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Jeden Tag aufs Neue eine spannende Herausforderung
Jatros
30
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07.09.2017
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<p class="article-intro">Im Oktober des Vorjahres ist Norbert Sepp – ein dezidierter Westösterreicher, geboren in Vorarlberg, ausgebildet in Innsbruck – die Nachfolge Georg Kleins im Ordensklinikum Linz Elisabethinen angetreten. Leiter der Autoimmunambulanz der Universitätsklinik für Dermatologie in Innsbruck, Kooperationspartner des ÖSV, Reviewer für viele wissenschaftliche Journale, mehrfach wissenschaftlich ausgezeichnet: Es war uns eine Ehre, Prim. Univ.-Prof. Dr. Sepp zum Interview zu bitten. </p>
<hr />
<p class="article-content"><p><em><strong>Herr Professor, Sie haben voriges Jahr die Leitung der Abteilung für Dermatologie und Venerologie des Ordensklinikums Linz Elisabethinen übernommen. Wie gestaltete sich der Wechsel von der Innsbrucker Universitätsklinik hierher?<br /> N. Sepp: </strong></em>Sehr gut. Ich bin hier am 1. Oktober 2016 auf eine bestens ausgestattete Abteilung mit einem engagierten und erfahrenen Team gestoßen. Durch die jahrelange hervorragende Arbeit meines Vorgängers Prim. Univ.-Doz. Dr. Georg Klein fand ich eine Abteilung vor, welche die gesamte Bandbreite des Faches Dermatologie und Venerologie mit all ihren vielreichen Facetten versorgen kann.</p> <p><br /> <em><strong>Könnten Sie Ihre Abteilung samt deren Spezialisierungen kurz präsentieren?<br /> N. Sepp:</strong></em> Wir haben mehrere Schwerpunkte an unserer Abteilung: den onkologischen Bereich unter der Federführung von OA Dr. Helmut Kehrer, die Tumorchirurgie unter OA Dr. Gerald Exler, den phlebologischen und angiologischen Schwerpunkt unter OA Dr. Jörg Jabkowski. Die allergologische Thematik wird von OÄ Dr. Barbara Ernst und OÄ Dr. Daniella Kitzmüller-Winter bestens betreut. Die allgemeine Ambulanz, die Psoriasis- und Kollagenose-Sprechstunde sowie die Photochemotherapie-Ambulanz unter OÄ Dr. Birgit Weindl, OA Dr. Mlynek, OÄ Dr. Karin Krenmayr und Ass. Dr. Marija Geroldinger-Simic tragen dazu bei, dass an unserer Abteilung das ganze Spektrum der Dermatologie mit all ihren Fragestellungen abgedeckt ist. Für die im Aufbau befindliche pädiatrisch-dermatologische Ambulanz hat sich OÄ Dr. Daniella Kitzmüller-Winter zum Ziel gesetzt, sich auch pädiatrisch-dermatologischen Fragestellungen anzunehmen.</p> <p><br /> <em><strong>Angesichts Ihres großen Teams mit erfahrenen Oberärzten – welche dermatologischen Schwerpunkte werden Sie in Zukunft setzen?<br /> N. Sepp:</strong></em> Wir haben an unserer Abteilung in der Tat das Glück, erfahrene und engagierte Oberärzte zu haben. Für die oben genannten Schwerpunkte möchte ich meine persönlichen Erfahrungen in der Immundermatologie und Wundheilung nützen, um die bereits an der Abteilung vorhandenen Ressourcen möglichst auch in dieser Hinsicht auszubauen und dementsprechend zu stärken. Einer der Schwerpunkte der zukünftigen Entwicklungen innerhalb der Dermatologie liegt meiner Meinung nach in der Immunologie, und ich möchte mich daher vermehrt den immundermatologischen Fragestellungen, also bullösen Dermatosen, Kollagenosen, Vaskulitis widmen und effiziente Behandlungsregime anbieten.</p> <p><br /> <em><strong>Welche Lehrer vom Gebiet der Dermatologie haben Sie besonders geprägt?<br /> N. Sepp:</strong></em> Mein Lehrer war Univ.-Prof. Dr. Peter Fritsch, der mir nicht nur das Handwerkzeug der Dermatologie beigebracht hat, sondern auch eine Dermatologie im Kontext mit anderen Fächern der Medizin. Von ihm habe ich gelernt, die morphologischen Veränderungen und das klinische Bild von Dermatosen zu analysieren und zu interpretieren. Ihm verdanke ich es auch, dass ich – als sein langjähriger geschäftsführender Oberarzt – Erfahrungen hinsichtlich Administration und Qualitätsmanagement einer Abteilung sammeln konnte. Diese Eigenschaften sind unmittelbar mit den medizinischen Fähigkeiten verknüpft und essenziell dafür, eine Abteilung leiten zu können.</p> <p><br /> <em><strong>Welche Ihrer Erfahrungen möchten Sie an Ihre Kollegen weitergeben?<br /> N. Sepp:</strong></em> Aus den Innsbrucker Erfahrungen heraus halte ich es für wichtig, in der Ausbildung das klinische Bild kennenzulernen, die typischen morphologischen Merkmale von Dermatosen, deren Verläufe zu kennen, histologische Bilder zu verstehen und daraus in der Synthese zur Diagnose zu kommen. Daneben ist es wichtig, Laborbefunde richtig zu interpretieren und auch eine gewisse Grund­skepsis bei Labor und histologischen Befunden anzubringen.</p> <p><br /> <em><strong>Wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen für Assistenzärzte?<br /> N. Sepp:</strong></em> Assistenzärzte haben an unserer Abteilung die Möglichkeit, das gesamte Spektrum der Dermatologie kennenzulernen. Oberösterreich ist ein großes Bundesland, wir haben sehr viele Patienten und sehen sehr viele Krankheitsbilder; durch deren Behandlung nach internationalen Kriterien ist an sich schon eine sehr gute Ausbildungssituation gegeben, die ich gemeinsam mit meinen Fachärzten auf die bestmögliche Weise unterstützen möchte.</p> <p><br /> <em><strong>Sie gelten weit über die Grenzen des Faches hinaus als herausragender „Lupus-Experte“. Worin besteht Ihrer Meinung nach die Zusammenarbeit mit dem Rheumatologen und wie funktioniert sie?<br /> N. Sepp:</strong></em> Glücklicherweise hat bereits Primar Georg Klein eine Derma-Rheuma-Sprechstunde installiert. In dieser betreuen wir gemeinsam mit Rheumatologen schwierige Patienten. Es ist eine sehr sinnvolle und fruchtbare Einrichtung, die mit unserer Kooperationspartnerin OÄ Dr. A. Trenkler, die uns insbesondere das Weltbild der modernen Rheumatologie vermittelt, auf einem guten zwischenmenschlichen Fundament steht, weshalb die Zusammenarbeit für beide Seiten befruchtend ist.</p> <p><br /> <em><strong>Welche Maßnahmen schlagen Sie vor, um einen Lupus früher zu erkennen? Und welche, um das Verständnis dieses Krankheitsbildes im niedergelassenen Bereich zu erhöhen?<br /> N. Sepp:</strong></em> Das Wichtigste, denke ich, ist die Kommunikation mit den niedergelassenen Ärzten, die bei uns im Rahmen von Ambulanzvisiten, Zuweisungen, Fortbildungen und vor allem durch das persönliche Gespräch stattfindet. Aber auch Case Reports – auf Kongressen präsentiert oder in Zeitschriften publiziert –, interdisziplinäre Fallbesprechungen und vieles anderes bieten Möglichkeiten, sich für dieses spezielle Krankheitsbild zu sensibilisieren. In einem gewissen Umfang können auch breitere Aufklärungskampagnen dazu beitragen, dass Lupus erythematodes besser bekannt und dadurch frühzeitig behandelt wird.</p> <p><br /> <em><strong>Wie denken Sie über die Verordnung von Biologika im niedergelassenen Bereich bei der Behandlung der Psoriasis? Wie könnte man die Zurückhaltung der Kollegen minimieren?<br /> N. Sepp:</strong></em> Ich finde durchaus, dass Biologika im niedergelassenen Bereich noch stärker angewendet werden sollten. So wie in Tirol ist allerdings auch in Oberösterreich noch eine gewisse Hemmschwelle im niedergelassenen Bereich gegeben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass durch vermehrte und in regelmäßigen Intervallen veranstaltete Fortbildungen, Ärztetreffen oder Visitationen an Krankenhausabteilungen die Skepsis der niedergelassenen Kollegen gegenüber dieser Gruppe von Arzneimitteln doch langsam sinken wird. Das Wissen über Nutzen und Risiko von Biologika bei den einzelnen Erkrankungen steht dabei im Vordergrund. Es ist bedauernswert, dass Medikamente, die ein hohes Potenzial für Erscheinungsfreiheit, zum Beispiel bei Psoriasis, haben, im niedergelassenen Bereich so zögerlich zum Einsatz kommen. Mittlerweile steht uns ja auch eine breite Palette an verschiedenen Biologika in unterschiedlichen Darreichungsformen zur Auswahl.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1703_Weblinks_s14.jpg" alt="" width="1417" height="1028" /></p> <p><br /> <em><strong>Sie sind auch offen dafür, neue Wege zu gehen. Seit April 2017 sind Sie offizieller Partner des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV). Worin besteht die Kooperation?<br /> N. Sepp:</strong></em> Mit dieser Zusammenarbeit verfolgen der ÖSV und die dermatologische Abteilung des Ordensklinikums Linz vor allem zwei Ziele: Einerseits soll das Bewusstsein der Menschen geschärft werden, dass Aktivitäten im Freien ohne adäquaten Sonnenschutz gesundheitsschädlich sein können, und andererseits, dass Früherkennung die einzige Möglichkeit ist, um Melanome zu heilen. Gemeinsam versuchen wir, die Hautkrebsvorsorge in den Fokus von Profi- und Amateurskifahrern zu rücken. Die Kooperation beinhaltet regelmäßige Muttermalkontrollen der ÖSV-Nationalmannschaft des Alpin-und Springerkaders durch unser Team. Und einmal jährlich gibt es eine dermatologische Vorsorgeuntersuchung für Athleten und Betreuer.</p> <p><br /> <em><strong>Wenn Sie sich nochmals entscheiden könnten – würden Sie wieder Hautarzt werden?<br /> N. Sepp:</strong></em> Ich liebe meinen Beruf über alles, würde sofort und mit großer Begeisterung wieder Medizin studieren; und ich empfinde gerade die Dermatologie mit all ihren Nebenarmen – Genetik, Mikrobiologie, Immunologie, Onkologie – jeden Tag als neue Herausforderung. <br /> Vielen Dank für das Gespräch!</p></p>
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