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Biologika und Co – sind sie die Zukunft in der Dermatologie?

<p class="article-intro">Dieser Frage stellte sich Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf, Medizinische Universitätsklinik Graz, im Rahmen der OEADF im Juni in Salzburg. Wie auch bei anderen Diagnosen hat durch intensive Erforschung der Schlüsselmoleküle der Psoriasis wie vom Zytokin TNF-alpha, Interleukin (IL) 12/23 und IL-17 und PDE-4 ein wesentlicher Wissensschub in Bezug auf die Pathophysiologie der Erkrankung stattgefunden. Dies hat Psoriasis und Psoriasisarthritis effizient und sicher behandelbar und Patienten zufriedener gemacht. Mit rund 30 weiteren Medikamenten in der pharmazeutischen „Pipeline“ werden sich die Therapiemöglichkeiten für viele Patienten verbessern.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Derzeit stehen in &Ouml;sterreich f&uuml;nf Biologika, n&auml;mlich Adalimumab (Humira), Etanercept (Enbrel), Infliximab (Remicade), Secukinumab (Cosentyx) und Ustekinumab (Stelara), f&uuml;r die Behandlung der Plaque-Psoriasis zur Verf&uuml;gung. Der PDE-4-Inhibitor Apremilast (Otezla), ein sogenanntes &bdquo;small molecule&ldquo;, ist seit Anfang des Jahres zugelassen und auch schon verf&uuml;gbar. Aber auch zwei Biosimilars von Infliximab (Remsima und Inflectra) beteiligen sich am Verdr&auml;ngungswettbewerb in der Behandlung der Erkrankung. Weitere Medikamente in Entwicklung f&uuml;r die Therapie der Psoriasis und Psoriasisarthritis sind Certolizumab (Cimzia), Ixekizumab, Tildrakizumab, Tofacitinib und etliche andere Biologika, &bdquo;small molecules&ldquo; und Biosimilars. &bdquo;Insgesamt k&ouml;nnten in naher Zukunft bis zu 30 neue antipsoriatische Therapien verf&uuml;gbar sein&ldquo;, prognostizierte Prof. Wolf. Aber nicht alles ist gut und auch ohne Frage sicher: So wurde das klinische Studienprogramm des Anti-IL-17-Rezeptor-Antik&ouml;rpers Brodalumab k&uuml;rzlich unerwartet wegen erh&ouml;hten Risikos f&uuml;r Suizide gestoppt, wie Amgen im Mai 2015, nur wenige Tage vor der OEADF, verlautbarte.</p> <h2>&Ouml;sterreichisches Psoriasis-Register</h2> <p>Peter Wolf wies darauf hin, dass das Psoriasis Registry Austria (PsoRA, www.psoriasisregistry.at) einwohnerbezogen eine der gr&ouml;&szlig;ten webbasierten Datenbanken weltweit verk&ouml;rpert. PsoRA wurde von der Medizinischen Universit&auml;t Graz in Zusammenarbeit mit der &Ouml;GDV und der Arbeitsgruppe f&uuml;r Photomedizin und der Arbeitsgruppe f&uuml;r Biologika entwickelt und ist bereits in das europaweite Psoriasisregister PsoNet eingebettet. Prim&auml;res Ziel des Registers ist es, die Therapie von Patienten mit Psoriasis unter Alltagsbedingungen zu erfassen und dadurch zu optimieren. Mit November 2014 waren bereits Daten von mehr als 1.400 Patienten r&uuml;ckgreifend bis 2004 erfasst. Bemerkenswert ist, dass bei sch&auml;tzungsweise 200.000 Psoriasispatienten in &Ouml;sterreich nur 1&ndash;2 % eine Therapie mit einem Biologikum erhalten, so Wolf. <br /> Wie die &ouml;sterreichischen Registerdaten zeigen, ist die beste klinische Wirkung unter Biologika-Therapie (Infliximab, Etanercept, Adalimumab) nach etwa 6 Monaten erreicht, wobei die klinische Effektivit&auml;t von Ustekinumab langfristig betrachtet &uuml;ber der der anderen drei Substanzen zu liegen scheint, berichtete Peter Wolf. Was die Therapietreue betrifft, so ist gemessen in einer Zeitspanne von 8 Jahren jene von Etanercept und Adalimumab vergleichbar und der Mittelwert liegt bei 3&ndash;4 Jahren. Auch hier scheint Ustekinumab vergleichsweise besser abzuschneiden, der direkte Vergleich ist allerdings noch ausst&auml;ndig. Von Prof. Wolf als vielversprechendes Pr&auml;parat der n&auml;chsten Generation der Biologika mit hohen PASI-90-Remissionsraten eingestuft wird Secukinumab (cave: Es wirkt nicht bei M. Crohn, einer h&auml;ufigen Begleiterkrankung der Psoriasis, und ist bei dessen gleichzeitigem Bestehen wegen m&ouml;glicher Verschlechterung der Darmsymptomatik nur mit Vorsicht anzuwenden).<br /> Jedoch auch traditionelle Therapieformen wie das station&auml;r oder tagesklinisch lokal applizierte Cignolin k&ouml;nnen hervorragende Therapieergebnisse zeigen, wie beispielsweise in 80 % der F&auml;lle nach 9 Tagen eine PASI-75-Response, was eine rezente Studie mit Daten aus dem &ouml;sterreichischen Register ergab. Trotz fehlender systemischer und lokaler Langzeitnebenwirkungen kann Cignolin aufgrund der m&ouml;glichen braunen Verf&auml;rbung der Haut und der W&auml;sche sowie der bekannten Irritationen der Haut allerdings nicht als Therapie der Zukunft eingestuft werden. Ein besseres Verst&auml;ndnis der Wirkmechanismen von Cignolin k&ouml;nnte jedoch wegweisend zur Weiterentwicklung antipsoriatischer Therapien beitragen.<br /> Eines steht f&uuml;r Peter Wolf fest: Durch die Zusammenarbeit mit der Biobank der Medizinischen Universit&auml;t Graz und die Verkn&uuml;pfung klinischer Daten mit biologischen Untersuchungsergebnissen ist mithilfe des Psoriasis Registry Austria der Weg in Richtung einer personalisierten Therapie der Psoriasispatienten geebnet.</p> <h2>Andere potenzielle Indikationen f&uuml;r Biologika</h2> <p>Spannend k&ouml;nnte es auch hinsichtlich weiterer Indikationen von Biologika und Co werden. Interessant wird es demn&auml;chst mit der Hidradenitis suppurativa (Akne inversa), der ersten nicht psoriatischen Indikation eines f&uuml;r die Psoriasis zugelassenen Biologikums (Humira) in der Dermatologie. Ein weiteres Biologikum f&uuml;r andere Indikationen ist beispielsweise Omalizumab (Xolair), ein Anti-IgE-Antik&ouml;rper, der bei chronischer Urtikaria verwendet wird. Bereits l&auml;nger zugelassen beim metastasierten Melanom ist Ipilimumab, ein Anti-CTLA-4-Antik&ouml;rper, unter dem Handelsnamen Yervoy; Nivolumab, ein Anti-PD-1-Antik&ouml;rper, wird unter dem Namen Opdivo in K&uuml;rze folgen. Auf dem Radarschirm stehen Erkrankungen wie die Rosacea. Hier wird pathogenetisch eine Beteiligung von IL-17 diskutiert. F&uuml;r das Ekzem sind IL-4 und IL-13 von entscheidender Bedeutung, beim Lichen planus k&ouml;nnte IL-6 urspr&uuml;nglich involviert sein, bei neutrophilen Entz&uuml;ndungsmustern wird eine IL-1-Beteiligung diskutiert. Der monoklonale Antik&ouml;rper Dupilumab, der IL-4 und IL-13 blockiert, k&ouml;nnte in der Behandlung des atopischen Ekzems in naher Zukunft die Zulassung erreichen.</p> <h2>Biologika im Sonnenschutz</h2> <p>Prof. Wolf verwies auch auf die Bedeutung der DNS-Reparatur-Liposomen, die Enzyme als biologisch hergestellte Substanzen enthalten und beispielsweise die Bildung und Freisetzung von TNF-alpha in der Haut nach UV-Exposition reduzieren. Topisch applizierte DNS-Reparatur-Liposomen k&ouml;nnen insofern immun- und kanzeroprotektiv wirken, als sie pr&auml;ventiv dabei unterst&uuml;tzen, UV-bedingte Ver&auml;nderungen an der DNS zu beseitigen. Eine Studie bei Patienten mit Xeroderma pigmentosum hat beispielsweise ergeben, dass die regelm&auml;&szlig;ige Anwendung einer liposomalen DNS-Reparatur-Lotion die H&auml;ufigkeit von aktinischen Keratosen um 70 % und jene von Basalzellkarzinomen um 30 % verringerte. DNS-Reparatur-Enzyme sind in Sonnenschutzpr&auml;paraten und &bdquo;After sun&ldquo;-Lotionen unterschiedlicher Hersteller und Firmen enthalten und somit zur Pr&auml;vention verf&uuml;gbar.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Allein die Tatsache, dass Biologika einschlie&szlig;lich Biosimilars und &bdquo;small molecules&ldquo; in unterschiedlichen Indikationen untersucht werden und teilweise kurz vor der Markteinf&uuml;hrung stehen, wird zwangsl&auml;ufig auch zu einem besseren Wissensstand in Hinsicht auf die pathophysiologischen Mechanismen der Erkrankungen und letztlich zu einem Umdenken in der Behandlung f&uuml;hren. Verschiedene Darreichungsformen wie etwa die prinzipielle M&ouml;glichkeit der topischen Anwendbarkeit von &bdquo;small molecules&ldquo;, wie beispielsweise des JAK-Kinase-Hemmers Tofacitinib, werden die Therapie der Psoriasis sicherlich ver&auml;ndern. Die Dokumentation mithilfe des &Ouml;sterreichischen Psoriasis-Registers verschafft Transparenz, generiert Daten &uuml;ber Sicherheit und Effektivit&auml;t, hilft, Schwellen&auml;ngste zu &uuml;berwinden, und wird zu einem besseren Verst&auml;ndnis der Erkrankung und von deren therapeutischen M&ouml;glichkeiten beitragen.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: OEADF 2015, Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Peter Wolf, 5. Juni 2015, Salzburg </p>
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