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Clevere Marketinglösungen für die Praxis: professionelles Zeit- und Patientenmanagement

<p class="article-intro">Schlechte Praxisorganisation und fehlendes Terminmanagement führen in vielen Praxen zu unzufriedenen Mitarbeitern, schlechtem Arbeitsklima und zu Patienten, die den Arzt wechseln und negative Bewertungen abgeben. Umsatzeinbußen und sinkende Gewinne sind die Folge. Mit einfachen Mitteln lassen sich allerdings Organisation und Zufriedenheit aller Beteiligten verbessern und die Praxiserträge erhöhen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Patienten in Arztpraxen bem&auml;ngeln h&auml;ufig einen unkoordinierten Ablauf, unfreundliches und gestresstes Personal, lange Wartezeiten f&uuml;r Termine und im Wartezimmer und daf&uuml;r sehr knappe Behandlungszeiten mit einem kurz angebunden Arzt. In vielen Arztpraxen sind Wartezeiten von &uuml;ber einer Stunde auch bei Patienten mit Termin leider keine Seltenheit. Die Folge: Die Patientenzufriedenheit sinkt, der Patient vertraut dem Arzt nicht und f&uuml;hlt sich auch nicht gut aufgehoben. Sofern es ihm m&ouml;glich ist, wird er sich nach einer anderen Praxis mit k&uuml;rzeren Wartezeiten und einer besseren Organisation umsehen.<br /><br /> Schlecht organisierte und wenig ansprechend eingerichtete Arztpraxen haben meist auch mit schlechten Bewertungen im Internet zu k&auml;mpfen &ndash; diese werden wiederum von potenziellen Patienten gelesen, die sich gar nicht erst f&uuml;r einen Besuch in dieser Ordination entscheiden.<br /> Ein gut organisiertes Praxisteam, ordentliche Behandlungsr&auml;ume und aufger&auml;umte Praxisr&auml;umlichkeiten vermitteln hingegen einen professionellen Eindruck und wirken sich positiv aus &ndash; nicht nur auf die Mitarbeiter und deren geleistete Arbeit, sondern auch auf das Empfinden der Patienten.<br /><br /> Ordnung, Sauberkeit und Ruhe sind f&uuml;r Patienten ein wichtiges Qualit&auml;tssignal. Patienten orten bei Unordnung in der Praxis subjektiv &bdquo;Gleichg&uuml;ltigkeit&ldquo; bzw. &bdquo;Unf&auml;higkeit&ldquo; und &uuml;bertragen dies im schlimmsten Fall auch auf die medizinische Kompetenz des Arztes.<br /> Das Problem in vielen Arztpraxen sind fehlende Dokumentation und wenig Systematik in den Abl&auml;ufen. Die Kommunikation erfolgt meist zwischen T&uuml;r und Angel. Volle Wartezimmer, schlechte Organisation und unzufriedene Patienten haben auch f&uuml;r Mitarbeiter negative Folgen: Der Frust &uuml;ber lange Wartezeiten oder zu kurze Arzt-Patienten- Gespr&auml;che wird bei ihnen abgeladen, Arbeitszeiten werden nicht eingehalten, Termine st&auml;ndig verschoben und die Arbeitsproduktivit&auml;t und Motivation sinken. Die Fehleranf&auml;lligkeit und die Krankenst&auml;nde steigen, auch &Uuml;berstunden k&ouml;nnen unn&ouml;tige Kosten f&uuml;r Praxisinhaber verursachen.<br /><br /> Im schlimmsten Fall verliert der Arzt oder Praxisinhaber also Patienten und Mitarbeiter, muss sich viele Beschwerden anh&ouml;ren und f&uuml;r vermeidbare Fehler geradestehen. Unkoordinierte Praxen haben in der Regel auch einen geringeren Patientendurchlauf und machen weniger Umsatz. Diese Probleme sind l&ouml;sbar und entstehen h&auml;ufig, weil keine ordentliche Organisation existiert oder mangelndes Terminmanagement die Ursache ist.<br /><br /> F&uuml;r eine gute und funktionierende Organisation gilt es, das Praxistelefon, die Rezeption, das Arzt-Patienten-Gespr&auml;ch bzw. die Behandlungsdauer, das Ablaufmanagement sowie das Terminsystem genau unter die Lupe zu nehmen und zu optimieren:</p> <h2>Das Praxistelefon</h2> <p>Das Praxistelefon ist meist der erste direkte Kontakt eines Patienten mit der Praxis. Der Eindruck, den der Anrufer &uuml;ber das Telefon erh&auml;lt, beeinflusst seine Meinung &uuml;ber die Praxis und deren Image &ndash; sowohl im negativen als auch im positiven Sinn. Der Anrufer schlie&szlig;t auf die Kompetenz und Professionalit&auml;t der Praxis. Damit ist das Praxistelefon eines der wichtigsten Marketinginstrumente und wird mit der Annahme &bdquo;Telefonieren kann jeder&ldquo; oftmals weit untersch&auml;tzt.<br /><br /> In den meisten Ordinationen wird das Telefon am Empfang nebenbei bedient, bei Annahme eines Telefonats wird meist das Gespr&auml;ch mit einem wartenden Patienten an der Rezeption unterbrochen. In anderen F&auml;llen gelangen anrufende Patienten in eine Warteschleife, in der sie auf die Entgegennahme des Telefonats warten m&uuml;ssen, oder sie h&ouml;ren im schlimmsten Fall &uuml;berhaupt nur das Besetzt-Zeichen.<br /><br /> Das Praxistelefon sollte immer als eigenst&auml;ndiger Arbeitsplatz konzipiert sein, f&uuml;r den ein Mitarbeiter verantwortlich ist. Patienten sollten die M&ouml;glichkeit haben, jederzeit einen R&uuml;ckruf anzufordern &ndash; entweder via Webformular, Anrufbeantworter oder E-Mail.<br /><br /> Zus&auml;tzlich empfiehlt sich ein Online- Terminvereinbarungssystem, das Patienten erlaubt, jederzeit einen Termin zu vereinbaren, und erfahrungsgem&auml;&szlig; sehr gesch&auml;tzt wird. Dies entlastet die Assistenz auch zu normalen Sprechstunden, da sie f&uuml;r andere T&auml;tigkeiten am Empfang freigespielt wird. Ein Online-Terminvereinbarungssystem bzw. Kontaktformular f&uuml;r R&uuml;ckrufe &uuml;ber die Website sollte zur Standardausstattung jeder modernen Ordination geh&ouml;ren, ebenso wie Anrufbeantworter und geschulte Mitarbeiter, die spezielle Telefontrainings absolviert haben. Ebenso hilfreich sind Checklisten und Telefonprotokolle, die festlegen, welche Informationen bei einem Telefongespr&auml;ch abgefragt werden bzw. wie Telefonate gef&uuml;hrt werden und welche Formulierungen standardisiert zum Einsatz kommen.</p> <h2>Die Rezeption</h2> <p>Freundliche, patienten- und serviceorientierte Mitarbeiter sind das Um und Auf jeder Praxis. Dar&uuml;ber hinaus sollte die Rezeption stets aufger&auml;umt, sauber und ordentlich gestaltet sein. Die Rezeption ist die Schl&uuml;sselstelle der Arztpraxis: Hier werden Patienten empfangen und verabschiedet, Informationen weitergegeben, Termine vereinbart, Telefonate gef&uuml;hrt, Rezepte und &Uuml;berweisungen ausgestellt sowie Hinweise zur Wartezeit gegeben. Rezeptionsmitarbeiter m&uuml;ssen stets freundlich sein, belastbar und zuverl&auml;ssig sowie mehrere Abl&auml;ufe gleichzeitig koordinieren. Das erfordert professionelle und versierte Pers&ouml;nlichkeiten, daher sollte nach M&ouml;glichkeit vermieden werden, Mitarbeiter in Ausbildung alleine an der Rezeption arbeiten zu lassen. Der Empfang sollte personalm&auml;&szlig;ig an das Patientenaufkommen angepasst sein &ndash; bei Bedarf sollten mehrere Mitarbeiter abgestellt werden.</p> <h2>Das Ablaufmanagement</h2> <p>Die maximale Toleranzgrenze der Patienten f&uuml;r eine Wartezeit mit Termin liegt bei zwanzig Minuten &ndash; danach ist Unzufriedenheit vorprogrammiert. Lange Wartezeiten sind ein Zeichen schlechter Organisation und wirken sich auf die Einsch&auml;tzung der Gesamtkompetenz aus. Rund 15 % der Patienten, die den Arzt wechseln, tun dies wegen falscher Leistungsversprechen zur L&auml;nge der Wartezeiten. Lange Wartezeiten sorgen auch f&uuml;r Hektik und Stress bei Mitarbeitern und Arzt und so f&uuml;r Unzufriedenheit bei allen Beteiligten. Die Meinung, dass ein volles Wartezimmer ein besonderes Qualit&auml;tsmerkmal ist, hat sich als l&auml;ngst &uuml;berholt erwiesen &ndash; f&uuml;r Patienten hat eine kurze Aufenthaltsdauer im Wartezimmer h&ouml;here Priorit&auml;t.</p> <h2>Das Patientengespr&auml;ch</h2> <p>Patienten w&uuml;nschen sich eine stressfreie Behandlung nach kurzer Wartezeit mit l&auml;ngerer Arzt- und Behandlungszeit &ndash; eine gro&szlig;e Herausforderung f&uuml;r die Praxisorganisation. Dar&uuml;ber hinaus sind viele Patienten bereits &uuml;ber das Internet vorinformiert &ndash; allerdings nicht immer mit zufriedenstellenden bzw. richtigen Informationen.<br /><br /> Eine gute M&ouml;glichkeit, Patienten zu einer sinnvollen Recherche zu animieren, ist, selbst eine Auswahl an Online-Artikeln bzw. Internetseiten zusammenzustellen und diese an Patienten mit dem Hinweis &bdquo;Im Hinblick auf die bei Ihnen festgestellte(n) Erkrankung(en) (Beschwerden) empfehle ich Ihnen folgende Internetseiten zur weiteren Information&ldquo; weiterzugeben. Damit kann die Praxis eine zus&auml;tzliche Serviceleistung anbieten und die Online-Recherche der Patienten verl&auml;uft gezielt im Sinne der &auml;rztlichen Empfehlungen.<br /><br /> Eine weitere M&ouml;glichkeit besteht in der Gestaltung von eigenen Info- und Aufkl&auml;rungsbl&auml;ttern, die die wichtigsten Informationen und Empfehlungen enthalten und dem Patienten im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespr&auml;ch ausgeh&auml;ndigt werden. Damit f&uuml;hlen sich Patienten besser informiert und der Arzt hat die Sicherheit, alle relevanten Informationen an den Patienten weitergegeben zu haben.</p> <h2>Das Zeitmanagement</h2> <p>In vielen Praxen wird die patientenbezogene Arbeitszeit vollst&auml;ndig verplant. F&uuml;r eine gute Zeitplanung ist allerdings auch der Einsatz von Pufferzeiten wichtig &ndash; als grobe Faustregel gilt, nur 80 % der Arbeitszeit tats&auml;chlich zu verplanen und rund 20 % als Pufferzeiten freizuhalten &ndash; pro Stunde w&auml;ren das 12 Minuten Pufferzeit.<br /><br /> Eine genaue Analyse der Behandlungszeiten f&uuml;r Untersuchungen schafft rasch Klarheit und hilft, das eigene Zeitmanagement besser zu organisieren. Dabei ist es wichtig, die wesentlichen Praxisabl&auml;ufe und Behandlungssituationen kurz zu beschreiben und in ein Zeitsystem zu &uuml;berf&uuml;hren. Wie lange dauern unsere h&auml;ufigsten Untersuchungen tats&auml;chlich? Sind die Zeitfenster f&uuml;r Termine tats&auml;chlich richtig bemessen? Meist reichen bereits die Daten von vier bis sechs Wochen, um eine durchschnittliche Behandlungs- bzw. Verweildauer f&uuml;r Patienten festzulegen und Abl&auml;ufe und Termine besser zu planen.<br /> Dar&uuml;ber hinaus sollte im Rahmen des Zeitmanagements ebenfalls festgelegt werden, wann beispielsweise Arzt und Mitarbeiter vor der Praxis&ouml;ffnung zu erscheinen haben. Welche Arbeiten sind au&szlig;erhalb der Ordinationszeiten zu erledigen und wer &uuml;bernimmt welche Aufgaben (beispielsweise Postbearbeitung, Materialbestellung und -&uuml;berpr&uuml;fung, lnstandhaltung von Ger&auml;ten etc.)?<br /> Je genauer Arbeitsabl&auml;ufe definiert sind und Aufgaben verteilt werden, desto schneller und effizienter k&ouml;nnen Mitarbeiter arbeiten. Dar&uuml;ber hinaus steigen die Motivation und die Mitarbeiterzufriedenheit.</p> <h2>Das Terminsystem</h2> <p>Ein gutes Terminsystem erfordert genaue Planung. Dazu geh&ouml;rt auch, den durchschnittlichen Zeitbedarf pro Untersuchung genau zu kennen.<br /> Zus&auml;tzlich unterscheiden sich Bestellpraxen, in denen Patienten ausschlie&szlig;lich mit Termin erscheinen d&uuml;rfen, von halboffenen Systemen, in denen sowohl Akutpatienten ohne Termin und Terminpatienten behandelt werden. Hier empfiehlt sich, spezielle Sprechstunden bzw. Zeiten f&uuml;r Akutpatienten einzuplanen, um den Ablauf nicht zu verz&ouml;gern, bzw. ausreichend Pufferzeiten f&uuml;r Akutpatienten einzuplanen.<br /> Viele Praxen haben auch mit Patienten zu k&auml;mpfen, die zu sp&auml;t oder gar nicht zum Termin erscheinen. Wenn sich diese sogenannten &bdquo;No-Shows&ldquo; in einer Praxis h&auml;ufen, so hat das oft ganz bestimmte Gr&uuml;nde. Machen Patienten beispielsweise die Erfahrung, dass sie trotz Termin lange warten m&uuml;ssen, finden sie es selbst auch weniger n&ouml;tig, die Zeitabmachungen strikt oder &uuml;berhaupt einzuhalten. Abhilfe k&ouml;nnen Erinnerungsanrufe oder Erinnerungs-SMS am Vortag schaffen. Achtung: Bei Erinnerungsmails ist aufgrund datenrechtlicher Bestimmungen vorab die Zustimmung der Patienten einzuholen!</p> <h2>Das Praxishandbuch</h2> <p>Ein Praxishandbuch hilft, klar festzulegen, wann welche T&auml;tigkeit von wem in welcher Art und Weise ausgef&uuml;hrt werden soll. Nur durch Arbeitsteilung und durch Delegierung von Arbeiten wird der Arzt von administrativen Aufgaben entlastet und hat somit mehr Zeit f&uuml;r seine eigentliche Hauptaufgabe, die Patientenversorgung.<br /><br /> Unkoordinierte Abl&auml;ufe kosten Zeit und f&uuml;hren h&auml;ufig zu Fehlern. Darum muss genau festgelegt werden, wer in welcher Form T&auml;tigkeiten und Aufgaben &uuml;bernimmt. Die klare Arbeitsteilung und die Delegation von Zuarbeiten sparen Zeit und stellen sicher, dass einerseits alle notwendigen Arbeiten erledigt werden und es andererseits nicht zu doppeltem Aufwand oder zu Leerlauf kommt. Au&szlig;erdem wird durch eine eindeutige Zuordnung von Aufgaben vermieden, dass es Kompetenzgerangel zwischen den Mitarbeitern gibt. Im Idealfall enth&auml;lt das Praxishandbuch ein Praxisorganigramm, interne Anweisungen (z.B. zur Regelung von Verantwortlichkeiten), Ablaufbeschreibungen (z.B. f&uuml;r h&auml;ufig wiederkehrende Behandlungsabl&auml;ufe), Checklisten (z.B. zu bestimmten Behandlungen, zur Postbearbeitung, zur Terminvereinbarung etc.).<br /><br /> Ein solches Handbuch dient im t&auml;glichen Praxisbetrieb als Orientierungsgrundlage und erm&ouml;glicht es neuen Mitarbeitern zudem, sich schnell in interne Abl&auml;ufe und Regelungen einzuarbeiten.</p> <div id="&quot;fazit"> <h2>Fazit</h2> Ein gut organisiertes Terminmanagement und Bestellsystem, geschulte Mitarbeiter, genaue Arbeitsteilung und ein Praxishandbuch schaffen ein angenehmes Arbeitsumfeld, in dem sich Patienten und Mitarbeiter gleicherma&szlig;en wohlf&uuml;hlen. Vor allem das Terminsystem kann mit einfachen Mitteln gut optimiert werden, ein Online- Terminvereinbarungssystem bringt zus&auml;tzlich gro&szlig;e Entlastung. Langfristig steigt die Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheit, die Praxis wird weiterempfohlen und verf&uuml;gt so &uuml;ber eine stabile wirtschaftliche Ertragslage.</div></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>&bull; Frank M: Praxisgr&uuml;ndung/Praxismanagement. Stuttgart: Schattauer Verlag, 2016 &bull; Hentschel D, Ahlgrimm D: Praxis- Handbuch. Wiesbaden: Medical Tribune Verlagsgesellschaft, 2009 &bull; Schramm A: Online-Marketing f&uuml;r die erfolgreiche Arztpraxis. Heidelberg: Springer Verlag, 2012 &bull; Thill KD: Marketing in der Arztpraxis. K&ouml;ln: Deutscher &Auml;rzte-Verlag, 2005</p> </div> </p>
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