Disorders: Disorders of Gut-Brain Interaction. Gastroenterology 2016; 150(6): 1257-61 <br /><strong>2</strong> Drossman DA: Functional Gastrointestinal Disorders: History, Pathophysiology, Clinical Features and Rome IV. Gastroenterology 2016; pii: S0016-5085(16)00223-7 <br /><strong>3</strong> Cotton PB et al: Rome IV. Gallbladder and Sphincter of Oddi Disorders. Gastroenterology 2016; pii: S0016-5085(16)00224-9 <br /><strong>4</strong> Stanghellini V et al: Rome IV &ndash; Gastroduodenal Disorders. Gastroenterology 2016; pii: S0016-5085(16)00177-3 <br /><strong>5</strong> Cash BD et al: 1131 A Case Review of Pancreatitis and Hepatobiliary Events in the Phase 2 and Phase 3 Clinical Trials of Eluxadoline. Gastroenterology 2016; 150(4): S229 <br /><strong>6</strong> Shah ED et al: 1136 Similarities and Differences in Clinical Phenotype Between Individuals With Irritable Bowel Syndrome With Constipation and Chronic Functional Constipation. Gastroenterology 2016; 150(4): S231 <br /><strong>7</strong> Gong Y, Lin L: 168 Effects of Mirtazapine Combined With Standard Medical Treatment in Patients With Functional Dyspepsia Accompanying Psychological Distress: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial. Gastroenterology 2016; 150(4): S43</p> </div> </p>
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