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Hautcentrum Zug

«Als Team ergänzen wir uns in der Praxis ideal»

Schon seit 10 Jahren besteht das Hautcentrum Zug. Von ihren Erfahrungen, was es bedeutet, eine Praxis zu führen, welche Vorteile die Arbeit im Team bietet und mit welchen Trends und Entwicklungen man in der Praxis konfrontiert ist, erzählen uns die drei an Kunst interessierten Ärztinnen, Dr. med. Töndury-Wirz, Dr. med. Asche-Fisch und Dr. med. Amherd-Hoekstra, im Gespräch.

Frau Dr. med. Töndury-Wirz und Frau Dr. med. Asche-Fisch, Sie beide haben 2013 zusammen Ihre Praxis eröffnet, 2014 kam Frau Dr. med. Amherd-Hoekstra in Ihr Team. Weshalb haben Sie sich für eine gemeinsame Praxis entschieden und wie haben Sie als Team zueinander gefunden?

B. Töndury-Wirz und A. Asche-Fisch: Unsere Väter haben zusammen Medizin studiert und haben sich beide später in Zug niedergelassen. So kam es, dass wir beide in Zug aufgewachsen sind, doch wir kannten uns nicht näher. Aufgrund der Bekanntschaft der Väter entschieden wir uns dann nach unserer Ausbildung, gemeinsam eine Praxis zu gründen.

A. Amherd-Hoekstra: Ich habe mit Dr. med. Töndury-Wirz während der Facharztausbildung im Universitätsspital Zürich zusammengearbeitet. Durch gemeinsamen Sport und Kongressbesuche lernten wir uns besser kennen und schätzen. 2014 habe ich ihre Schwangerschaftsvertretung übernommen. Die Arbeit in der Praxis und insbesondere mit meinen beiden Kolleginnen gefiel mir sehr – so entschied ich mich zu bleiben.

Im März hat Ihre Praxis nun ihr 10-jähriges Bestehen gefeiert. Wenn Sie diese Jahre Revue passieren lassen – was waren die Highlights?

A. Asche-Fisch: Die Praxis war schon vom ersten Tag an ausgelastet und die Zusammenarbeit mit den Hausärzt:innen hat gleich sehr gut funktioniert. Von grossem Vorteil war es, dass wir schon auf ein gewisses Netzwerk zurückgreifen konnten, da wir im Kanton aufgewachsen sind. Schöne Highlights, auf die wir gerne zurückschauen, sind immer wieder unsere gemeinsamen Teamausflüge, bei denen wir vielfältige Aktivitäten unternehmen, z.B. Besuche im Seilpark, Kochkurse, Schneeschuhwandern und dies immer verbunden mit einem feinen Essen.

Was sind die Stärken Ihres Teams?

B. Töndury-Wirz: Wir legen viel Wert auf eine offene Kommunikation und ein freundschaftliches Arbeitsklima. Jede von uns hat andere Qualitäten, was es uns erlaubt, die verschiedenen anfallenden Aufgaben effizient untereinander aufzuteilen. Bei Diskussionen bringt jede von uns verschiedene Sichtweisen ein, trotzdem können wir uns am Ende immer auf einen Nenner einigen.

Was können Sie als Gruppenpraxis anbieten oder ermöglichen, was eine Einzelperson nicht kann?

A. Amherd-Hoekstra: Bei komplizierten Fällen halten wir gegenseitig Rücksprache und wir können von den Erfahrungen der anderen profitieren. Trotz Teilzeitpensen haben wir die Möglichkeit, den Patient:innen eine durchgehend geöffnete Sprechstunde anzubieten und uns auch in Ferienzeiten gegenseitig zu vertreten.

Sie geben Künstler:innen die Möglichkeit, ihre Werke in der Praxis zu präsentieren: Wer stellt gerade aus?

B. Töndury-Wirz: Derzeit präsentieren wir Bilder der Künstlerin Jolanda Masa, einer Malerin aus Rothenburg. Im Herbst wird es eine neue Ausstellung geben.

Für welche Kunst interessieren Sie sich privat?

B. Töndury-Wirz: Hinsichtlich der Kunst ist unser Geschmack recht unterschiedlich und so haben wir uns dazu entschieden, Wechselausstellungen zu machen. Mir persönlich gefällt besonders Fotografie oder Naturmalerei.

A. Asche-Fisch: Ich interessiere mich für abstrakte und konstruktive Kunst. Durch die wechselnden Ausstellungen können wir auch noch eher unbekannten, zumeist regionalen Künstler:innen eine öffentliche Plattform bieten. Es ist uns wichtig, dass die Kunst inspirierend und vielleicht sogar unerwartet ist.

A. Amherd-Hoekstra: Privat gefällt mir zeitgenössische, vor allem grafische Kunst und abstrakte Malerei. In der Praxis ist es mir wichtig, dass sich die Werke gut in die Räumlichkeiten einfügen und nicht provozieren, ansonsten bin ich für alles offen.

Wozu würden Sie Kolleg:innen raten, die eine eigene Praxis gründen möchten, und welche persönlichen Voraussetzungen sollten mitgebracht werden?

A. Asche-Fisch: Dadurch, dass die wirtschaftliche Situation schwieriger wird, sollte man, bevor man eine Praxis gründet, die Marktsituation analysieren und sorgfältig planen. Wir sind davon überzeugt, dass wir als private und somit eigenständige Praxisinhaberinnen gut aufgestellt sind. Wir sind unabhängig in unseren Entscheidungen und nur uns selbst gegenüber verantwortlich. Durch die kurzen Entscheidungswege sind wir flexibel und können innovativ sein. Es ist natürlich viel Arbeit und Verantwortung, aber es macht sehr viel Spass, da es ja das eigene Projekt ist.

Welche Investitionen haben Sie zuletzt getätigt und warum?

A. Amherd-Hoekstra: Die letzten grösseren Investitionen, welche wir getätigt haben, waren die in den Aufbau unseres Webshops sowie die Anschaffung eines HydraFacial-Gerätes. Durch den Webshop geben wir unseren kosmetischen Patient:innen die Möglichkeit, die von uns für die verschiedenen Hautbedürfnisse zusammengestellten Kosmetika bequem nach Hause liefern zu lassen. Dieses Angebot wurde sehr gut angenommen.

Mit der HydraFacial-Behandlung konnten wir unser kosmetisches Angebot um eine potente und für viele unterschiedliche Bedürfnisse und Hauttypen geeignete Therapie erweitern.

Welchen Trend fachlicher Entwicklungen machen Sie nicht mit und welche Behandlungen bieten Sie daher eventuell nicht an und warum?

B. Töndury-Wirz: Gerade im ästhetischen Bereich gibt es viele Neuerungen, die vielversprechend klingen, aber keine gute Studienlage haben und dann rasch wieder vom Markt verschwinden. Deswegen prüfen wir neue Produkte oder Verfahren eingehend, bevor wir sie in unser Angebot aufnehmen.

Wir bemerken auch einen Trend, dass gewisse Patient:innen heutzutage keine Zeit und keine Lust mehr haben, eine topische Therapie oder eine Lichttherapie durchzuführen. Wir werden oft direkt mit dem Wunsch konfrontiert, ein Biological, z.B. bei der Psoriasis und der atopischen Dermatitis, zu verschreiben. Vor der Anwendung systemischer Therapien klären wir zuerst eingehend die Bedürfnisse der Patient:innen ab und ob die Indikation überhaupt gegeben ist.

Wie weit beeinflussen die sozialen Medien das Schönheitsideal von jungen Menschen?

B. Töndury-Wirz: Die sozialen Medien spielen zunehmend eine grosse Rolle und immer öfter kommen die Patient:innen zu uns mit Fragen zu Themen aus Instagram oder Facebook – dies können Fillerbehandlungen, Laserbehandlungen, aber auch operative Verfahren sein. Auch wir sind mittlerweile auf diesen Plattformen aktiv und versuchen dermatologisches Wissen zu vermitteln.

A. Amherd-Hoekstra: Die sozialen Medien haben natürlich einen enormen Einfluss auf das Schönheitsideal und die Körperwahrnehmung junger Menschen, der Wunsch nach dem perfekten Aussehen ist gross. Es ist mir wichtig, die Bedürfnisse der jungen Patient:innen ernst zu nehmen und sie gut zu beraten, umfassend über die möglichen Risiken aufzuklären und die Erwartungen an die Behandlung realistisch zu halten.

Wo haben Sie Ihr Wissen bzgl. Praxisführung und Praxisorganisation erworben?

B. Töndury-Wirz: Mir hat es zu Beginn sehr geholfen, mich mit älteren Kolleg:innen auszutauschen, welche bereits eine Praxis führten. Mein Vater hat mich mit seiner langjährigen Erfahrung beim Aufbau der Praxis sehr unterstützt und es war hilfreich, dass ich bereits zuvor schon in einer dermatologischen Praxis angestellt war. In den vergangenen Jahren habe ich dann regelmässig Personalführungs- und Unternehmensseminare besucht. Das würde ich allen jungen Kollegen:innen vor oder in den ersten Jahren der Praxistätigkeit empfehlen.

A. Asche-Fisch: Auch ich habe zuerst in zwei Praxen gearbeitet, bevor ich mich selbstständig gemacht habe, und hatte dadurch Einblick in verschiedene Möglichkeiten der Organisation. Gewisse Bereiche des Praxisbetriebes, die nicht unser Kerngeschäft betreffen, wie die Buchhaltung, das Lohnwesen oder die Betreuung der IT-Infrastruktur, haben wir ausgelagert. Dafür muss man natürlich gute, verlässliche Partner:innen finden.

Welche Fortbildungsveranstaltungen besuchen Sie regelmässig und warum gerade diese?

B. Töndury-Wirz: Ein Kongress, den wir jedes Jahr besuchen, ist das Derma Update – dort werden die neuesten Studien präsentiert. Ansonsten besuchen wir regelmässig verschiedene Kurse und Fortbildungstage wie den Dermatoskopiekurs, die Zürcher dermatologischen Fortbildungstage oder die Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV). Wir veranstalten ausserdem in der Praxis regelmässig interne Fortbildungen.

A. Asche-Fisch: Zusätzlich zu den Live-Veranstaltungen, an denen wir auch wichtige soziale Kontakte pflegen können, nutzen wir die Möglichkeit, an Online-Fortbildungen teilzunehmen. So kann man ohne viel Aufwand auch häufiger an interessanten Fortbildungen in anderen Regionen des Landes teilnehmen und immer auf dem neusten Stand bleiben.

Welche Behandlungen können ausserhalb der Facharztpraxis durchgeführt werden, sind aber Ihrer Meinung nach besser bei Dermatolog:innen aufgehoben?

B. Töndury-Wirz: Wir sehen immer wieder Nebenwirkungen von unsachgemäss durchgeführten Laserbehandlungen, denn diese werden oft auch von Kosmetiker:innen angeboten. Diese Behandlungen, wie auch Filler und Botulinumtoxin, sollten jedoch von Ärzt:innen durchgeführt werden, da profunde Kenntnisse der Anatomie wichtig sind und bei unsachgemässem Einsatz schwere Nebenwirkungen und u.U. bleibende Schäden entstehen können.

Bei Ihnen gibt es auch die Möglichkeit, eine Ersteinschätzung von Hautproblemen online einzuholen. Wie muss man sich das vorstellen?

B. Töndury-Wirz: Wir verwenden die Plattform Online Doctor. Dort können die Patient:innen ihre Beschwerden beschreiben, sie können Fotos hochladen und innerhalb von 48 Stunden bekommen sie eine Rückmeldung von uns. Bei 90% ist eine Diagnose anhand der Fotos möglich und wir geben den Patient:innen eine ausführliche Therapieempfehlung und die Möglichkeit, die notwendigen Medikamente zu beziehen.

A. Asche-Fisch: Gut geeignet zur Online-Beurteilung sind Ausschläge, Ekzeme oder Akne, also Hautveränderungen, die wir auf einen Blick erkennen können. Die Methode ist jedoch weniger geeignet für die Beurteilung bei Verdacht auf Hautkrebs. Dann brauchen wir unsere Auflichtmikroskopie und auch den Tastbefund und wir müssen allenfalls eine Biopsie durchführen – da ist ansonsten zu viel Unsicherheit dabei.

Wie viele Anfragen gehen pro Monat ein und wirkt sich der Zeitaufwand für die Teledermatologie auf Ihre Patient:innen in der Praxis aus?

A. Asche-Fisch:Ich würde sagen, jede von uns hat etwa 10–20 Anfragen pro Monat. Es ist somit kein grosser zeitlicher Aufwand und tangiert den Praxisbetrieb nicht. Die Online-Medizin wird sich aber in Zukunft sicher noch weiter entwickeln und einen grösseren Stellenwert einnehmen.

Aus welchem Grund würden Sie Ihren Kolleg:innen raten, ebenfalls Teledermatologie anzubieten?

B. Töndury-Wirz: Da wir in der Praxis sehr ausgelastet sind und längere Wartefristen für Termine haben, sind die Patient:innen sehr dankbar, wenn sie innert 48Stunden eine Einschätzung ihres Problems von uns erhalten. Zudem ist es auch eine Zeitersparnis für die Patient:innen.

Sie haben in Ihrer langjährigen Erfahrung wahrscheinlich auch Trendänderungen im Bereich der ästhetischen Medizin erlebt. In welche Richtung entwickelt sich die ästhetische Medizin Ihrer Meinung nach derzeit?

A. Amherd-Hoekstra: Im Moment entwickeln sich die Behandlungen erfreulicherweise dahin, dass man versucht, mit sinnvollen, minimalinvasiven Verfahren mit möglichst wenig Nebenwirkungen zufriedenstellende Behandlungsergebnisse zu erzielen. Auch spielt die Prävention, wie z.B. Sonnenschutz schon in jungen Jahren, eine immer grössere Rolle in der ästhetischen Medizin.

Wir danken für das Gespräch!
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