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Steigende Inzidenz: Hautkrebs im höheren Lebensalter

<p class="article-intro">UV-induzierte Tumoren der Haut sind typische Erkrankungen des höheren Lebensalters. Für das erhöhte Erkrankungsrisiko ist jedoch nicht nur die zunehmende UV-Belastung verantwortlich, sondern auch die veränderte Immunantwort im höheren Lebensalter.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>UV-Strahlung kommt in Form von UVA und UVB auf der Erde an und kann unterschiedlich tief in die Haut eindringen&ldquo;, sagte Univ.-Prof. Dr. Christoph H&ouml;ller von der Medizinischen Universit&auml;t Wien. Das k&uuml;rzerwellige UVB gelangt weniger tief ins Gewebe als UVA, f&uuml;hrt jedoch zu Sonnenbr&auml;nden und entfaltet eine st&auml;rkere kanzerogene Wirkung. Wie viel UV-Licht &uuml;berhaupt auf die Erdoberfl&auml;che kommt, h&auml;ngt nicht zuletzt vom Zustand der Ozonschicht in der Atmosph&auml;re ab. Das gef&uuml;rchtete &bdquo;Ozonloch&ldquo;, das um die Jahrtausendwende seine gr&ouml;&szlig;te Ausdehnung hatte, wird dank des weitgehenden Verbotes von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) gegenw&auml;rtig wieder kleiner. Und es befindet sich &uuml;ber der s&uuml;dlichen Hemisph&auml;re. H&ouml;ller: &bdquo;Wie viel UV man abbekommt, h&auml;ngt also auch damit zusammen, wo man lebt.&ldquo; Allerdings verweist der Experte auch auf zahlreiche alternative Quellen von UVLicht: &bdquo;Solarien sind leider nach wie vor sehr beliebt, obwohl wir wissen, dass die Benutzung von Solarien das Hautkrebsrisiko signifikant erh&ouml;ht.&ldquo; Je fr&uuml;her mit dem Br&auml;unen begonnen wird, desto mehr steigt das Risiko. Generell wird ein erheblicher Teil der lebenslangen UV-Belastung bereits in jungen Jahren konsumiert. &bdquo;Um den 40. Geburtstag haben wir bereits rund die H&auml;lfte der UV-Dosis unseres Lebens akkumuliert&ldquo;, so H&ouml;ller.</p> <h2>Photoaging &uuml;berzeugt Menschen eher als Karzinomgefahr</h2> <p>Ultraviolette Strahlung bewirkt in der Haut gut untersuchte und dokumentierte Effekte der Karzinogenese und des Fotoagings. H&ouml;ller: &bdquo;Wenn man die Menschen darauf hinweist, dass ihre Haut durch die Sonne schneller altert, dann erreicht man damit in der Pr&auml;vention viel mehr, als wenn man ihnen das Krebsrisiko erkl&auml;rt.&ldquo; Dennoch steigt die H&auml;ufigkeit des durch UV verursachten wei&szlig;en Hautkrebses &ndash; also aktinische Keratose, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom &ndash; stark an. H&ouml;ller: &bdquo;Wir sehen aber auch, dass die Inzidenz mit dem Alter zunimmt.&ldquo; Zwar treten die meisten F&auml;lle bei Menschen um die 60 auf, doch steigt die Inzidenz, angegeben in F&auml;llen pro 100.000 Personen, mit zunehmendem Alter kontinuierlich weiter an.</p> <h2>Ph&auml;nomen Immunseneszenz</h2> <p>Eine wesentliche Rolle d&uuml;rfte dabei das Ph&auml;nomen der Immunseneszenz spielen. Dabei handelt es sich nicht um ein simples &bdquo;Schw&auml;cherwerden&ldquo; der Immunabwehr, sondern um ein komplexes Remodeling, vor allem des adaptiven Immunsystems. Hinzu kommen psychosoziale Faktoren. Vereinsamte und unter Umst&auml;nden demente &auml;ltere Menschen nehmen Fr&uuml;hstadien der Karzinome oft nicht wahr und werden erst mit voll entwickelten Tumoren, oft mit sehr schlechter Prognose, vorstellig. Andererseits legen Studiendaten nahe, dass sich Hauttumoren m&ouml;glicherweise auch in Abh&auml;ngigkeit vom Alter unterschiedlich verhalten. So treten lokal fortgeschrittene Basalzellkarzinome eher bei Personen jenseits der 65 auf, w&auml;hrend metastasierte Basalzellkarzinome eher in der j&uuml;ngeren Patientengruppe gefunden werden.<sup>1</sup> H&ouml;ller weist darauf hin, dass ein vergleichbarer Effekt beim Melanom gut gesichert ist. Hier tritt das Lentigo-maligna-Melanom sp&auml;ter im Leben auf als beispielsweise das superfiziell spreitende Melanom. Auch Zusammenh&auml;nge mit bestimmten Onkogenen sind beim Melanom bekannt. So werden BRAF-Mutationen bei j&uuml;ngeren Patienten deutlich h&auml;ufiger gefunden als bei &auml;lteren.<sup>2</sup><br /> Auch in der Therapie ergeben sich Unterschiede. So kommt es in der Dermatochirurgie bei &auml;lteren Patienten h&auml;ufiger zu Komplikationen, da diese eher unter Komorbidit&auml;ten leiden, Medikamente einnehmen, immobil sind oder psychische Einschr&auml;nkungen zeigen. Insbesondere Probleme mit dem Fl&uuml;ssigkeitshaushalt und Infektionen sind post OP bei &auml;lteren Patienten h&auml;ufiger.<sup>3</sup> Mehrere Studien zu Therapien des Melanoms zeigen, dass &auml;ltere Patienten sowohl von den Immuntherapien als auch von den Kinasehemmern im gleichen Ma&szlig;e profitieren wie j&uuml;ngere. Eine besondere Herausforderung stellt das Merkelzellkarzinom dar, da es vorwiegend alte Menschen betrifft. Eine rezente Studie zeigt, dass dieser bislang prognostisch ung&uuml;nstige Tumor auf eine Immuntherapie mit dem Anti-PD1-Antik&ouml;rper Pembrolizumab anspricht.<sup>4</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie, 25. bis 27. November 2016, Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Basset-Seguin N et al: Vismodegib in patients with advanced basal cell carcinoma (STEVIE): a pre-planned interim analysis of an international, open-label trial. Lancet Oncol 2015; 16(6): 729-36 <strong>2</strong> Menzies AM et al: Distinguishing clinicopathologic features of patients with V600E and V600K BRAF-mutant metastatic melanoma. Clin Cancer Res 2012; 18(12): 3242-9 <strong>3</strong> Allen J et al: Surgical care for the aged: a retrospective cross-sectional study of a national surgical mortality audit. BMJ Open 2015; 5(5): e006981 <strong>4</strong> Nghiem PT et al: PD-1 blockade with pembrolizumab in advanced merkel-cell carcinoma. N Engl J Med 2016; 374(26): 2542-52</p> </div> </p>
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