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Psoriasisarthritis

Die Entzündung der Sehnenansätze ist ein Frühzeichen

<p class="article-intro">Enthesitiden werden durch mechanischen Stress getriggert und zählen zu den sehr frühen Symptomen einer Psoriasisarthritis. Mithilfe der Sonografie und der Kernspintomografie kann bereits die frühe entzündliche Phase diagnostiziert werden. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Eine h&auml;ufige Manifestation entz&uuml;ndlicher muskuloskelettaler Erkrankungen ist die Enthesitis, eine Entz&uuml;ndung im Ansatzbereich von Sehnen und B&auml;ndern am Knochen. Die Enthesitis ist au&szlig;erdem ein klinisches Hinweiszeichen f&uuml;r die Diagnose der Psoriasisarthritis (PsA) und der Spondyloarthritis (SpA). So z&auml;hlen zu den &bdquo;nicht artikul&auml;ren muskuloskelettalen Manifestationen einer PsA&ldquo; die Enthesitis, axiale Symptome und Daktylitis. <br />F&uuml;r eine effiziente Kraft&uuml;bertragung vom Muskel auf den Knochen sind die Verankerungen von B&auml;ndern und Sehnen verantwortlich. Der spezielle Aufbau der Enthese sorgt dabei f&uuml;r die n&ouml;tige Stabilit&auml;t und soll gleichzeitig eine reibungslose &Uuml;bertragung der st&auml;ndig wechselnden Kr&auml;fte gew&auml;hrleisten.</p> <h2>Pathophysiologie</h2> <p>Als wichtiger Trigger der Entz&uuml;ndung bei einer Enthesitis wird mechanischer Stress diskutiert. Daf&uuml;r spricht z.B., dass die unteren Extremit&auml;ten h&auml;ufiger betroffen sind als die oberen. Enthesitiden im Rahmen einer PsA oder SpA betreffen meist mehrere Enthesen und neigen dazu, einen chronischen Verlauf zu nehmen. Es wird angenommen, dass bei diesen beiden Systemerkrankungen die Schwelle f&uuml;r die Triggerreize sehr niedrig ist. Deshalb ist die Entwicklung der Enthesitis bereits bei geringer mechanischer Krafteinwirkung m&ouml;glich. Bei adip&ouml;sen Patienten wird neben der Gewichtsbelastung die erh&ouml;hte inflammatorische Aktivit&auml;t durch das h&ouml;here Entz&uuml;ndungspotenzial im Fettgewebe unterst&uuml;tzt. <br />Die &Uuml;berbelastung der Sehne hat deutliche Ver&auml;nderungen der Zellaktivit&auml;t in katabole Reaktionsmuster und Aktivierung von Metalloproteasen zur Folge, welche das Gewebegef&uuml;ge der Sehne nachhaltig ver&auml;ndern. Bei Patienten mit PsA oder SpA ist die entz&uuml;ndliche Reaktion im Knochenmark in der MRT-Bildgebung als Osteitis zu erkennen. <br />IL-23 spielt bei der Entstehung einer Enthesitis eine wesentliche Rolle: Es kann den Ablauf einer Enthesitis massiv triggern und so den postulierten mechanischen Trigger gleichsam umgehen. IL-17 wiederum f&ouml;rdert die Migration und Aktivierung von Neutrophilen. Die IL-17-Produktion ist ein weiterer Schritt zur Verst&auml;rkung der entz&uuml;ndlichen Reaktion. Sobald die Inflammation ihren H&ouml;hepunkt erreicht hat, kommt es zur proliferativen Gewebsreaktion. Im Rahmen des Umbauvorgangs an den Enthesen findet eine Neubildung von Knochensubstanz statt. Dabei kann h&auml;ufig eine exzessive lokale Apposition von periostalem Knochen auftreten, die sog. &bdquo;Enthesiophyten&ldquo;. <br />An der Wirbels&auml;ule kann aufgrund der Ausbildung von Syndesmophyten in der Folge eine Ankylose entstehen. Auf dieselbe Weise k&ouml;nnen auf der Plantarfaszie ein Fersensporn oder eine Knochenneubildung an den Enthesen der Handgelenke ausgebildet werden. Dabei erinnert dieser Vorgang stark an die Reparatur nach einer Knochenfraktur, bei der es zun&auml;chst zu einer entz&uuml;ndlichen Reaktion und in der Folge zu einer ausgepr&auml;gten Gewebsantwort kommt.</p> <h2>H&auml;ufigkeit</h2> <p>Im Rahmen einer rein klinisch-palpatorischen Untersuchung war die Enthesitis bei Patienten mit PsA in 35 % der F&auml;lle zu finden, wobei die Ans&auml;tze der Achillessehne, der Plantarfaszie und der lateralen Epikondylen als Pr&auml;dilektionsstellen hervortraten. Entsprechend der Pathophysiologie z&auml;hlt die Enthesitis zu den sehr fr&uuml;hen Symptomen der PsA bzw. der SpA. Mit dem Auftreten der Enthesitis sind zudem ein h&ouml;herer BMI, aktive Prozesse in den Gelenken und j&uuml;ngeres Alter assoziiert. <br />Wird die Enthesitis klinisch als Schmerz&shy;wahrnehmung an definierten Stellen diagnostiziert, so liegt die Pr&auml;valenz im Allgemeinen bei bis zu 50 % . Werden ad&auml;quate bildgebende Verfahren zur Diagnose herangezogen, so k&ouml;nnen Enthesitiden bei bis zu 70 % der Patienten gefunden werden. Demnach wird die Pr&auml;valenz der Enthesitiden in klinischen Untersuchungen generell untersch&auml;tzt.</p> <h2>Diagnostische Methoden</h2> <p>Die einzige M&ouml;glichkeit der klinischen Diagnose stellt die palpatorische Untersuchung auf Druckschmerzhaftigkeit dar. Dabei wird an den enthesialen Stellen Druck mit dem Daumen ausge&uuml;bt, bis die Daumenspitze erblasst. Allerdings kann mit dieser Methode zwischen entz&uuml;ndlichem Schmerz und Hyperalgesie anderer Ursache nicht unterschieden werden. Ein negativer Befund schlie&szlig;t zudem das Vorliegen der Enthesitis nicht komplett aus. <br />F&uuml;r die Erfassung der Enthesitis bei PsA hat sich der Leeds Enthesitis Index (LEI) etabliert. Dabei werden zweimal 3 Enthesen erfasst: die am lateralen distalen Humerus, die medialen Femurkondylen und die Achillessehnen. Die Bewertung erfolgt mit einer 2-Punkte-Skala (ja/nein). <br />In bildgebenden Verfahren kann die Enthesitis spezifischer dargestellt werden als in der klinischen Erfassung der Schmerzsymptomatik. Dabei werden typische Parameter der entz&uuml;ndlichen Phase oder der Gewebsantwort mit unterschiedlichen Methoden sichtbar gemacht. So kann die fr&uuml;he entz&uuml;ndliche Phase mit Hyper&auml;mie und Vasodilatation mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) diagnostiziert werden. Dieses Verfahren ist vor allem zur Darstellung der perienthesialen Ostitis geeignet. Ostitis ist ein typisches Merkmal der Entz&uuml;ndung in axialen Gelenken wie etwa den Sakroiliakalgelenken oder in den Wirbelk&ouml;rpern von Patienten mit axialer SpA oder ankylosierender Spondylitis. Teilweise extensive &bdquo;&Ouml;deme&ldquo; k&ouml;nnen bei der peripheren Enthesitis auftreten. <br />Mittels MRI konnten bei PsA-Patienten die Beziehungen zwischen distalen Interphalangealgelenken, N&auml;geln und Enthese nachgewiesen werden. In Ganzk&ouml;rpertomografien konnten perienthesiale Entz&uuml;ndungen bei Patienten mit PsA und SpA gleichzeitig axial und peripher nachgewiesen werden. So gesehen unterst&uuml;tzen MRI-Befunde die Hypothese, dass Enthesen und das perienthesiale Knochenmark eine funktionelle Einheit darstellen. Dies best&auml;tigen auch Ultraschalluntersuchungen, die einen erh&ouml;hten Blutfluss im Bereich der Verbindung von Knochen und Enthese zeigen konnten. Beispielsweise konnte gezeigt werden, dass die Enthesitis ein fr&uuml;her Befund bei der PsA ist, aber bei Patienten mit rheumatoider Arthritis nicht nachweisbar war. An Enthesen von Patienten mit Psoriasis ohne klinische Symptome einer PsA konnten, ebenfalls im Ultraschall, Zeichen einer Entz&uuml;ndung gezeigt werden, im Kontrollkollektiv war dies hingegen nicht m&ouml;glich. Au&szlig;erdem waren Psoriasispatienten mit Nagelbettbeteiligung h&auml;ufiger davon betroffen. <br />Eine quantitative Erfassung von Knochenneubildungen bei PsA ist mittels &bdquo;high resolution peripheral quantitative CT&ldquo; (HR-pQCT) m&ouml;glich. Demnach k&ouml;nnen auch die enthesialen Knochenneubildungen bereits als Fr&uuml;hzeichen einer muskuloskelettalen Beteiligung bei Psoriasis eingestuft werden.</p> <h2>Therapieoptionen</h2> <p>Laut aktuellen Empfehlungen zur Therapie der PsA (Ann Rheum Dis 2017) soll das Therapieziel die klinische Remission bzw. ein inaktiver Zustand aller muskuloskelettalen und extraartikul&auml;ren Manifestationen sein, wobei die Enthesitis eigens erw&auml;hnt wird. Jedoch ist das belegte Wissen zur Therapie der Enthesitis relativ begrenzt &ndash; es gibt bis dato keine publizierten Studien, in denen die Enthesitis als prim&auml;rer Parameter untersucht wurde. <br />Die Erfahrung zeigt, dass Enthesitis und Osteitis h&auml;ufig gut auf nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) ansprechen, die im Verlauf der PsA bzw. SpA verschrieben werden. In Ultraschallstudien konnte die Wirkung der NSAR auf die Entz&uuml;ndung und Vasodilatation im Bereich der Enthese best&auml;tigt werden. Beim chronischen Krankheitsverlauf werden jedoch zus&auml;tzliche Medikamente zur Kontrolle der Erkrankung notwendig. <br />Weder Methotrexat noch andere konventionelle DMARDs (&bdquo;disease-modifying antirheumatic drugs&ldquo;) haben eine positive Wirkung auf die entz&uuml;ndlichen Prozesse der Enthesen. Wirksamkeit hinsichtlich der Enthesitis zeigt von den oral verf&uuml;gbaren Medikamenten der Phosphodiesterase-4-Hemmer Apremilast, der f&uuml;r die Therapie der PsA zugelassen ist. Wirksamkeit in Bezug auf die Enthesitis zeigt des Weiteren die TNF-Hemmung, auch bei peripheren Enthesitiden wie z.B. im Fersenbereich. Dazu liegt Evidenz f&uuml;r Infliximab, Adalimumab, Etanercept, Golimumab und Certolizumab vor. <br />Rezente Daten sprechen f&uuml;r ein klinisches Ansprechen bei Enthesitiden unter Blockade der IL-23- und IL-17-Aktivierungen. So zeigt Ustekinumab nach sechs Monaten eine effektive Wirkung bei Enthesitis bei mehr als 50 % der PsA-Patienten, wobei die Wirkung auch anh&auml;lt. &Auml;hnliche Daten gibt es auch zu den IL-17-Hemmern Ixekizumab und Secukinumab. <br />Differenzialtherapeutische &Uuml;berlegungen sollten &ndash; wie es die Experten der internationalen Task-Force im Update 2017 (Ann Rheum Dis 2017) empfehlen &ndash; Komorbidit&auml;ten wie z.B. chronisch-entz&uuml;ndliche Darmerkrankungen einschlie&szlig;en, da diese bei PsA-Patienten h&auml;ufiger auftreten als in der Allgemeinbev&ouml;lkerung. Genauso wichtig sind die Sicherheits- und Nebenwirkungsprofile der unterschiedlichen Substanzen im Hinblick auf die jeweiligen Risiken der einzelnen Patienten. Als Entscheidungshilfe in Bezug auf die Wirkprofile der Medikamente kann auch die unterschiedlich starke Auspr&auml;gung der Haut- und Gelenksbeschwerden herangezogen werden.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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