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Biomarker für Morbus Crohn

<p class="article-intro">Die Grundlage für eine optimale Therapie des Morbus Crohn stellen eine korrekte Diagnosestellung, die Beurteilung der entzündlichen Aktivität und die Abschätzung des weiteren klinischen Verlaufs dar. Hierbei gilt die Endoskopie mit histologischer Begutachtung als wesentlicher Bestandteil der Entscheidungsfindung. Die Durchführung einer endoskopischen Untersuchung ist jedoch durch potenziell auftretende Komplikationen, eingeschränkte Patientenmotivation und ökonomische Aspekte limitiert. Daher wurden in den letzten Jahren zunehmend nicht invasive Methoden (fort-)entwickelt – hierbei spielen Biomarker eine bedeutende Rolle.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Key Points</h2> <ul> <li>Die Bestimmung von ANCA und ASCA ist hilfreich, sofern eine CED diagnostiziert ist, aber eine eindeutige Zuordnung zu Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auch nach ausf&uuml;hrlicher Anamnese, klinischer Untersuchung, Bildgebung und Koloskopie/Gastroskopie nicht m&ouml;glich ist.</li> <li>Die Bestimmung von f&auml;kalem Calprotectin, insbesondere zur Beurteilung entz&uuml;ndlicher Aktivit&auml;t, ist eine gute Alternative zur Endoskopie, kann diese jedoch nicht in jedem Fall ersetzen; zudem ist es hilfreich f&uuml;r die Absch&auml;tzung des Risikos f&uuml;r einen Schub und die Abgrenzung von CED vs. RDS.</li> <li>Kombinationen aus mehreren Biomarkern k&ouml;nnten k&uuml;nftig eine bessere Aussagekraft erzielen und ggf. stehen den Klinikern dann auch M&ouml;glichkeiten zur Absch&auml;tzung des Therapieansprechens zur Verf&uuml;gung.</li> </ul> </div> <p><strong>Diagnosestellung</strong><br /> F&uuml;r eine korrekte Diagnosestellung bei M. Crohn werden prim&auml;r klinische, bildgebende, endoskopische und histologische Befunde ber&uuml;cksichtigt. In ca. 1&ndash;20 % der Patienten kann nach Sicherung einer chronisch-entz&uuml;ndlichen Darmerkrankung (CED) anhand dieser Befunde keine definitive Zuordnung zu einer Colitis ulcerosa oder einem Morbus Crohn getroffen werden.<sup>1</sup> In diesen F&auml;llen wird von einer Colitis indeterminata gesprochen. Ein Teil dieser F&auml;lle kann im Verlauf einer der beiden Entit&auml;ten zugeordnet werden. Eine fr&uuml;hzeitige Diagnosestellung w&auml;re jedoch insbesondere f&uuml;r ein verbessertes Therapiemanagement und eine Absch&auml;tzung der Prognose von Bedeutung.<br /> Zahlreiche Untersuchungen besch&auml;ftigten sich bislang mit der Zuordnung von serologischen Antik&ouml;rpern gegen Autoantigene und Bestandteile der intestinalen Mikrobiota zu den beiden Krankheitsentit&auml;ten der CED. In der klinischen Praxis werden bislang in vereinzelten F&auml;llen haupts&auml;chlich ANCA (antineutrophile cytoplasmatische Antik&ouml;rper) und ASCA (Anti-<em>S.-cervisiae</em>-Antik&ouml;rper) bestimmt. ANCA wurden urspr&uuml;nglich im Rahmen von Kleingef&auml;ssvaskulitiden entdeckt, sie werden jedoch auch h&auml;ufig bei Patienten mit Colitis ulcerosa nachgewiesen. Hierbei wurden sowohl p-ANCA (= perinukle&auml;re ANCA)<sup>2</sup> als auch x-ANCA (= atypische ANCA)<sup>3</sup> beschrieben. Die Antigene der ANCA bei Colitis ulcerosa (u.a. Cathepsin G, Laktoferrin, Lysozym, Katalase, &alpha;-Enolase, Histon 1)<sup>2, 4</sup> unterscheiden sich von den klassischen ANCA-Antigenen bei Vaskulitis. Hier sind die Antik&ouml;rper entweder gegen Myeloperoxidase (p-ANCA) oder Proteinase<sup>3</sup> gerichtet (c-ANCA). ASCA binden an Mannane von <em>Saccharomyces cerevisiae</em> (und anderen Hefen) (Abb. 1). ASCA und weitere Antik&ouml;rper gegen bakterielle Oberfl&auml;chenproteine kommen geh&auml;uft bei M. Crohn vor. Ob die serologisch nachgewiesenen Antik&ouml;rper eine pathophysiologisch relevante Rolle spielen, ist unklar, z.B. k&ouml;nnen ANCA von Colitis-ulcerosa-Patienten im Gegensatz zu jenen von Vaskulitispatienten bei neutrophilen Granulozyten keinen &laquo;respiratory burst&raquo; ausl&ouml;sen.<sup>4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite57.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <p>Im Rahmen einer prospektiven Studie konnte gezeigt werden, dass bei Patienten mit Colitis indeterminata p-ANCA+/ASCA&ndash; f&uuml;r das Vorliegen einer Colitis ulcerosa (positiv pr&auml;diktiver Wert: 80 % ) und p-ANCA&ndash;/ASCA+ f&uuml;r das Vorliegen eines Morbus Crohn (positiv pr&auml;diktiver Wert: 63 % ) sprechen. Eine entscheidende Limitation f&uuml;r die klinische Anwendbarkeit ist hierbei jedoch der hohe Anteil von CED-Patienten, die weder ANCA noch ASCA exprimieren (48 % ).<sup>5</sup><br /> Da x-ANCA bei Colitis-ulcerosa-Patienten h&auml;ufiger anzutreffen sind als p-ANCA, k&ouml;nnte sich unter Verwendung des Ersteren eine bessere Trennsch&auml;rfe erzielen lassen (Sensitivit&auml;t: 50 % vs. 32 % ; Spezifit&auml;t: 96 % vs. 92 % ).<sup>6</sup> Ferner wurde eine Vielzahl weiterer Antik&ouml;rper, insbesondere gegen mikrobielle Oberfl&auml;chenproteine (AMCA, ACCA, ALCA, Anti-L, Anti-C, Anti-OmpC, CBir-1 usw.), entdeckt. Diese wiesen gegen&uuml;ber der Verwendung von ACSA jedoch keine signifikanten Vorteile auf (Abb. 2).<sup>7</sup> Einige Studien zeigen jedoch, dass die Trennsch&auml;rfe durch die Kombination mehrerer Marker m&ouml;glicherweise verbessert werden kann.<sup>7</sup><br /> Die Bestimmung von Antik&ouml;rpern gegen Autoantigene und bakterielle Bestandteile bei Diagnosestellung kann eine zus&auml;tzliche Information darstellen, welche jedoch isoliert betrachtet keine definitive Diagnosestellung erm&ouml;glicht. Es bedarf weiterer Forschung, um dem Kliniker auf diesem Gebiet aussagekr&auml;ftigere Antik&ouml;rper(-kombinationen) f&uuml;r die t&auml;gliche Praxis zur Verf&uuml;gung stellen zu k&ouml;nnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite58.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Beurteilung der entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t</h2> <p>Ist die Diagnose einer CED gestellt, ergeben sich weitere Anwendungen f&uuml;r Biomarker. So kann beispielsweise die entz&uuml;ndliche Aktivit&auml;t sowohl anhand serologischer als auch f&auml;kaler Marker beurteilt werden.<br /> Im Rahmen von entz&uuml;ndlichen Reaktionen werden die Zytokine TNF-&alpha;, IL-6 und IL-1 von Makrophagen und anderen Zellen des Immunsystems freigesetzt. Diese Zytokine f&uuml;hren u.a. zur Freisetzung von Akutphaseproteinen aus der Leber. Ein bekannter und klinisch relevanter Vertreter ist das CRP (C-reaktive Protein). Dieses Protein wurde bereits 1930 im Serum von Pneumoniepatienten entdeckt. Die Aufgabe von CRP besteht u.a. darin, eine Komplementreaktion mit damit einhergehender Opsonisierung bzw. Phagozytose auzusl&ouml;sen. Es bietet sich insbesondere aufgrund der ausgepr&auml;gten Expressionssteigerung im Rahmen von Entz&uuml;ndungen (bis zu 1&thinsp;000-fach) f&uuml;r die klinische Verwendung an.<sup>8</sup> Eine Limitierung bez&uuml;glich der Spezifit&auml;t stellen die vielf&auml;ltigen zus&auml;tzlichen Ursachen f&uuml;r einen Anstieg des CRP dar (Infektionen, Autoimmunerkrankungen, Malignome usw.).<br /> Im Rahmen von entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen ist das CRP der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) insbesondere hinsichtlich der Reaktionszeit sowie der Halbwertszeit (CRP: 19h; BSG: mehrere Tage)<sup>9</sup> &uuml;berlegen. Zu Procalcitonin existieren nur wenige Daten, diese sind im Vergleich zum CRP bez&uuml;glich der Absch&auml;tzung der entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t schlechter bis gleichwertig.<sup>10</sup> H&auml;ufig findet sich bei entz&uuml;ndlicher Aktivit&auml;t eine Thrombozytose,<sup>11</sup> diese kann auch bei endoskopisch nachweisbarer entz&uuml;ndlicher Aktivit&auml;t, jedoch normwertigem CRP vorliegen und ist dann oftmals ein klinisch hilfreicher Indikator.<sup>12</sup> Bei Vorliegen einer entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t liegt zudem h&auml;ufig eine Leukozytose vor. Die Anzahl der Leukozyten weist jedoch im Vergleich zum CRP eine geringere Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t auf.<sup>13</sup> In Zusammenschau der Daten scheint das CRP anderen Parametern aus dem Blut bez&uuml;glich der Beurteilung der entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t in den meisten Situationen &uuml;berlegen zu sein. Allerdings ist die Aussagekraft des CRP aufgrund seiner m&auml;ssigen Sensitivit&auml;t bez&uuml;glich einer mukosalen entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t deutlich limitiert (49 % ).<sup>14</sup> Auch bei ausgepr&auml;gter entz&uuml;ndlicher Aktivit&auml;t der Mukosa kann ein normwertiges CRP vorliegen.<br /> Die f&auml;kalen Marker (z.B. Calprotectin [FC] und Laktoferrin [LF]) werden im Rahmen eines entz&uuml;ndlichen Geschehens im Wesentlichen von intestinalen Granulozyten, jedoch auch von Monozyten, Makrophagen und Darmepithelzellen in das Darmlumen freigesetzt. Zwar sind sie ebenso wie die serologischen Marker nicht CED-spezifisch, jedoch ein Nachweis f&uuml;r enterale Entz&uuml;ndungen. Sie k&ouml;nnen auch im Zusammenhang mit Infektionen, Neoplasien, Medikamenten (z.B. NSAR) und anderen Darmerkrankungen (z.B. Z&ouml;liakie, mikroskopische Kolitis, Lebens-mittelallergien/-unvertr&auml;glichkeiten) in erh&ouml;hten Konzentrationen nachgewiesen werden.<sup>15</sup> Calprotectin ist in der Lage, Kalzium zu binden, und wird den S100-Proteinen zugeordnet, es tr&auml;gt daher auch die Bezeichnung S100A8/S100A9.<sup>16</sup> In neutrophilen Granulozyten macht es 60 % der gesamten Proteinmenge des Cytosols aus<sup>16</sup> und wirkt wie auch Laktoferrin chemotaktisch. Laktoferrin findet sich hingegen insbesondere in den Granula von Neutrophilen und bindet Eisen, weshalb ihm eine antimikrobielle Wirkung zugesprochen wird. Die Stabilit&auml;t beider Proteine in den Stuhlproben ist sehr gut. Bei &auml;hnlicher Sensitivit&auml;t und Spezifit&auml;t<sup>14</sup> hat sich die Bestimmung von Calprotectin gegen&uuml;ber Laktoferrin in der adulten Behandlung von CED-Patienten weitestgehend durchgesetzt, da hierzu auch die meisten Studien durchgef&uuml;hrt worden sind.<br /> Was die Beurteilung entz&uuml;ndlicher Aktivit&auml;t betrifft, weist das f&auml;kale Calprotectin laut einer Metaanalyse aus dem Jahr 2015 eine wesentlich h&ouml;here Sensitivit&auml;t als das CRP auf (FC: 88 % [CU]/87 % [MC] vs. CRP: 49 % [CED]). Ein Anstieg des CRP war jedoch wesentlich spezifischer als ein erh&ouml;htes FC (FC: 79 % [CU]/67 % [MC] vs. CRP: 92 % [CED]) (Tab. 1). Die H&ouml;he des Calprotectins und anderer f&auml;kaler Marker ist jedoch auch von der Lokalisation der entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t abh&auml;ngig. Bei Entz&uuml;ndungen im Bereich des Kolons ist der Anstieg von Calprotectin in der Regel st&auml;rker als im Bereich des Ileums.<sup>20</sup> Es empfiehlt sich, serielle Messungen des Calprotectinwerts bei dem jeweiligen Patienten durchzuf&uuml;hren.<br /> CRP und Calprotectin sind somit in der Lage, eine entz&uuml;ndliche Aktivit&auml;t nicht invasiv, rasch und kosteng&uuml;nstig nachzuweisen. Diese Marker sind dem klinischen Crohnʼs Disease Activity Index (CDAI) und der Bestimmung von Leukozyten &uuml;berlegen (Tab. 1).<sup>13</sup> Gegen&uuml;ber bildgebenden Methoden (Sonografie/MRT) weist die Bestimmung von Calprotectin eine vergleichbare Sensitivit&auml;t bei etwas geringerer Spezifit&auml;t auf.<sup>18, 19</sup> Das CRP hingegen weist eine &auml;hnliche Spezifit&auml;t wie die Sonografie/MRT auf, geht daf&uuml;r jedoch mit einer deutlich niedrigeren Sensitivit&auml;t einher (Tab. 1).<sup>18, 19</sup> Die Verwendung bildgebender Verfahren erm&ouml;glicht zudem die Lokalisation der entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t. Allerdings muss erw&auml;hnt werden, dass beim Ultraschall die Aussagekraft in hohem Masse von der Erfahrung des Untersuchers abh&auml;ngt. Es empfiehlt sich, abh&auml;ngig von der Krankheitsaktivit&auml;t regelm&auml;ssige Bestimmungen von CRP und/oder Calprotectin durchzuf&uuml;hren. Bei auff&auml;lligen Ergebnissen in Bezug auf die Biomarker und/oder auff&auml;lligem klinischem Bild sollte sich eine bildgebende und/oder endoskopische Diagnostik anschliessen.<br /> In Zukunft kann die Genauigkeit der Biomarker ggf. durch Kombinationen (z.B. CRP + FC + Thrombozyten) verbessert werden. Aktuell werden zudem weitere Indizes aus dem Blutbild (z.B. Verh&auml;ltnis aus neutrophilen Granulozyten und Lymphozyten<sup>21</sup> oder Erythrozytenverteilungsbreite<sup>22</sup>) auf ihre diagnostische Wertigkeit untersucht. Andere f&auml;kale Marker haben sich insbesondere aufgrund mangelnder diagnostischer &Uuml;berlegenheit oder Stabilit&auml;t bei Raumtemperatur bisher in der Klinik nicht durchgesetzt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Leading Opinions_Innere_1605_Weblinks_seite59.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Entz&uuml;ndungsparameter &ndash; Abgrenzung von CED und RDS</h2> <p>Die Diagnose eines Reizdarmsyndroms (RDS) ist eine Ausschlussdiagnose. CED unterscheiden sich w&auml;hrend der symptomatischen Phasen vom Reizdarmsyndrom im Wesentlichen durch die nachweisbare entz&uuml;ndliche Aktivit&auml;t. Daher k&ouml;nnten bei dieser Unterscheidung Marker mit hoher Sensitivit&auml;t f&uuml;r entz&uuml;ndliche Aktivit&auml;t hilfreich sein. Sowohl das CRP als auch das f&auml;kale Calprotectin weisen laut einer aktuellen Metaanalyse bez&uuml;glich der Abgrenzung einer CED von einem RDS eine gute Trennsch&auml;rfe auf.<sup>23</sup> Bei entsprechender Pr&auml;testwahrscheinlichkeit ist bei einem CRP von &le;5mg/l oder einem f&auml;kalen Calprotectin von &le;40ng/g die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r eine CED &le;1 % . In diesem Kontext waren die Blutsenkungsgeschwindigkeit und das f&auml;kale Laktoferrin nicht aussagekr&auml;ftig.<sup>23</sup></p> <h2>Entz&uuml;ndungsparameter &ndash; Prognose des weiteren Verlaufs</h2> <p>Bei CED-Patienten mit einem erh&ouml;hten CRP-Wert ist das Risiko f&uuml;r einen Schub um den Faktor 3&ndash;58 und f&uuml;r eine Hospitalisation um den Faktor 6 erh&ouml;ht.<sup>24</sup> Bei M. Crohn mit einer entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t im terminalen Ileum und einem zur Diagnosestellung erh&ouml;hten CRP (Grenzwert 53mg/l) steigt das Risiko f&uuml;r eine OP um das 6-Fache an.<sup>24</sup> Das CRP steigt h&auml;ufig 4&ndash;6 Monate vor einem (klinisch manifesten) Schub an, sodass sich ein Kontroll-intervall von 3&ndash;4 Monaten anbietet.<sup>24</sup> F&uuml;r das Absch&auml;tzen des Risikos einer klinisch manifesten, entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t zum Zeitpunkt der klinischen Remission kann somit das CRP, aber noch viel mehr Calprotectin n&uuml;tzlich sein.<sup>24</sup> Im Rahmen einer prospektiven Studie an Patienten mit M. Crohn konnte gezeigt werden, dass Calprotectin dem CRP sowohl hinsichtlich Sensitivit&auml;t als auch Spezifit&auml;t f&uuml;r die Vorhersage eines entz&uuml;ndlich bedingten Schubes &uuml;berlegen ist. Hierbei ging ein erh&ouml;htes CRP (&gt;9mg/l) mit einem 8-mal so hohen Risiko und ein erh&ouml;htes Calprotectin (&gt;340&micro;g/g) mit einem 18-mal so hohen Risiko f&uuml;r einen Schub innerhalb der n&auml;chsten 12 Monate einher (Tab. 1).<sup>17</sup><br /> Nach Durchf&uuml;hrung einer Ileoz&ouml;kalresektion besteht ein hohes Risiko (ca. 70 % ) f&uuml;r die Notwendigkeit einer weiteren Operation.<sup>24</sup> Das Risiko in dieser Situation f&uuml;r den individuellen Patienten korrekt einzusch&auml;tzen und die Indikation f&uuml;r eine remissionserhaltende Therapie richtig zu stellen gestaltet sich oftmals schwierig. In dieser Situation ist prim&auml;r die Durchf&uuml;hrung einer Ileokoloskopie nach 6 Monaten &uuml;blich. Aufgrund des hohen negativ pr&auml;diktiven Wertes (93 % ) eines FC von unter &lt;100&micro;g/g kann in dieser Situation bei asymptomatischen Patienten ggf. auf die Durchf&uuml;hrung einer endoskopischen Kontrolle verzichtet werden.<sup>25</sup> Hierbei ist allerdings erneut die Abh&auml;ngigkeit des Calprotectinspiegels von der Lokalisation der Entz&uuml;ndung zu beachten und in der Interpretation der Werte zu ber&uuml;cksichtigen.</p> <h2>Abgrenzung &ndash; infekti&ouml;se Kolitis oder Schub eines M. Crohn?</h2> <p>Vor der Einleitung einer immunsuppressiven Therapie bei Verdacht auf einen Schub von M. Crohn sollte, sofern zeitlich vertretbar, eine infekti&ouml;se Kolitis ausgeschlossen werden. Goldstandard hierbei sind die (wiederholte) Anlage von Stuhlkulturen (Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter), Testung auf das<em> Clostridium-difficile-</em>Toxin und Zytomegalievi- rus (CMV) sowie bei entsprechender Anamnese weitere Stuhlkulturanforderungen. Nachteilig hierbei ist jedoch die zeitliche Latenz bis zum Vorliegen eines Befundes. In einer prospektiven Studie konnte gezeigt werden, dass ein erh&ouml;htes Procalcitonin (PCT) ein starker Hinweis auf eine infekti&ouml;se Genese der intestinalen Entz&uuml;ndung ist (PCT &ge;0,5ng/ml; Spezifit&auml;t: 92 % ), die Sensitivit&auml;t ist jedoch m&auml;ssig (40 % ). Bei einem Grenzwert von 0,1ng/ml ergab sich eine hohe Sensitivit&auml;t (93 % ) bei deutlich reduzierter Spezifit&auml;t (50 % ). In dieser Studie war die Verwendung des CRP oder der Blutsenkungsgeschwindigkeit zur Abgrenzung eines infekti&ouml;sen Geschehens nicht geeignet. Interessanterweise war eine Leukozytose (&ge;15&thinsp;000 Leukozyten/&micro;l) ebenfalls ein starker Pr&auml;diktor f&uuml;r eine infekti&ouml;se Genese (Spezifit&auml;t 91 % ).<sup>10</sup></p> <h2>Ein Blick in die Zukunft: molekulare endoskopische Bildgebung zur Vorhersage des Therapieansprechens</h2> <p>In einer k&uuml;rzlich publizierten klini-schen Phase-I-Studie zur endoskopischen molekularen Bildgebung konnte erstmalig eine Vorhersage des therapeutischen Ansprechens auf eine nachfolgende TNF-Antik&ouml;rper-Therapie bei Morbus-Crohn-Patienten durchgef&uuml;hrt werden.<sup>26</sup> Hierbei wurde ein eigens hergestellter GMP-konformer, fluoreszenzmarkierter TNF-Antik&ouml;rper lokal auf die entz&uuml;ndete Mukosa der Patienten appliziert, um anschliessend mittels endoskopischer konfokaler Laser-Endomikroskopie (CLE) eine Detektion und Quantifizierung der membranst&auml;ndigen TNF(mTNF)-positiven Zellen in vivo zu erm&ouml;glichen. Zuvor erhobene grundlagenwissenschaftliche Daten wiesen darauf hin, dass mTNF f&uuml;r den Entz&uuml;ndungsprozess bei CED eine bedeutsame Rolle spielt und dementsprechend auch am molekularen Wirkmechanismus der TNF-Antik&ouml;rper entscheidend beteiligt ist.<sup>27</sup> Die nachfolgende Datenauswertung zeigte eine signifikante Korrelation zwischen der klinischen Effektivit&auml;t der Anti-TNF-Therapie bei Morbus-Crohn-Patienten und der Anzahl der per CLE detektierten mTNF-positiven intestinalen Zellen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass eine molekulare Bildgebung mit fluoreszenzmarkierten Antik&ouml;rpern als pr&auml;diktiver Biomarker f&uuml;r das Ansprechen auf eine TNF-Antik&ouml;rper-Therapie bei Morbus-Crohn-Patienten dienen kann. Diese Vorgehensweise k&ouml;nnte k&uuml;nftig eine neuartige, individualisierte Therapie erm&ouml;glichen.</p> <h2>Zusammenfassung und Ausblick</h2> <p>Biomarker stellen eine wichtige S&auml;ule in der Diagnostik chronisch-entz&uuml;ndlicher Darmerkrankungen dar. Insbesondere bei Diagnosestellung und Beurteilung der entz&uuml;ndlichen Aktivit&auml;t k&ouml;nnen sie dem Kliniker hilfreiche Informationen liefern Gleichzeitig m&uuml;ssen jedoch auch die Limitationen dieser Marker bei ihrer Interpretation ber&uuml;cksichtigt werden. Weitere Studien m&uuml;ssen zeigen, ob andere Marker oder Kombinationen mehrerer Marker die Aussagekraft dieser diagnostischen Methoden weiter erh&ouml;hen. Fortschritte auf diesem Gebiet w&auml;ren von hoher klinischer Relevanz. Vielleicht finden auch Marker f&uuml;r Fibrosierung oder Malignome Anwendung in der Klinik. In Anbetracht der wachsenden Auswahl therapeutischer M&ouml;glichkeiten bei gleichzeitig unklarem Therapieansprechen f&uuml;r den individuellen Patienten a priori ist die Entwicklung von prognostischen Biomarkern wichtig f&uuml;r ein optimales Therapiemanagement.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Odze RD: Mod Pathol 2015; 28: S30-46 <strong>2</strong> Reumaux D et al: Best Pract Res Clin Gastroenterol 2003; 17: 19-35 <strong>3</strong> Vernier G et al: Curr Gastroenterol Rep 2004; 6: 482-7 <strong>4</strong> Mitsuyama K: World J Gastroenterol 2016; 22: 1304-10 <strong>5</strong> Joossens S et al: Gastroenterology 2002; 122: 1242-7 <strong>6</strong> Barahona-Garrido J et al: Am J Gastroenterol 2009; 104: 1854-5 <strong>7</strong> Kaul A et al: Inflamm Bowel Dis 2012; 18: 1872-84<strong> 8</strong> Ansar W, Ghosh S: Immunol Res 2013; 56: 131-42 <strong>9</strong> Vermeire S: Gut 2006; 55: 426-31 <strong>10</strong> Thia KT-J et al: Dig Dis Sci 2008; 53: 2960-8 <strong>11</strong> Harries AD et al: Br Med J Clin Res Ed 1983; 286: 1476 <strong>12</strong> Nakarai A et al: Intern Med 2014; 53: 1905-11 <strong>13</strong> Schoepfer AM et al: Am J Gastroenterol 2010; 105: 162-9 <strong>14</strong> Mosli MH et al: Am J Gastroenterol 2015; 110: 802-19 <strong>15</strong> Basso D et al:Clin Chem Lab Med 2014; 52 <strong>16</strong> Montalto M et al: Eur Rev Med Pharmacol Sci 2013; <strong>17</strong>: 1569-82 17 Kallel L et al: Eur J Gastroenterol Hepatol 2010; 22: 340-5 <strong>18</strong> Fiorino G et al: Nat Rev Gastroenterol Hepatol 2011; 9: 23-31 <strong>19</strong> Dong J et al: Eur Radiol 2014; 24: 26-33 <strong>20</strong> Gecse K et al: Scand J Gastroenterol 2015; 50: 841-7 <strong>21</strong> Sheng-Qiang G et al: Int J Clin Exp Pathol 2015; 8: 14779-85 <strong>22</strong> Song CS et al: Dig Dis Sci 2012; 57: 1033-8 <strong>23</strong> Menees SB et al: Am J Gastroenterol 2015; 110: 444-54 <strong>24</strong> Chang S: World J Gastroenterol 2015; 21: 11246-59 <strong>25</strong> Sands BE: Gastroenterology 2015; 149: 1275&ndash;1285.e2 <strong>26</strong> Atreya R et al: Nat Med 2014; 20: 313-8 <strong>27</strong> Atreya R et al: Gastroenterology 2011; 141: 2026-38<br /><br /></p> </div> </p>
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