© Getty Images

Pitfalls im Skabiesmanagement

<p class="article-intro">Die Skabies (lat. scabere = kratzen) ist schon lange bekannt und wurde bereits von Aristoteles (384–322 BC) im alten Griechenland beschrieben. Die Krätzmilbeninfestation kann in jedem Lebensalter auftreten und jede soziale Schicht betreffen. War die Prävalenz der Skabies bisher in Ost- und Südostasien sowie Lateinamerika am höchsten, werden nunmehr weltweit steigende Fallzahlen teils epidemischen Ausmaßes beobachtet.<sup>1</sup> Angesichts der zunehmenden Häufigkeit des Auftretens sowie der damit verbundenen Kosten hat die WHO die Skabies in die Gruppe der „neclected tropical diseases“ (NTD) eingestuft.<sup>2</sup></p> <hr /> <p class="article-content"><p>Unter Skabies (Kr&auml;tzmilbenbefall) wird eine Infestation der Epidermis durch die zu den Spinnentieren z&auml;hlende humane Kr&auml;tzmilbe Sarcoptes scabiei var. hominis verstanden. Der Entwicklungszyklus dieses permanent auf den Menschen spezialisierten Parasiten erfolgt in einem Zeitraum von 2 Wochen in und auf der Epidermis (Begattung) in mehreren Stadien von Milben &uuml;ber Eiablage, Transformation zu Larven und im Weiteren zu Nymphen bis zur Ausbildung von adulten Tieren. Die Kenntnis dieser Biologie ist zum Verst&auml;ndnis einer erfolgreichen Therapiestrategie unerl&auml;sslich. Au&szlig;erhalb des Wirtes sind Skabiesmilben h&ouml;chstens 2&ndash;3 Tage &uuml;berlebensf&auml;hig.<br /> Das Wesen der Skabies ist nach wie vor pathogenetisch nicht gekl&auml;rt, Klinik und Symptome lassen eine Typ-I- oder Typ-IVSensibilisierung (auf Milben, Milbeneier oder -kot, Milbenspeichel oder abgestorbene Milben) vermuten. Eine interhumane &Uuml;bertragung ist nur bei l&auml;ngerzeitigem intensiven Haut-zu-Haut-Kontakt m&ouml;glich, das hei&szlig;t, nicht durch blo&szlig;en Handschlag. Die Inkubationszeit nach erstmaligem Milbenkontakt betr&auml;gt 3&ndash;6 Wochen, bei Reinfektion nur mehr 2&ndash;3 Tage.<br /> Infestationen mit Tiermilben (S. scabies- Varianten von Hund oder Schwein) treten nur sporadisch auf, zeigen aber einen selbstlimitierten Verlauf und sind interhuman nicht &uuml;bertragbar.</p> <h2>Epidemiologie</h2> <p>Die Ursachen der steigenden Pr&auml;valenz von Sarcoptes scabiei-Infestationen erscheinen vielf&auml;ltig und lassen Raum f&uuml;r Spekulationen. Die Epidemiologie der Skabies kann in Zusammenhang gebracht werden mit jahreszeitlichen Schwankungen, Immigrationsbewegungen sowie Globalisierung, diagnostischen L&uuml;cken bis hin zu Therapieversagen. Nach wie vor fehlen harte Fakten f&uuml;r statistische Daten, da diese Ektoparasitose keiner Meldepflicht unterliegt und subjektiven Deutungen breiten Raum l&auml;sst. Dennoch ist angesichts der Akkumulation von vermuteten Skabiespatienten sowohl im niedergelassenen als auch im station&auml;ren Medizinbereich eine steigende Inzidenz unbestritten.</p> <h2>Klinische Erscheinungsmuster</h2> <p>Die Skabies ist eine durch vor allem n&auml;chtliche starke Juckreizattacken charakterisierte Ektoparasitose, welche sich in Abh&auml;ngigkeit vom Immunstatus des Betroffenen, der Bestandsdauer der Infestation sowie fakultativ den bisherigen Behandlungsma&szlig;nahmen unter unterschiedlichen Ph&auml;notypien, aber auch ohne sichtbare Hautver&auml;nderungen pr&auml;sentieren kann. Als dermatologische Leiteffloreszenz gelten Milbeng&auml;nge an den f&uuml;r diese Ektoparasitose typischen Pr&auml;dilektionsstellen wie an Handgelenken sowie Fu&szlig;r&auml;ndern, den Fingerzwischenr&auml;umen und -seitenkanten, den Intertrigines wie der Axillar- und Inguinalregion, periumbilikal sowie perimamill&auml;r sowie der m&auml;nnlichen Genitalregion. Dieses als klassische Skabies definierte Erscheinungsbild kann sich im Verlauf infolge von Kratzattacken zu multifokalen Ekzemherden mit Erythemen, Schuppen, Pusteln sowie Exkoriationen transformieren und zu differenzialdiagnostischen Verwechslungen f&uuml;hren (Abb. 1).<br /> Neben der &bdquo;klassischen Skabies&ldquo; geh&ouml;rt die sogenannte &bdquo;gepflegte Skabies&ldquo; in unseren Breitengraden zu den h&auml;ufigsten Erscheinungsformen. Infolge eines hohen Ausma&szlig;es an K&ouml;rperpflege sind die Hautver&auml;nderungen zumeist sehr diskret bis unerkennbar, lediglich der rekurrierende abendlich-n&auml;chtliche Juckreiz ist anamnestisch diagnostisch zielf&uuml;hrend.<br /> Eine diagnostisch h&auml;ufig verkannte Sonderform im Formenkreis der Skabies ist die &bdquo;nod&ouml;se Skabies&ldquo;, bei welcher es zur Ausbildung rotbr&auml;unlicher Papeln und Knoten kommt. Dieses Erscheinungsbild wird vor allem im Kindesalter, aber auch bei Erwachsenen sowie im Senium besonders bei l&auml;ngerer Bestandsdauer einer skabi&ouml;sen Infestation beobachtet. Bei erfahrungsgem&auml;&szlig; geringer Infektiosit&auml;t ist trotz effizienter antiskabi&ouml;ser Therapie eine Regression der Knoten oft erst nach Monaten zu erzielen (Abb. 2).<br /> Das Erscheinungsbild der Skabies bei Neugeborenen und S&auml;uglingen kann als eigene klinische Entit&auml;t definiert werden &ndash; im Vergleich zum pr&auml;dilektiven Verteilungsmuster der Effloreszensen bei Erwachsenen geh&ouml;ren der Kopf sowie die Palmoplantarregion zu den Pr&auml;dilektionsstellen der Infestation, ebenso ist ein generalisierter exanthematischer Befall m&ouml;glich.<br /> Im Status einer ausgepr&auml;gten Immunsuppression sowie bei niedrigem sozio&ouml;konomischem Standard kann sich die Skabies mit psoriasiformen Hautver&auml;nderungen mit &Uuml;bergang in eine Erythrodermie sowie ausgepr&auml;gten Palmoplantarkeratosen pr&auml;sentieren, eine Erscheinungsform, welche als Skabies crustosa (ehemals norvegica) mit bekannt hoher Kontagiosit&auml;t in die Nomenklatur eingegangen ist. Im Vergleich zur klassischen Skabies lassen sich G&auml;nge kaum mehr erkennen, der Juckreiz kann infolge der depletierten Immunantwort fehlen. Entsprechend der Erscheinungsmuster umfassen differenzialdiagnostische &Uuml;berlegungen h&auml;ufig erythematosquam&ouml;se Dermatosen wie z. B. eine Psoriasis oder Ekzeme.<sup>3</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1902_Weblinks_jatros_derma_1902_s39_abb1_ginter-hanselmayer_skabies.jpg" alt="" width="350" height="384" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1902_Weblinks_jatros_derma_1902_s39_abb2_ginter-hanselmayer_skabies.jpg" alt="" width="350" height="385" /></p> <h2>Diagnostik</h2> <p>Der Nachweis des Erregers basiert auch im Zeitalter der molekularen Tools auf lichtmikroskopischen Kriterien (Nachweis von Milben, Larven, Eiern oder Eierfragmenten sowie Milbenkot = Skybala) anhand von Hautgeschabseln, welche nach Er&ouml;ffnung des Milbenganges am blinden Ende (dem sogenannten Milbenh&uuml;gel) mittels einer feinen Pinzette, einer Kan&uuml;le oder einem Skalpell gewonnen und unter dem Mikroskop auf einem Objekttr&auml;ger nativ in Lupenvergr&ouml;&szlig;erung (10er-Okular und 10er-Objektiv) untersucht werden. Dabei h&auml;ngen die Materialgewinnung und die Visualisierung in hohem Ma&szlig;e von der Erfahrung und vom Geschick des Untersuchers ab. Ein negatives mikroskopisches Ergebnis erlaubt jedoch den Ausschluss einer Skabies nicht mit 100 %iger Sicherheit! Dieser bislang konventionellen mikroskopischen Nativdiagnostik steht die auflichtmikroskopische Untersuchung von erkennbaren Milbeng&auml;ngen gegen&uuml;ber, welche den Milbengang als &bdquo;jet-trail&ldquo; und die Milbe als &bdquo;kite sign&ldquo; (Drachenfliegerzeichen = Fresswerkzeuge) als br&auml;unliche Dreieckskontur in Verbindung mit einem lufthaltigen intrakornealen Gangsystem darstellen (Abb. 3).<br /> In Analogie zur lichtmikroskopischen Untersuchung h&auml;ngt auch die Sensitivit&auml;t der Dermatoskopie von der Erfahrung des Untersuchers ab. Weitere M&ouml;glichkeiten zur Erregervisualisierung mittels Klebebandtest oder der Entnahme einer Hautbiopsie haben keinen Eingang in das diagnostische Alltagsritual gefunden. Molekulare Methoden zur Detektion des Erregers sind in Entwicklung.<sup>4</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1902_Weblinks_jatros_derma_1902_s39_abb3_ginter-hanselmayer_skabies.jpg" alt="" width="350" height="385" /></p> <h2>Empfohlene Therapien</h2> <p>Vor jeder topischen Therapie ist eine Ganzk&ouml;rperreinigung des Patienten mittels einer Dusche oder eines Vollbades sowie eine gewissenhafte Nagelk&uuml;rzung indiziert. Alle Kontaktpersonen (Partner, Familienmitglieder, Wohngemeinschaft, pflegebed&uuml;rftige Personen und deren Betreuer) sollen am gleichen Tag mitbehandelt werden. Von sexuellen Kontakten soll ab Therapiebeginn mindestens 14 Tage, besser bis zu einem negativen Milbenbefund Abstand genommen werden. Kondome stellen keinen Schutz vor Transmission einer Skabies dar.<br /><br /> <strong>1. Wahl: Permethrin 5 % Creme</strong><br /> Als Mittel der ersten Wahl gilt das am h&auml;ufigsten verwendete Antiskabiosum Permethrin, welches in Cremeformulierung in Abh&auml;ngigkeit vom Lebensalter (zugelassen zur Therapie ab dem zweiten Lebensmonat) unter Einbeziehung des gesamten Integumentes (von der Kinnlinie abw&auml;rts unter Einbeziehung alle intertrigin&ouml;sen Areale und der Fingerkuppen bis zu den Zehenspitzen; bei Skabies crustosa sowie im S&auml;uglingsalter auch Einbeziehung des Gesichts bzw. des behaarten Kopfes) appliziert wird und nach mindestens 8-st&uuml;ndiger Einwirkungszeit abgewaschen wird. Diese Administration soll nach ein bis zwei Wochen wiederholt werden. In der Gravidit&auml;t erscheint die Substanz aufgrund ihrer geringen Toxizit&auml;t sicher (off-label use). Bei Laktation soll f&uuml;r 5 Tage nach Therapie eine Stillpause eingehalten werden.<br /> Nach der Therapie sollen eine K&ouml;rperreinigung sowie W&auml;schewechsel erfolgen.<br /><br /> <strong>2. Wahl: Ivermectin p. o.</strong><br /> Bei Versagen der Lokaltherapie mit Rekurrenz oder Chronizit&auml;t sowie logistischer Unm&ouml;glichkeit einer Lokaltherapie (z. B. in Massenunterk&uuml;nften, Lagern, Gef&auml;ngnissen etc.), ebenso bei Skabies crustosa, bei Immunsupression wie auch bei Patienten mit stark ekzemat&ouml;ser oder erosiver Haut oder kognitiver Einschr&auml;nkung kann Ivermectin (Anthelmintikum) in einer Dosis von 200 &mu;g / kg KG bei Erwachsenen, bei Kindern ab 15 kg KG im n&uuml;chternen Status eingesetzt werden. Nach 7&ndash;15 Tagen soll die Gabe wiederholt werden , da Ivermectin keine ovozide Wirkung hat. Bei Gravidit&auml;t ist Ivermectin nicht zugelassen. Nach wie vor erfolgt die Ivermectin- Administration als &bdquo;off-label use&ldquo;.<br /> Da Milbeneier und Embryonen im Vergleich zu adulten Tieren gegen&uuml;ber Antiskabiosa unempfindlicher sind, ist eine Wiederholung der Therapie mit Permethrin sowie Ivermectin nach 1&ndash;2 Wochen empfohlen.</p> <h2>Alternativtherapien</h2> <p>Benzylbenzoat-Lotion in altersabh&auml;ngiger Dosierung (25 %ig f&uuml;r Erwachsene, 10 %ig f&uuml;r Kinder) soll an drei aufeinanderfolgenden Tagen abendlich appliziert werden und erst am vierten Tag abgeduscht werden.<br /> Bei z&ouml;gerlichem Ansprechen sollte diese Ma&szlig;nahme nach 7 Tagen wiederholt werden. Besondere Vorsicht ist im Kindesalter zwischen 1 und 6 Jahren angezeigt, da bei Hautsch&auml;den (bei sehr trockener Haut oder Ekzemen) Resorptionsgefahr besteht. Eine Anwendung in der Schwangerschaft erscheint laut den europ&auml;ischen Guidelines sicher.<sup>5</sup><br /> Der Einsatz von Crotamiton in 10 %iger Konzentration an drei bis f&uuml;nf aufeinanderfolgenden Tagen (abendliche Applikation) ist bislang nur in Deutschland zugelassen.<br /> Weitere topische Alternativtherapeutika wie Ivermectin 1 %ige Lotion, 6- bis 33 %ige Schwefel-Externa oder synergistische Pyrethrine in Schaumformulierung sind am Markt in einigen europ&auml;ischen L&auml;ndern teils erh&auml;ltlich. Die oral zu applizierende Substanz Moxidextin ist unter Erprobung.<sup>5, 6</sup><br /><br /> <strong>Umgebungsma&szlig;nahmen</strong><br /> Kleider, Bettw&auml;sche, Handt&uuml;cher und andere Gegenst&auml;nde, welche einem l&auml;ngeren K&ouml;rperkontakt ausgesetzt waren, sollen bei mindestens 60 &deg;C f&uuml;r wenigstens 10 Minuten gewaschen oder mithilfe eines Hei&szlig;dampfger&auml;ts dekontaminiert werden.<br /> Wenn eine Reinigung mit hoher Temperatur nicht m&ouml;glich ist, sollen Textilien in Plastiks&auml;cke eingepackt und f&uuml;r 72 Stunden bei 21 &deg;C gelagert werden. Alternativ kann eine Lagerung bei &ndash;25 &deg;C f&uuml;r 2 Stunden vorgenommen werden. Bett- und Leibw&auml;sche sollen gewechselt werden.<br /> Einrichtungsgegenst&auml;nde wie Matratzen, Polsterm&ouml;bel, Sofakissen und textile Fu&szlig;bodenbel&auml;ge sollen mit einem Staubsauger abgesaugt und sodann f&uuml;r mindestens 48 Stunden nicht benutzt werden.<sup>5</sup></p> <h2>&bdquo;Pitfalls&ldquo; &ndash; Ursachen f&uuml;r Therapieversagen</h2> <p>In erster Linie ist bei Verdacht auf das Vorliegen einer Skabies die Frage nach der Richtigkeit der Diagnose zu stellen, das hei&szlig;t, dass bei Patienten mit einer juckenden Dermatose und vorwiegend n&auml;chtlichem Juckreiz die Diagnose &bdquo;Skabies&ldquo; gestellt wird, ohne dass eine Visualisierung des Parasiten versucht bzw. durchgef&uuml;hrt wird, und dass h&auml;ufig auf empirischer Grundlage ein Antiskabiosum verordnet wird. Bei mangelhaftem oder ausbleibendem therapeutischem Ansprechen f&uuml;hrt die Verdachtsdiagnose Skabies zum Verdacht der Therapieresistenz von Kr&auml;tzmilben gegen&uuml;ber Permethrin, was ist in weiterer Folge von einem therapeutischen Circulus vitiosus gefolgt ist. Grundlegend m&uuml;ssen dem Arzt die verschiedenen Ph&auml;notypien der Skabies bekannt sein und m&ouml;gliche Differenzialdiagnosen bedacht werden, ebenso wie eine famili&auml;re Epidemiologie und bisherige Behandlungen hinterfragt werden m&uuml;ssen.<br /> Das Repertoire an Differenzialdiagnosen der Skabies umfasst dabei alle prurigin&ouml;sen und prurigoartigen Exantheme, das atopische Ekzem, Kontaktekzeme sowie die Impetigo. Auch ein Mamillenekzem sollte an eine Skabies denken lassen!<br /> Wie bereits angef&uuml;hrt, hat die Erregervisualisierung gro&szlig;e diagnostische Bedeutung, dennoch wird eine solche in vielen F&auml;llen nicht versucht. Die Frage, wie lange ein positiver Milbenbefund (d. h. der Nachweis von Milbenfragmenten, Milbeneiern, Eischalenresten oder Skybala) nach Therapiebeginn mit einem Antiskabiosum (ob topisch oder oral) zu erbringen ist, l&auml;sst sich wissenschaftlich nach wie vor nicht beantworten (pers&ouml;nliche Mitteilung Chosidow O.). Entsprechend allgemeinen Erfahrungswerten ist die neuerliche Kontrolle, d. h. die Erhebung eines Milbenbefunds, erst 14 Tage nach Therapiebeginn sinnvoll. Dass die licht- oder auflichtmikroskopische Erregervisualisierung unter bestimmten Umst&auml;nden (Massenunterk&uuml;nfte wie Fl&uuml;chtlingslager oder Gef&auml;ngnisse etc.) umst&auml;ndehalber aus Mangel an Zeit- sowie Personalressourcen nicht realisierbar ist, muss zur Kenntnis genommen werden.<br /><br /> <strong>Klinische Pitfalls: nod&ouml;se Skabies, postskabi&ouml;ses Ekzem</strong><br /> Wichtig ist auch die Kenntnis bzw. Interpretation der vom Patienten nach wie vor beklagten juckenden Hautver&auml;nderungen &ndash; nach erfolgreicher therapeutischer Eradikation des Erregers wird bei einer nod&ouml;sen Skabies der Juckreiz trotz negativen Milbennachweises unter Umst&auml;nden &uuml;ber Wochen persistieren, dies entspricht aber keinem Therapieversagen. Derselbe Sachverhalt trifft auf das sich h&auml;ufig etablierende postskabi&ouml;se Ekzem mit Juckreizattacken, vor allem bei Vorliegen einer atopischen Disposition, zu: Das postskabi&ouml;se Ekzem ist per definitionem keine Skabies, auch keine persistierende oder rezidivierende oder therapierefrakt&auml;re Skabiesform.</p> <h2>Therapieversagen?</h2> <p>Neben der unterschiedlichen teils umstrittenen Effizienz verschiedener Antiskabiosa d&uuml;rfte die h&auml;ufigste Ursache von sogenanntem Therapieversagen in Behandlungsfehlern liegen:</p> <ul> <li>Bei der Applikation von Antiskabiosa wird nicht das ganze Integument erfasst (von der Kinnlinie bis zu den Zehenspitzen unter Einbeziehung der intertrigin&ouml;sen R&auml;ume wie der Interdigitalr&auml;ume, der Crena ani sowie der Genitalregion &ndash; Reponation des Pr&auml;putiums!). Bei genauer Anamnese berichten manche Patienten &uuml;ber eine nur punktuelle, d. h. fokale Aufbringung des Antiskabiosums auf &bdquo;juckende Hautver&auml;nderungen&ldquo;.</li> <li>Eine h&auml;ufige Fehlerquelle als Erkl&auml;rung f&uuml;r ein Therapieversagen liegt in dem Umstand, dass sich nicht alle Familienmitglieder oder Kontaktpersonen (Partner innerhalb der letzten 2 Monate!) &ndash; auch bzw. vor allem, wenn sie symptomlos sind, zum gleichen Zeitpunkt wie der Patient einer Therapie unterziehen. Damit besteht die M&ouml;glichkeit einer Reinfestation. Ebenso sollte die Bedeutung des sogenannten &bdquo;missing link&ldquo; detektivisch hinterfragt werden; exemplarisch ein vergessener infestierter S&auml;ugling innerhalb einer Gro&szlig;familie &ndash; Kinder sind im Allgemeinen eine untersch&auml;tzte Infektionsquelle!</li> <li>Die Wiederholung der antiskabi&ouml;sen Therapie 1&ndash;2 Wochen nach Prim&auml;rbehandlung wird h&auml;ufig &ndash; vor allem bei initial eingetretener Regression der klinischen Ver&auml;nderungen und des Juckreizes verabs&auml;umt. Dieser Umstand kann zu einer verschleppten Skabies oder Chronifizierung f&uuml;hren.</li> <li>Bei Skabies-Infestierten sollte ebenso ein Augenmerk auf K&uuml;rzung und Reinigung der Fingern&auml;gel vor der Behandlung geachtet werden, um eine m&ouml;gliche Reinfektion zu vermeiden.</li> <li>Der Patient und sein privates Umfeld sollten in Bezug auf die Notwendigkeit von Umgebungsma&szlig;nahmen (s. o.) m&uuml;ndlich und schriftlich instruiert und kontrolliert werden, um Reinfektionsquellen auszuschlie&szlig;en.</li> <li>Die h&auml;ufigste Fragestellung angesichts der steigenden Inzidenz der Skabies ist die Frage nach einer Resistenzentwicklung von Sarcoptes scabiei auf Permethrin. Diesem Umstand wird in vielen Publikationen und Untersuchungen als Ursache von Behandlungsversagen Rechnung getragen, es kann aber bei genauer Evaluation der diesbez&uuml;glichen Datenlage derzeit weder gesichert best&auml;tigt noch ausgeschlossen werden. Die Pharmakokinetik von Permethrin in der Haut ist weitgehend unbekannt. Als m&ouml;gliche Ursachen von Therapieversagen wird eine verl&auml;ngerte &Uuml;berlebenszeit von Sarcoptes scabiei var. hominis sowie eine Knockdown-Resistenz(kdr)- Mutation bei Milben (in Analogie zu L&auml;usen) diskutiert.<sup>4 </sup></li> <li>F&uuml;r eine, wenn auch seltene Resistenz auf Ivermectin gibt es f&uuml;r Skabiesmilben deutlichere Hinweise als bei Permethrin. Genetisch bedingte Ver&auml;nderungen der Zielstruktur, des Glutamat- &bdquo;gesteuerten&ldquo; &ndash; Chloridkanals oder eines P-Glykoprotein-Membran-Transportproteins werden als m&ouml;gliche Ursachen angenommen.<sup>4</sup></li> </ul></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Aileen Y Chang et al.: JAMA Dermatology 2018; July 18, online <strong>2</strong> Chosidow O et al.: The Lancet - Infectious Diseases 2017; 17: 122021 <strong>3</strong> F&ouml;lster-Holst R et al.: Der Hautarzt 2009; 60: 395-401 <strong>4</strong> Sunderk&ouml;tter C et al.: JDDG 2019; 17: 15-24 <strong>5</strong> Salavastru CM et al.: JEADV 2017; 31(8): 1248-53 <strong>6</strong> Bernigaud C et al.: PLoS Negl Trop Dis 2016; 10: e0005030</p> </div> </p>
Back to top