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Grundlagen zu Botulinumtoxin A, Hyaluronsäure-Filler & Co.
Jatros
Autor:
Univ.-Prof. Dr. Daisy Kopera
Universitätsklinik für Dermatologie und<br> Venerologie Graz, MUG<br> E-Mail: daisy.kopera@medunigraz.at
30
Min. Lesezeit
24.05.2017
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<p class="article-intro">Botox und Hyaluronsäure-Filler sind nach wie vor die beliebtesten Anti-Aging- Substanzen in der ästhetischen Medizin, denn sie sind einfach zu applizieren, nebenwirkungsarm und leistbar. Vor einigen Jahren ergänzten die Nadelroller das sichere und komplikationslose ästhetische Armamentarium.</p>
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<p class="article-content"><h2>Botulinumtoxin A in der ästhetischen Medizin</h2> <p>Unsere heutige Anwendung von Botulinumtoxin (Btx A) in der ästhetischen Medizin beruht auf einem der vielen Zufälle, die der modernen Medizin immer wieder zu spektakulären Therapieansätzen verhelfen. Anfang des 19. Jahrhunderts beobachtete der deutsche Arzt, Schriftsteller und Forscher Justinus Kerner (1786–1862) eine große Zahl von Todesfällen nach dem Genuss von geräucherten Würsten. Er beschrieb ganz genau Symptome der Vergiftung, die durch dieses „Wurstgift“ auftraten. Etwa 80 Jahre später, 1895, entdeckte ein Schüler von Robert Koch, der holländische Mikrobiologe Van Ermengem, das Botulinum-Bakterium. Das Gift, das diese Bakterien erzeugten, wurde dann unter anderem als biologische Waffe ausprobiert und landete nach einigen Versuchen und Anwendungen in den Medikamentenschränken von Augenärzten und Neurologen zur Behandlung von Muskelspasmen. Letztlich wurde es 1987 vom kanadischen Ärzteehepaar Carruthers als wirksames Mittel gegen mimische Falten identifiziert und für diese Indikation von der FDA 1991 zugelassen.<sup>1, 2</sup> Während ungenau dosierte große Mengen, systemisch aufgenommen, durch Atemlähmung letal wirken, können winzige Mengen, direkt in die mimische Muskulatur eingebracht, eine nachhaltige, etwa sechs Monate anhaltende Entspannung der jeweiligen Muskelpartien bewirken. Die genaue Kenntnis der Gesichtsmuskulatur und die richtige Planung der Injektionspunkte sind eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Anwendung von Botulinumtoxin gegen mimische Falten (Abb. 1). Bei richtiger Applikation sind Nebenwirkungen selten. Manchmal treten nach der Injektion kleine Hämatome auf. Die muskelrelaxierende Wirkung von Btx A ist nach sieben bis zehn Tagen voll ausgeprägt und hält im Durchschnitt sechs Monate an.<br /> Als weitere Indikation für Btx A gilt die lokalisierte Hyperhidrose, z.B. an den Handflächen und Fußsohlen oder axillär. Acetylcholin aktiviert die ekkrinen Schweißdrüsen. Btx A blockiert Acetylcholin und mindert damit die Schweißsekretion. Die Wirkung hält etwas 12 Monate an. Die Injektion muss intrakutan erfolgen und ist somit schmerzhaft. Eine Lokalanästhesie mittels Nervenblockade oder zumindest mit topischen Lokalanästhetika ist deshalb sinnvoll.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s22_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="757" /></p> <h2>Hyaluronsäure-Filler</h2> <p>Mit unzähligen Substanzen wurde versucht, die Augmentation von Falten und Substanzdefekten möglichst permanent zu erreichen. Ursprünglich wurden vor allem Kollagenprodukte angewendet, die aber zur Vermeidung von Allergien von Hyaluronsäure-(HyA-) oder Hydroxylapatit- und Polymilchsäure-Produkten abgelöst wurden. Hyaluronsäure hat den Nachteil, dass sie relativ rasch wieder abgebaut wird und nach etwa sechs bis neun Monaten ganz verschwindet. Deshalb wurden durch Zugabe von Silikonkügelchen oder Acrylkristallen „permanente Filler“ entwickelt. Berichten zufolge führten diese sehr häufig zur Bildung von Fremdkörpergranulomen.<sup>3, 4</sup> Letztlich wurden die meisten dieser Präparate wieder vom Markt genommen. HyA hat sich als die sicherste Substanz erwiesen.<br /> HyA-Filler werden meist in 1ml-Fertigspritzen angeboten. Sie sind sicher in der Anwendung, vorausgesetzt, man beachtet die Anatomie der Gesichtsarterien. Intravasale Applikation kann zu Nekrosen führen. HyA eignet sich besonders für die Korrektur von Nasolabialfalten, Fettgewebsatrophie an den Wangen und zur Lippenaugmentation, die ästhetischen Ergebnisse sind zufriedenstellend, die Nebenwirkungsrate ist gering<sup>5</sup> (Abb. 2). Das Ergebnis ist sofort sichtbar, eine geringe Irritation/Rötung des Behandlungsareals kann zwei Tage lang sichtbar sein.<br /> Filler-Fertigprodukte sind sehr unkompliziert in der Handhabung, die Substanzen werden aber wie schon erwähnt wieder vollständig abgebaut. Als Alternative kann man die Transplantation von körpereigenem Fettgewebe in Erwägung ziehen. Diese Behandlung ist zwar in der Gewinnung und Aufbereitung komplizierter, das transplantierte Fett bleibt jedoch zu 80– 90 % permanent vorhanden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s22_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="780" /></p> <h2>Needling</h2> <p>Nadelroller sind mit hauchdünnen Nadeln armierte Walzen, die als Einmalgeräte angeboten werden. Bis zu einer Nadellänge von 1mm dürfen sie von Kosmetikerinnen zur „Auffrischung“ der Haut angewendet werden. Mit Nadeln bis zu 3mm Länge werden sie als medizinische Therapie zur Anregung der Kollagenneubildung in der Behandlung von Narben, Poikilodermie und zum „Resurfacing“ in der ästhetischen Medizin eingesetzt. Diese martialisch anmutende Behandlung sticht feinste Wundkanälchen in die Haut bzw. Narbe. Diese kleinen Verletzungen setzen einen Wundheilungsprozess in Gang, der zur Bildung von neuem Kollagen führt. Damit können Aknenarben sowie derbe Narben/ Kontrakturen weicher gemacht werden. Die Oberfläche so behandelter Haut wird glatter und feinporiger, sie sieht „jünger“ aus.<sup>6, 7</sup> Je nach Nadellänge dauert die Abheilung etwa 1 Woche, vergleichbar mit einem mitteltiefen Peeling (Abb. 3).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s22_abb3.jpg" alt="" width="1417" height="627" /></p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Kopera D: Botulinum toxin historical aspects: from food poisoning to pharmaceutical. Int J Dermatol 2011; 50: 976-80 <strong>2</strong> Carruthers A, Carruthers J: Aesthetic indications for botulinum toxin injections. Plast Reconstr Surg 1995; 95: 427-8 <strong>3</strong> Rzany B, DeLorenzi C: Understanding, avoiding, and managing severe filler complications. Plast Reconstr Surg 2015; 136: 196S-203S <strong>4</strong> Kopera D: Permanent filler augmentation: common complications. Arch Dermatol 2006; 142(11): 1508 <strong>5</strong> Kopera D et al: An open-label uncontrolled, multicenter study for the evaluation of the efficacy and safety of the dermal filler Princess VOLUME in the treatment of nasolabial folds. Biomed Res Int 2015; 2015: 195328 <strong>6</strong> Zeitter S, Aust MC et al: Microneedling: matching the results of medical needling and repetitive treatments to maximize potential for skin regeneration. Burns 2014; 40: 966-73 <strong>7</strong> Fabbrocini G et al: Skin needling in the treatment of the aging neck. Skinmed 2011; 9: 347-51</p>
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