<p class="article-intro">Der Umsatz kosmetischer Produkte ist in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen und hat zuletzt einen Jahresumsatz von rund 430 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Die Nachfrage und daher auch der Markt wachsen zunehmend. Vor allem die Nachfrage nach biologischen und aus natürlichen Stoffen hergestellten Kosmetikprodukten ist rasant gestiegen.</p>
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<p class="article-content"><p>Männer haben aber nicht nur den Kosmetikmarkt für sich entdeckt, sondern auch die „Schönheitschirurgie“. 2012 wurden bereits 9 % aller Eingriffe an Männern durchgeführt. Im Vergleich zum Jahr 2011 war das eine Zunahme von 8 % . Vergleicht man diese Zahlen mit denen aus dem Jahr 2000, so errechnet sich sogar eine Zunahme um 268 % .<br /> Das Thema „Mann“ bzw. „männliche Besonderheiten der Haut und Hautalterung“ wird in der Forschung aber noch sehr stark vernachlässigt, da sich die Mehrzahl aller kosmetischen Studien ausschließlich mit dem weiblichen Gesicht befasst. Trotzdem ist es unerlässlich, die geschlechterspezifischen Unterschiede von Anatomie, Hautaufbau und Hautalterung zu beachten, um zufriedenstellende kosmetische Resultate zu erlangen. Daher ist es wichtig, diese Unterschiede weiter zu erforschen, aufzuzeigen und über diese zu berichten, um bei beiden Geschlechtern optimale Ergebnisse zu erzielen.</p> <h2>Geschlechtsdimorphismus</h2> <p>Die geschlechtsspezifischen Charakteristika der Gesichter von Mann und Frau beruhen auf hormonellen und auch anatomischen Unterschieden, sowohl im Bereich der knöchernen Strukturen als auch im Bereich der „Weichteile“ wie z.B. Muskulatur, Haut und Fett. Diese Unterschiede werden als Geschlechtsdimorphismus bezeichnet und beschreiben in der Biologie die deutlichen Unterschiede in der Erscheinung zwischen geschlechtsreifen männlichen und weiblichen Individuen derselben Art, die nicht auf die Geschlechtsorgane bezogen sind. Im Bereich des Gesichtes zeigen sich diese Unterschiede vor allem im mittleren und unteren Drittel des Gesichts. Diese Unterschiede kommen zustande, da das Wachstum des Gesichts sowie des Körpers in der Pubertät zwischen Männern und Frauen unterschiedlich ist; d.h., die geschlechtsspezifischen Unterschiede beginnen zumeist mit der Pubertät und verstärken sich mit zunehmendem Alter(n) auch noch.<br /> Das männliche Gesicht ist im Vergleich zu dem einer Frau deutlich größer, sowohl in Bezug auf den knöchernen Schädel als auch z.B. in Bezug auf die Muskelmasse. Die Stirn imponiert meist größer und mehr nach hinten geneigt, das Kinn meist prominenter. Die Augen, Nase und der Mund sind weiter vom Pogonion, dem am weitesten vorne gelegenen Punkt des knöchernen Kinns in der Medianebene, entfernt und der vertikale Abstand zwischen den Wangen beziehungsweise zwischen der Nase, den Augen und dem Mund ist größer. Das männliche Gesicht ist eher rechteckig, das der Frau eher quadratisch.</p> <h2>Das männliche Altern</h2> <p>Aufgrund der vorher genannten Unterschiede der Gesichter von Männern und Frauen wirkt sich auch das Altern anders auf das männliche Gesicht aus, meist mit dem Resultat, dass diese Unterschiede mit dem Alter(n) noch verstärkt werden. Bei Frauen nimmt die Dicke der Haut bis zum Einsetzen der Menopause lediglich 3 % über 20 Jahre hinweg ab, danach ca. 1 % pro Jahr. Bei Männern nimmt, wegen der anderen Hormonlage, ab dem 20. Lebensjahr die Hautdicke kontinuierlich ab. Genauer gesagt um 9 % pro 20 Jahre, wobei jedoch Männer zu Beginn eine dickere Haut als Frauen besitzen. Wenn im Alter die Dicke des subkutanen Fettgewebes zusätzlich abnimmt, führt dies in Kombination mit der dickeren Haut und der stärker ausgeprägten Gesichtsmuskulatur bei Männern zu einer stärkeren Faltenbildung (Ausnahme: periorale Region) im Unterschied zu Frauen, die meistens eine eher oberflächliche Faltenbildung aufweisen.<br /> Extrinsische Faktoren beeinflussen die männliche Gesichtshaut gleichermaßen wie die weibliche. Dazu gehören die UVStrahlung, die (Fein-)Staubbelastung, das Rauchen und der Lebensstil inklusive des Faktors Ernährung. Zu erwähnen ist hier jedoch, dass Frauen meist mehr um den Schutz ihrer Haut bemüht sind und im Gegensatz zu Männern eher Sonnenschutz verwenden oder regelmäßig den Hautarzt im Zuge von Vorsorgeuntersuchungen aufsuchen.</p> <h2>Ästhetische Behandlungen</h2> <p>Auch beim Mann liegt der Fokus bei ästhetischen Behandlungen auf der Faltenbehandlung. Die Methoden sind im Grunde die gleichen wie bei der Frau und beinhalten unter anderem das Einspritzen von Botox, die Unterspritzung mit Fillern oder das Microneedling. Jedoch sind einige Punkte bei diesen Behandlungen zu beachten. An erster Stelle steht der feine Grad und Balanceakt zwischen der Maskulinisierung und der Feminisierung des Gesichts. Die klassischen Techniken zum „Ein- und Unterspritzen“ sind auf das weibliche Gesicht ausgelegt und können bei männlichen Gesichtern dazu führen, dass, wenn sie nicht an das männliche Gesicht angepasst werden, dieses seine maskulinen Charakteristika verliert und somit „feminisiert“ wird.</p> <p><strong>Botox</strong><br /> Die am häufigsten verwendete Therapieform zur Faltenbehandlung ist sicherlich die Injektion von Botulinumtoxin A (BoNTA), wobei in Europa die Produkte Botox/Vistabel<sup>®</sup> (Allergan), Xeomin/Bocouture<sup>®</sup> (Merz Aesthetics) und Dysport/Azzalure<sup>®</sup> (Galderma) zugelassen sind. Da Männer auch im Gesicht mehr Muskelmasse als Frauen aufweisen und die zu behandelnden Falten im Allgemeinen tiefer sind als bei Frauen, muss dies bei der Applikation von Botox beachtet werden. Studien haben gezeigt, dass die Mengen an Botox, die bei Frauen wirksam sind, bei Weitem nicht ausreichen, um bei einem Mann ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erlangen. Experten empfehlen daher, eine Therapie beim Mann mit mindestens der doppelten, wenn nicht sogar der dreifachen Menge zu starten. Bei der Anwendung von Botox im Bereich der Stirn müssen bei Männern die Position und die Form der Augenbraue (eher gerade) berücksichtigt werden. Tut man das nicht, ist ebenfalls eine Feminisierung des Gesichtes die Folge.</p> <p><strong>Filler</strong><br /> Falten können durch die Injektion von unterschiedlichen Füllsubstanzen (Filler; z.B. Hyaluronsäure, Kollagen, plättchenreiches Plasma oder Eigenfett) entsprechend der Indikation in unterschiedlicher Tiefe aufgefüllt werden, wodurch ein verjüngtes Erscheinungsbild erzeugt werden kann. Zusätzlich besitzen manche der verabreichten Substanzen, wie etwa Hyaluronsäure, die Eigenschaft, Wasser zu binden. Dies führt zu einer „Aufpolsterung“ des Gewebes, wodurch die Haut straffer und vitaler aussieht.<br /> Da Männer auch im Gesicht (relativ gesehen) meist weniger Fettgewebe haben, führt dessen Verlust im Alter zu besonders tiefen Falten und starkem Volumenverlust. Auch bei der Anwendung von Fillern besteht das Risiko, das Gesicht eines Mannes zu feminisieren. So ist das Ziel oft nicht, die Falten komplett zu entfernen, sondern nur zu verringern. Besondere Vorsicht ist im Bereich der Wangen geboten. Werden diese mit zu viel Filler unterspritzt und aufgepolstert, so kann ebenfalls eine Feminisierung des Gesichts eintreten, wenn nicht typische männliche „Gesichtskonturen“ berücksichtigt werden.<br /> Dies sollte man vor allem auch bei männlichen Lippen berücksichtigen, wo Volumen sehr rasch zu einer Feminisierung des Aussehens führen kann.</p> <p><strong>Microneedling</strong><br /> Eine weitere Methode zur Faltenbehandlung stellt das Needling oder auch Microneedling dar. Bei dieser minimal invasiven und schmerzarmen Methode werden der Haut mittels kleiner Nadeln (z.B. Dermaroller) eine Vielzahl mikroskopisch kleiner Verletzungen beigebracht. Das führt zu einer stärkeren Durchblutung der Haut, und außerdem werden Selbstheilungsprozesse der Haut (z.B. Kollagenbildung) angeregt. Insgesamt lässt diese Behandlung die Haut straffer erscheinen, wobei auch der Teint deutlich verbessert wird. Microneedling hat nicht nur Verwendung in der Faltenbehandlung gefunden – mit der Möglichkeit, mittels Wirkstoff- beschichteter Nadeln oder über hohle Nadeln Wirkstoffe zu applizieren, hat sich das Einsatzspektrum rasant erweitern lassen. Studien haben gezeigt, dass durch den Einsatz von Microneedling etwa die Wundheilung verbessert oder die Hautdicke erhöht werden konnte.<br /> In der Kosmetik hat das Microneedling beim Mann eine besondere Anwendung gefunden. Diverse Studien konnten zeigen, dass die Kombination von Microneedling mit 5 % Minoxidil das Haarwachstum signifikant verbessern konnte. Minoxidil – ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt – wirkt, lokal aufgetragen, gegen erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie). In Kombination mit dem Microneedling wird die Hautbarriere überwunden und der Wirkstoff kann über die tausenden kleinen Stichkanäle direkt in die Haut eindringen. Dadurch lässt sich eine verbesserte Wirksamkeit erzielen.</p> <h2>Gesundes Altern</h2> <p>Das Altern im Allgemeinen und die Hautalterung im Besonderen sind komplexe Vorgänge, beeinflusst durch eine Vielzahl von intrinsischen und externen Faktoren, die kontinuierlich zu einem Verlust der strukturellen Integrität und physiologischen Funktion der Haut führen. Zu den daraus resultierenden sichtbaren Veränderungen zählt eben die Bildung von Falten oder der Elastizitätsverlust der Haut; andere Veränderungen wie die verschlechterte Wundheilung oder das erhöhte Risiko, an Hauttumoren zu erkranken, sind vielleicht nicht ganz so offensichtlich, aber durchaus ernst zu nehmen.<br /> Genetische Prädisposition und hormonelle Veränderungen zählen zu den intrinsischen Größen, die man schlecht beeinflussen kann. Im Gegensatz dazu rechnet man das Rauchen, UV-Exposition, Feinstaubbelastung und überhaupt den Lebensstil eines Menschen (Ernährung, Stress, Menge an Schlaf u.Ä.) zu den externen Faktoren, auf die man durchaus einen Einfluss nehmen kann. Dementsprechend wird sich ein bewusst gesunder Lebensstil, bei dem man auf eine ausgewogene Ernährung, Bewegung, Sonnenschutz und ausreichenden Schlaf achtet, nicht nur begünstigend auf die allgemeine Gesundheit auswirken, sondern auch die Hautalterung verlangsamen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1901_Weblinks_jatros_derma_1901_s70_abb1_rappl.jpg" alt="" width="550" height="307" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1901_Weblinks_jatros_derma_1901_s71_abb2_rappl.jpg" alt="" width="375" height="247" /></p> <p><br /><em>Wir bedanken uns bei Kollegin Hofmann für die Erstellung der Grafiken und Abbildungen.</em></p></p>
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