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Viel Neues aus Amerika
Jatros
30
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24.05.2017
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<p class="article-intro">Bei frühlingshaften Temperaturen fand in Orlando der 75. Kongress der American Academy of Dermatology (AAD) statt. Die über 18 000 Besucher hatten die Qual der Wahl zwischen 380 Symposien, in einem Fünftel von ihnen wurden neue Daten präsentiert.</p>
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<p class="article-content"><h2>Biologikum in der Therapie der atopischen Dermatitis</h2> <p>„Atopische Dermatitis ist die neue Psoriasis: Wir haben endlich neue Medikamente, die hervorragende Ergebnisse zeigen“, sagte Prof. Andrew Blauvelt, Oregon Medical Center in Portland (OR/USA). Mit dem IL4/IL13-Blocker Dupilumab hält das erste Biologikum seinen Einzug in die Therapie der atopischen Dermatitis (AD). Beim AAD wurden jetzt die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der CHRONOSStudie präsentiert, in der eine Kombination von Dupilumab und topischen Steroiden (TCS) mit der Kombination von Placebo und TCS bei Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis verglichen wurde. Dabei erreichte die Kombinationstherapie mit Dupilumab signifikant bessere Behandlungsergebnisse bei sämtlichen untersuchten Endpunkten.<br /> Prof. Blauvelt und seine Kollegen nahmen 740 Patienten in die Studie auf. 60 % waren männlich und das mittlere Alter betrug 34 Jahre. Die Studienteilnehmer wurden drei verschiedenen Gruppen zugeordnet. Therapiert wurde entweder wöchentlich oder zweiwöchentlich mit 300mg Dupilumab plus TCS oder Placebo plus TCS. Primärer Studienendpunkt der CHRONOSStudie war der Anteil der Patienten, die einen Punktwert nach Gesamteinschätzung der Prüfärzte („Investigators Global Assessment“, IGA) von 0/1 aufwiesen, d.h., deren Hautläsionen nahezu oder vollständig abgeheilt waren oder die seit der Baseline eine Verbesserung des Scorewerts um mindestens 2 Punkte erreichten. Nach 16 Wochen erreichten 39 % beider Dupilumab- Gruppen den primären Endpunkt im Vergleich zu 12 % der Placebogruppe (p<0,0001). Dieses positive Resultat bestand bei 36–40 % der Dupilumab-Patienten über 52 Wochen. Das waren deutlich mehr als in der Placebogruppe (13 % ; p<0,0001). Darüber hinaus zeigte sich die Behandlung mit Dupilumab auch bei einigen sekundären Endpunkten überlegen, wie z.B. dem EASI(„Eczema Area and Severity Index“)75-Ansprechen. Der Wirkstoff hatte zudem einen positiven Einfluss auf den Juckreiz, das Symptom, das Patienten mit atopischem Ekzem am meisten quält. Prof. Blauvelt wies darauf hin, dass die Intensität des Juckreizes, die über eine Patienteneinschätzung mithilfe der „Pruritus Numerical Rating“-Skala (NRS) gemessen wurde, schnell sank und im Verlauf auch ein kontinuierliches Ansprechen vorlag. „Für uns war es wichtig, zu zeigen, dass auch diese Wirkung bis zur 52. Woche erhalten blieb“, schloss Blauvelt. Bereits im vorigen Jahr hatte sich das Biologikum in den SOLO-Studien in der Monotherapie des atopischen Ekzems als effektiv erwiesen.<br /> Der Erfolg von Dupilumab zeigt, dass Typ-2-Helferzell-vermittelte Immunreaktionen, an denen die Zytokine IL-4 und IL-13 beteiligt sind, tatsächlich eine wichtige Rolle in der Pathogenese des atopischen Ekzems spielen. Der monoklonale Antikörper Dupilumab bindet an die Alpha- Untereinheit des Interleukin-4-Rezeptors und blockiert so die von IL-4 und IL- 13 ausgelöste Signalübertragung.<br /> (Blauvelt A: Long-term management of moderate-to-severe atopic dermatitis with dupilumab up to 1 year with concomitant topical corticosteroids: a randomized, placebo-controlled phase 3 trial (CHRONOS). Session F056 – Late-Breaking Research: Clinical Trials.)</p> <h2>NO-Freisetzung gegen Genitalwarzen</h2> <p>Ein innovatives Gel, das Stickstoffoxid freisetzt, erwies sich in einer ersten Studie an 30 Patienten mit zwei bis 20 Warzen an den Genitalien oder im Perianalbereich als sehr gut wirksam. Die Teilnehmer waren ansonsten gesund und nicht immunsupprimiert. Mit dem 12 % igen Gel erreichten bei Anwendung einmal täglich 33,3 % der Probanden eine vollständige Abheilung in der „Intention-to-treat“-Analyse (Abb. 1) sowie 42,1 % in der Per-Protokoll- Analyse nach 12 Wochen. Dies traf nur auf 6,7 % der Patienten zu, die ein Placebogel auftrugen (p=0,02). Nur wenige Patienten brachen die Studie ab. Der Wirkmechanismus des Gels ist noch nicht vollständig bekannt. „Wir glauben, dass es sich eher um eine antientzündliche als um eine zytotoxische Wirkung handelt“, erklärte Prof. Stephen Tyring, University of Texas Health Science Center in Houston (TX/USA). Aus diesem Grund werden von dem Gel auch in erster Linie die mit dem Virus infizierten Zellen und nicht die normalen Zellen angegriffen. Das in dieser Dosisfindungsstudie ebenfalls untersuchte 2-mal täglich aufgetragene 8 % ige Gel erwies sich als zu toxisch, dieser Studienarm wurde daher abgebrochen. Die weiteren Untersuchungen werden jetzt mit dem 12 % igen Gel (1-mal täglich angewendet) durchgeführt. Studienmoderator Prof. Blauvelt kommentierte diese Studie folgendermaßen: „Ich denke, dass Arzneimittel, die NO freisetzen, für eine Reihe von weiteren dermatologischen Indikationen eine interessante therapeutische Option darstellen könnten.“<br /> (Tyring S: Results from phase 2 study of nitric oxide – releasing SB206 once daily administration show favourable efficacy and safety in genital warts. Session F056 – Late-Breaking Research)</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s32_tab1.jpg" alt="" width="1146" height="927" /></p> <h2>Secukinumab ermöglicht hohe Ansprechraten nach Therapiepausen</h2> <p>Im Idealfall sollten Patienten mit schwerer Psoriasis kontinuierlich behandelt werden. Allerdings kommt es in praxi immer wieder zu Therapiepausen, z.B. aufgrund von Operationen, Infektionen oder wenn Patienten glauben, aufgrund der Abheilung der Läsionen auf eine weitere Therapie verzichten zu können. Die auf dem diesjährigen AAD vorgestellten Daten der Verlängerungsphase der ERASURE- und FIXTURE-Studie bestätigen: Kommt es bei einer Behandlungspause zu einem Wiederaufflammen der Psoriasis, so gelingt es bei erneuter Behandlung mit Secukinumab (300mg) 94 % der Patienten nach 16 Wochen erneuter Behandlung wieder, ein PASI- 75-Ansprechen zu erreichen. Im selben Zeitraum wiesen 79 % der vorherigen PASI-90-Responder (n=117) (Abb. 2) wieder ein PASI-90-Ansprechen und 67 % der bis dato PASI-100-Responder (n=67) erneut ein PASI-100-Ansprechen auf. Die Daten stammen von 136 Patienten, die in zwei Jahren einen Rückfall (definiert als Verlust von über 50 % des maximalen PASI-Ansprechens im Vergleich zu Placebo) erlitten. Die mediane Zeit bis zum Rückfall nach Absetzen von Secukinumab betrug 28 Wochen.<br /> Zudem war das Sicherheitsprofil weiterhin günstig und konsistent mit dem der vorherigen Phase-III-Studien.<br /> Für dieses sehr gute Behandlungsergebnis beim Retreatment mit Secukinumab ist vermutlich die auch in Studien dokumentierte sehr geringe Immunogenität von Secukinumab verantwortlich.<br /> (Blauvelt A, Reich K, Warren RB et al: Secukinumab retreatment shows rapid recapture of treatment response: an analysis of a phase 3 extension trial in psoriasis. Poster Nr. 4879)</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s32_tab2.jpg" alt="" width="1417" height="929" /></p> <h2>Sonnenbrände in der Kindheit: auch ein soziales Problem</h2> <p>Der UV-Schutz als wesentliche Maßnahme zur Verhütung von Hautkrebs ist sehr etabliert. Gerade in Australien gibt es zahlreiche Kampagnen, die vor einer UVExposition warnen. Doch offensichtlich erreichen diese Informationen nicht alle Bevölkerungsschichten. Anders lässt sich nicht erklären, dass nach Ausführung von Dr. Victoria Harris, Discipline of Dermatology an der Universität Sidney, Sydney (Australien), die Rate des Auftretens von Nicht-Melanom-Hautkrebs (NMSC) zwischen 1997 und 2010 um 87 % anstieg. Sie untersuchte in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen der Bildung der Eltern und der UV-Exposition der Kinder. In der Querschnittsstudie füllten Eltern, die in der dermatologischen Klinik in Sydney und Gosford behandelt wurden, Fragebögen bezüglich ihres eigenen Verhaltens und ihrer Einstellung zum Sonnenschutz ihrer Kinder aus. Hier zeigte sich, dass Eltern, die über eine nur geringe Bildung verfügten, signifikant häufiger selbst ernsthafte Sonnenbrände erlitten (p<0,0001). Zudem erlitten deren Kinder signifikant häufiger Sonnenbrände, vor allem wenn sie nicht von den Eltern eingecremt wurden (p<0,001). Ein schwächerer, aber immer noch signifikanter Zusammenhang bestand zwischen der Anzahl der Sonnenbrände der Eltern in den letzten 12 Monaten und der Häufigkeit, mit der die Kinder in dieser Zeit einen Sonnenbrand hatten (p<0,05). Je älter die Kinder waren, umso mehr Sonnenbrände wiesen sie auf (p<0,001). „Diese Studie zeigt uns, dass ältere Australier mit einer hohen Inzidenz von hellem und dunklem Hautkrebs ihre negative Einstellung zum Thema Schutz vor UV-Exposition offensichtlich an die jüngere Generation weitergeben“, erklärte Dr. Harris.<br /> (Harris V: Assessment of sun-protective attitudes and behaviours of parents and the impact on their children Session F085 – Late-breaking Research: Basic Science/ Cutaneous Oncology/Pathology.)</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 75th American Academy of Dermatology Annual Meeting
(AAD), 3.–7. März 2017, Orlando
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