
Über die Bedeutung von Planetary Health und Nachhaltigkeit
Täglich ist unsere Haut in besonderer Weise der Umwelt ausgesetzt. Der Klimawandel führt zu hohen Temperaturen, mehr Sonnenstunden und damit zu mehr UV-Strahlenbelastung, wodurch sich das Hautkrebsrisiko erhöht. Präventionsmassnahmen beim Sonnenschutz müssen daher ausgebaut werden.
Die Zahl der Jahre mit mehr registrierten Sonnenstunden als im langjährigen Durchschnitt in Deutschland nimmt zu. Laut Deutschem Wetterdienst war das Jahr 2022 ein Rekordjahr, in dem die 1544 Sonnenstunden, die sonst durchschnittlich in einem ganzen Jahr zu verzeichnen sind, bereits Ende August erreicht wurden. Hohe bis sehr hohe Temperaturen und sonniges Wetter verändern das Freizeitverhalten vieler Menschen. Der Wunsch, sich mit leichter, sportlicher Kleidung im Freien aufzuhalten, ist dann sehr verbreitet. Andere wiederum sind aus beruflichen Gründen vermehrt der Sonne ausgesetzt, wie beispielsweise Beschäftigte in der Landwirtschaft, im Bauwesen oder im Gartenbau.
«Bei den vom Klimawandel verursachten Veränderungen ist aus dermatologischer Sicht die Belastung durch UV-Strahlen besonders wichtig, denn die damit einhergehenden Risiken für Hautkrebs werden von der Bevölkerung noch immer unterschätzt», sagt Professor Dr. med. Mark Berneburg, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Regensburg. Hautkrebserkrankungen nehmen seit Jahrzehnten zu. Mit mehr als 220000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Hautkrebs die häufigste Krebserkrankung in Deutschland.
Mehr Prävention und Information
Für Berneburg ist Prävention durch Sonnenschutz besonders wichtig. «Wir haben zwar für die Prävention schon viel auf den Weg gebracht. Beim berufsbedingten Hautkrebs, der vor allem Menschen betrifft, die viel im Freien arbeiten, sind Massnahmen der Verhaltens- und Verhältnisprävention schon sehr bekannt. Nun müssen die Konzepte erweitert werden, mit denen wir die Prävention voranbringen», so Berneburg. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig zu wissen, welche Belastungen am jeweiligen Tag zu erwarten sind.
Hier helfen beispielsweise Informationen vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zu UV-Index und dessen prognostizierten Tagesverläufen weiter. Berneburg verweist auf den Zusammenhang: «Je höher der UV-Index ist, desto schneller entsteht auf ungeschützter Haut ein Sonnenbrand und umso mehr muss man sich schützen.» Darüber hinaus gehören zur individuellen Prävention von Hautkrebs der Expositionsschutz beispielsweise durch Kleidung, die vor UV-Strahlung schützt, die regelmässige Selbstuntersuchung der Haut sowie die alle zwei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen angebotene Hautkrebs-Früherkennungsuntersuchung.
Umweltfaktoren und Nachhaltigkeit
Aber nicht nur beim Sonnenschutz sind Hautärztinnen und Hautärzte für die individuellen Patientinnen und Patienten wichtig. Da die Haut immer direkt der Umwelt ausgesetzt ist, spielt die Umwelt bei vielen Krankheiten der Haut auch eine direkte Rolle. Die Tatsache, dass beispielsweise eine Zunahme der Temperaturen im Jahresverlauf zu einer stärkeren Allergenbelastung von Menschen führt, belegt dies eindrücklich. Aber auch Aspekte wie Nachhaltigkeit in der Dermatologie sowie Planetary Health spielen eine wichtige Rolle in der Dermatologie. Aus diesem Grund ist von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft eine eigene Arbeitsgruppe zum Thema Nachhaltigkeit in der Dermatologie eingerichtet worden.
«Wir als wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaft nehmen Nachhaltigkeit, Planetary Health und insbesondere die Prävention von Hautkrebs sehr ernst. Gerade Letztere erfolgt durch unser Mitwirken an den Leitlinien. Mit der S3-Leitlinie zu Prävention von Hautkrebs sind ganz entscheidende Hinweise zusammengetragen und in weite Teile der Gesellschaft gebracht worden», ergänzt Professor Dr. med. Michael Hertl, Präsident der DDG.
Initiative gegen Wissenslücke
«Mehr Aufklärung über präventive Massnahmen beim Sonnenschutz heißt nicht, dass wir den Menschen vorschreiben wollen, ob und wie viel sie in der Sonne sind», sagt Hertl. Aber es gibt noch immer Wissensdefizite in Bezug auf die Risiken von zu viel Sonne und Sonnenbränden, die es zu beheben gilt. Eine Initiative, diese Lücken zu schliessen, war der vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) initiierte und von der DDG unterstützte «Hautkrebsmonat Mai 2023», der die Bevölkerung auf die Risiken einer übermässigen Sonneneinstrahlung aufmerksam machte und über Risiken für Hautkrebs aufklärte. (red)
Quelle:
Medieninformation zur 52. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), 26.–29. April 2023, Berlin
Literatur:
• S3-Leitlinie Prävention von Hautkrebs Version 2.1 – September 2021 • Niebel D et al.: Nachhaltigkeit in der dermatologischen Praxis und Klinik: Herausforderungen und Lösungsansätze. JDDG 2023; 21: 44-59
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