
Zaubertrick: Schwarzlicht-Lampe
Fallbericht zur Verfügung gestellt von:
Prof. DDr. med. Alexander Navarini
Chefarzt Dermatologie und Allergologie
Universitätsspital Basel
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Man kennt das Prinzip der Chemilumineszenz aus Krimiserien, in denen zuvor unentdeckte Blut- und Spermaspuren dazu beitragen, Verbrecher zu fangen. Ein Effekt, den sich auch die Dermatologie zunutze macht, um auf Jagd zu gehen: etwa nach Pilzen oder anderen Krankheitserregern. Bewährte Hilfsmittel dafür sind Schwarzlicht- oder «Wood»-Lampen. Sie emittieren kurzwellige UV-A-Strahlung, die zur Fluoreszenz anregt.
Dieser Fall handelt von einem 50-jährigen Mann, der sich mit wiederkehrenden Wunden an den Füssen vorstellt. Einen ersten Hinweis gibt der Beruf des Mannes: Er arbeitet als Liftservicetechniker und trägt deshalb meistens Sicherheitsschuhe. Ansonsten gibt der Patient an, seit etwa vier Jahren an den Händen wiederkehrende Bläschen zu bemerken, die an den Seiten der Finger lokalisiert auftreten. Er nimmt keine Medikamente ein und hat keine bekannten Allergien. Der Patient berichtet, etwa fünf Flaschen Bier und zwei Packungen Zigaretten pro Woche zu konsumieren. Ausserdem erzählt er, dass sein Sohn an Psoriasis leidet. Die Umgebungsanamnese ist negativ.
Eintrittsstatus
Am linken Fuss sind zwischen Digitus I bis III persistierende, nässende Erosionen bzw. Mazeration und weissliche Schuppen sowie ein brauner Rand zu sehen, der für Jodbäder als Behandlungsversuch spricht. Die Zehennägel haben eine weissliche und gelbliche Färbung. Distal lässt sich eine Onychodystrophie feststellen. Im Wood-Licht lassen sich grün fluoreszierende Stellen an den Erosionen festmachen (Abb.1B). Keine LAD. Die Hände sind xerotisch mit Rhagaden, die Fingernägel blande ohne ersichtliche Tüpfel oder Ölflecken.
Abb. 1: (A) Nässende Erosion interdigital am linken Fuss bei Vorstellung im Tageslicht und (B) unter Schwarzlicht/Wood-Lampe
Der Patient berichtet, dass er seit einigen Monaten wieder vermehrt Wunden an den Füssen bemerkt hat. Seit dem gestrigen Tag habe er vermehrtes Nässen festgestellt, weshalb er zur Vorstellung in die Ambulanz gekommen sei. Er wäre in letzter Zeit oft im Atlantik baden gewesen und hätte sich an Muscheln verletzt.
Insgesamt berichtet er, schon drei Therapieversuche mit Antibiotika hinter sich zu haben und zusätzlich Fussbäder mit kaltem Wasser durchzuführen. Vor vier Jahren habe er ausserdem nach einer Vorstellung in der Dermatologie der Universitätsklinik Freiburg einen Kortisonstoss erhalten, nachdem er eine Besserung festgestellt habe.
Beurteilung und Verlauf
Die Diagnose der betreuenden Dermatologin lautet auf Tinea pedis mit bakterieller gramnegativer Superinfektion. Aus Vorbefunden aus der Zeit des erstmalig bemerkten gehäuften Auftretens sind positive Kulturen für Pseudomonas aeruginosa und Trichophyton interdigitale bekannt.
Die bisherigen Therapieversuche sind für den Patienten schwierig zu benennen, es häufen sich viele Topika. Er hätte in den letzten Wochen immer wieder Mycoster® sowie Fucidine® Creme eingesetzt. Eine systemische Therapie mit Terbinafin (250mg) sei ihm zwar empfohlen worden, er habe sie aber nach Rücksprache mit dem Hausarzt nicht eingenommen. Ciprofloxacin (500mg) nehme er seit zwei Monaten einmal täglich mit nur einer Woche Unterbrechung ein.
Nehmen Sie teil!
Diagnostizieren Sie mit uns generalisierte Exantheme, behandeln Sie hartnäckige Nägel und staunen Sie im Schwarzlicht. Oder haben Sie selbst einen Patientenfall vor Augen, bei dem Sie sich über einen frischen Blick freuen würden?
Wir laden Sie herzlichst zu unserer nächsten «Abendvisite» ein:
am 26. September 2023 von 18.15 bis 19.15 Uhr
Nähere Infos finden Sie online. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Prozedere
Die Diagnose des gramnegativen Fussinfekts auf einer bestehenden Tinea pedis sowie einer Onchomykose wird aktenanamnestisch bestätigt. Zur Behandlung wird Tannosynt® empfohlen (Phenolsulfonsäure-Phenol-Urea-Formaldehyd-Kondensat). Der Gerbstoff soll zweimal täglich als Bad angewandt und die Haut anschliessend trockengetupft bzw. geföhnt werden. Systemische oder topische Antibiotika werden in diesem Fall nicht verschrieben. Letztere sollten in diesen Fällen generell nicht angewendet werden. Im Falle eines invasiven Infekts wäre eine systemische Antiobiotikatherapie angezeigt. Die empfohlene Behandlung der Onychomykose mit Terbinafin, welches gleichzeitig die Tinea pedis erfassen wird, wurde in diesem Fall ebenfalls durchgeführt.
Einsatz der Wood-Lampe
Die Wood-Lampe gibt in geringen Mengen sichtbares Licht im blauen Farbbereich sowie Licht im ultravioletten Wellenlängenbereich ab, das auch Schwarzlicht genannt wird. In der Dermatologie wird die Wood-Lampe u.a. in der Schnelldiagnostik von Pigmentveränderungen und Infektionen mit bestimmten Dermatophyten eingesetzt, deren Stoffwechselprodukte im Schwarzlicht gelbgrün fluoreszieren. Ebenso können bakterielle Infektionen mit P. aeruginosa nachgewiesen werden.
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