
Ekzembehandlungen zum Auftragen auf die Haut im Vergleich
Verglichen wurden verschiedene entzündungshemmende Behandlungen zum Auftragen auf die Haut (topisch) zur Linderung von Ekzemsymptomen. Die Forschenden hatten sich zum Ziel gesetzt, die wirksamsten und auch die sichersten auf die Haut aufzutragenden entzündungshemmenden Behandlungen gegen Ekzeme zu finden.
Analysiert wurden dazu 291 Studien, an denen 45846 Menschen mit Ekzem unterschiedlichen Schweregrades teilgenommen hatten. Die meisten dieser Studien stammten aus Ländern mit hohem Lebensstandard und konzentrierten sich auf erwachsene Probanden. Nur 31 Studien befassten sich mit Kindern unter 12 Jahren. Die Studien untersuchten Behandlungen wie Kortisonsalben oder -cremes und Calcineurin-Inhibitoren. Sie dauerten jeweils zwischen sieben Tagen und fünf Jahren. Die meisten Studien wurden von Pharmaunternehmen finanziert, die entzündungshemmende Mittel gegen Ekzeme herstellen.
Starke Kortikosteroide, JAKi wie Ruxolitinib und Tacrolimus am wirksamsten
Starke Kortikosteroide, Januskinase-Inhibitoren wie Ruxolitinib 1,5% und Tacrolimus 0,1% waren durchweg wirksam bei der Verringerung der Anzeichen und Symptome des Ekzems. Phosphodiesterase-4-Hemmer wie 2%iges Crisaborol gehörten laut den bewerteten Studien zu den am wenigsten wirksamen Mitteln. Nebenwirkungen wie Brennen und Stechen traten häufiger bei Tacrolimus, Pimecrolimus und Crisaborol und seltener bei Kortikosteroiden auf. Es gab keine Evidenz für eine verstärkte Hautverdünnung bei kurzfristiger (16 Wochen oder weniger) Anwendung irgendeiner Behandlung – einschliesslich ein- oder zweimal täglicher Anwendung von stark wirksamen Kortikosteroiden. Die längerfristige (mehr als 16 Wochen) Anwendung von Kortikosteroiden verstärke allerdings möglicherweise die Hautverdünnung, so die Forschenden. Hautverdünnung trat bei etwa 1 von 300 Personen auf, die sechs Monate bis fünf Jahre lang leicht, mittelstark oder stark wirkende Kortisonsalben oder -cremes anwendeten.
Vorgehensweise
Im Rahmen des Reviews wurden randomisierte Studien berücksichtigt, die Personen mit Ekzemen in allen Altersgruppen und Schweregraden einbeziehen. Die topischen Behandlungen mussten mindestens eine Woche lang angewendet werden und mit anderen entzündungshemmenden Behandlungen oder keiner Behandlung verglichen werden. Ausgeschlossen wurden Studien zu Kontaktdermatitis oder Handekzemen sowie Studien, die Antibiotika, ergänzende Therapien, alleinige Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden Mitteln, Phototherapie oder feuchte Wickel untersuchten. Auch Behandlungen, die als Tablette, Sirup oder Injektion angewendet werden, wurden in diesem Review nicht berücksichtigt.
Im Fokus der Forschenden standendie folgenden Ergebnisse zur Wirksamkeit: von Patient:innen berichtete Ekzemsymptome, von Ärzt:innen berichtete Anzeichen von Ekzemen und Nebenwirkungen. Die Analyse erfolgte nach den Cochrane-Standardverfahren. Dabei wurde ein Instrument namens CiNEMA verwendet, um das Vertrauen in die Evidenz zu bewerten.
Einschränkung der Evidenz
Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2021. Die Forschenden konstatieren, das Vertrauen in die Evidenz variiere bei den verschiedenen Arten von Messungen und den verschiedenen Behandlungen. Das wird unter anderem mit der Grösse und der Anzahl der Studien zu den verschiedenen Behandlungen begründet und hängt davon ab, wie unterschiedlich die Ergebnisse der einzelnen Studien waren und ob die Ergebnisse transparent berichtet wurden.
Take-Home-Messages
-
Stark wirkende Kortikosteroide, JAK-Inhibitoren und 0,1%iges Tacrolimus —Wirkstoffe, die das Immunsystem unterdrücken — sind laut Forschenden die wirksamsten Medikamente zur Verringerung der Anzeichen und Beschwerden bei Ekzem.
-
Unerwünschte Wirkungen wie Brennen und Stechen sind bei Tacrolimus, Pimecrolimus und Crisaborol wahrscheinlicher und bei Kortikosteroiden weniger wahrscheinlich. Andere unerwünschte Wirkungen wie Hautverdünnung sind nur bei langfristiger Anwendung stark wirksamer Kortikosteroide wahrscheinlich.
-
Angesichts der Ungewissheit bezüglich der langfristigen Wirksamkeit und Sicherheit sollten auch Faktoren wie Verfügbarkeit, Kosten und Prioritäten berücksichtigt werden. (red)
Quelle:
Lax SJ et al.: Vergleich verschiedener Ekzem-Behandlungen zum Auftragen auf die Haut. Cochrane Kompakt: https://www.cochrane.org/de/CD015064/SKIN_vergleich-verschiedener-ekzem-behandlungen-zum-auftragen-auf-die-haut
Das könnte Sie auch interessieren:
KI in der Dermatologie
Die Dermatologie zählt zu den Fachgebieten der Medizin, in denen visuelle Befunde eine zentrale Rolle spielen. Die Haut als grösstes Organ des Menschen erlaubt oftmals eine Vorhersage ...
Systemtherapie des HER2-low fortgeschrittenen Mammakarzinoms
HER2-low- und HER2-ultralow-Mammakarzinome stellen besondere Herausforderungen dar, da sie sich sowohl in ihrer Prognose als auch im Therapieansprechen von HER2-positiven und HER2-zero- ...
Die menschliche Haut in der modernen Kunst
Dr. Ralph Ubl, Professor für neuere Kunstgeschichte an der Universität Basel, stellte sich der schwierigen Herausforderung, einem Raum voller erwartungsvoller Dermatologen das Organ Haut ...