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Entzündungen, Infektionen und assoziierte mysteriöse Beschwerden
Jatros
Autor:
Dr. Ursula Bubendorfer
Praktische Ärztin und Kinderärztin<br> Schwoich<br> E-Mail: dr.bubendorfer@aon.at
30
Min. Lesezeit
05.06.2019
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<p class="article-intro">Chronische, mysteriöse Beschwerden nehmen derzeit schon bei Kindern und Menschen in der Blütezeit ihres Lebens exponentiell zu. Inflammationsareale im Darm – „der Wurzel der Pflanze Mensch“ – präsentieren sich mit intestinalen und/oder extraintestinalen Warnsignalen. Dazu zählen chronische Müdigkeit, Infektanfälligkeit, Verdauungsbeschwerden, Schmerzen, Allergien bzw. Autoimmunerkrankungen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>D iese situative Immunschwäche begünstigt zusätzlich eine milieu- und stressassoziierte Reaktivierung von Viren (intrazelluläre DNA-Junkies), die den Entzündungsteufelskreis verstärken können. <br />Die <strong>Mikroimmuntherapie</strong> kann durch labordokumentierte Diagnostik und gezielte Beeinflussung der natürlichen Immunantwort in Kombination mit Ernährungsumstellung hilfreiche individuelle Heilwege aufzeigen.</p> <h2>Labordokumentierte Diagnostik deckt immunitäre Störfaktoren auf</h2> <p>Beim Vorliegen nicht erklärbarer, anhaltender oder stärker werdender Beschwerden erweist sich die Durchführung unter anderem der folgenden Laboruntersuchungen als äußerst hilfreich. Mit ihrer Hilfe kann der Zustand des Immunsystems – zentrale Säule unserer Gesundheit – besser beurteilt sowie eine potenzielle virale Belastungen aufgedeckt werden:</p> <ul> <li>Die Lymphozytentypisierung (LyTy, Immunstatus) ermöglicht, mithilfe der grafischen Darstellung auf einen Blick Rückschlüsse bezüglich der Adaptation/ Nonadaption des Immunsystems in Bezug zum klinischen Bild des Patienten zu ziehen.</li> <li>Die Virus-Diagnostik gibt Hinweise bezüglich viraler Reaktivierungen, speziell der Herpesviren: unter anderem Epstein-Barr-Virus (EBV), Herpes-simplex- Virus (HSV), Cytomegalievirus (CMV) und Varicella-Zoster-Virus (VZV), die laut neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen Haupttrigger-Faktoren für Darm- und Autoimmunerkrankungen, Allergien und chronische Schmerzen sind, begleitet von bakteriellen und/oder parasitären Koinfektionen. Die serologisch bestimmte Titerhöhe der gegen diese Viren gerichteten Antikörper und/oder der Genomnachweis mittels PCR in Speichel/Urin können als Reaktivierungshinweise gedeutet werden, abhängig von der Immunperformance des Wirtes, die durch eine Vielzahl von Faktoren negativ beeinflusst werden kann.</li> </ul> <h2>Mikroimmuntherapie: sanfte, gezielte Immunregulation</h2> <p>Durch die <strong>Mikroimmuntherapie (Low- Dose-Immuntherapie)</strong> kann extra- und intrazellulären Fehlregulationen des Immunsystems, „silent inflammation“ sowie chronisch- viralen Belastungen und somit den möglichen wahren Krankheitsursachen und -auslösern direkt auf immunitärer Ebene therapeutisch begegnet werden. Zu diesem Zweck werden Zytokine und andere Immunbotenstoffe in niedrigen Dosierungen (low & ultra-low doses) sequenziell eingesetzt. Dadurch wird das Immunsystem informativ und schonend modulierend trainiert, um eine natürliche, flexible Homöostase zu erreichen. Damit ist die Mikroimmuntherapie gut verträglich und trägt den physiologischen Mechanismen Rechnung, denn diese Immunmediatoren zirkulieren in unserem Organismus in sehr niedrigen Konzentrationen (in den Größenordnungen Mikrogramm [10<sup>–6</sup> g], Picogramm [10<sup>–12</sup> g] bzw. Femtogramm [ 10<sup>–15</sup> g]).<br />Die Mikroimmuntherapie verfügt über zahlreiche Komplexmittel, die auf die spezifische Immunregulation bei unterschiedlichen Krankheitsbildern ausgerichtet sind. Darunter sind folgende hervorzuheben:</p> <ul> <li>Stärkung der unspezifischen Immunabwehr bei viralen und bakteriellen Infektionen (Formel EID)</li> <li>Unterbindung der Virenreplikation und spezifische Optimierung der antiviralen Antwort bei Infektionen durch Herpesviren und assoziierten Beschwerden: <br />Epstein-Barr-Virus (Formel EBV) <br />Cytomegalievirus (Formel CVM) <br />Varicella-Zoster-Virus (Formel ZONA) <br />Herpes-simplex-Virus (Formel HERP) <br />Papilloma-Virus (Formel PAPI)</li> <li>Eindämmung der Entzündungsreaktion und Wiederherstellung der natürlichen, flexiblen Balance zwischen Th1-,,Th2- und Th3-Zellen (regulatorische T-Zellen): <br />Akute und chronische Entzündungen (Formel ARTH/INFLAM) <br />Entzündliche Darmerkrankungen (Formel MICI)</li> </ul> <h2>Viren und Heilnahrung</h2> <p>Eine immunstärkende, antientzündliche, antivirale, pflanzenbasierte Ernährung unterstützt hochpotent die immunitäre Kontrolle über Herpesviren. Unter diesen „heilenden Lebensmitteln“ können folgende genannt werden: Heidelbeeren, Himbeeren, Granatapfel, Grapefruit, Papaya, Aprikosen, Salat, Stangensellerie, Brokkoli, Grünkohl, Gurke, Fenchel, Süßkartoffel, Sprossen, Korianderblätter, Petersilie, Knoblauch, Kokosöl und Ingwer. Diese Lebensmittel enthalten hohe Konzentrationen bioaktiver, antioxidativer Polyphenole sowie Faserstoffe für eine möglichst hohe Diversität der Mikrobiota.</p> <h2>Falldarstellung: systemischer Lupus erythematodes</h2> <p>Patientin, geb. 1970</p> <p><strong>Anamnese</strong> <br />Hypothyreose, Fibromylagien, Zervikalgien, Migräne, Obstipation, prämenstruelles Syndrom, Harndrang, positive Nitrit- Werte</p> <p><strong>Erstdiagnose (September 2017)</strong><br />Positive Thyreoglobulin-Antikörper (679 U/ml – Referenzwert 0–115 U/ml), ANA speckled Titer 1: 160 und positive ENA-Antikörper (SS-A/Ro-60-Ak > 282 U/ ml, SS-A/Ro-Ak > 240 U/ml und SS-A/Ro- 52-Ak > 240 U/ml – Referenzwert > 0–10) </p> <p>Belastungsfaktoren: 9 Amalgamfüllungen, 2 beherdete Zähne, epigenetische Faktoren: süß-, getreide- und milcheiweißlastige Industrienahrung sowie Dauerstress <br />Stuhldiagnostik: Dysbiose, vermindertes sekretorisches IgA, pathogene Clostridienspezies</p> <p><strong>Diagnose (Dezember 2017) </strong></p> <ul> <li>Lymphozytentypisierung (Abb. 1): selektive Defizienz (erniedrigte T8-Zellen, zytotoxische T8-Lymphozyten und NK-Zellen); erhöhte CD19+ CD5+-B-Lymphozyten als Hinweis auf eine Autoimmuntendenz</li> <li>Proteinprofil: chronische Entzündung (Haptoglobin/IgA erhöht)</li> <li>HLA-Typisierung: DQ8 positiv als Hinweis auf eine genetische Disposition für Glutenintoleranz</li> <li>Virus-Serologie (ELISA): EBV-Persistenz (EBNA-IgG-AK negativ), CMV-IgM-AK positiv</li> <li>Positive Gliadin-Antikörper</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Infekt_1902_Weblinks_s43_abb1.jpg" alt="" width="650" height="318" /></p> <h2>Therapieplan</h2> <p><strong>Basistherapie:</strong> pflanzenbasierte vitalstoffreiche, gluten- und milcheiweißfreie Darm-Schonkost, mit sonnengereiften Früchten, Gemüse, Kräutern und Reduktion proentzündlicher tierischer Kost</p> <p><strong>Mikroimmuntherapie: </strong></p> <ul> <li>Formel INFLAM und MICI (je 1 Kapsel/ Tag) zur Eindämmung entzündlicher Prozesse</li> <li>Formel EBV (1 Kapsel/Tag) zur Unterstützung des Immunsystems bei EBV-Infektionen</li> </ul> <p><strong>Zusätzliche Behandlungen </strong></p> <ul> <li>Prä- und Probiotika zur Darmsanierung</li> <li>Eigenblutnosoden XMK/HLA-SMM („specific modulating molecules“) Globuli C27 (abends) zur Eindämmung von Autoimmuntendenzen</li> <li>F. X.-Mayr-Kur (Februar 2018): Darmsanierung mit Verbesserung des Zell- Checks und Autophagie-Potenzials</li> </ul> <h2>Verlauf/Therapie (März 2018 bis derzeit)</h2> <p>Die Beschwerden (Arthralgien, Myalgien, Cephalea, Obstipation) haben sich deutlich gebessert. Die F. X.-Mayr-Kur, in Synergie mit der Mikroimmuntherapie, hat einen raschen, erfolgreichen Schritt in Richtung Gesundheit bewirkt. Die Mikroimmuntherapie wird mit den Formeln EBV, INFLAM und MICI unverändert fortgesetzt. Zusätzlich wird die Formel MIREG (1 Kapsel/Tag), die bei genetischer Disposition und Mitochondropathie angewendet wird, sowie die Formel MISEN (1 Kapsel/ Tag) in Stressphasen verschrieben.</p> <p><strong>Befundkontrolle (Oktober 2018) </strong></p> <ul> <li>Virusserologie (ELISA): Die EBNA-Antikörper sind positiv geworden als mögliches Zeichen für eine verbesserte immunitäre Kontrolle des EBV. Die CMVIgM- Antikörper sind negativ.</li> <li>Die Thyreoglobulin- und ENA-Antikörper sind negativ! ANA ist nur noch grenzwertig positiv.</li> </ul> <p><strong>Zusammenfassung</strong> <br />Das frühzeitige Erkennen von inflammatorischen Warnsignalen sowie die Aufdeckung von Virusreaktivierungen stellen eine präventive und therapeutische Herausforderung dar. Der Patientin in dem oben dargestellten Fall ist durch die frühzeitige Diagnose und die immunmodulierende Therapie wahrscheinlich eine jahrelange Odyssee erspart geblieben. Die Mikroimmuntherapie, synergistisch begleitet von antiviraler Ernährung und einer F. X.- Mayr-Kur, haben rasch zum Abklingen der Symptome geführt. Der große erste Schritt in Richtung Gesundung ist getan. Wenn die Patientin weiterhin achtsam lebt, unterstützt durch die Low-Dose-Immuntherapie, ist eine Heilung im Sinne der Wiederherstellung ihrer Immunkompetenz durchaus wahrscheinlich. <br />Festzuhalten ist auch, dass das Immunorgan Darm einen dominierenden Einfluss auf Integrität, Toleranz und die Funktionen des Immun-, Hormon- und Nervensystems hat. Basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sollte dieses hochvernetzte Organ im Fokus von Salutogenese, Prävention und Therapie stehen. Die Mikroimmuntherapie kann mit ihrem sanft regulierenden, immunausbalancierenden Potenzial dabei eine besonders wertvolle Hilfe sein.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<ul> <li>Fasano A, Shea-Donohue T: Mechanisms of disease: the role of intestinal barrier function in the pathogenesis of gastrointestinal autoimmune diseases. Nat Clin Pract Gastroenterol Hepatol 2005; 2: 416-22</li> <li>Floris I et al.: 2LARTH<sup>®</sup>, a micro-immunotherapy medicine, exerts antiinflammatory effects in vitro and reduces TNF-α and IL-1β secretion. J Inflamm Res 2018; 11: 397-405</li> <li>Kleiner G et al.: Cytokine levels in the serum of healthy subjects. Mediators Inflamm 2013; 2013: 434010</li> <li>O’Connor SM et al.: Emerging infectious determinants of chronic diseases. Emerg Infect Dis 2006; 12: 1051-7</li> <li>Rooney BV et al.: Herpes virus reactivation in astronauts during spaceflight and its application on earth. Front Microbiol 2019; 10: 16</li> <li>Thomas G et al.: Efficacy of 2LPAPI<sup>®</sup>, a micro-immunotherapy drug in patients with high-risk papillomavirus genital infection. Advances in Infectious Diseases 2016; 6: 7-14</li> <li>Tournier A: Ultra-low doses in immunotherapy: new insights into their mode of action. International Congress of Microimmunotherapy (ICoMI), 2017</li> </ul>
</div>
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