
Update pädiatrische Dermatologie
Autor:
Dr.Florian Bodner, M.Sc. DermPrevOncol
Abteilung für Dermatologie und Venerologie
Landesklinikum Wiener Neustadt
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In welchen Fällen bei Hämangiomen eine weiterführende Diagnostik ratsam ist und weshalb man bei jungen Patienten mit csU auch an Autoimmunerkrankungen denken sollte, waren nur zwei von vielen nützlichen Tipps, die man von der FOBI 2022 mitnehmen konnte.
Management kongenitaler Tumoren in der Kindheit
Prof. Dr. Henning Hamm, Universitätsklinik Würzburg, nahm in seinem Vortrag zunächst Stellung zu der Klassifikation und dem Management kongenitaler Nävi. Solitäre kleine, mittelgroße und große Pigmentmale haben ein Melanomrisiko von <1%, sodass hier eine prophylaktische Entfernung aus medizinischen Gründen nicht indiziert ist. Bei riesigen oder mehreren mittelgroßen Nävi, zahlreichen Satelliten und Auffälligkeiten im MRT sind regelmäßige klinische und bildgebende Untersuchungen nötig, um frühzeitig u.a. die Entstehung von Melanomen in bestehenden Pigmentmalen oder im ZNS zu erkennen.
Tab. 1:Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen bei Kindern mit/ohne csU (nach Le M et al., Pediatr Allergy Immunol 2022)2
Weiters wurde über infantile Hämangiome gesprochen. Bekanntermaßen sind diese bei Geburt allenfalls als Maculae sichtbar und erfahren erst danach ein Größenwachstum bis zum 1. Lebensjahr, wonach sich wieder eine Regredienz einstellt. Bei sehr großen oder mehreren großen Hämangiomen empfahl Prof. Hamm die Bestimmung von TSH (das Tumorgewebe enthält eine Dejodinase, die zur sekundären Hypothyreose führen kann) und den Ausschluss einer Herzinsuffizienz (als Folge der hämodynamischen Wirksamkeit des Hämangioms). Bei Vorhandensein von mehr als 5 Hämangiomen sollten Leberhämangiome mittels Sonografie ausgeschlossen werden. Falls hinsichtlich der Diagnose Unsicherheiten bestehen, sollte GLUT-1 im Hämangiomgewebe dargestellt werden, welches ausschließlich bei infantilen Hämangiomen nachweisbar ist. Eine sichere und wirksame Behandlung wird heute durch Propranololpräparate ermöglicht, die bei der Gefahr von Ulzeration, drohender funktioneller und/oder langfristiger ästhetischer Beeinträchtigung oder Lebensbedrohung gegeben werden sollten. Bei Unverträglichkeit (v.a. Schlafstörungen) kann off-label Timolol rezeptiert werden.
Prof. Hamm sprach weiters über juvenile Xanthogranulome. Bei solitärem Auftreten wird empfohlen, deren Spontanremission abzuwarten, während bei multiplen Tumoren auf eine Neurofibromatose I und die juvenile myelomonozytäre Leukämie gescreent und eine weitere Diagnostik (Augenbefund, Biopsie, Blutbild, Leberfunktionsparameter, Abdomensonografie) angeschlossen werden sollte.
Erwähnt wurde noch das Krankheitsbild des idiopathischen fazialen aseptischen Granuloms. Dieses tritt als roter Plaque vordergründig an der Konvexität der Wange und am Unterlid auf und zeigt im Verlauf über Monate eine Spontanremission. Biopsien sollten nur in Zweifelsfällen erfolgen, Exzisionen müssen vermieden werden.
Urtikaria in der Kindheit
„Kinder zeigen mit 1,43% eine etwa doppelt so hohe Punktprävalenz wie Erwachsene (0,86%)“, erläuterte Prof. Dr. Markus Magerl, Universitätsklinik Charité Berlin, in seinem Vortrag über die chronisch spontane Urtikaria (csU) bei pädiatrischen Patienten. Während volljährige Frauen häufiger von dem Krankheitsbild betroffen sind als Männer, herrscht bei Minderjährigen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis.1
Die Pathomechanismen der kindlichen csU entsprechen jenen der Erwachsenen (Autoallergene führen zur Kreuzvernetzung von auf Mastzellen gebundenen Auto-IgE vs. Auto-IgG kreuzvernetzen mastzellengebundene IgE, Auto-IgE binden direkt an FcεR1 und führt zur Degranulation der Mastzelle). Bemerkenswert ist, dass sich bei von csU betroffenen Kindern ein signifikant höherer Anteil an Autoimmunerkrankungen zeigt als bei der gesunden pädiatrischen Vergleichspopulation (Tab. 1).1, 2
Als Basisuntersuchungen bei kindlicher csU werden die Bestimmung eines Differenzialblutbilds, der Entzündungsparameter, des Gesamt-IgE und der Anti-TPO-IgG empfohlen. Je nach Anamnese und Symptomatik kann dieses Screening aber noch erweitert werden. Therapeutisch kommen wie bei Erwachsenen auch Antihistaminika der 2. Generation in bis zu 4-facher Standarddosierung, Omalizumab (Zulassung für die csU ab dem 12. Lebensjahr, jedoch für Asthma ab dem 6. Lebensjahr) und Cyclosporin A zum Einsatz.
Kindliche Infektionserkrankungen
Prof. Dr. Peter Höger, Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, referierte über Besonderheiten bei Infektionserkrankungen im Kindesalter. Neben einem kurzen Überblick über die Impetigo contagiosa fand der Umstand Erwähnung, dass hier aufgrund steigender Resistenzraten gegen Topika wie Fusidinsäure und Mupirocin eher mit Chlorhexidinpräparaten behandelt werden sollte.
Weiters wurde einmal mehr die Behandlung der Tinea capitis besprochen, die initial mit systemischem Itraconazol therapiert und dann bei Erregernachweis von Microsporum fortgeführt oder im Fall von Trichophyton auf Terbinafin umgestellt werden sollte. Ein Kindergarten- oder Schulbesuch ist sofort nach Therapiestart möglich, außer es lassen sich antropophile Erreger nachweisen (T. tonsurans, violaceum, soudanense, M. audouinii). Dann ist nach Therapiestart eine einwöchige Karenz und ein Screening enger Kontaktpersonen sowie deren prophylaktische topische Therapie angeraten.
Letztlich wurde noch Condylomata acuminata im Kindesalter thematisiert. Obwohl immer an die Möglichkeit eines sexuellen Missbrauchs als Übertragungsweg gedacht werden sollte, ist auch eine Infektion durch gemeinsamen Gebrauch von Handtüchern oder via Autoinokulation von humanen Papillomviren von Handwarzen plausibel. Bei der Exploration der Umstände sollte dementsprechend mit großer Vorsicht vorgegangen werden.
Quelle:
FOBI 2022, 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, 12.–16. Juli 2022, München
Literatur:
1 Fricke J et al.: Prevalence of chronic urticaria in children and adults across the globe: Systematic review with meta-analysis. Allergy 2020; 75(2): 423-32 2 Le M et al.: Increased prevalence of autoimmune diseases in children with chronic spontaneous urticaria. Pediatr Allergy Immunol 2022; 33(2):e13736