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Therapie der Wahl: Venenablation mit dem Laser
Jatros
Autor:
Reno Barth
30
Min. Lesezeit
02.03.2017
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<p class="article-intro">Die Laserablation ist erste Wahl in der Behandlung von Varikosen. Im Vergleich zur Chirurgie hat sie den Vorteil geringerer Komplikationen bei gleicher Effektivität. In Zukunft könnten neue chemomechanische Verfahren an Bedeutung gewinnen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>In der minimal invasiven Behandlung von Varikosen kann man grundsätzlich, so Univ.-Prof. Dr. Kornelia Böhler- Sommeregger von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Medizinischen Universität Wien, zwischen zwei Therapieformen unterscheiden, nämlich zwischen chemischen Methoden und solchen, die auf Hitze beruhen. Die Ablation mittels Hitze kann mit Radiowelle, Laser oder Wasserdampf durchgeführt werden. Die Hitze bewirkt eine Schrumpfung des Gefäßes sowie eine Schädigung des Endothels und der Media. Chemische Methoden arbeiten beispielsweise mit Schaum oder Cyanoacrylat- Kleber, beruhen also auf einer Fremdkörperreaktion. Böhler-Sommeregger: „Im Gegensatz zu früher wird die Vene nach der Behandlung nicht mehr entfernt, sondern verbleibt im Körper, wo sie vollständig resorbiert werden kann.“ Ob das möglich ist hängt vom Verfahren der „Verödung“ ab. So war in einer Studie bei 85 % der Patienten ein Jahr nach Laserablation der Vena saphena magna die Vene nicht mehr nachweisbar.<sup>1</sup> Nach Verschluss einer Vene mit Kleber ist hingegen keine Resorption möglich.<br /> Durch die Hitzeablation kommt es in der Vene zur Bildung von Thromben. Diese unterscheiden sich allerdings morphologisch von spontan entstehenden Thromben, zumal sie hyperzellulär und hyperfibroplastisch sind und Revaskularisation zeigen.<sup>2</sup> Dennoch sind Thromboembolien mögliche Komplikationen der Ablation von Venen. Diese treten zum Glück selten auf. In Studien liegt die Inzidenz unter einem Prozent, wobei es um Thrombosen der Klassen 1 und 2 geht. Als Risikofaktor für thromboembolische Komplikationen wurden größere Gefäßdurchmesser und multiple Phlebektomien identifiziert.<sup>3</sup></p> <h2>Laserbehandlung auch bei rezidivierenden Varikosen</h2> <p>Die Laserbehandlung kann, so Böhler- Sommeregger, auch bei rezidivierenden Varikosen eingesetzt werden. Dies sei vor allem dann eine gute Option, wenn das Rezidivgefäß einen geraden Verlauf zeigt. Die Einjahresergebnisse dieses minimal invasiven Verfahrens sind mindestens ebenso gut wie nach einer chirurgischen Therapie.<sup>4</sup> Böhler-Sommeregger: „Komplikationen sind allerdings wesentlich seltener als bei den chirurgischen Verfahren. Jeder, der diese Reoperationen einmal durchgeführt hat, weiß, wie traumatisierend sie sind und wie oft sie mit Lymphödemen vergesellschaftet sind.“ Die endoluminalen Verfahren haben auch den Vorteil, dass sie auch unter laufender Antikoagulation durchgeführt werden können. Eine Metaanalyse von acht Studien zur endovenösen Ablation mit einem Followup von mindestens zwei Jahren zeigt einen Anteil von Rezidivvarikosen von 22 % , was in etwa den Ergebnissen chirurgischer Methoden entspricht. Neovaskularisation tritt allerdings nur zu zwei Prozent auf, was deutlich weniger ist als bei chirurgischer Intervention.<sup>5</sup> Böhler-Sommeregger: „Diese Ergebnisse haben die Radio- oder Laserablation mittlerweile zur empfohlenen Therapieform gemacht.“ Das hält auch das britische NICE klar fest, das als First Line Ablation mit Radiowelle oder Laser empfiehlt. Können diese Methoden nicht eingesetzt werden, wird Schaum empfohlen und nur Patienten, bei denen auch diese Option entfällt, sollen einer chirurgischen Therapie zugeführt werden.<sup>6</sup><br /> Als Alternative zur Laserablation wird gegenwärtig heißer Wasserdampf propagiert, der in einer Vergleichsstudie ähnlich gute Ergebnisse brachte wie der Laser. „Das allerdings nur, wenn man das Doppelte der vom Hersteller empfohlenen Dosis einsetzte. Auch waren die untersuchten Gefäße eher kleiner“, gibt Böhler- Sommeregger zu bedenken. Auch die ultraschallgeleitete Schaumsklerosierung wurde in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Sie ist nun auch für Stammvenen geeignet. Böhler-Sommeregger unterstreicht allerdings, dass die Methode in größeren Gefäßen dem Laser unterlegen ist und eher eine Option für Venen mit drei bis vier Millimetern Durchmesser darstellt. Vielversprechende Daten liegen für die mechanochemische Ablation vor, die den Einsatz von Chemikalien mit mechanischer Reizung kombiniert. Hier sei der Nachteil, so Böhler-Sommeregger, zum gegenwärtigen Zeitpunkt vor allem der Preis.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie
und Venerologie, 25. bis 27. November 2016,
Wien
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Theivacumar NS et al: Fate of the great saphenous vein following endovenous laser ablation: does re-canalisation mean recurrence? Eur J Vasc Endovasc Surg 2008; 36(2): 211-5 <strong>2</strong> Santin BJ et al: Venous duplex and pathologic differences in thrombus characteristics between de novo deep vein thrombi and endovenous heat-induced thrombi. J Vasc Surg Venous Lymphat Disord 2015; 3(2): 184-9 <strong>3</strong> Sufian S et al: Endovenous heat-induced thrombosis after ablation with 1470 nm laser: incidence, progression, and risk factors. Phlebology 2015; 30(5): 325-30 <strong>4</strong> Pittaluga P et al: Retrospective evaluation of the need of a redo surgery at the groin for the surgical treatment of varicose vein. J Vasc Surg 2010; 51(6): 1442-50 <strong>5</strong> O'Donnell TF et al: Recurrence of varicose veins after endovenous ablation of the great saphenous vein in randomized trials. J Vasc Surg Venous Lymphat Disord 2016; 4(1): 97-105 <strong>6</strong> The National Institute for Health and Care Excellence: https:// www.nice.org.uk/</p>
</div>
</p>