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«Unser Schwerpunkt liegt auf der Basisdermatologie»

Mit einem engen Freund eine eigene Praxis gründen – diesen Traum haben sich PD Dr. med. Martin Glatz und Dipl. med. Peter Bures erfüllt und im Frühjahr 2019 die Facharztklinik «allergie+haut²» in Uster eröffnet. Im persönlichen Gespräch erzählen die beiden u.a., wann ihre Wege sich das erste Mal gekreuzt haben und wie die ersten zwei Jahre mit ihrer eigenen Praxis verlaufen sind.

Nicht nur steht bei beiden gleichermassen unbedingt das Wohlbefinden der Patienten im Mittelpunkt – sie ergänzen sich auch fachlich hervorragend. Der Schwerpunkt von PD Glatz’ Arbeit liegt – entsprechend seiner zusätzlichen Ausbildung zum Facharzt für Allergologie und klinische Immunologie – auf entzündlichen Hauterkrankungen und allergischen Reaktionen. Dipl. med. Bures hingegen führt mit grosser Leidenschaft und Kompetenz dermatochirurgische Eingriffe durch.

Ihre Facharztklinik «allergie+haut2» wurde im April 2019 eröffnet. Was waren die Beweggründe für die Gründung Ihrer eigenen Praxis?

P. Bures: Ich habe schon früh von einer eigenen Praxis geträumt, zum einen um selbstständig zu arbeiten und zum anderen um kontinuierlich für meine Patienten da zu sein. Beides ist an einer Klinik eher schwierig.

M. Glatz: Für mich war der Weg in die eigene Praxis nicht von Beginn an klar vorgegeben. Ich verbrachte viele Jahre meiner ärztlichen Tätigkeit in der medizinischen Forschung, u.a. während eines dreijährigen Aufenthalts an den National Institutes of Health in den USA, für die Forschung zum spannenden Thema Mikrobiom und atopische Dermatitis. Obwohl mir die Arbeit in der Forschung grosse Freude bereitet hat, musste ich feststellen, dass mir aufgrund der Doppelbelastung Klinik/Forschung weniger Zeit für die Patienten und privat für ein erfüllendes Familienleben blieb.

P. Bures: Die Idee, in unserem Beruf zusammenzuarbeiten und unsere Zukunft möglicherweise gemeinsam zu gestalten, ist bereits recht früh gekeimt. Martin und ich lernten uns damals am Universitätsspital Zürich während unserer Facharztausbildung zum Dermatologen kennen und haben rasch gemerkt, dass wir uns ausgezeichnet verstehen und gleichermassen den Patienten im Zentrum unserer Arbeit als Arzt sehen.

Wie ist diese doch manchmal recht heikle erste Phase nach der Neugründung verlaufen?

P. Bures:Martin und ich haben uns bereits in den Jahren vor der Eröffnung als Fachärzte etabliert. Somit hatten wir beide von Beginn an ein solides Netzwerk von Zuweisern und viele unserer ehemaligen Patientinnen und Patienten sind weiterhin zu uns gekommen.

M. Glatz: Ja, erfreulicherweise hatten wir von Anfang an viele Patienten.

Hat Ihnen die Covid-19-Pandemie, die ein Jahr nach der Gründung Ihrer Praxis die Schweiz erfasst hat, grosse Schwierigkeiten bereitet?

P. Bures: Natürlich war der Beginn der Pandemie alles andere als berechenbar. Wir konnten jedoch mit unserem Team ein solides Sicherheitskonzept erarbeiten, wie Wegführung, getrennte Wartezimmer und vieles mehr.

M. Glatz: Geholfen hat uns dabei natürlich, dass wir in unserer Praxis über sehr grosszügige Räumlichkeiten – mehr als 500m2 – verfügen.

P. Bures: Wir sind froh, dass wir so trotz Pandemie stets für die dermatologischen Anliegen der Zuweiser und Patienten verfügbar sein konnten. Wir haben zudem verstärkt Patientenanfragen per E-Mail oder Telefon erhalten und versucht, soweit möglich, unsere Patienten auch ohne direkten Kontakt zu betreuen. Jedoch arbeiten wir in einem Fachgebiet, in dem eine direkte Untersuchung oft notwendig ist.

M. Glatz: Die fotografische Aufnahme eines einzelnen betroffenen Hautareals ersetzt z.B. keine Untersuchung der ganzen Haut und den ärztlichen Gesamteindruck vom Zustand des Patienten. In der Allergologie sind zudem häufig Testungen vonnöten, die wir durch die gute Ausstattung unserer Praxis mit eigenem Labor gleich vor Ort vornehmen können. Dazu zählen etwa Patch- und Prick-Tests, Lungenfunktions- und Provokationstestungen sowie Blutanalysen. Unterstützt werden wir dabei von unseren eigens geschulten medizinischen Praxisassistentinnen, die hervorragende Arbeit leisten.

Wie gelingt Ihnen die harmonische Arbeit als medizinisches Zweierteam? Wie teilen Sie die Verantwortlichkeiten?

M. Glatz: Wir treffen prinzipiell alle grossen Entscheidungen gemeinsam. Dadurch, dass wir oft ähnliche Ansichten haben, kommt es nie zu grösseren Konflikten. Wir schätzen den respektvollen Austausch untereinander – gerade bei anspruchsvollen Patientenfällen tut es gut, eine zweite Meinung zu hören.

P. Bures: Im medizinischen Bereich bestimmt unser jeweiliges Fachgebiet den Alltag. Martin behandelt schwerpunktmäßig die allergologischen Fälle und ich übernehme innerhalb der Dermatologie viele Patienten der Chirurgie. Dadurch, dass Martin und ich uns schon lange sowohl privat als auch beruflich sehr gut kennen, besteht zwischen uns ein tiefes Vertrauensverhältnis. Dies erleichtert auch die Diskussionen, wenn wir einmal unterschiedlicher Meinung sind.

Dr. Glatz, Sie haben zusätzlich zum Facharzt der Dermatologie den Facharzt für Allergologie und klinische Immunologie. Was war Ihre Motivation für diese doppelte Ausbildung?

M. Glatz: Das Fach der Allergologie ist ein typisches Zweitfach, welches sich noch dazu durch eine lange Ausbildungsdauer von sechs Jahren auszeichnet. U.a. aus diesem Grund gibt es schweizweit nur sehr wenige Fachärzte dieser Fachrichtung. In meinem Jahrgang 2017 haben damals gar nur fünf weitere Ärzte gemeinsam mit mir diese Ausbildung abgeschlossen.

Ursprünglich hatte ich keinesfalls vor, mich in Richtung Allergologie weiterzubilden. Im Zuge der Ausbildung zum Dermatologen absolvierte ich aber eine dreimonatige Rotation im Bereich Allergologie am USZ. Und ich stellte fest: was für ein spannendes, vielfältiges Fach! Nach meiner Rückkehr aus den USA bekam ich dann die Ausbildungsstelle zum Facharzt für Allergologie und klinische Immunologie angeboten. Ich habe es noch keinen Tag bereut, mir dieses Wissen angeeignet zu haben. Meine beiden Ausbildungen ergänzen sich perfekt und es gibt einen steigenden Bedarf an Ärzten mit allergologisch-immunologischer Expertise, u.a. bedingt durch die rasante Zunahme der Zahl an Patienten mit Allergien und entzündlichen Hauterkrankungen in unseren Breitengraden. Dies ist auch in unserem Praxisalltag immer wieder ersichtlich.

Dipl. med. Bures, Sie sind Beisitzer des Vereins DermaNet, des Kompetenznetzes niedergelassener Dermatologen Schweiz. Was sind Ihre Beweggründe für dieses Engagement?

P. Bures: Der initiale Antrieb dafür war, Patienten mit schwerem Verlauf einer Psoriasis bestmöglich zu unterstützen. In den letzten Jahren konnten durch die vielen neuen therapeutischen Ansätze in der Behandlung der Psoriasis hervorragende Erfolge für den Patienten erzielt werden. In unserer Praxis ist es uns ein Anliegen, unseren Patienten die gesamte Bandbreite dieser modernen Therapien anbieten zu können. Mit der Gründung von PsoriNet wurde eine Plattform zum Austausch unter Kollegen geschaffen, die sich mit Therapien mit Biologika beschäftigen. 2019 wurde aus PsoriNet DermaNet. Somit erfolgte die Erweiterung des Netzwerks auf andere Bereiche der Dermatologie, wo neue Therapiemöglichkeiten entstanden sind, zum Beispiel bei der atopischen Dermatitis.

Gibt es Pläne für die zukünftige Entwicklung Ihrer Praxis?

P. Bures: Entscheidend für die Zukunft unserer Praxis ist es, dass wir langfristig weiterhin die Bedürfnisse unserer Patienten in den Mittelpunkt stellen und qualitativ optimal erfüllen. Wir wollen entsprechend dem Bedarf und den Bedürfnissen unserer Patienten gesund wachsen. Demnach haben wir nun eine versierte Podologin mit Ausbildung an der Höheren Fachschule angestellt, die sich bestens auch mit komplizierten Fussproblemen auskennt.

M. Glatz: Zudem planen wir auch im ärztlichen Bereich und anderen ergänzenden Gebieten, zum Beispiel der Ernährungsberatung von allergologischen Patienten, aufzustocken.

Bieten Sie auch ästhetische Behandlungen an?

P. Bures: Für uns ist es entscheidend, dass wir die komplette Bandbreite der dermatologischen und allergologischen Fälle abdecken wollen und können. Meine Leidenschaft ist ausserdem die dermatologische Chirurgie, in die ich in meiner Zeit an der Uniklinik auch viel Arbeit investiert habe. Selbstverständlich wollen wir auch den ästhetischen Bedürfnissen unserer Patienten gerecht werden und bieten entsprechende Behandlungen an.

M. Glatz: Unser Schwerpunkt liegt jedoch auf der Basisdermatologie und wir möchten auf jeden Fall weiterhin zuallererst eine Praxis für gute, fundierte Basisdermatologie bleiben.

Aus welchem Grund haben Sie sich entschieden, Ihre Praxis in Uster zu eröffnen?

M. Glatz: Bei der Suche nach einem geeigneten Standort waren wir für das Gebiet der ganzen Deutschschweiz offen.

P. Bures: Uster ist immerhin die drittgrösste Stadt im Kanton Zürich, und als wir hier die Räumlichkeiten gefunden hatten, war es schnell entschieden. Das Einzugsgebiet umfasst zudem ein noch viel grösseres Gebiet als nur die Gemeinde Uster. Die Nachfrage war von Anfang an da.

Was sind für Sie die schönsten Momente der ärztlichen Tätigkeit, welches die herausforderndsten?

M. Glatz: Zufriedene Patienten machen mich sehr glücklich. Die atopische Dermatitis beispielsweise ist eine Hauterkrankung, die die Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigt. Mit den neuen, zielgerichteten Therapien stehen uns sehr erfolgversprechende Therapeutika zur Verfügung. Unlängst konnten wir einen Patienten mit einem Biologikum behandeln, welcher daraufhin zum ersten Mal seit 30 Jahren juckreiz- und beschwerdefrei war. Er war überglücklich, sein Sozial- und Berufsleben haben sich stark zum Positiven verändert. Ein wunderbarer Fall.

Als herausfordernd empfinde ich hingegen Missverständnisse in der Arzt-Patienten-Kommunikation und das Gefühl, einem Patienten nicht so helfen zu können, wie man gerne möchte.

P. Bures: Ich freue mich immer sehr, wenn wir von Patienten das Feedback bekommen, dass sie sich endlich abgeholt und verstanden fühlen und ihnen zudem wirklich geholfen worden ist.

Gerade in der dermatologischen Allergologie benötigt es oft umfassende und daher zeitaufwendige Beratungen, um z.B. auch Patienten mit Beschwerden unklarer Ätiologie bestmöglich zu betreuen. Wie schaffen Sie denn den Spagat aus exzellenter Beratung und begrenzten Zeitressourcen?

P. Bures: Für uns steht ganz klar der Patient im Mittelpunkt. Es lohnt sich immer, genügend Zeit in das Gespräch mit dem Patienten zu investieren. Dadurch gelangt man in der Regel zielstrebiger und präziser zu einer Diagnose und einer auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmten Therapie.

M. Glatz: In der Allergologie gibt es zudem glücklicherweise ein größeres Zeitkontingent, dass einem Behandler pro Patient zur Verfügung steht.

Wenn es der stressige Praxisalltag denn zulässt: Womit verbringen Sie Ihre arbeitsfreien Stunden?

P. Bures: Wir sind beide Freunde der guten Küche und kochen sehr gerne zusammen (am liebsten Wiener Schnitzel) oder gehen gemeinsam eine neue Beiz ausprobieren. Und natürlich steht für uns beide die Familie im Mittelpunkt. Ich gehe zum Beispiel sehr gerne mit meiner Frau in die Berge.

M. Glatz: Zeit mit meinen zwei Kindern zu verbringen, ist mir sehr wichtig. Ausserdem lese ich gerne historische Romane und fachfremde Sachbücher, wie unlängst „Eine kurze Geschichte von fast allem“ von Bill Bryson. Wenn sich mal eine grössere Zeitlücke auftut, verreise ich auch gern nur mit meiner Frau. Kürzlich haben wir Wien besichtigt, eine wunderbare Stadt. Für mich gab es dann auch gleich Wiener Schnitzel im Original.

Wir danken für das Gespräch!

Sämtliche Fotos zum Artikel © allergie+haut2

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