
Wie behandeln wir künftig?
Bericht:
Dr. Thomas Scherz
Abteilung für Dermatologie und Venerologie
Landesklinikum Wiener Neustadt
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Die Zukunft der Melanomversorgung war ein zentrales Thema auf der diesjährigen FOBI. Interessante Entwicklungen gab es aber auch zu seltenen Tumoren und kutanen Lymphomen sowie entzündlichen Hauterkrankungen in Erfahrung zu bringen.
Dermatoonkologie
Prof. Dr. Axel Hauschild, Universitäts-Hautklinik Kiel, gab im Zuge der Plenarsitzung „Dermatoonkologie“ spannende Einblicke in die Zukunft der Melanomversorgung. Es wurde hervorgehoben, dass die mikroskopisch kontrollierte Chirurgie der Goldstandard bei der Lentigo maligna sowie bei genitalen und akralen Melanomen darstellt – dies verhindert entstellende Eingriffe, ohne wesentlich die Prognose zu beeinflussen. Des Weiteren wurde ein kürzlich veröffentlichtes europäisches Therapieupdate zum Melanom erwähnt, welches keine Metastasektomie bei Oligometastasierung empfiehlt.1 Die bereits zugelassene Therapie mit Pembrolizumab im Stadium IIB/IIC des Melanoms zeigte in den Zulassungsstudien ein deutlich verlängertes rezidivfreies Überleben. Deshalb sollte diese Therapie geeigneten Patienten nun auch bereits in früheren Tumorstadien angeboten werden.
In einem weiteren exzellenten Übersichtsvortrag von Prof. Dr. Carola Berking, Hautkrebszentrum Erlangen, wurde der Tubulin-Polymerisationshemmer Tirbanibulin besprochen. Die Formulierung als 1%-Salbe, welche einmal täglich an fünf aufeinanderfolgenden Tagen aufgetragen werden sollte, zeigte in den Zulassungsstudien ausgezeichnete Remissionsraten der aktinischen Keratosen bei gleichzeitig geringfügigen Therapienebenwirkungen. Lokal fortgeschrittene und metastasierte Plattenepithelkarzinome, welche unter dem PD-1-Inhibitor Cemiplimab progredient waren, zeigen mit der Kombination Cemiplimab und Cetuximab eine Ansprechrate von zumindest 30%, weshalb eine solche Kombinationstherapie auch bei Versagen der Monotherapie mit einem PD-1-Inhibitor durchaus angeschlossen werden kann. Erwähnt wurde auch eine derzeit laufende Studie zum Kaposi-Sarkom, welche die Wirksamkeit von Pembrolizumab untersuchte. Dies könnte zukünftig eine vielversprechende Therapieoption darstellen.
In einem Update zu seltenen Tumoren und kutanen Lymphomen berichtete Prof. Dr. Reinhard Dummer, Universitätsspital Zürich, von den häufigsten primär kutanen B-Zell-Neoplasien und zeigte einprägsame klinische Fälle zum Marginalzonenlymphom, dem primär kutanen Keimzentrumslymphom und dem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom. Auch die Therapieoption Brentuximab-Vedotin, ein an CD30 bindender Antikörper, und dessen Einsatz bei kutanen T-Zell-Lymphomen wurden besprochen. Beim häufigsten primär kutanen Lymphom, der Mycosis fungoides, war das Ansprechen von Brentuximab-Vedotin unabhängig von der CD30-Expression der Tumorzellen.
Entzündliche Hauterkrankungen
Auch die entzündlichen Dermatosen waren ein Schwerpunkt der diesjährigen Münchner Fortbildungswoche. Prof. Dr. Martin Schaller, Universitätsklinikum Tübingen, gab einen Überblick über die Neuigkeiten im Bereich der Erkrankungen Akne und Rosazea. Insbesondere bei der Behandlung einer Stammakne dürfte sich die topische Anwendung von Trifaroten eignen. Der zugelassene Wirkstoff in einer Dosierung von 50µg/g ist ein hochwirksamer RARγ-Agonist mit retinoidähnlicher Wirkung. Rifaximin wurde bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer papulopustulöser Rosazea als innovative Off-Label-Behandlungsoption genannt. Der antibakterielle Wirkstoff, welcher vom Darm nicht resorbiert wird, wurde in einer Dosierung von 300mg 4x täglich über 10–14 Tage verabreicht und zeigte einen Behandlungserfolg bis zu 9 Monate nach Abschluss der Therapie. Die Rationale der Anwendung und Wirksamkeit dürfte die Behandlung einer Dysbakteriose in Dünndarmabschnitten darstellen. Für die Indikation Rosazea wurde auch bereits eine Phase-II-Studie mit Rifaximin abgeschlossen.
Prof. Dr. Michael Hertl, Universitätsklinikum Marburg, berichtete in seinem Vortrag von Neuigkeiten im Bereich der blasenbildenden Autoimmunerkrankungen. Hierbei wurde die möglichst frühzeitige Behandlung des Pemphigus vulgaris hervorgehoben, wobei Rituximab in der Kombination mit niedrig dosierten Glukokortikoiden die Erstlinientherapie darstellen sollte. Eine neuartige Therapie des Pemphigus vulgaris, welche derzeit in Phase-III-Studien untersucht wird, könnte das Antikörperfragment Efgartigimod darstellen. Efgartigimod bindet an den neonatalen Fc-Rezeptor und führt dadurch zu einem IgG-Katabolismus. Auch das Erkrankungsbild des bullösen Pemphigoids (BP) wurde ausgiebig diskutiert. Es wurde die Wichtigkeit der Medikamentenanamnese beim BP hervorgehoben, wobei vor allem Gliptine und neuerdings PD-1-Antikörper als Auslöser beschrieben wurden. Zukünftig könnte Dupilumab, ein IL-4/IL-13-Antikörper, eine effektive Therapieform für das BP darstellen.
Quelle:
FOBI 2022, 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, 12.–16. Juli 2022, München
Literatur:
1 Garbe C et al.: European consensus-based interdisciplinary guideline for melanoma. Part 2: Treatment - update 2022. Eur J Cancer 2022; 170: 256-84
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