
©
Getty Images
Steigende Inzidenz: Hautkrebs im höheren Lebensalter
Jatros
30
Min. Lesezeit
02.03.2017
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">UV-induzierte Tumoren der Haut sind typische Erkrankungen des höheren Lebensalters. Für das erhöhte Erkrankungsrisiko ist jedoch nicht nur die zunehmende UV-Belastung verantwortlich, sondern auch die veränderte Immunantwort im höheren Lebensalter.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>UV-Strahlung kommt in Form von UVA und UVB auf der Erde an und kann unterschiedlich tief in die Haut eindringen“, sagte Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller von der Medizinischen Universität Wien. Das kürzerwellige UVB gelangt weniger tief ins Gewebe als UVA, führt jedoch zu Sonnenbränden und entfaltet eine stärkere kanzerogene Wirkung. Wie viel UV-Licht überhaupt auf die Erdoberfläche kommt, hängt nicht zuletzt vom Zustand der Ozonschicht in der Atmosphäre ab. Das gefürchtete „Ozonloch“, das um die Jahrtausendwende seine größte Ausdehnung hatte, wird dank des weitgehenden Verbotes von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) gegenwärtig wieder kleiner. Und es befindet sich über der südlichen Hemisphäre. Höller: „Wie viel UV man abbekommt, hängt also auch damit zusammen, wo man lebt.“ Allerdings verweist der Experte auch auf zahlreiche alternative Quellen von UVLicht: „Solarien sind leider nach wie vor sehr beliebt, obwohl wir wissen, dass die Benutzung von Solarien das Hautkrebsrisiko signifikant erhöht.“ Je früher mit dem Bräunen begonnen wird, desto mehr steigt das Risiko. Generell wird ein erheblicher Teil der lebenslangen UV-Belastung bereits in jungen Jahren konsumiert. „Um den 40. Geburtstag haben wir bereits rund die Hälfte der UV-Dosis unseres Lebens akkumuliert“, so Höller.</p> <h2>Photoaging überzeugt Menschen eher als Karzinomgefahr</h2> <p>Ultraviolette Strahlung bewirkt in der Haut gut untersuchte und dokumentierte Effekte der Karzinogenese und des Fotoagings. Höller: „Wenn man die Menschen darauf hinweist, dass ihre Haut durch die Sonne schneller altert, dann erreicht man damit in der Prävention viel mehr, als wenn man ihnen das Krebsrisiko erklärt.“ Dennoch steigt die Häufigkeit des durch UV verursachten weißen Hautkrebses – also aktinische Keratose, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom – stark an. Höller: „Wir sehen aber auch, dass die Inzidenz mit dem Alter zunimmt.“ Zwar treten die meisten Fälle bei Menschen um die 60 auf, doch steigt die Inzidenz, angegeben in Fällen pro 100.000 Personen, mit zunehmendem Alter kontinuierlich weiter an.</p> <h2>Phänomen Immunseneszenz</h2> <p>Eine wesentliche Rolle dürfte dabei das Phänomen der Immunseneszenz spielen. Dabei handelt es sich nicht um ein simples „Schwächerwerden“ der Immunabwehr, sondern um ein komplexes Remodeling, vor allem des adaptiven Immunsystems. Hinzu kommen psychosoziale Faktoren. Vereinsamte und unter Umständen demente ältere Menschen nehmen Frühstadien der Karzinome oft nicht wahr und werden erst mit voll entwickelten Tumoren, oft mit sehr schlechter Prognose, vorstellig. Andererseits legen Studiendaten nahe, dass sich Hauttumoren möglicherweise auch in Abhängigkeit vom Alter unterschiedlich verhalten. So treten lokal fortgeschrittene Basalzellkarzinome eher bei Personen jenseits der 65 auf, während metastasierte Basalzellkarzinome eher in der jüngeren Patientengruppe gefunden werden.<sup>1</sup> Höller weist darauf hin, dass ein vergleichbarer Effekt beim Melanom gut gesichert ist. Hier tritt das Lentigo-maligna-Melanom später im Leben auf als beispielsweise das superfiziell spreitende Melanom. Auch Zusammenhänge mit bestimmten Onkogenen sind beim Melanom bekannt. So werden BRAF-Mutationen bei jüngeren Patienten deutlich häufiger gefunden als bei älteren.<sup>2</sup><br /> Auch in der Therapie ergeben sich Unterschiede. So kommt es in der Dermatochirurgie bei älteren Patienten häufiger zu Komplikationen, da diese eher unter Komorbiditäten leiden, Medikamente einnehmen, immobil sind oder psychische Einschränkungen zeigen. Insbesondere Probleme mit dem Flüssigkeitshaushalt und Infektionen sind post OP bei älteren Patienten häufiger.<sup>3</sup> Mehrere Studien zu Therapien des Melanoms zeigen, dass ältere Patienten sowohl von den Immuntherapien als auch von den Kinasehemmern im gleichen Maße profitieren wie jüngere. Eine besondere Herausforderung stellt das Merkelzellkarzinom dar, da es vorwiegend alte Menschen betrifft. Eine rezente Studie zeigt, dass dieser bislang prognostisch ungünstige Tumor auf eine Immuntherapie mit dem Anti-PD1-Antikörper Pembrolizumab anspricht.<sup>4</sup></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie
und Venerologie, 25. bis 27. November 2016,
Wien
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Basset-Seguin N et al: Vismodegib in patients with advanced basal cell carcinoma (STEVIE): a pre-planned interim analysis of an international, open-label trial. Lancet Oncol 2015; 16(6): 729-36 <strong>2</strong> Menzies AM et al: Distinguishing clinicopathologic features of patients with V600E and V600K BRAF-mutant metastatic melanoma. Clin Cancer Res 2012; 18(12): 3242-9 <strong>3</strong> Allen J et al: Surgical care for the aged: a retrospective cross-sectional study of a national surgical mortality audit. BMJ Open 2015; 5(5): e006981 <strong>4</strong> Nghiem PT et al: PD-1 blockade with pembrolizumab in advanced merkel-cell carcinoma. N Engl J Med 2016; 374(26): 2542-52</p>
</div>
</p>