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50. DDG-Tagung

Ein Fach mit vielen Möglichkeiten

<p class="article-intro">In diesem Jahr fand vom 1. bis 4. Mai die 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) in Berlin statt. Erstmals tagte sie vor 130 Jahren in Prag. Während damals Infektionserkrankungen wie Tuberkulose, Lepra und Pilzerkrankungen im Fokus standen, geht es heute um zielgerichtete Medizin und Systemtherapien.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Neue Erkenntnisse zu genetischen, immunologischen, inflammatorischen und onkologischen Krankheitsmechanismen pr&auml;gen das Bild der Dermatologie. So reichte das breite Spektrum der pr&auml;sentierten Themen z. B. vom Menschen mit seinen Bakterien, der Wahl des geeigneten Biologikums bei Psoriasis &uuml;ber neue Therapieans&auml;tze bei atopischer Dermatitis bis hin zu Reisedermatosen. Die Dermatologie ist heute ein grosses vielseitiges Systemfach mit starker Interdisziplinarit&auml;t, erkl&auml;rte Prof. Leena Bruckner-Tuderman, Pr&auml;sidentin der DDG.</p> <h2>Der Mensch als Holobiont: Sch&uuml;tzt die Diversit&auml;t des Mikrobioms vor Hautkrebs?</h2> <p>Wir sind nicht allein. Wir leben in einer engen und komplexen Lebensgemeinschaft mit einer Unzahl von Mikroben, die unseren K&ouml;rper besiedeln. Inwieweit uns diese sch&uuml;tzen oder schaden, ist derzeit Gegenstand vieler Untersuchungen. Welche Rolle das Mikrobiom der Haut bei der Entstehung von Hautkrebs spielen k&ouml;nnte und ob es m&ouml;glicherweise als nat&uuml;rlicher Schutzfaktor bislang vernachl&auml;ssigt wurde, das besprach Prof. Thomas C. G. Bosch aus Kiel in einer Keynote-Lecture. Versteht man den Menschen als Metaorganismus &ndash; also als Lebensgemeinschaft verschiedener Organismen, gilt es, auch die Belange der &laquo;Mitbewohner &raquo; zu ber&uuml;cksichtigen. Das Funktionieren dieser multiorganismischen Einheit entscheidet u. a. &uuml;ber Gesundheit oder Krankheit. Die Organe &ndash; wie auch die Haut &ndash; m&uuml;ssten demnach immer in Einheit mit den sie besiedelnden Mikroorganismen betrachtet werden, so Bosch. Folgt man dem Gedankengang weiter, ist auch das Immunsystem nicht entstanden, um Pathogene abzuwehren, sondern vielmehr um die Organismus- Gemeinschaft im Gleichgewicht zu halten. Zudem sollte die Diversit&auml;t der mikroorganismischen Gemeinschaft gew&auml;hrleistet sein. Doch die heutige Lebensweise f&uuml;hre laut Bosch dazu, dass die Diversit&auml;t des Mikrobioms stark abnimmt &ndash; dies &auml;u&szlig;ere sich z. B. in einer deutlichen Zunahme chronisch-entz&uuml;ndlicher Erkrankungen. Bei der Komplexit&auml;t des menschlichen Mikrobioms Kausalit&auml;ten herzustellen, ist ein schwieriges Unterfangen. Prof. Bosch versucht mit seiner aktuellen Forschungsarbeit dennoch die Frage zu beantworten, welche Rolle das Mikrobiom bei der Krebsentstehung spielt. Versuche an M&auml;usen zeigten, dass ein ver&auml;ndertes Hautmikrobiom mit einer Ver&auml;nderung der Gene einhergeht. Gene, die Bakterien beeinflussen, stehen wiederum in Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs und chronisch-entz&uuml;ndlichen Erkrankungen.<br /> Ein weiterer Anhaltspunkt daf&uuml;r, dass m&ouml;glicherweise eine Korrelation zwischen einem ver&auml;nderten Mikrobiom und der Entstehung von Krebs existiert, ist die Tatsache, dass manche Hunde Krebs erschn&uuml;ffeln k&ouml;nnen. Trainierte Hunde riechen bakterielle Stoffwechselprodukte, die bei Krebskranken ver&auml;ndert sind. Laborversuche mit Modelltieren konnten diese Annahme nun best&auml;tigen. Als Faktor f&uuml;r eine Tumorentstehung sollte k&uuml;nftig nicht nur die Genetik des Wirtes, sondern auch eine St&ouml;rung des Mikrobioms in Betracht gezogen werden. Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Interaktion zwischen dem &laquo;normalen&raquo; Teil des Mikrobioms und einem aus der Umwelt hinzugekommenen Bakterium, einer der Ausl&ouml;ser f&uuml;r die Krebsentstehung sein k&ouml;nnte. Ein Vergleich der Mikrobiome von Wildm&auml;usen und Laborm&auml;usen zeigte, dass das Mikrobiom der Wildmaus im Vergleich zu jenem der Labormaus eine tumorsch&uuml;tzende Wirkung aufweist.<br /> Gewebe und Mikroben sind nicht voneinander getrennt zu sehen, sondern nur in der Einheit, die sie bilden, so das Res&uuml;mee des Vortrags. Eine metaorganismische Perspektive, die ein ganzheitliches Verst&auml;ndnis des Menschen als Lebensgemeinschaft voraussetzt, k&ouml;nnte dazu beitragen, manche Krankheitsbilder besser zu verstehen.</p> <h2>Psoriasis: Kriterien f&uuml;r die Therapieentscheidung</h2> <p>Inzwischen steht eine ganze Reihe an wirksamen Medikamenten zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis zur Verf&uuml;gung: 16 Wirkstoffe f&uuml;r die Psoriasis der Haut und 13 Wirkstoffe f&uuml;r die Psoriasisarthritis, berichtete Prof. Matthias Augustin, Universit&auml;tsklinikum Hamburg- Eppendorf. Z&auml;hlt man noch die 11 Biosimilars dazu, sind derzeit 27 systemische Pr&auml;parate f&uuml;r die Versorgung erh&auml;ltlich. Dies bietet zwar einerseits die Chance einer optimierten, personalisierten Therapie, andererseits stellt die Wahl des geeigneten Medikamentes die &Auml;rzte zunehmend vor eine Herausforderung. Zudem erhalten etwa 30 % der Patienten mit mittelschwerer Psoriasis nur eine topische oder gar keine Therapie und weitere 30 % noch immer systemische Glukokortikoide, nannte Augustin Zahlen aus Deutschland.<br /> Als Differenzierungsfaktoren f&uuml;r die Therapieentscheidung k&ouml;nnen laut Augustin vier Gruppen von Kriterien dienen: Klinische Aspekte (Ph&auml;notyp, Lokalisation, Schweregrad, Komorbidit&auml;t und vorausgehende Exposition), Eigenschaften der Medikamente (Wirksamkeit bei Psoriasis und Psoriasisarthritis, Auswirkungen auf die Komorbidit&auml;t, Sicherheitsmerkmale, Praktikabilit&auml;t der Anwendung), Patientenmerkmale (Alter, Geschlecht, Pr&auml;ferenzen, sozio&ouml;konomische Faktoren, Adh&auml;renz) sowie Zulassung und Regulation (Zulassungstext/ Label, Wirtschaftlichkeit, regulatorische Einschr&auml;nkungen und Verf&uuml;gbarkeit). Als wichtiges Entscheidungskriterium nannte Augustin auch die Bed&uuml;rfnisse des Patienten: So zeige sich im &laquo;Patienten- Nutzen-Index&raquo;, dass die wichtigsten Therapieziele signifikante Unterschiede in Abh&auml;ngigkeit von Alter, Geschlecht, soziodemografischem Status und Vortherapien aufweisen. Einen zentralen Stellenwert als Informationsquelle zur &laquo;best practice&raquo; haben auch Patientenregister, wie z. B. das deutsche Register PsoBest mit &uuml;ber 10 000 Patienten. Sie liefern Daten zur Evidenz aus der Routineversorgung. K&uuml;nftig wird sich die Aktualisierung von Leitlinien verst&auml;rkt auch auf diese Real-World-Daten st&uuml;tzen, blickte Augustin voraus.</p> <h2>Stigmatisierung &uuml;berwinden: neuer Blick auf Menschen mit genetischen Erkrankungen</h2> <p>Der Modefotograf Rick Guidotti aus New York fotografierte lange Zeit die bekanntesten Models der Welt. Als er eines Tages an einer Bushaltestelle ein junges M&auml;dchen mit Albinismus stehen sah, beeindruckte ihn ihr Aussehen so stark, dass er sich n&auml;her mit dem Thema besch&auml;ftigte, berichtete er anl&auml;sslich des Festvortrages zum DDG-Tagungsjubil&auml;um. Bei seiner Recherche zu Albinismus und anderen genetischen Variationen, die mit einem von der Norm abweichenden Erscheinungsbild einhergehen, stie&szlig; er vor allem auf Darstellungen in medizinischen Fachb&uuml;chern, die aus seiner Sicht an der Stigmatisierung dieser Personen mitwirkten. Daraufhin gr&uuml;ndete er die gemeinn&uuml;tzige Organisation &laquo;Positive Exposure&raquo; die sich zum Ziel gesetzt hat, den Blick auf Menschen mit genetischen, k&ouml;rperlichen oder geistigen Unterschieden zu ver&auml;ndern. Sch&ouml;nheit solle im Sinne von geteilter Menschlichkeit und Diversit&auml;t als Bereicherung begriffen werden. Sch&ouml;nheit sei eben nicht das, was uns die Modeindustrie diktiere. &laquo;FRAME&raquo; (Faces Redefining The Art Of Medical Education) heisst eines seiner Projekte. In einer webbasierten Bibliothek, die als Lehrmaterial f&uuml;r Mediziner in der Ausbildung dienen kann, werden Menschen mit genetischen Syndromen vorgestellt. Betroffene kommen z. B. in Filmen zu Wort und pr&auml;sentieren selbst ihr Krankheitsbild. Die Inhalte wurden gemeinsam mit Medizinern und Genetikern, Betroffenengruppen und ihren Familien erstellt. Ziel ist es, neben den medizinischen Fachinformationen die Perspektive auf Menschen mit besonderem Aussehen zu ver&auml;ndern und den Aspekt der Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen. Weitere Informationen unter: https://positiveexposure.org/</p> <h2>Biologika-Therapie bei Psoriasis: die Qual der Wahl</h2> <p>Zur Behandlung von Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis sind mittlerweile verschiedene Biologika zugelassen, sodass der Arzt die Qual der Wahl hat. Prof. Ulrich Mrowietz, Kiel, pr&auml;sentierte zun&auml;chst das Spektrum der verf&uuml;gbaren Substanzen und erl&auml;uterte anschliessend seinen &laquo;pers&ouml;nlichen Therapiealgorithmus &raquo;, nach dem er in der Praxis vorgehe.<br /> Die aktuell zugelassenen Biologika greifen an verschiedenen Stellen der Entz&uuml;ndungskaskade ein. Angefangen mit den TNF-&alpha;-Inhibitoren (Etanercept, Infliximab, Adalimumab), gefolgt vom IL-12/ IL-23p40-Inhibitor Ustekinumab, kamen ab 2015 die IL-17A-Inhibitoren Secukinumab, Ixekizumab sowie der IL-17A-Rezeptor- Blocker Brodalumab auf den Markt. Das neueste Target, das die Inhibitoren adressieren, ist die p-Untereinheit des Interleukin 23 (IL-23p19-Inhibitoren). Diesen Wirksansatz verfolgen Guselkumab, Tildrakizumab und Risankizumab.<br /> Zentrale Aspekte f&uuml;r die Therapieentscheidung seien Effektivit&auml;t, Sicherheit und Vertr&auml;glichkeit sowie Anwendungsfreundlichkeit der Behandlung. Zudem sollten Komorbidit&auml;ten bei der Therapiewahl ber&uuml;cksichtigt werden: So k&ouml;nnten neben Plaque-Psoriasis und Psoriasisarthritis auch pustul&ouml;se Psoriasis sowie &Uuml;bergewicht, kardiovaskul&auml;re Erkrankungen, Diabetes, entz&uuml;ndliche Darmerkrankungen oder Depression auftreten, erinnerte Mrowietz. Eine individualisierte Behandlungsstrategie sei daher entscheidend.<br /> Mrowietz konkretisierte sein Vorgehen: Bei erstmaliger Systemtherapie eines &laquo;unkomplizierten &raquo; Patienten mit Psoriasis &ndash; der also keine Komorbidit&auml;ten habe &ndash;, setze er zun&auml;chst Dimethylfumarat (seltener Methotrexat) und bei Therapieversagen ein Biologikum ein (bzw. den PDE-4-Hemmer Apremilast bei besonderen Indikationen). Patienten mit ausgepr&auml;gter Komorbidit&auml;t (z. B. Malignomanamnese), Adh&auml;renzproblemen und schlechtem Ansprechen auf Vortherapien kategorisierte er als &laquo;kompliziert&raquo;. In diesen F&auml;llen biete sich entweder die direkte Gabe eines Biologikums an oder die Abfolge Dimethylfumarat und danach ein Biologikum.<br /> TNF-&alpha;-Inhibitoren wie Adalimumab und Infliximab seien aus rheumatologischer Sicht bei Psoriasisarthritis aufgrund des guten Ansprechens noch immer der Goldstandard. Allerdings m&uuml;sse man mit einem sekund&auml;ren Wirkverlust durch gegen das Medikament gerichtete Antik&ouml;rper rechnen. Zudem k&ouml;nne sich unter TNF-Blockern eine paradoxe Psoriasis oder eine &laquo;Lupus-like disease&raquo; entwickeln &ndash; dies sei vor allem bei Patienten mit chronisch-entz&uuml;ndlichen Darmerkrankungen oder Rheuma zu bedenken. Dar&uuml;ber hinaus zeige sich ein erh&ouml;htes Infektrisiko unter der Anti-TNF-Therapie. W&auml;hrend einer Schwangerschaft eigne sich der nicht Plazenta-g&auml;ngige TNF-&alpha;-Blocker Certolizumab, da er nicht auf das Kind &uuml;bertragen werde.<br /> Die Medikamentengruppe mit dem schnellsten Ansprechen sind die IL-17-Inhibitoren. Steht also eine rasche Abheilung der Haut innerhalb von 2&ndash;4 Wochen im Vordergrund &ndash; wie beispielsweise vor einer geplanten Hochzeit &ndash;, riet Mrowietz zu Brodalumab, Guselkumab, Ixekizumab, Secukinumab oder Adalimumab. Ixekizumab und Secukinumab k&ouml;nnen zudem auch bei PsA eingesetzt werden. Als Nebenwirkungen der Therapie nannte er das Auftreten von Candida-Infektionen.<br /> Die Gruppe der neueren Anti-IL-23-Medikamente zeichne sich durch hohe Effektivit&auml;t und ein sehr gutes Nutzen-Risiko-Profil aus, betonte Mrowietz. Die IL-23-Blockade scheint dabei mit lang anhaltender Wirkung zu punkten, wie u. a. Daten der Phase-III-Studien reSURFACE zum selektiven IL-23p19-Hemmer Tildrakizumab zeigen. Von dieser Therapie profitierten besonders &laquo;unkomplizierte&raquo; Patienten mit Plaque-Psoriasis (ohne PsA). Bei &laquo;komplizierten&raquo; Patienten (mit Komorbidit&auml;ten bzw. Malignomanamnese) gebe es derzeit die beste Datenlage zu Ustekinumab, aber auch andere IL-23-Inhibitoren eigneten sich. In der Folge k&ouml;nnten dann IL-17-Inhibitoren verordnet werden. Bei ausgepr&auml;gtem Nagelbefall greife er in der Regel zu Adalimumab oder Guselkumab, setze aber auch Tildrakizumab, Ixekizumab und Secukinumab ein.</p> <h2>Dermatologische Urlaubs- Souvenirs: Hautmaulwurf &amp; Co</h2> <p>Knapp jeder f&uuml;nfte Reiser&uuml;ckkehrer bringt eine Hauterkrankung aus dem Urlaub mit, berichtete Dr. Friederike Kauer, Dermatologin aus Berlin. Teilweise handelt es sich um banale Hauterkrankungen, wie z. B. Insektenstichreaktionen, Follikulitiden oder Impetigo. H&auml;ufig tritt bei Patienten aber auch ein Nematoden- Befall mit Hakenw&uuml;rmern wie z. B. Ancylostoma brasiliense oder Ancylostoma caninum auf. Die sogenannte Larva migrans wird auch als &laquo;Hautmaulwurf&raquo; bezeichnet, da sie sich durch die Haut der Erkrankten gr&auml;bt, sodass die juckenden G&auml;nge ihre Reise dokumentieren.<br /> Die Infektion erfolgt meist im Sand am Strand, in der Regel &uuml;ber den Kot infizierter Hunde oder Katzen. Zu den typischen Verbreitungsgebieten z&auml;hlen Afrika, Asien und S&uuml;damerika &ndash; auch weil die Zahl streunender Tiere hier gr&ouml;&szlig;er ist. Eigentlich ist der Mensch f&uuml;r die Larven ein Fehlwirt und sie sterben innerhalb von Wochen wieder ab. Zur Beschleunigung des Heilungsprozesses kann Albendazol oder Ivermectin eingesetzt werden, erkl&auml;rte Dr. Andreas Montag, Hamburg.<br /> Eine weitere m&ouml;gliche Erkrankung ist das Afrikanische Zeckenbissfieber, verursacht durch Rickettsia africae. Anders als einheimische Zecken, die von Grashalmen abgestreift werden, sei es typisch f&uuml;r die Amblyomma- Zecke, &laquo;aktiv in Richtung Beute zu laufen und sich dann in die Haut zu verbeissen&raquo;, sagte Montag. Nach einer Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen treten im Fall einer Erkrankung grippe&auml;hnliche Symptome auf. H&auml;ufig entsteht ein generalisiertes Exanthem um die Bissstelle. Zur Behandlung eignet sich das Antibiotikum Doxyzyklin.<br /> Treten subkutane Knoten oder Schwellungen bei Patienten auf, die aus den Tropen heimkehren, sollte neben den verschiedenen Formen der Fliegenmadenkrankheit (Myiasis) der Befall mit Schweinebandw&uuml;rmern (Zystizerkose), die Flussblindheit (Onychozerkiasis), Pseudo-Rotz (Melioidose) und auch andere parasit&auml;re Infektionen wie z. B. der Befall mit Herzw&uuml;rmern (Dirofilariose), Fadenw&uuml;rmern der Gattung Gnathostoma (Gnathostomiasis) oder Bandw&uuml;rmern wie Spirometra erinacei-europaei (Sparganose) in Betracht gezogen werden, erinnerte Kauer.<br /> Abgesehen von der Klinik, ob es sich z. B. um station&auml;re oder wandernde subkutane Knoten handelt, sind die Reiseanamnese und das zeitliche Fenster von Reise und Auftreten der Hauterkrankung wichtig. Weitere Symptome wie z. B. Durchfall, Fieber, Schmerzen etc. sollten abgefragt werden. Als weiterf&uuml;hrende diagnostische Ma&szlig;nahme ist in der Regel die Hautbiopsie oder die Totalexzision der L&auml;sion zu empfehlen. Zudem k&ouml;nnen Blutuntersuchungen, wie z. B. Nachweis einer Eosinophilie, auf eine parasit&auml;re Infektion hinweisen.<br /> Auch Dermatophytosen wie der &laquo;Thailand- Pilz&raquo; k&ouml;nnen zum ungewollten Reisemitbringsel werden, erkl&auml;rte Prof. Pietro Nenoff, R&ouml;tha. Der durch sexuelle Kontakte &uuml;bertragene Pilz Trichophyton mentagrophytes verursacht als Tinea pubogenitalis starke Entz&uuml;ndungsreaktionen in der Genitalregion. Dieser neu aufgetretene Genotyp von T. mentagrophytes (ITS Typ VII &laquo;Thailand&raquo;) wird auch unabh&auml;ngig von einem Auslandsaufenthalt zu Hause weiterverbreitet und kann zudem auch Tinea cruris, T. barbae, T. corporis und T. capitis verursachen. In Indien steigt gerade die Verbreitung eines anderen Genotyps (ITS Typ VIII) alarmierend an &ndash; hier kommt es zunehmend zu Resistenzen gegen Terbinafin, sodass bei bis zu 90 % der Patienten die Therapie nicht mehr greift. Eine Ursache daf&uuml;r k&ouml;nnte die exzessive Nutzung von preisg&uuml;nstigen, sogenannten &laquo;Cocktail- Cremes&raquo; sein. Diese enthalten neben dem Klasse-4-Glukokortikoid Clobetasol noch weitere antibakterielle und antimykotische Wirkstoffe.</p> <h2>Neue Therapieans&auml;tze bei atopischer Dermatitis</h2> <p>Von den neuen M&ouml;glichkeiten der Systemtherapien profitieren mittlerweile auch Patienten mit atopischer Dermatitis (AD). W&auml;hrend man Biologika-Therapien zur Behandlung von Psoriasis bereits seit einigen Jahren nutzt, steht f&uuml;r Patienten mit AD seit 2017 mit Dupilumab der erste monoklonale Antik&ouml;rper zur Verf&uuml;gung. Er wirkt &uuml;ber eine duale Rezeptorblockade der Interleukine (IL)-4 und IL-13. In klinischen Studien sowie anhand von Real-World-Daten konnten die Wirksamkeit und die gute Vertr&auml;glichkeit dieser Therapieform nachgewiesen werden, sagte Prof. Thilo Biedermann, Technische Universit&auml;t M&uuml;nchen.<br /> Bei Patienten mit AD besteht ein Teufelskreis aus geschw&auml;chter Hautbarriere, mikrobieller Dysbiose mit einer Dominanz von Staphylococcus aureus auf l&auml;sionaler Haut und einer Typ-2-Inflammation, so die drei S&auml;ulen der Pathogenese bei AD.<br /> Bisher wurden Cyclosporin (&laquo;in-label&raquo;, aber mit Nebenwirkungen), Azathioprin oder Methotrexat eingesetzt, die unspezifisch das Immunsystem unterdr&uuml;cken, schilderte Biedermann. Nun k&ouml;nne man schwer erkrankten Patienten endlich selektivere und wom&ouml;glich besser vertr&auml;gliche Therapeutika anbieten.<br /> Es existieren Programme in unterschiedlichen Entwicklungsstufen zur Blockade von IL-13, zur Wirkung von IL-31 sowie zum Zytokin &laquo;thymic stromal lymphopoietin &raquo; (TSLP), das am Anfang des Typ-2-Signalweges steht, erkl&auml;rte Biedermann. Die untersuchten Botenstoffe triggern in Effektorzellen eine Aktivierung der Rezeptoren, an denen Januskinasen (JAK) andocken, die dort ihrerseits aktiviert werden, so der Referent. Zytokinrezeptoren ben&ouml;tigen diese JAK, um ihre Wirkung ins Zellinnere zu vermitteln. Zur Blockade der JAKs werden &laquo;small molecules&raquo; eingesetzt. Die Wirkung sei breiter angelegt, aber auch weniger selektiv. Neben der Wirksamkeit, die in ersten Studien nachgewiesen werden konnte, sollte ein besonderes Augenmerk auf die Vertr&auml;glichkeit der neuen Therapien gerichtet werden. Dies k&ouml;nne Patienten mit schwerer AD neue, bessere und sicherere Behandlungswege er&ouml;ffnen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 1.–4. Mai 2019, Berlin </p>
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