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Management von Nebenwirkungen der Hedgehog-Signalkaskade-Inhibitoren
Jatros
Autor:
Mag. Dr. Anita Schreiberhuber
30
Min. Lesezeit
07.09.2017
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<p class="article-intro">Die Inhibition des Hedgehog(HH)-Signalweges stellt neben der chirurgischen Entfernung einen neuen medikamentösen Ansatz in der Therapie des BCC dar. Zusätzlich zu Vismodegib<sup>1</sup>, der „First-in-class“-Substanz im Bereich HH-Inhibitoren, ist inzwischen mit Sonidegib<sup>2</sup> eine zweite medikamentöse Alternative verfügbar. Wenn auch die meisten Nebenwirkungen (AE) mild sind, ist ein proaktives AE-Management das A und O für die Gewährleistung des Therapieerfolgs.<sup>3</sup></p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Zu den häufig beobachteten Nebenwirkungen (AE), die mit der therapeutischen HH-Inhibition assoziiert sind, zählen Muskelspasmen, Ageusie/Dysgeusie, Alopezie, Gewichtsverlust und Fatigue. Obwohl diese AE meist mild ausgeprägt sind (Grade 1/2), können sie bei BCC-Patienten zu einer Reduktion der Lebensqualität (QoL), einer Therapieunterbrechung oder gar einem Therapieabbruch führen. <br /> Basierend auf den bisher vorliegenden Erfahrungen wurden erstmals Empfehlungen entwickelt, die zum präventiven AE-Management beitragen sollen. Das Wissen um die HH-assoziierten AE ist wesentlich, um die Patienten adäquat aufzuklären und so die QoL zu verbessern und den maximal möglichen therapeutischen Benefit zu erzielen.<br /> Die Mehrheit der AE tritt früh im Therapieverlauf auf, deswegen stellen die Patientenaufklärung über die zu erwartenden AE und das proaktive AE-Management das Schlüsselelement für den Therapieerfolg dar. Generell werden bei Auftreten von AE der Grade ≥3 die bei AE der Grade 1/2 angeführten Managementstrategien UND eine Therapieunterbrechung für 2–4 Wochen ODER die Durchführung von Therapiepausen (z.B. Einnahme alle 2 Tage statt täglich) empfohlen. Bei Dysgeusie/Ageusie und Fatigue können Therapieunterbrechungen bereits ab AE der Grade 2, die als intolerabel erachtet werden, in Erwägung gezogen werden.</p> <h2>Muskelkrämpfe</h2> <p>Muskelkrämpfe stellen mit Abstand die häufigsten AE unter HH-Inhibitor-Therapie dar. Grundsätzlich sollen die Patienten angehalten werden, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und leichte körperliche Aktivitäten durchzuführen.<sup>3</sup> Bei Therapie mit Sonidegib müssen die Kreatinkinasespiegel vor Therapiestart und unter Therapie kontrolliert werden.<sup>2</sup> Bei Auftreten von Muskelkrämpfen der Grade 1/2 werden nicht pharmakologische und pharmakologische Interventionen empfohlen. Während für Sonidegib nur begrenzte Erfahrungen zum Management von Muskelkrämpfen der Grade ≥3 vorliegen, zeigen die Erfahrungen, dass bei Vismodegib eine Unterbrechung erfolgen sollte, bevor ein Therapieabbruch in Erwägung gezogen wird.</p> <h2>Geschmacksstörungen</h2> <p>Geschmacksstörungen können sich maßgeblich negativ auf die QoL auswirken. Beim Management dieser AE soll beachtet werden, dass diese Symptome unabhängig von Gewichtsverlust auftreten können. Die Beratung durch einen Ernährungsspezialisten bereits vor Therapiestart, aber auch unter Therapie, der u.a. dem Patienten Empfehlungen zur Verstärkung des Geschmacks von Speisen und Rezepttipps geben kann, ist von Vorteil.</p> <h2>Gewichtsverlust</h2> <p>Krebs-assoziierter Gewichtsverlust tritt häufig auf und kann mit der Grunderkrankung, einer Depression oder der Therapie assoziiert sein. Bezüglich des Managements werden dieselben Empfehlungen angeführt wie bei Geschmacksstörungen.</p> <h2>Alopezie</h2> <p>Alopezie, die bei bis zu 66 % der Patienten beobachtet wird, entwickelt sich im Gegensatz zur Chemotherapie-assoziierten Alopezie stufenweise und tritt erst ≥2 Monate nach Therapiestart auf. Die Evaluierung von Komorbiditäten, die zur Alopezie beitragen können, ist wichtig, eine prophylaktische Medikation zählt ebenfalls zu den Optionen im Rahmen der „supportive care“.</p> <h2>Fatigue</h2> <p>Abgesehen von der Krebs- bzw. Krebstherapie-assoziierten Fatigue kann unter HH-Inhibitoren Fatigue auch durch eine Reihe anderer Faktoren – wie Schlafunterbrechungen aufgrund von Muskelkrämpfen oder verminderter Kalorienzufuhr aufgrund von Geschmacksstörungen – auftreten. Bereits vor Therapiebeginn sollten die Patienten zu regelmäßigen körperlichen Aktivitäten animiert werden, zudem kann ihnen eine psychologische Konsultation angeboten werden. Vor und unter Therapie sollten sie zu ihren Schlafrhythmen befragt und das Vorliegen einer Depression evaluiert werden. Wenn auch nur wenig Evidenz vorliegt, die für die Gabe von Psychostimulanzien spricht – Depression und HH-Inhibitor-induzierte Fatigue stellen konkomitante Faktoren bei BCC-Patienten dar –, könnten sich diese Substanzen als hilfreich erweisen.</p> <h2>Fazit für die klinische Praxis</h2> <p>Die HH-Inhibitoren Vismodegib und Sonidegib stellen einen Durchbruch in der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem BCC dar. Das Ziel jeglicher Patientenführung sollte sein, dem Patienten unterstützend und beratend zur Seite zu stehen, falls Nebenwirkungen auftreten.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Fachinformation Vismodegib, Stand: Juli 2017 <strong>2</strong> Fachinformation Sonidegib, Stand: Juni 2017 <strong>3</strong> Lacouture M et al.: Oncologist 2016; 21: 1218-29</p>
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