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Psoriasis und Psoriasisarthritis: aus dem Vollen schöpfen
Leading Opinions
30
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16.05.2019
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<p class="article-intro">In den letzten Jahren hat sich einiges in der Behandlung von Patienten mit Psoriasis und Psoriasisarthritis (PsA) getan. So steht uns heute neben den TNF-Blockern eine Reihe von Biologika zur Verfügung. Wir sprachen mit PD DDr. med. Ahmad Jalili über aktuelle Empfehlungen für die Praxis und welche Entwicklungen wir in naher Zukunft erwarten dürfen.</p>
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<p class="article-content"><p><strong>Herr Dozent Jalili, welches sind aus Ihrer Sicht die aktuellen Herausforderungen in der Behandlung der Psoriasis?</strong><br /><strong> A. Jalili:</strong> Mit den aktuellen Behandlungsmethoden können zwar die Symptome der Psoriasis gut bekämpft, die Erkrankung kann aber nicht geheilt werden. Aktuell werden Antikörper getestet, die zwei Targets gleichzeitig hemmen und es stellt sich die Frage, ob man damit bald so etwas wie Heilung wird sehen können. Eine weitere Herausforderung ist die wachsende Zahl an Medikamenten in diesem Bereich. Am Ende des Tages ist es oft schwierig zu entscheiden, wann welches Medikament bei einem bestimmten Patienten sinnvoll ist.</p> <p><strong>Welche initiale Behandlung würden Sie einem Psoriasispatienten empfehlen und wovon hängt diese Empfehlung ab?</strong><br /><strong> A. Jalili:</strong> Mit welchem Biologikum man beginnt ist absolut individuell und hängt von den Komorbiditäten und Lebensgewohnheiten des Patienten ab. Zeigt ein Patient Zeichen einer CED, so wird man eher einen TNF-Blocker wählen. Bei Infliximab oder Ustekinumab ist bei adipösen Patienten eine Dosisanpassung möglich. Die neuen Biologika, wie die IL-17- und IL-23-Blocker, sind so gut und potent, dass sie unabhängig vom Gewicht sehr gut wirken. Bei Patienten mit Psoriasis inversa konnten mit Ixekizumab ausgezeichnete Erfolge erzielt werden.</p> <p><strong>Welchen Stellenwert haben TNF-Blocker heute in der Behandlung der Psoriasis bzw. PsA?</strong><br /><strong> A. Jalili:</strong> TNF-Blocker haben nach wie vor eine Bedeutung. Ein wichtiger Punkt hierbei sind wiederum die Komorbiditäten. TNF-Blocker brauchen etwas länger, bis sie wirken. Die Vorteile der TNF-Blocker sind aber die umfangreichen Sicherheits- und Real-World-Daten. Sie sind nach wie vor Mittel der Wahl bei CED, wo es Restriktionen bei IL-17-Blockern gibt, oder aber auch bei PsA.</p> <p><strong>Worauf ist bei der Behandlung der PsA speziell zu achten?</strong><br /><strong> A. Jalili:</strong> In der Behandlung der PsA spielen sicher TNF-Blocker die prominenteste Rolle. Tritt eine Enthesitis auf, ist Ustekinumab besser geeignet, da IL-23 den entzündlichen Prozess vorantreibt. Auch die beiden IL-17-Blocker sind für PsA zugelassen, obwohl dieses Zytokin in dieser Anwendung vielleicht nicht so eine entscheidende Funktion hat.</p> <p><strong>Viele der Patienten leiden besonders unter dem Juckreiz, dennoch bleibt das Symptom oft unerkannt bzw. wird es unterschätzt. Was ist Ihre Empfehlung?</strong><br /><strong> A. Jalili:</strong> Was wir in der Praxis sehen ist, dass, wenn man Patienten direkt darauf anspricht, sie sagen, der Juckreiz sei schlimm. Wenige kommen aber mit Juckreiz als erster Beschwerde. Wir empfehlen die Patienten diesbezüglich direkt anzusprechen. Dennoch ist es sicher ein wichtiger Aspekt und die neuen Medikamente wirken auch gut gegen Juckreiz.</p> <p><strong>Wann ist ein Therapiewechsel indiziert?</strong><br /><strong> A. Jalili:</strong> Wird in der Induktionsphase und auch während der Erhaltung etwa nach 3 bis 4 Monaten ein PASI 75 erreicht, heisst das, die Patienten haben gut angesprochen. Bei einer Ansprechrate von PASI < 50 sollte unbedingt eine Therapieumstellung erfolgen. Bei einem Ansprechen zwischen PASI 50 bis 75 entscheidet der «Dermatology Life Quality Index» (DLQI). Liegt der DLQI < 5, kommen die Patienten gut mit ihrer Krankheit zurecht und die Therapie kann beibehalten werden, bei einem DLQI > 5 ist ein Wechsel indiziert.</p> <p><strong>Im Rahmen der SGDV-Jahrestagung wurden auch «Difficult-to-treat»-Patienten besprochen. Was haben Sie davon mitgenommen?</strong><br /><strong> A. Jalili:</strong> Für mich war es spannend, die Erfahrungen anderer Kollegen mit Patienten mit schweren Infektionen wie Tuberkulose oder mit Malignomen sowie mit Schwangeren zu hören. So gibt es mit TNF-Blockern genug Erfahrung mit schwangeren Patientinnen aus dem Gastro- und Rheumabereich, wo Behandlungen auch bis zum 3. Trimester durchgeführt werden. Man darf allerdings nicht vergessen, dass es sich im Gastround Rheumabereich um schwere Krankheiten handelt. Es stellt sich die Frage, ob wir auch bei der Psoriasis eine Behandlung bis zum 3. Trimester durchführen können. Momentan hat kein Biologikum eine Zulassung bei Schwangeren. Ein pegylierter TNF-Blocker, Certolizumab Pegol, hat eine Zulassung für PsA und wird bald eine Zulassung für Psoriasis bekommen. Dieses Medikament hat eine gute Zukunft, da es aufgrund der Pegylierung nicht auf den Fetus übertragen wird.</p></p>