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Psoriasis beim EADV 2017

Vollständige Abheilung der Hautläsionen wird zum realistischen Therapieziel

<p class="article-intro">Der Angriff am IL-17-Signalweg gehört zu den vielversprechendsten und effektivsten Behandlungsmöglichkeiten der Psoriasis. Entsprechend viele Studien wurden beim EADV hierzu vorgestellt. Inzwischen kann ein Behandlungszeitraum von fünf Jahren überblickt werden.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Secukinumab ist der erste IL-17A-Hemmer, f&uuml;r den Daten aus Phase-III-Studien vorliegen, die einen Zeitraum von mehr als 5 Jahren umfassen (Bissonnette R et al., Poster Nr. 2223). Sie stammen von der multizentrischen &bdquo;open label&ldquo; Anschlussstudie zur zulassungsrelevanten Phase-III-Studie SCULPTURE. Hier zeigte sich, dass die nach einem Jahr erzielten Verbesserungen des Psoriasis Area and Severity Index (PASI) um 75 % (PASI-75), die PASI-90- und PASI-100-Ansprechraten praktisch unver&auml;ndert bis zum Ende des 5. Jahres (nach 260 Wochen) fortbestehen: So erzielte Secukinumab nach dem 1. Jahr bei 69 % der Patienten ein PASI-90-Ansprechen (&bdquo;data as observed&ldquo;). Diese hohe Ansprechrate wurde bei Behandlung mit 300mg Secukinumab bis nach dem 5. Jahr aufrechterhalten (66 % ; Abb. 1). Ein PASI-100-Ansprechen, d.h. eine vollst&auml;ndige Abheilung der psoriatischen Hautl&auml;sionen, konnte dar&uuml;ber hinaus bei 44 % der Studienteilnehmer nach einem Jahr beobachtet werden. Auch dieser Prozentsatz wurde von 41 % aller Patienten bis nach dem 5. Jahr gehalten.<br /> In der Anschlussstudie wies Secukinumab auch &uuml;ber den Zeitraum von 5 Jahren ein g&uuml;nstiges und konsistentes Sicherheitsprofil auf, es kam zu keinen neuen Sicherheitssignalen. Zwei Drittel der Patienten gaben an, dass die Krankheit in den f&uuml;nf Jahren keinen Einfluss mehr auf ihre Lebensqualit&auml;t hatte.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1704_Weblinks_s20_abb1.jpg" alt="" width="2150" height="796" /></p> <h2>Positive Langzeitergebnisse auch f&uuml;r IL-17-Rezeptorblocker</h2> <p>Brodalumab ist ein IL-17-Rezeptorblocker und hemmt daher nicht nur IL-17A, sondern alle Abk&ouml;mmlinge von IL-17, z.B. auch IL-17C, das ebenfalls vermehrt in psoriatischen L&auml;sionen gefunden wird. Beim EADV wurde jetzt eine offene Nachbeobachtungsstudie einer Phase-II-Untersuchung vorgestellt, in der Patienten ebenfalls &uuml;ber f&uuml;nf Jahre behandelt wurden (Menter A et al., Poster P944). Von den 181 Patienten zu Beginn der Nachbeobachtungsphase blieben 101 (59,1 % ) bis Woche 264 unter Beobachtung. Brodalumab wurde bis Woche 240 verabreicht und dann abgesetzt. 90,3 % der Patienten wiesen nach der Doppelblindphase in Woche 12 nach Arzteinsch&auml;tzung abgeheilte oder nahezu abgeheilte Hautl&auml;sionen auf. Mehr als 75 % der Patienten konnten dies bis Woche 240 aufrechterhalten. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Medikation gestoppt, entsprechend sank dieser Prozentsatz auf 61,7 % in Woche 264. 90 % der Patienten wiesen auch zu Woche 240 ein PASI-75-Ansprechen auf, 80 % ein PASI-90- und 60 % ein PASI-100-Ansprechen &ndash; auch hier sank das Ansprechen nach Beendigung der Therapie. Das Sicherheitsprofil war konsistent mit demjenigen der k&uuml;rzeren Studien, es zeigten sich keine neuen Sicherheitssignale.<br /> Die Daten zeigen, dass heute auch Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis langfristig eine Abheilung der Hautl&auml;sionen erreichen k&ouml;nnen.</p> <h2>Angriff an IL-17 verbessert endotheliale Funktion</h2> <p>Patienten mit moderater bis schwerer Psoriasis haben eine im Vergleich zu Gesunden um 10 Jahre verk&uuml;rzte Lebenserwartung und eine erh&ouml;hte kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t. Dies wird darauf zur&uuml;ckgef&uuml;hrt, dass die erh&ouml;hte Freisetzung proinflammatorischer Zytokine sowie die chronische Aktivierung des Immunsystems auf Dauer viele Gewebe und Organe sch&auml;digen.<sup>1</sup> Am Beispiel von TNF-Blockern und Methotrexat zeigte sich, dass sich eine effektive Psoriasistherapie auch g&uuml;nstig auf die kardiovaskul&auml;re Mortalit&auml;t auswirkt.<sup>2</sup> Zu den IL-17-Blockern gibt es hierzu bislang widerspr&uuml;chliche Daten. &bdquo;Mit der CALIMA-Studie wurde jetzt eine Schallmauer durchbrochen, denn sie liefert den Beleg daf&uuml;r, wie sich die IL-17A-Blockade g&uuml;nstig auf die kardiovaskul&auml;re Situation auswirkt&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Kristian Reich, Dermatologikum Hamburg, Koautor der Studie (Von Stebut-Borschitz E et al., Poster P1818). In dieser prospektiven Studie wurde der Einfluss einer Therapie mit Secukinumab auf die flussvermittelte Vasodilatation (FMD) gemessen. Darunter versteht man die prozentuale Ver&auml;nderung des Gef&auml;&szlig;durchmessers durch str&ouml;mungsbedingte Scherkr&auml;fte. Ihre Bestimmung erm&ouml;glicht R&uuml;ckschl&uuml;sse auf die Endothelfunktion. Eine fr&uuml;her durchgef&uuml;hrte Metaanalyse zeigte, dass eine Erh&ouml;hung der FMD um lediglich 1 % bereits mit einer Risikoreduktion kardiovaskul&auml;rer Ereignisse um 13 % assoziiert ist.<sup>3</sup> Alle Studienteilnehmer wiesen eine mittelschwere bis schwere Psoriasis auf und waren mit Biologika vorbehandelt. Sie erhielten 12 Wochen lang entweder Secukinumab oder ein Placebo, im Anschluss wurden alle Patienten f&uuml;r ein Jahr mit Secukinumab weiterbehandelt. Prim&auml;rer Studienendpunkt war die Ver&auml;nderung der FMD im Vergleich zu Baseline. Bereits nach 12 Wochen zeigte sich eine Verbesserung der FMD um &uuml;ber 1 % , die jedoch noch nicht signifikant war: Dieser Unterschied erreichte nach einem Jahr f&uuml;r Secukinumab in beiden Dosen Signifikanz. Dar&uuml;ber hinaus wurden die Baseline-FMDWerte der Psoriasispatienten mit denjenigen von gesunden Volont&auml;ren verglichen. Hier zeigte sich, dass Psoriasispatienten schon zu Studienbeginn niedrigere FMDWerte aufwiesen als die Gesunden, obwohl es sich bei den Studienteilnehmern nicht um klassische kardiovaskul&auml;re Hochrisikopatienten handelte. &bdquo;Die CALIMA-Studie zeigt, dass alle Patienten mit mittelschwerer oder schwerer Psoriasis eine h&ouml;here Inzidenz einer endothelialen Dysfunktion aufweisen, die mit einer subklinischen Atherosklerose verbunden ist&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Reich. Secukinumab verbesserte in dieser Studie die endotheliale Dysfunktion und wirkt sich vermutlich dadurch g&uuml;nstig auf die kardiovaskul&auml;re Morbidit&auml;t aus. <sup>Bew&auml;hrtes in neuem Gewand &hellip;</sup> Nicht jeder Psoriasispatient ben&ouml;tigt ein Biologikum, das Ziel kann oft auch mit preisg&uuml;nstigeren konventionellen Systemtherapeutika erreicht werden. Fumars&auml;ureester sind in Deutschland die am h&auml;ufigsten verordnete orale Therapie und dort seit vielen Jahren auf dem Markt. &bdquo;Sie sind sozusagen das Arbeitspferd des deutschen Dermatologen&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Wolf-Henning Boehncke, Dermatologie, Universit&auml;tsklinik Genf, auf einer Pressekonferenz. Das Pr&auml;parat enth&auml;lt ein Fumars&auml;ureestergemisch, Hauptbestandteil ist jedoch Dimethylfumarat. Die Gleichwertigkeit von Dimethylfumarat (LAS41008) mit dem Fumars&auml;ureestergemisch wurde in der Zulassungsstudie BRIDGE nachgewiesen, die in diesem Jahr publiziert wurde.<sup>4</sup> In der Phase-III-Doppelblindstudie wurden 671 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis in 3 Gruppen mit Dimethylfumarat, dem Fumars&auml;ureestergemisch oder Placebo &uuml;ber 16 Wochen behandelt. Die zwei prim&auml;ren Endpunkte bestanden in jeweils dem Anteil an Patienten, der mindestens PASI 75 oder einen Status von 0 oder 1 im Physician Global Assessment (PGA) Score erreicht. Das Ergebnis ergab eine signifikante Wirksamkeit von LAS41008 im Vergleich zu Placebo mit PASI 75 bei 37,5 % vs. 15,3 und PGA 0&ndash;1 von 33 % vs. 13,0 % . Die geringen Unterschiede zu den Resultaten der Gruppe, die mit dem Fumars&auml;ureestergemisch behandelt wurden (PASI 75: 40,3 % , PGA 0&ndash;1 37,4 % ) belegen die Nichtunterlegenheit von LAS41008. Die Lebensqualit&auml;t, gemessen im &bdquo;Dermatology Life Quality Index&ldquo;, verbesserte sich unter LAS41008 um 52 % und mit dem Mischpr&auml;parat um 50 % . &bdquo;Mit LAS41008 wird in K&uuml;rze eine besonders kosteneffiziente Therapieoption f&uuml;r Psoriasis in ganz Europa erh&auml;ltlich sein&ldquo;, schloss Prof. Boehncke.</p> <h2>&hellip; sowie neue Substanzen in der Pipeline</h2> <p>Heute noch Zukunftsmusik, aber ein faszinierender neuer Ansatz ist die Entwicklung von speziellen Proteinen, die den IL-17-Signalweg blockieren: Mithilfe der sogenannte Affibody-Technologie wurde ein Protein entwickelt, das eine hohe Affinit&auml;t und Selektivit&auml;t f&uuml;r IL-17A aufweist. Das Molek&uuml;l Femtomolar weist eine Kristallstruktur auf und ist 25-mal kleiner als Antik&ouml;rper wie Ixekizumab oder Secukinumab, die an IL-17A angreifen. Dadurch kann eine h&ouml;here Dosis in einem kleineren Injektionsvolumen verabreicht werden. &bdquo;Zudem bindet unser Molek&uuml;l an zwei Seiten von IL-17, wogegen die beiden auf dem Markt befindlichen Antik&ouml;rper nur an einer Seite angreifen&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Fredrik Frejd, Affibody AB, Universit&auml;t Uppsala, Stockholm, Schweden, die Besonderheit dieses Molek&uuml;ls (Frejd F, Late Breaking Abstract Nr. 4355).<br /> Einmalige und wiederholte Injektionen an 46 gesunden Volont&auml;ren zeigten, dass es gut vertr&auml;glich ist. &bdquo;F&uuml;r uns war wesentlich, zu zeigen, dass wir bei einem derart hochwirksamen Molek&uuml;l nicht vermehrte Candida-Infektionen finden&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Frejd. Dies w&auml;re zu bef&uuml;rchten, da IL-17 physiologisch vor allem zur Abwehr von Pilzinfektionen ben&ouml;tigt wird.<br /> In einer Phase-I-Studie wurde die Wirksamkeit dieses Molek&uuml;ls an 13 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis untersucht. Bei diesen Patienten zeigte sich ein dosisabh&auml;ngiges Ansprechen. Eine Dosis von nur 40mg resultierte in einem fr&uuml;h einsetzenden Effekt innerhalb von Tagen nach der Injektion. Bereits nach einer Woche wurde der PASI um 40 % verringert, nach drei Wochen um 60 % , wiederholte Injektionen waren noch st&auml;rker wirksam. Infolge dieser positiven Resultate wird in den n&auml;chsten Wochen eine Phase-II-Studie begonnen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 26<sup>th</sup> European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), 13.–17. September 2017, Genf </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Greb JE et al.: Nat Rev Dis Primers 2016; 2 : 16082 <strong>2</strong> Churton S et al.: Drugs 2014; 74(2): 169-82 <strong>3</strong> Inaba Y et al.: Int J Cardiovasc Imaging 2010; 26: 631-40 <strong>4</strong> Mrowietz U et al.: Br J Dermatol 2017; 176(3): 615-23</p> </div> </p>
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