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Historischer Rückblick auf 30 Jahre ÖGDKA
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07.09.2017
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<p class="article-intro">Die Wiener Medizinische Schule war eine der führenden medizinischen Schulen weltweit. Viele grundlegende Errungenschaften der Medizin wurden hier erforscht und entwickelt. Mit den großen Dermatologen Hebra und Kaposi stand in Wien auch die Wiege des Fachgebiets Dermatologie. Beschäftigte man sich ursprünglich mit Syphilis, Lepra und Skabies, wurde das Fach immer spezifischer und mit immer neuen Behandlungsmethoden auch fortschrittlicher. Vieles, was im 19. Jahrhundert utopisch erschienen ist, ist heute an der Tagesordnung.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Gründung einer Gesellschaft</p> <p>Nicht nur gesunde Haut, sondern auch ein möglichst makelloses Erscheinungsbild war schon immer erstrebenswert und so begann man sich in der Dermatologie auch mit Altersforschung, Hautalterungsprävention und ästhetisch-medizinischen Therapiemöglichkeiten zu beschäftigen.<br /> Es war der Vorstand der II. Wiener Hautklinik Gustav Niebauer (1924–1988, Abb.), der, obwohl sein eigentliches Fachinteresse dem Hautnervensystem, dem Pigmentstoffwechsel und der Onkologie galt, mit Weitblick und Zukunftsvision im Jahr 1986 den Antrag auf Gründung einer Fachgesellschaft für ästhetisch-dermatologische Belange an die Sicherheitsdirektion für Wien stellte. Anlass dafür war das Bestreben, die Alterungsvorgänge der Haut zu erforschen und Möglichkeiten zu erarbeiten, diese zu verzögern. Es bestand ein großer Bedarf an wissenschaftlicher Forschung, Information, Bildung und praktischer Anleitung auf diesem Gebiet.<br /> Am 5. Juli 1986 erging der Bescheid der Behörde an Prof. Niebauer, demgemäß der Verein auf Grundlage der eingereichten Statuten unter dem Titel „Österreichische Gesellschaft für Ärztliche Kosmetologie und Altersforschung der Haut“ nicht untersagt werden würde und seine Tätigkeit aufzunehmen berechtigt sei. Dies unter der Voraussetzung, dass die aktive Tätigkeit innerhalb eines Jahres durch Formalien und sachbezogen aufgenommen werde.</p> <p>Am 23. Jänner 1987 trat schließlich eine interdisziplinäre Gruppe Interessierter zur konstituierenden Sitzung zusammen und nominierte einen Vorstand bestehend aus <br /> <strong>Präsident:</strong> o. Univ.-Prof. Dr. Gustav Niebauer<br /> <strong>Stellvertreter:</strong> o. Univ.-Prof. Dr. Peter Fritsch<br /> <strong>Schriftführerin:</strong> OA Dr. Jolanta Schmidt<br /> <strong>Stellvertreter:</strong> Doz. Dr. Helmut Lindemayr<br /> <strong>Kassierin:</strong> Prof. Dr. Eva Maria Kokoschka<br /> <strong>Stellvertreter:</strong> Univ.-Prof. Dr. Siegfried Wunderer (Kieferchirurgie)<br /> <strong>Beisitzer:</strong> Univ.-Prof. Dr. Hans Kresbach, Univ.-Prof. Dr. Klaus Wolff, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Freilinger (plastische Chirurgie)<br /> <strong>Rechnungsprüfer, dem Vorstand kooptiert:</strong> Univ.-Prof. Dr. Walter Gebhart, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Santler</p> <p>Bereits 1988 musste der Verein das Ableben seines Gründers zum Anlass nehmen, das Präsidium neu aufzustellen. In der Sitzung vom 12. Februar 1988 wurde Prof. Kokoschka als Präsidentin vorgeschlagen und Prof. Fritsch übernahm bis zur Wahl am 11. Juni 1988 interimistisch die Präsidentschaft. <br /> Im Jahr 1991 war eine erneute Wahl des Vorstandes statutengemäß fällig, wobei Prof. Freilinger aus dem Vorstand ausschied, dafür Prof. Hönigsmann als Beisitzer in den Vorstand aufgenommen wurde, ebenso wie Prof. Huber (Endokrinologie, Gynäkologie) als Rechnungsprüfer. Im Laufe der weiteren Jahre etablierte sich eine gewisse Kerngruppe, neu hinzu kamen 1993 Prof. Tragl (innere Medizin), Prof. Niedermüller, Prof. Piza (plastische Chirurgie) und Prof. Czedik-Eysenberg. Dr. Kresbach, Dr. Santler und Dr. Fritsch verließen in diesem Zeitraum den Vorstand. Im Jahr 2002 schied Prof. Niedermüller auf eigenen Wunsch aus und zusätzlich wurden durch das Ableben Prof. Czedik-Eysenbergs sowie den bereits im Jahr 2000 erfolgten Rücktritt von Prof. Piza aus dem Vorstand umfangreiche Ergänzungen erforderlich. Die in diesem Jahr stattfindende Generalversammlung bestätigte daher Prof. Trautinger und Dr. Leitner (Chemie) als neue Mitglieder und beschloss eine Änderung des Vereinsnamens, der der Erweiterung des Tätigkeitsfeldes Rechnung trug. Die Gesellschaft beschäftigte sich nunmehr inhaltlich mit den über die Haut hinausgehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen der Altersforschung und dokumentierte dies durch den neuen Namen „Österreichische Gesellschaft für Dermatologische Kosmetik und Altersforschung“. Der Vorstand der Gesellschaft begrüßte 2005 Prof. Deutinger (plastische Chirurgie), Dr. Rauch und Mag. Tedd (L’Oréal) als neue Vorstandsmitglieder. Im Jahr 2008 kam es erneut zu grundlegenden Veränderungen im Vorstand. Da sich Prof. Gebhart auf die Rolle des Ehrenmitglieds zurückzog und Doz. Lindemayr und Mag. Tedd nicht mehr zur Verfügung standen, traten Prof. Kopera, Dr. Perl-Convalexius und Julia Valencak neu in den Vorstand der Gesellschaft ein. 2009 traten Dozent Koller und Prof. Wolf in den Vorstand ein, 2013 ersetzte Prim. Saxinger Dr. Koller, 2014 kam anstelle von Dr. Rauch und Dr. Huber Dr. Eder in den Vorstand.</p> <p>Im Gegensatz zu anderen medizinischen Disziplinen ist die Dermatologie das einzige Fachgebiet, das sich explizit mit der Haut, ihrem Aufbau, ihrer Physiologie und Pathologie befasst. Das Wissen um Hautalterungsvorgänge, Auswirkungen von äußeren und inneren Einflüssen auf die Haut und die Dignität von Hautveränderungen ist die Domäne der Fachärzte für Dermatologie. Überschneidungen mit anderen Fachgebieten finden sich vor allem mit der plastisch-ästhetischen und rekonstruktiven Chirurgie, der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, deshalb hat die ÖGDKA auch Wert darauf gelegt, als Mitglieder und vor allem als Vorstandsmitglieder Vertreter dieser Fachgebiete aufzunehmen.</p> <p>Die zentrale Veranstaltung der ÖGDKA ist die Jahrestagung, die über drei Jahrzehnte das komplette Feld der ästhetischen Dermatologie zum Thema gemacht hat und in zyklischer Weise Schwerpunkte in Form eines Generalthemas mit grundlegenden Beiträgen, fokussiert auf neue Entwicklungen eingehende Referate und praktische Umsetzungen in Form von Kursen bietet. <br /> Mit jeweils etwa 150 Teilnehmern wurde diese Tagung eine Konstante im jährlichen Kongresskalender. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang auch durchaus kontroversiell diskutierte Themen, die aber in vielen Fällen zu richtungsweisenden Klärungen geführt haben, wie z.B. das Referat zur Mesotherapie 2011, das auch von praktischen Demonstrationen begleitet war und zu sehr ausführlichen Diskussionsbeiträgen führte. Die Teilnehmer konnten sich somit mit den Pro- und Kontraargumenten intensiv auseinandersetzen und zu einer persönlichen Bewertung kommen.<br /> Gar nicht kontroversiell erwies sich eine Gemeinschaftsveranstaltung mit der Österreichischen Apothekerkammer, die in Bezug auf die Magistralrezeptur zur wechselseitigen Vertiefung des Wissens führte und vor allem für die Kollegen aus dem niedergelassenen Bereich anschauliche Unterstützung bot. Das Thema wurde 2008 in Linz wieder aufgegriffen; auf der Webseite wird dazu alltagstaugliches Material zur Nutzung angeboten. Die Webseite wird seit ihrer Inbetriebnahme 2004 laufend aktuell gehalten, wodurch die Kommunikation eindeutig verbessert worden ist.<br /> Im Jahr 2015 fand die Jahrestagung erstmals in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Dermatochirurgie, ÖGDC, statt, was sich als gegenseitig befruchtend erwies, nicht nur im Hinblick auf die Teilnehmerzahl, sondern auch auf die Thematik, die sich vor allem auf dem Gebiet diverser Verjüngungsmethoden überschneidet. Derartige Kooperationen sind im zweijährlichen Rhythmus angedacht – auch in diesem Jahr wird die Jahrestagung gemeinsam abgehalten.</p> <h2>Gustav-Niebauer-Gedächtnispreis</h2> <p>In unregelmäßigen Abständen hat die Gesellschaft den von ihr 2005 ausgeschriebenen Gustav-Niebauer-Gedächtnispreis für außergewöhnliche Leistungen mit Bezug zum Gesellschaftszweck vergeben. <br /> 2006 erhielt Dr. Jonak den Preis für ihre Arbeiten zu Hitzeschockproteinen und 2010 Dr. Gruber für die Arbeit zur Stressantwort auf UVA-Schäden an Phospholipiden. 2014 wurde die gemeinsame Arbeit von Dr. Pichler und Prim. Eisendle zur dermatochirurgischen Korrektur von Hautdefekten unter Tumeszenzanästhesie gewürdigt.</p> <h2>Ausbildung/Fortbildung</h2> <p>Ein wesentliches Anliegen der ÖGDKA ist die Ausbildung nachkommender Fachärzte, da die ästhetische Dermatologie in der modernen Dermatologie einen festen Platz eingenommen hat. Die Inhalte wurden dank der Bemühungen der ÖGDKA von der ÖGDV in den Ausbildungskatalog für Dermatologie aufgenommen, damit sie auch in der akademischen Lehre abgebildet sind, um fachliche Kompetenz zu gewährleisten. Darüber hinaus ist im Sinne der Qualitätssicherung die Entwicklung einer fundierten, interdisziplinären Ausbildung in ästhetischer Medizin anzustreben. Zukunftsweisend wäre die Implementierung einer fachübergreifenden Spezialdisziplin.</p> <h2>Ausblick</h2> <p>Mit dem in die Zukunft gerichteten Beschluss der Generalversammlung 2017, eine – vom Vorstand erarbeitete – Geschäftsordnung in Kraft zu setzen, werden ein neuer Vorstand und ein Ehrenpräsidium die erfolgreiche Weiterführung bewährter Vorgangsweisen und die Bemühungen zur Bewältigung der kommenden Herausforderungen sicherstellen. Präsidentin Kopera wird unterstützt durch die Kolleginnen Valencak, Perl-Convalexius, Eder und Just sowie die Kollegen Trautinger, Holzer, Saxinger und Leitner. Prof. Kokoschka und Prof. Schmidt übernehmen Funktionen als Ehrenpräsidentinnen. <br /> Ad multos annos!</p></p>
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