Ausgewählte Poster und mündliche Mitteilungen aus der Gastroenterologie
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Im September fand in Interlaken die Gemeinsame Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Gastroenterologie (SGG), der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC), der Schweizerischen Vereinigung für das Studium der Leber (SASL) und der Schweizerischen Vereinigung Endoskopie-Assistenz Personal (SVEP) statt. Aus den zahlreichen Forschungsarbeiten, die die Schweizer Gastroenterologinnen und Gastroenterologen am Kongress präsentiert haben, haben wir einige «herausgepickt» und stellen Sie Ihnen hier vor.
Risikostratifizierung bei niedriggradigen Ösophagusdysplasien
Hintergrund: Niedriggradige Dysplasien (LGD) sind mit einem erhöhten Risiko für das Fortschreiten des Barrett-Ösophagus (BE) verbunden, aber die Diagnose von LGD ist durch eine erhebliche Interobserver-Variabilität eingeschränkt. Mehrere Studien haben gezeigt, dass ein objektiver «tissue systems pathology test» (TissueCypher Barrett’s Esophagus Assay, TSP-9) eine effektive Vorhersage der neoplastischen Progression bei Patienten mit BE ermöglicht. Ziel dieser Studie war der Vergleich der Risikostratifizierungsleistung des TSP-9-Tests mit Benchmarks von Allgemein- und Fachpathologen.
Methode: In der Screening-Kohorte einer randomisierten kontrollierten Studie mit BE-Patienten mit LGD wurde eine verblindete Kohortenstudie durchgeführt. Die Biopsien der ersten Endoskopie, in der LGD entdeckt worden waren, wurden mit dem TSP-9-Test beurteilt und von 30 Pathologen unabhängig voneinander überprüft.
Ergebnisse: 154 BE-Patienten (122 Männer) mit einem Durchschnittsalter von 60,9±9,8 Jahren wurden untersucht. Bei 24 Patienten entwickelten sich die Dysplasien innerhalb von 5 Jahren zu hochgradigen Dysplasien/Adenokarzinomen (HGD/EAC; Median: 1,7J.) und bei 130 Patienten trat diese Progression nicht ein (Median 7,8J. Follow-up). Der TSP-9-Test wies eine höhere Sensitivität bei der Erkennung von Patienten auf, die eine Progression entwickelten (71% vs. durchschnittlich 63% [33–88%] bei 30 Pathologen, p=0,01186).
Schlussfolgerung: Der TSP-9-Test war den Pathologen in Hinblick auf die Risikostratifizierung von BE-Patienten mit LGD überlegen. Die durch den Test geleitete Behandlung kann eine effektive Lösung für die variable pathologische Untersuchung von LGD darstellen und die Prognose verbessern. Patienten mit hohem Progressionsrisiko können früher behandelt werden und gleichzeitig werden bei Patienten mit niedrigem Risiko unnötige Interventionen reduziert.
Frei NF, Khoshiwal AM, Pouw RE et al.: A tissue systems pathology test outperforms pathology review in risk stratifying patients with low-grade dysplasia. Swiss Med Wkly 2023; 153 (Suppl. 272): 8
Eosinophile Ösophagitis: lokalisierte proximale Erkrankung mit besserem Krankheitsverlauf assoziiert
Hintergrund: Es ist nicht bekannt, ob sich Patienten mit eosinophiler Ösophagitis (EoE) mit lokalisierter Erkrankung von denen mit ausgedehnter Erkrankung unterscheiden.
Methode: Es wurden prospektiv eingeschlossene Patienten der Schweizer EoE-Kohorte ausgewertet. Analysiert wurden die Daten aller Patienten mit aktiver Erkrankung zu Beginn der Studie, ohne gleichzeitige gastroösophageale Refluxkrankheit, ohne Strikturen zu Beginn der Studie und mit mindestens einer Nachuntersuchung. Dabei wurden Patienten mit histologisch lokalisierter proximaler vs. distaler vs. ausgedehnter (= proximaler und distaler) Erkrankung im Hinblick auf Krankheitsmerkmale, Krankheitsbild und Entwicklung von Komplikationen verglichen.
Ergebnisse: Es wurden 124 Patienten mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 2,5 Jahren eingeschlossen (73,4% Männer, mittleres Alter 35,0J.). 10 Patienten hatten eine proximale (8,1%), 46 eine distale (37,1%) und 68 eine ausgedehnte Erkrankung (54,8%). Patienten mit proximaler Erkrankung waren signifikant häufiger weiblich (80%) als solche mit distaler (26,1%; p=0,002) oder ausgedehnter Erkrankung (19,1%; p<0,001) und gaben weniger schwere Symptome an (VAS 0 vs. VAS 1; p=0,001). Die endoskopische und die histologische Erkrankung war im proximalen Ösophagus bei proximaler EoE weniger ausgeprägt als bei ausgedehnter Erkrankung (EREFS 1,0 vs. 3,0; p=0,001; 27,0EOS/HPF vs. 52 EOS/HPF; p=0,008). Bei Patienten mit proximaler Erkrankung war die Wahrscheinlichkeit einer Dilatation in der Nachbeobachtungszeit geringer als bei solchen mit distaler Erkrankung (3,3% vs. 23,3%; p=0,010). In einem multivariaten Cox-Regressionsmodell war die Wahrscheinlichkeit einer Assoziation mit einem Behandlungsversagen bei proximaler Eosinophilie geringer als bei distaler Eosinophilie.
Schlussfolgerung: Die isolierte proximale eosinophile Ösophagitis ist zwar selten, sie ist jedoch mit einer weniger schweren Erkrankung und einem besseren Krankheitsverlauf verbunden. Die proximale Erkrankung scheint einen einzigartigen EoE-Phänotyp darzustellen.
Heil A, Kuehlewindt T, Godat A et al.: Histological phenotyping in eosinophilic esophagitis: Localized proximal disease is infrequent, but associated with less severe disease and better disease outcome. Swiss Med Wkly 2023; 153 (Suppl. 272): 11
Optimale Dosierung von Upadacitinib bei Patienten mit Morbus Crohn: Erfahrungen aus der Praxis
Hintergrund: «Small molecules» revolutionieren derzeit die Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen. Upadacitinib (UPA) ist von Swissmedic in einer Dosierung von 15mg/d für rheumatische und dermatologische Erkrankungen bereits zugelassen. In höheren Dosierungen von 30–45mg/d ist UPA ausserhalb der Schweiz für Colitis ulcerosa zugelassen. Ziel dieser Studie war es, die Erfahrungen mit dem Off-Label-Einsatz dieses Medikaments zu beschreiben und die in der Praxis am häufigsten verschriebene Dosis zu ermitteln.
Methode: Es wurde ein Review der Akten von Patienten mit M. Crohn (CD) des Réseau Crohn et Colite Lausanne – Bulle seit 2019 durchgeführt.
Ergebnisse: Von 48 CD-Patienten (71% Frauen) befanden sich 73% unter einer UPA-Therapie: 51% erhielten 30mg/d, 40% 15mg/d und 9% 45mg/d. Während einer mittleren Beobachtungszeit von 10Monaten nahmen die Patienten eine mittlere Dosis von 28mg/d ein. Als spezifisches Outcome wurde eine Gesamtdosis von ≥30mg/d über einen Zeitraum von ≥10 Monaten festgelegt, was bei mehr als 40% der Patienten beobachtet wurde. Patienten, welche das Medikament nicht vertrugen, oder primäre Non-Responder erreichten dieses Ziel seltener, ebenso wie Männer und CD-Patienten mit ilealer Lokalisation oder stenosierendem Verhalten. Bei den UPA-Respondern (35/48 Patienten [73%]) betrug die durchschnittliche Dauer der Erhaltungstherapie 8 Monate (0,5–23) mit 30mg und 7 Monate (0,5–17) mit 15mg. In der gesamten UPA-Kohorte war für die Dosis von 30mg/d im Vergleich zu 15mg/d eine längere Behandlungsdauer zu verzeichnen (11,2 vs. 6,7 Monate; p<0,11). Die höheren Dosen (30mg oder 45mg) führten nicht zu einer Zunahme der Unverträglichkeiten, aber zu einer leichten Zunahme von Virusinfektionen (2 vs. 4) und Kopfschmerzen (1 vs. 3).
Schlussfolgerung: Diese grosse, prospektive, reale Kohorte bei medikamentenresistenten CD-Patienten bestätigt die aktuellen Empfehlungen, Upadacitinib in einer Dosierung von 15–30mg/d als Erhaltungstherapie einzusetzen. In dieser Kohorte führten 30mg/d zu einem guten Ansprechen auf die Behandlung und waren gut verträglich. Die Autoren plädieren dafür, die individuelle Dosierung nach dem Ermessen des Arztes festzulegen, halten auf der Grundlage ihrer Ergebnisse jedoch eine Dosierung von ≥30 mg/d als angezeigt.
Juillerat P, Martinho-Grueber M, Ruetsch R et al.: Optimal dosage of upadacitinib in Crohn’s disease patients: experience from real world setting. Swiss Med Wkly 2023; 153 (Suppl. 272): 26
Altitude-IBD-Studie: Auswirkungen von Hypoxie auf entzündliche Darmerkrankungen
Hintergrund: Es ist nicht bekannt, wie die Exposition in grosser Höhe einen Schub einer entzündlichen Darmerkrankung (IBD) verursacht. Um mehr darüber zu erfahren, wurde die Krankheitsaktivität nach einer 3-stündigen Exposition in einer hypobaren Druckkammer (die eine Höhe von 4000müM imitiert) untersucht.
Methode: In einer prospektiven Studie wurden 11 Patienten mit Morbus Crohn (CD) (6 Männer, 35,6±13,7J.), 9 Patienten mit Colitis ulcerosa (UC) (3 Männer, 31,4±10,8J.) und 10 gesunde Kontrollpersonen (7 Männer, 27,7±4,9J.) vor (Ausgangswert, 490müM) sowie nach 3-stündiger Exposition in einer hypobaren Druckkammer (Nachuntersuchungen an Tag 1 und Tag 7) einer Rektosigmoidoskopie unterzogen. Die Krankheitsaktivität wurde anhand von Symptom-Scores, CRP-Werten und fäkalem Calprotectin bewertet. Die Zusammensetzung der Darmschleimhaut-assoziierten Mikroorganismen wurde mittels «High-throughput»-Sequenzierung analysiert.
Ergebnisse: Die 3-stündige Exposition in einer hypobaren Druckkammer wurde von
allen Probanden gut vertragen. Die mittlere Sauerstoffsättigung sank von 97,5±1,3% auf 80,9±4,1% und stieg nach der Exposition wieder auf normale Werte an (p<0,0001). Die klinische und die endoskopische Krankheitsaktivität waren vor und nach der Intervention nicht signifikant unterschiedlich. Allerdings wurde bei 2 UC-Patienten ein leichter Krankheitsschub beobachtet, und ein weiterer UC-Patient wurde wegen eines Krankheitsschubs nicht weiter beobachtet. Neue endoskopische Läsionen wurden bei einem gesunden Probanden und einem UC-Patienten festgestellt. Die fäkalen Calprotectinwerte stiegen bei den CD-Patienten während des Nachbeobachtungszeitraums signifikant an (p=0,031), nicht jedoch bei den UC-Patienten und den gesunden Kontrollpersonen. Bei den CRP-Werten wurden keine Veränderungen beobachtet. Der Prozentsatz der Calprotectin-basierten Krankheitsremission (fäkales Calprotectin <100μg/g) nahm in allen Gruppen nach der Exposition in der hypobaren Druckkammer ab und stieg danach an, mit einer signifikanten Abnahme in der Kontrollgruppe (100% bei Studienbeginn vs. 50% an Tag 1, p=0,029) und bei allen Patienten (73,3% bei Studienbeginn vs. 36,7% an Tag 7, p=0,013). Es wurden keine Unterschiede in der Alpha- und Beta-Diversität der Zusammensetzung der Stuhlmikrobiota vor und nach der Exposition beobachtet.
Schlussfolgerung: Eine 3-stündige Exposition in einer hypobaren Druckkammer führte nicht zu einer höheren Krankheitsaktivität. Allerdings wurden bei einer Untergruppe von Patienten leichte Krankheitsschübe und die Entwicklung von endoskopischen Läsionen beobachtet. Die Calprotectin-basierten Remissionsraten nahmen zwischen dem Ausgangswert und Tag 7 signifikant ab, was auf eine subklinische Wirkung der kurzzeitigen Hypoxie hindeutet.
Vavricka SR, Zeitz J, Madanchi M et al.: A prospective interventional study to evaluate the effect of hypoxia on healthy volunteers and patients with inflammatory bowel disease: The Altitude IBD study. Swiss Med Wkly 2023; 153 (Suppl. 272): 3
Auch in der Schweiz möglich: Patient mit Darmtuberkulose
Hintergrund: Die Tuberkulose (TB) ist eine weltweit vorkommende tödlich verlaufende Infektionskrankheit mit vorwiegend pulmonalen Manifestationen. Die abdominale TB macht weltweit etwa 5% der Tuberkulosefälle aus (Indian J Med Res 2004; 120: 316-53).
Fallbeschreibung: Ein 34-jähriger männlicher Patient aus Eritrea wurde aufgrund von Bauchschmerzen und einem Gewichtsverlust von 20kg in den letzten Monaten zur endoskopischen Untersuchung überwiesen. Die Koloskopie zeigte schwere entzündliche Läsionen im terminalen Ileum und im Zökum sowie eine exkavierte Läsion im Colon sigmoideum. Der positive Quantiferontest und Histologiebefund bestätigten die Diagnose einer Darmtuberkulose. Es wurde eine vierfache Antibiose eingeleitet, die zu einer raschen klinischen Besserung führte.
Diskussion: Die intestinale Tuberkulose betrifft typischerweise die Ileozökalregion (75% der Fälle) und führt zu ulzerohypertrophen Läsionen (Indian J Med Res 2004; 120: 316-53). Die intestinale Tuberkulose kann zu schweren Komplikationen wie Fisteln, Abszessen, Stenosen und Perforationen führen (Abdom Imaging 1999; 24: 32-8).
Schlussfolgerung: Bei ausländischen Patienten mit B-Symptomen darf die Tuberkulose nicht vergessen werden.
Rossier LN, Burgmann K, Seibold FW, Staudenmann A: A case report of intestinal tuberculosis in Switzerland. Swiss Med Wkly 2023; 153 (Suppl. 272): 31
Quelle:
Jahreskongress der SGG, SGVC, SASL und SVEP, 24. und 25. September 2023, Interlaken
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