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Periodische Fiebersyndrome

<p class="article-intro">Autoinflammatorische Erkrankungen präsentieren sich vorwiegend durch rezidivierende Fieberschübe, die mit weiteren Manifestationen einhergehen können. Auch wenn die Erkrankungen relativ selten sind, sollte man sie differenzialdiagnostisch kennen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Heredit&auml;re periodische Fiebersyndrome zeichnen sich meist durch rezidivierende Fiebersch&uuml;be aus, die mit weiteren Manifestationen z.B. an Haut, Schleimh&auml;uten, ser&ouml;sen H&auml;uten und Gelenken einhergehen.</li> <li>Es besteht meist eine ausgepr&auml;gte serologische Entz&uuml;ndungskonstellation mit Erh&ouml;hung des Serumamyloid A, was zu einem erh&ouml;hten Amyloidoserisiko f&uuml;hrt.</li> <li>Es gibt monogene Erkrankungen, bei denen der Vererbungsmodus und die Genmutation bekannt sind, aber auch vermutlich polygene Erkrankungen, die &auml;hnliche Symptome wie die klassischen autoinflammatorischen Syndrome aufweisen.</li> <li>Therapeutisch kommt v. a. der IL-1-Rezeptorantagonist Anakinra zum Einsatz, bei TRAPS und der PGA auch TNF-Antagonisten bzw. beim FMF Colchicin.</li> </ul> </div> <p>Periodische Fiebersyndrome (autoinflammatorische Syndrome, &bdquo;autoinflammatory disorders&ldquo;, AID) manifestieren sich meist bereits im Kindesalter. In Einzelf&auml;llen wird die Diagnose jedoch erst im Erwachsenenalter gestellt, was nicht zuletzt an differenzialdiagnostischen Schwierigkeiten und der relativen Seltenheit der Erkrankungen liegt. Bei den autoinflammatorischen Syndromen handelt es sich um ein breites Spektrum an Krankheitsbildern, die sich &uuml;berwiegend mit Entz&uuml;ndungssymptomen ohne offensichtlichen Ausl&ouml;ser manifestieren. Es sind monogene Erkrankungen wie erbliche heredit&auml;re Fiebersyndrome darunter, aber neuerdings werden auch polygene Erkrankungen wie der Morbus Crohn, das Schnitzler-Syndrom, der Morbus Still im Kindes- und Erwachsenenalter, die Gicht und der Morbus Beh&ccedil;et von vielen Autoren zu den autoinflammatorischen Syndromen gez&auml;hlt. Insbesondere bei den erblichen, monogenen autoinflammatorischen Syndromen besteht aufgrund der chronisch- rezidivierenden Entz&uuml;ndungsaktivit&auml;t mit Bildung von Serumamyloid A die Gefahr einer sekund&auml;ren Amyloidose.</p> <h2>Erbliche AID, bedingt durch prim&auml;re Dysfunktion des Inflammasoms</h2> <p><strong>Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS)</strong><br /> Die CAPS sind durch &bdquo;Gain of function&ldquo;- Mutationen im CIAS-1 (&bdquo;cold-induced autoinflammatory syndrome-1&ldquo;)-Gen auf Chromosom 1q44 verursacht. Dieses Gen kodiert f&uuml;r Cryopyrin, ein Protein, das f&uuml;r die Bildung der Cryopyrin/NLR-Pyrin( NLRP)-Dom&auml;ne erforderlich ist. Diese Dom&auml;ne ist an der Bildung des NALP-3-Inflammasoms beteiligt. Cryopyrin hemmt in diesem Inflammasom die Synthese von IL-1&beta;. Die Mutationen des Cryopyrins f&uuml;hren wahrscheinlich zu einer Autoaktivierung des Inflammasoms in Abwesenheit exogener Stimuli. Bis heute ist ein Spektrum von 3 Erkrankungen mit unterschiedlicher Auspr&auml;gung der klinischen Symptomatik beschrieben, bei denen pathogenetisch eine derartige Mutation eine Rolle spielt. Alle 3 Erkrankungen werden autosomal- dominant mit variabler Penetranz vererbt:</p> <ul> <li>famili&auml;re K&auml;lteurtikaria (&bdquo;familial cold urticaria&rdquo;, FCU)</li> <li>Muckle-Wells-Syndrom (MWS)</li> <li>CINCA (&bdquo;chronic infantile neurological, cutaneous, and articular&ldquo;)-Syndrom bzw. NOMID (&bdquo;neonatal onset of multisystemic inflammatory disease&ldquo;).</li> </ul> <p>Bei der FCU bestehen intermittierende, ca. 24 Stunden, manchmal auch Tage anhaltende Fieberepisoden, die mit einem Exanthem, Arthralgien, einer Konjunktivitis und Leukozytose einhergehen. H&auml;ufig wird eine Ausl&ouml;sung durch K&auml;ltereize beschrieben. Die Erstmanifestation erfolgt meist im 1. Lebensjahr. Die Urtikaria und das Fieber treten ca. 7 Stunden nach K&auml;lteexposition auf, nach ca. 10 Stunden kommt es zur Leukozytose. Nach ca. 12&ndash; 14 Stunden klingt die Symptomatik ab. Histologisch findet sich im Gegensatz zu anderen Formen der Urtikaria eine neutrophile Infiltration.<br /> Beim MWS bestehen Fieber, M&uuml;digkeit (Fatigue), urtikarielles Exanthem, Konjunktivitis, muskuloskelettale Schmerzen, seltener abdominelle Schmerzen und im weiteren Krankheitsverlauf eine progressive sensorineurale Taubheit. Es kommen auch orale Ulzerationen und Trommelschlegelfinger vor. Die Fiebersch&uuml;be sind hier unregelm&auml;&szlig;ig und treten in Intervallen von wenigen Wochen auf. Sie dauern 12&ndash;36 Stunden, in Einzelf&auml;llen auch bis 14 Tage. Pr&auml;zipitierende Faktoren k&ouml;nnen K&auml;lte oder W&auml;rme sein. Das Erstmanifestationsalter ist sehr unterschiedlich.<br /> Das CINCA-Syndrom ist v. a. durch den fr&uuml;hen Krankheitsbeginn direkt nach der Geburt gekennzeichnet. Die Kinder fallen durch einen Makrozephalus und eine Sattelnase auf und haben von Geburt an ein persistierendes urtikarielles, nicht juckendes Exanthem. Im weiteren Verlauf kommt es zu h&auml;ufigen hochfieberhaften Episoden, Lymphadenopathie, Splenomegalie, ZNSVer&auml;nderungen mit Kopfschmerzen, Meningismus (chronische aseptische Meningitis), zerebralen Krampfanf&auml;llen, spastischer Diplegie und mentaler Retardierung. Arthralgien sind h&auml;ufig, es kommen aber auch destruktive Arthritiden der gro&szlig;en Gelenke vor. In h&ouml;herem Lebensalter kann es zu sensorischer Taubheit und einer Neuritis nervi optici mit Papillen&ouml;dem und schlie&szlig;lich zur Erblindung kommen. Neben der Akutphasereaktion sind laborchemisch eine Leukozytose und eine Hypergammaglobulin&auml;mie nachweisbar.</p> <p><strong>Famili&auml;res Mittelmeerfieber (FMF)</strong><br /> Hier liegen Mutationen im MEFV-Gen vor. Dieses Gen ist auf dem kurzen Arm von Chromosom 16 lokalisiert. Es enth&auml;lt 10 Exons. Die meisten DNA-Ver&auml;nderungen sind Nukleotidsubstitutionen, die sich in 80 % der F&auml;lle im Exon 10 befinden. Weniger h&auml;ufige Mutationen wurden in den Exons 2, 3 und 5 gefunden. Der homozygote M694-V-Genotyp ist mit einem fr&uuml;heren Krankheitsbeginn und einer gr&ouml;&szlig;eren H&auml;ufigkeit der renalen Amyloidose assoziiert, wobei Umwelteinfl&uuml;ssen eine gr&ouml;&szlig;ere Bedeutung bei der Amyloidoseentstehung beigemessen wird als der Genmutation. Das von dem Gen kodierte Proteinprodukt Pyrin konkurriert im NALP-3-Inflammasom mit Cryopyrin und Caspase um die Bindung an ASC (&bdquo;apoptosis associated speck-like protein caspase- 1 domain&ldquo;) und unterdr&uuml;ckt dadurch die Umwandlung von pro-IL-1&beta; zu IL-1&beta;. Mutiertes Pyrin hat die F&auml;higkeit zur Bindung an ASC verloren, sodass es zu einer gesteigerten IL-1&beta;-Produktion kommt. Das FMF wird autosomal-rezessiv vererbt. Es ist das h&auml;ufigste heredit&auml;re autoinflammatorische Syndrom und betrifft &uuml;berwiegend Menschen aus dem Mittelmeerraum (sephardische Juden, Armenier, T&uuml;rken und Araber). Die Pr&auml;valenz wird mit 1/200&ndash;1/1000 angegeben. Zu den ersten Krankheitsmanifestationen kommt es meist im 4. Lebensjahr, in 90 % vor dem 20. Lebensjahr. Es handelt sich um eine rekurrierende, selbstlimitierende Symptomatik aus Fieber, Serositis mit abdominellen oder pleuritischen Schmerzen, Arthritis und Hautausschl&auml;gen (&bdquo;erysipelartiges Exanthem&ldquo;). Die Sch&uuml;be dauern 3&ndash;4 Tage. Das fieberfreie Intervall variiert zwischen einer Woche und 3&ndash;4 Monaten.<br /> Auch bei Mitteleurop&auml;ern mit rezidivierenden abdominellen Beschwerden k&ouml;nnen heterozygote MEFV-Mutationen gefunden werden, die ebenfalls proinflammatorische Effekte haben. Homozygotie ist offenbar jedoch mit einem h&ouml;heren Amyloidoserisiko assoziiert. Ein fehlender Mutationsnachweis bedeutet nicht, dass ein FMF sicher ausgeschlossen ist (Kriterien siehe Tab. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1901_Weblinks_jatros_derma_1901_s17_tab1_brunner.jpg" alt="" width="300" height="656" /></p> <h2>Erbliche AID mit sekund&auml;rer Dysregulation von IL-1</h2> <p><strong>Mevalonatkinasemangel (MKD/HIDS)</strong><br /> Beim Mevalonatkinasemangel (&bdquo;mevalonate kinase deficiency&ldquo;, MKD) oder Hyper- IgD-Syndrom (HIDS), einer autosomalrezessiv vererbten Erkrankung, liegt eine Mutation im Mevalonat-Kinase-Gen (MVK) vor. Das Gen liegt auf Chromosom 12q24 mit 10 proteinkodierenden Exons. Am h&auml;ufigsten sind die Mutationen im Exon 9 und 11 zu finden. Die Mutation f&uuml;hrt zu einem Mangel am Enzym ATPMevalonat- 5-Phosphotransferase, das in der Biosynthese von Cholesterol und Isoprenoiden die Umwandlung von Mevalonat zu 5-Phosphomevalonat katalysiert. Bei partiellem Mangel des Enzyms kommt es zu einer Akkumulation des Substrats mit einem konsekutiven Anstieg der Mevalons&auml;ure im Plasma und einer erh&ouml;hten Ausscheidung im Urin. Durch Prenylierung werden gleichzeitig kleine, GTP-bindende Proteine modifiziert, da sowohl weniger Geranyl- als auch Farnesylpyrophosphat gebildet werden. Wahrscheinlich ist dies die eigentliche Ursache der autoinflammatorischen Episoden. Das Krankheitsbild ist durch pl&ouml;tzlich einsetzende Fiebersch&uuml;be charakterisiert, die mit einer Lymphadenopathie, abdominellen Schmerzen, Diarrh&ouml;en, Erbrechen, Arthralgien oder Arthritiden, einem morbilliformen Exanthem und Kopfschmerzen einhergehen. Eine Splenomegalie und orale Ulzerationen (Aphten) k&ouml;nnen ebenfalls vorkommen. Die Sch&uuml;be treten oft schon in den ersten Wochen nach der Geburt auf, dauern ca. 3&ndash;7 Tage und wiederholen sich meist alle 4&ndash;8 Wochen. Das Amyloidoserisiko scheint bei MKD/HIDS eher gering zu sein. Der komplette Verlust der MVKEnzymaktivit&auml;t f&uuml;hrt bereits im fr&uuml;hen Kindesalter zur Mevalonazidurie, die &uuml;ber Entwicklungsverz&ouml;gerungen, An&auml;mie, Lymphadenopathie, Hepatosplenomegalie, Diarrh&ouml;, Katarakt und eine Gesichtsdysmorphie mit Mikrozephalie zum Tode f&uuml;hrt. Weniger stark betroffene Kinder haben eine psychomotorische Retardierung, Hypotonie, Myopathie und Ataxie. Alle Patienten haben ebenfalls die oben beschriebenen Sch&uuml;be mit Fieber und Begleitsymptomen. Die Diagnose HIDS wird durch den mindestens zweimaligen Nachweis konstitutiv erh&ouml;hter Serum-IgD-Spiegel (&gt;100 E/ml) im Abstand von 4 Wochen und durch eine Erniedrigung der MVK-Aktivit&auml;t erh&auml;rtet. Allerdings k&ouml;nnen im Einzelfall die IgD-Spiegel, insbesondere bei Kleinkindern, auch normal sein, IgA ist in 80 % der F&auml;lle ebenfalls erh&ouml;ht.</p> <p><strong>Tumornekrosefaktor-Rezeptorassoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS)</strong><br /> TRAPS ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung, die bei Patienten jeden ethnischen Ursprungs gefunden werden kann. Insgesamt ist die Pr&auml;valenz gering, in einer deutschen Studie wurde sie mit 5,6 pro 10 Millionen Personenjahre angesetzt. Es liegt eine Mutation im TNFRSF1A- Gen auf dem Chromosom 12p13 in den Exons 2&ndash;4 und 6 zugrunde, die f&uuml;r den extrazellul&auml;ren Teil des TNFR-p55 kodieren. Das TNFR1-Protein ist ein von den meisten Zellen synthetisierter, membrangebundener Rezeptor. Durch sogenanntes &bdquo;shedding&ldquo; werden l&ouml;sliche Rezeptoren gebildet, die TNF-&alpha; inaktivieren und damit den Grad der Entz&uuml;ndung durch kompetitive Rezeptorblockade reduzieren. Wahrscheinlich f&uuml;hren die Mutationen zu einer fehlerhaften Faltung der extrazellul&auml;ren Proteindom&auml;ne und somit einer Aggregatbildung der mutierten Rezeptoren im Zytoplasma mit darauffolgender &uuml;berm&auml;&szlig;iger Aktivierung TNF-&alpha;-induzierter Signalwege. Die molekularen Mechanismen, die TNFR1-Mutationen und IL-1 in Verbindung bringen, sind noch unbekannt, eine Beteiligung von IL-1&beta; erscheint aber aufgrund der Wirksamkeit von IL-1-Rezeptorantagonisten bei der Erkrankung wahrscheinlich. TRAPS beginnt &uuml;berwiegend in der fr&uuml;hen Kindheit mit Fiebersch&uuml;ben um 38&deg;C &uuml;ber Zeitr&auml;ume von 1&ndash;4 Wochen oder l&auml;nger, begleitet von lokalen und systemischen Entz&uuml;ndungszeichen. Es kommt zu ausgedehnten Hautl&auml;sionen mit einem &uuml;berw&auml;rmten und &ouml;demat&ouml;sen Erythem am Stamm und an den Extremit&auml;ten. Histologisch findet sich ein perivaskul&auml;res Infiltrat mononukle&auml;rer Zellen. An den Extremit&auml;ten kann es aufgrund einer begleitenden Fasziitis zu Myalgien kommen. Bei einigen Patienten wurde eine demyelinisierende ZNS-Beteiligung beschrieben. Weitere Krankheitssymptome sind Arthralgien und Arthritiden, kolikartige abdominelle Schmerzen, Konjunktivitis und periorbitales &Ouml;dem sowie Lymphadenopathie. Ph&auml;notyp-Genotyp- Analysen haben gezeigt, dass Cystein- Substitutionen mit einem schwereren Krankheitsverlauf und einem h&ouml;heren Amyloidoserisiko assoziiert sind. Im Gegensatz hierzu sind andere Mutationen (R92Q, P46L), die auch bei 1&ndash;5 % der gesunden Menschen vorkommen, mit milder Symptomatik einhergehend und weniger spezifisch.</p> <p><strong>Pyogene sterile Arthritis, Pyoderma gangraenosum, Akne (PAPA-Syndrom)</strong><br /> Hier konnten sogenannte &bdquo;Linkage&ldquo;- Analysen Mutationen im PSTPIP1-Gen (Prolin-Serin-Threonin-Phosphatase-interagierendes Protein) identifizieren. Dieses Gen kodiert f&uuml;r ein Protein, das mit Pyrin interagiert. Die Mutationen f&uuml;hren zu einem massiven Anstieg der Bindung des PSTPIP1-Proteins an Pyrin, was vermutlich mit den inhibitorischen Effekten des Pyrins auf die Produktion von aktivem IL-1&beta; interferiert. Der Vererbungsmodus ist autosomal-dominant. Die Erstmanifestation ist meist im fr&uuml;hen Erwachsenenalter, zun&auml;chst mit schwerer zystischer Akne. Die weitere Symptomatik besteht in einer pyogenen, sterilen Oligoarthritis, die destruierend ist und typischerweise die Ellbogen-, Knie- und oberen Sprunggelenke betrifft. Zus&auml;tzlich kommen ein Pyoderma gangraenosum und pathergieartige sterile Abszesse an Injektionsstellen vor. In Einzelf&auml;llen wird eine &Uuml;berempfindlichkeit des Knochenmarkes gegen&uuml;ber Sulfonamiden beobachtet.</p> <p><strong>Deficiency of the interleukin-1-receptor antagonist (DIRA-Syndrom)</strong><br /> Im Jahr 2009 wurde ein weiteres autoinflammatorisches, autosomal-rezessiv vererbtes Syndrom mit im Vordergrund stehender multifokaler Osteomyelitis, Periostitis und Pustulosis bei 9 Kindern aus 6 Familien beschrieben, das sich unmittelbar nach der Geburt erstmanifestierte. Homozygote Mutationen im IL1RN, das den Interleukin-1-Rezeptorantagonist kodiert, wurden identifiziert, welche zu einer trunkierten Form des entsprechenden l&ouml;slichen IL-1Ra f&uuml;hrten. Diese trunkierte Form kann nicht von den Zellen sezerniert werden und f&uuml;hrt damit zu einer Hyperreagibilit&auml;t gegen&uuml;ber IL-1&alpha; oder IL-1&beta;. Die Patienten reagierten prompt auf eine Therapie mit dem IL-1-Rezeptorantagonisten Anakinra.</p> <h2>Komplexe bzw. unbekannte &Auml;tiologie</h2> <p>Die Zugeh&ouml;rigkeit der folgenden Erkrankungen zu den autoinflammatorischen Syndromen wird diskutiert.</p> <p><strong>Periodisches Fieber mit apht&ouml;ser Stomatitis, Pharyngitis und Adenitis (PFAPA-Syndrom)</strong><br /> Die &Auml;tiologie des PFAPA-Syndroms ist noch unbekannt. Im Vergleich zu den anderen periodischen Fiebersyndromen (mit Ausnahme des FMF) ist dieses autoinflammatorische Syndrom relativ h&auml;ufig. Es ist noch unklar, ob dieses Krankheitsbild tats&auml;chlich zu den autoinflammatorischen Syndromen gez&auml;hlt werden sollte. Das Fieber beginnt meist im Alter von 2&ndash;5 Jahren. Die ersten F&auml;lle bei Erwachsenen wurden 2008 berichtet. Klinisch besteht ein abrupt beginnendes, hohes Fieber bis 41&deg;C, oft begleitet von Sch&uuml;ttelfrost. Das Fieber dauert 3&ndash;4 Tage an, mit Intervallen von ca. 28 fieberfreien Tagen. Das Fieber wird meist von einer Pharyngitis und einer zervikalen Lymphadenopathie begleitet. In 70 % der F&auml;lle bestehen orale apht&ouml;se Ulzerationen, die im Gegensatz zu denen bei Morbus Beh&ccedil;et nicht schmerzhaft sind und nicht vernarben. Weitere, seltenere und unspezifischere Symptome sind Kopfschmerzen, abdominelle Schmerzen, Diarrh&ouml;en, Arthralgien, Husten und Hautausschl&auml;ge. Im Labor finden sich eine milde Leukozytose und eine BSG-Beschleunigung</p> <p><strong>Schnitzler-Syndrom</strong><br /> Die &Auml;tiologie des Schnitzler-Syndroms ist ebenfalls unklar. Bisher sind ca. 100 F&auml;lle in der Literatur beschrieben. Es ist eine Erkrankung, die letztlich zur Behinderung f&uuml;hrt und die durch eine chronische Urtikaria in Assoziation mit einer monokonalen Gammopathie vom IgM-Typ charakterisiert ist. Zus&auml;tzlich kommen Fiebersch&uuml;be, Hepatosplenomegalie, Lymphadenopathie sowie Gelenk- und Knochenschmerzen vor. Die Hauptkomplikation besteht in der Entwicklung sekund&auml;rer h&auml;matologischer Malignome wie lymphoproliferativer Erkrankungen oder der Makroglobulin&auml;mie Waldenstr&ouml;m.</p> <p><strong>Chronisch-rekurrierende Osteomyelitis (CRMO)</strong><br /> Zur CRMO (nicht bakterielle Osteitis, chronische nicht bakterielle Osteomyelitis) geh&ouml;ren nichtinfekti&ouml;se, autoinflammatorische, monogenetisch wie auch vermutlich polygenetisch verursachte Erkrankungen, die zu einer sterilen Osteomyelitis f&uuml;hren. Kinder entwickeln meist im Schulalter kn&ouml;cherne L&auml;sionen und pustul&ouml;se Hauteffloreszenzen. Die meisten F&auml;lle sind selbstlimitiert, mitunter kommt es jedoch zu protrahierten Verl&auml;ufen. Die CRMO ist eine Ausschlussdiagnose und pr&auml;sentiert sich mit akutem oder schleichendem Beginn von Knochenschmerzen, die von Fieber und Unwohlsein begleitet werden. Klinische und radiografische Befunde gleichen anf&auml;nglich einer septischen Osteomyelitis. Es findet sich jedoch keine Abszessentwicklung. Kulturen sind negativ und die Wirkung einer Antibiotikatherapie ist schlecht. Die Pathophysiologie der CRMO ist schlecht erforscht. CRMO betrifft mehr Frauen als M&auml;nner und ist h&auml;ufiger bei Kindern und Jugendlichen. Der klinische Verlauf ist gekennzeichnet durch Perioden von Verschlechterung mit symptomfreien Intervallen. Typische Entz&uuml;ndungsstellen umfassen die Klavikel, Tibia, Femur und die Metaphysen von R&ouml;hrenknochen. Assoziierte Autoimmunerkrankungen umfassen CED, Psoriasis, Akne und palmoplantare Pustulose.</p> <p>Weitere mit einer Autoinflammation einhergehende Erkrankungen werden k&uuml;nftig dem Krankheitsspektrum der AID zuzuordnen sein: systemische Verlaufsform der juvenilen idiopathischen Arthritis (Morbus Still), Morbus Beh&ccedil;et, Gicht und Morbus Crohn.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1901_Weblinks_jatros_derma_1901_s18_tab2_brunner.jpg" alt="" width="800" height="745" /></p> <h2>Therapie</h2> <p>Bei den CAPS sind IL-1&beta;-antagonistische Therapien wirksam. Im Schub k&ouml;nnen Glukokortikoide und NSAR zus&auml;tzlich zum Einsatz kommen. Beim Hyper- IgD-Syndrom sind NSAR nur selten wirksam, Glukokortikoide helfen oft im akuten Schub. Mit HMG-Co-A-Reduktase- Inhibitoren (Statinen) l&auml;sst sich die Zahl der Tage mit Fieber signifikant senken. In therapierefrakt&auml;ren F&auml;llen wurde eine Effektivit&auml;t von Etanercept und Anakinra beschrieben. Beim TRAPS gelten Glukokortikoide und NSAR als effektive symptomatische Therapie, die kausale Therapie besteht in der Gabe von Etanercept. Bei der Early-onset-Sarkoidose sind Glukokortikoide Therapie der ersten Wahl, in therapierefrakt&auml;ren F&auml;llen sind TNF-Blocker und IL-1-Blocker wirksam. Beim PFAPASyndrom ist eine Wirksamkeit von Cimetidin, Colchicin und in vielen F&auml;llen auch einer Tonsillektomie beschrieben. Mittel der ersten Wahl bei der CRMO sind NSAR und Steroide; Methotrexat, Sulfasalazin oder auch TNF-&alpha;-Blocker werden in therapierefrakt&auml;ren F&auml;llen eingesetzt. Eine weitere Therapieoption besteht in Bisphosphonaten.</p></p>
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