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ÖGDV-Jahrestagung

Neues zur Akne

<p class="article-intro">Die Akne ist eine Erkrankung, die für Betroffene – insbesondere psychisch – eine große Belastung darstellen kann. Aktuelle Erkenntnisse der Grundlagenforschung zur Entschlüsselung molekularer Vorgänge am Talgdrüsenfollikel könnten dazu beitragen, neue Therapeutika gegen diese Hautkrankheit zu entwickeln.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Pathogenese der Akne ist durch eine verst&auml;rkte Seborrh&ouml; und Verhornungsst&ouml;rung im Ausgang des Talgdr&uuml;senfollikels gekennzeichnet, die zur Bildung von Komedonen f&uuml;hren. Entz&uuml;nden sich diese, entwickeln sich Papeln, Pusteln oder Knoten. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Propionibacterium (P.) acnes (Abb. 1) sowie Androgene, die die Zunahme des Talgdr&uuml;senvolumens und die Keratinozytenproliferation stimulieren. &bdquo;W&auml;hrend es hinsichtlich dieses Grundkonzepts nichts wesentlich Neues gibt, haben wir im Bereich des Follikels eine Reihe neuer Erkenntnisse&ldquo;, berichtet Dr. Gregor Holzer, Dermatologische Abteilung, Donauspital, Wien. So wurde die Beteiligung von Interleukin(IL)-1&beta; und NLRP3-Inflammasom an der Entstehung der Akne entdeckt. Es konnte gezeigt werden, dass P. acnes das myelomonozyt&auml;re NLRP3-Inflammasom aktiviert, woraufhin IL-1&beta; ausgesch&uuml;ttet wird. Ebenfalls neu ist die Erkenntnis, dass P. acnes den Toll-like-Rezeptor 2 (TLR-2) auf Monozyten und Keratinozyten aktivieren kann, was eine Aktivierung des angeborenen Immunsystems bewirkt. Dar&uuml;ber hinaus hat die neuere Forschung die Bedeutung von IL-17, Th17-Zellen sowie von Th17-induzierten Zytokinen f&uuml;r die Akne erkannt.<br /> 2008 wurde entdeckt, dass sich am Sebozyten H1-Rezeptoren befinden und dass durch Zugabe eines Antihistaminikums die Sebumproduktion in vitro reduziert werden kann.<sup>1</sup> Rezent wurde nun eine Studie publiziert, in der gezeigt werden konnte, dass die zus&auml;tzliche Gabe eines Antihistaminikums zu Isotretinoin besser wirksam ist als eine Isotretinoin-Monotherapie.<sup>2</sup> Holzer: &bdquo;Ob das ein Therapiekonzept f&uuml;r die Zukunft darstellt, m&uuml;ssen weitere Studien zeigen.&ldquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Derma_1501_Weblinks_Seite23.jpg" alt="" width="621" height="444" /></p> <h2>Komorbidit&auml;ten der Akne</h2> <p>&bdquo;Die Krankheitslast der Akne kann hoch sein und darf nicht untersch&auml;tzt werden. Zahlreiche Studien best&auml;tigen, dass Akne und psychiatrische Erkrankungen h&auml;ufig assoziiert sind&ldquo;, sagt Holzer. Dazu z&auml;hlen im Wesentlichen Depressionen, Angstst&ouml;rungen, erh&ouml;hte Suizidalit&auml;t, Schlafst&ouml;rungen und psychosomatische Symptome. Allerdings korreliert der Schweregrad der Akne h&auml;ufig nicht mit dem Leidensdruck. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die psychiatrischen Symptome durch die Aknetherapie gebessert werden k&ouml;nnen.<sup>3</sup> Holzer: &bdquo;Isotretinoin wurde in der Vergangenheit oft angeschuldigt, in den Suizid zu treiben, die aktuellen Daten sprechen aber daf&uuml;r, dass es eher dagegen wirkt und die Suizidalit&auml;t bei Aknepatienten a priori erh&ouml;ht ist.&ldquo;<br /> &Uuml;ber die psychiatrischen Komorbidit&auml;ten hinaus konnte eine rezente Arbeit eine signifikante Assoziation zwischen schwerer Akne und Erkrankungen des oberen Gastrointestinaltraktes nachweisen.<sup>4</sup> &bdquo;In dieser Studie wurde die Rolle der Medikation, insbesondere von Antibiotika, f&uuml;r die gastrointestinalen Beschwerden nicht evaluiert, sie ist jedoch zu hinterfragen&ldquo;, kritisiert Holzer.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_Jatros_Derma_1501_Weblinks_Seite24.jpg" alt="" width="532" height="417" /></p> <h2>Akne und Ern&auml;hrung</h2> <p>Zwei Studien aus den sp&auml;ten 1960er- und fr&uuml;hen 1970er-Jahren haben das Dogma gepr&auml;gt, dass keine Assoziation zwischen Ern&auml;hrung und Akne besteht.<sup>5, 6</sup> Neuere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass Ethnien mit zur westlichen Welt unterschiedlichen Ern&auml;hrungsgewohnheiten, wie etwa die Kitava in Papua-Neuguinea oder die Ach&eacute;, eine J&auml;ger- und Sammlergesellschaft in Paraguay, keine Akne kennen.<sup>7</sup> Diese Menschen konsumieren keine Milchprodukte und ern&auml;hren sich von Lebensmitteln mit einem niedrigen glyk&auml;mischen Index. Weitere Hinweise auf einen Zusammenhang von Akne und Ern&auml;hrung stammen aus Untersuchungen an Ethnien, wie etwa kanadischen Inuit, die bei traditioneller Ern&auml;hrung und Lebensweise nicht an Akne erkranken. Nehmen sie die Ern&auml;hrungsgewohnheiten der Menschen in westlichen Industriel&auml;ndern an, so k&ouml;nnen auch die Inuit Akne entwickeln.<sup>8</sup><br /> Die Datenlage zur Assoziation spezifischer Nahrungsmittel und Akne ist d&uuml;rftig. So existieren nur wenige, zumeist retrospektive Studien, die eine schwache Assoziation zwischen dem Konsum von Milchprodukten und Akne finden. Aufgrund unzureichender Evidenz kann daher keine Empfehlung zur Milchrestriktion gegeben werden.<sup>9</sup><br /> Ein positiver Effekt im Sinne der Reduktion entz&uuml;ndlicher und nicht entz&uuml;ndlicher Aknel&auml;sionen konnte nach Einnahme von Omega-3- und Omega-6 Fetts&auml;uren &uuml;ber 10 Wochen nachgewiesen werden.<sup>10</sup><br /> &bdquo;Die st&auml;rkste Evidenz besteht f&uuml;r den Zusammenhang von Ern&auml;hrung mit hoher glyk&auml;mischer Last und Akne&ldquo;, berichtet Holzer. So wurden vier interventionelle Studien publiziert, in denen Di&auml;ten mit niedriger versus hoher glyk&auml;mischer Last an M&auml;nnern mit Akne verglichen worden waren.<sup>11&ndash;14</sup> Darin konnte gezeigt werden, dass unter Di&auml;t mit niedriger glyk&auml;mischer Last die Aknel&auml;sionen, die Sebumproduktion und die Talgdr&uuml;sengr&ouml;&szlig;e zur&uuml;ckgingen. Im Zentrum des pathophysiologischen Konzepts, das diese Wirkung erkl&auml;ren soll, steht der Insulinstoffwechsel.<sup>9</sup> Nahrungsmittel wie Milch enthalten eine gro&szlig;e Menge an &bdquo;insulin-like growth factor&ldquo; (IGF) und Di&auml;ten mit hoher glyk&auml;mischer Last senken die Spiegel an IGF-bindendem Protein. &bdquo;Das Zusammenspiel dieser Faktoren f&uuml;hrt zur Hyperinsulin&auml;mie, wodurch Androgene im Blut vermehrt werden, und damit kommt es zu einer verst&auml;rkten Sebumproduktion und Aknebildung&ldquo;, erkl&auml;rt Holzer und weiter: &bdquo;M&ouml;glicherweise wirkt sich die Hyperinsulin&auml;mie auch negativ auf das zellul&auml;re Wachstum und die Keratinisierungserscheinungen, die die initialen L&auml;sionen der Akne darstellen, aus.&ldquo; Gest&uuml;tzt wird dieses Konzept durch das Laron-Syndrom, das durch einen kongenitalen IGF-1-Mangel charakterisiert ist. Menschen mit Laron-Syndrom sind kleinw&uuml;chsig und erkranken nicht an Akne.</p> <h2>Die Therapie der Akne</h2> <p>&bdquo;Laut aktuellen Leitlinien zur Therapie der Akne werden h&auml;ufig Kombinationstherapien empfohlen, sodass man in der Praxis h&auml;ufig damit konfrontiert ist, einen komplizierten Therapieplan mit mehreren Rezepten zu erstellen. Dadurch, dass nun bivalente Fixkombinationen erh&auml;ltlich sind, wird die Therapie erheblich vereinfacht&ldquo;, so Holzer. Die Kombinationen etablierter Wirkstoffe sollen besser und schneller wirksam sein als die Einzelsubstanzen und durch die einfachere Anwendung die Compliance erh&ouml;hen. Sie werden als Mittel der ersten Wahl bei leichter bis mittelschwerer Akne empfohlen.<sup>15</sup></p> <p>In &Ouml;sterreich sind vier bivalente Fixkombinationen erh&auml;ltlich:</p> <ul> <li>Epiduo<sup>&reg;</sup> Gel: Adapalen 0,1 % und Benzoylperoxid 2,5 % </li> <li>Isotrexin<sup>&reg;</sup> Gel: Isotretinoin 0,05 % und Erythromycin 2 % </li> <li>Indoxyl<sup>&reg;</sup> Gel: Clindamycin 1 % und Benzoylperoxid 5 % </li> <li>Zindaclin<sup>&reg;</sup> Gel: Clindamycin 1 % und Zink</li> </ul> <p>Aufgrund m&ouml;glicher Resistenzentwicklung werden Antibiotika nur in Kombinationstherapien empfohlen, der Antibiotikaeinsatz sollte 6 Monate nicht &uuml;berschreiten. Aufgrund des besseren Sicherheitsprofils ist Doxycyclin Minocyclin vorzuziehen.<br /> Orale Kontrazeptiva mit antiandrogener Wirkung werden als prim&auml;re Monotherapie einer unkomplizierten Akne nicht empfohlen. Indikationen f&uuml;r diese Pr&auml;parate sind eine Hyperandrogen&auml;mie sowie die Acne tarda.<br /> In der Behandlung der Akne werden h&auml;ufig Peelings angeboten. Laut Holzer existieren einige Studien, die eine Wirksamkeit von oberfl&auml;chlichem Peeling mit Salicyls&auml;ure und AHA bei Seborrh&ouml; und milder Akne zeigen. Die Datenlage ist allerdings weniger robust als die f&uuml;r klassische Aknetherapeutika. In den aktuell g&uuml;ltigen Guidelines werden Peelings daher in Kombination mit systemischen oder topischen Therapeutika empfohlen.<sup>15, 16</sup><br /> Als Erhaltungstherapie k&ouml;nnen Peelings zur Behandlung von postinflammatorischen Hyperpigmentierungen, zur Komedonenreduktion oder bei oberfl&auml;chlichen Vernarbungen in Erw&auml;gung gezogen werden.</p> <h2>Ausblick</h2> <p>Laut Holzer k&ouml;nnte die photodynamische Therapie bei Akne in Zukunft eine Rolle spielen. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens ist nachgewiesen, die Nebenwirkungen m&uuml;ssen allerdings noch minimiert werden. Eine weitere Option k&ouml;nnte die Verhinderung der Kolonisation mit P. acnes vor der Pubert&auml;t sein, um einen Ausbruch w&auml;hrend der Pubert&auml;t zu vermeiden. M&ouml;gliche therapeutische Angriffspunkte k&ouml;nnten in Zukunft die Inflammation und die Sebumproduktion darstellen. &bdquo;Wir kennen eine gro&szlig;e Zahl von Zytokinen, gegen die mittlerweile gut erprobte Medikamente zur Verf&uuml;gung stehen. Das Problem der Wirksamkeit bei topischer Applikation muss allerdings erst gel&ouml;st werden&ldquo;, res&uuml;miert Holzer.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Vortrag von Dr. Gregor Holzer im Rahmen der ÖGDV-Jahrestagung, 21.–23. November 2014, Wien </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Pelle E et al: J Invest Dermatol 2008; 128(5): 1280-5<br /> <strong>2</strong> Lee HC et al: J Eur Acad Dermatol Venereol 2014; 28(12): 1654-60 <br /> <strong>3</strong> Hahm BJ et al: J Dermatol 2009; 36(5): 255-61 <br /> <strong>4</strong> Silverberg JI et al: Br J Dermatol 2014; 170(5): 1136-42 <br /> <strong>5</strong> Fulton JE et al: JAMA 1969; 210(11): 2071-4 <br /> <strong>6</strong> Anderson PC: Am Fam Physician 1971; 3(3): 102-3 <br /> <strong>7</strong> Cordain L et al: Arch Dermatol 2002; 138(12): 1584-90 <br /> <strong>8</strong> Schaefer O: Nutr Today 1971; 6: 8-16 <br /> <strong>9</strong> Burris J et al: J Acad Nutr Diet 2013; 113(3): 416-30<br /> <strong>10</strong> Jung JY et al: Acta Derm Venereol 2014; 94(5): 521-5 <br /> <strong>11</strong> Smith RN et al: J Am Acad Dermatol 2007; 57(2): 247-56 <br /> <strong>12</strong> Smith RN et al: Am J Clin Nutr 2007; 86(1): 107-15 <br /> <strong>13</strong> Smith RN et al: Mol Nutr Food Res 2008; 52(6): 718-26 <br /> <strong>14</strong> Reynolds RC et al: Nutrients 2010; 2(10): 1060-72 <br /> <strong>15</strong> Nast A et al: S2k-Leitlinie zur Therapie der Akne. 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