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Asthma bronchiale – Wissenswertes für den Dermatologen

<p class="article-intro">Asthma bronchiale ist eine heterogene Erkrankung mit variabler und zumeist reversibler Atemwegsobstruktion aufgrund einer chronischen Entzündungsreaktion der Bronchien. Die meisten Asthmatiker leiden unter bronchialer Hyperreaktivität der Atemwege. Geschätzte 5 % der erwachsenen österreichischen Bevölkerung haben Asthma bronchiale.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Asthma bronchiale ist eine heterogene, multifaktorielle, chronische inflammatorische Erkrankung der Bronchien.</li> <li>Die Basis der Asthmatherapie beruht auf der Inflammationskontrolle.</li> <li>Das Therapieziel ist optimale Asthmakontrolle mit maximaler Beschwerdefreiheit und Lebensqualit&auml;t.</li> </ul> </div> <p>Typisch f&uuml;r Asthma bronchiale sind Episoden von Husten und Giemen, eventuell mit Auswurf, zumeist auch n&auml;chtlichem Husten, gefolgt von mitunter l&auml;ngeren beschwerdefreien Intervallen. Sowohl die allergische als auch die nicht allergische Rhinitis haben signifikanten Einfluss auf den Verlauf von Asthma bronchiale. Die Pr&auml;valenz der Allergie liegt bei 20 bis 25 % .<br /> Asthma bronchiale ist eine multifaktorielle Erkrankung, die alle Lebensabschnitte von der fr&uuml;hen Kindheit bis ins hohe Lebensalter betreffen kann. Asthma bronchiale hat allergische und nicht allergische Ausl&ouml;ser, wobei auch Mischformen vorkommen k&ouml;nnen. Eine inhalative Allergie insbesondere auf perenniale Allergene wie Katzen oder Hausstaubmilben ist mit 70 % der h&auml;ufigste Ausl&ouml;ser von Asthma bronchiale. Aber auch physikalische Reize wie K&auml;lte oder Anstrengung (&bdquo;exercise-induced asthma&ldquo;), hormonelle Einfl&uuml;sse (Hormonersatztherapie, perimenstruelles Asthma) oder virale Infekte sind klassische Ausl&ouml;ser. Zuletzt darf auch der gastro&ouml;sophageale Reflux nicht vergessen werden, insbesondere deshalb, weil Patienten pulmonal symptomatisch sein k&ouml;nnen, auch wenn sie den Reflux nicht sp&uuml;ren. Die Asthmaph&auml;notypen werden nach dem Typ der zellul&auml;ren Inflammation (Th2 low &amp; Th2 high), dem Vorliegen einer Allergie und dem Alter bei Beginn der Erkrankung eingeteilt.</p> <h2>Diagnostik</h2> <p>Der Goldstandard der Diagnostik besteht im Nachweis der reversiblen Atemwegsobstruktion mittels Lungenfunktionstest (Spirometrie) und Bronchospasmolysetest mittels Beta-2-Mimetikum. Von Reversibilit&auml;t spricht man, wenn sich der FEV<sub>1</sub> um 12 % verbessert oder um 200ml ansteigt. Nach Schweregrad wird zwischen intermittierendem und persistierendem Asthma bronchiale unterschieden. Zu beachten ist, dass schweres Asthma bronchiale zumeist nicht mehr v&ouml;llig reversibel ist. Bei intermittierendem Asthma hilft der Nachweis der bronchialen Hyperreaktivit&auml;t mittels Methacholinprovokation (Goldstandard). Eine normale Lungenfunktion au&szlig;erhalb der Allergiesaison schlie&szlig;t Asthma bronchiale nicht aus, da viele Patienten mit allergischer Rhinitis eine bronchiale Hyperreaktivit&auml;t haben und daher &bdquo;nur&ldquo; unter saisonellem Asthma leiden.</p> <h2>Allergietestung</h2> <p>Entsprechend dem Asthmaprogramm ist bei jedem Asthmatiker ein Allergietest durchzuf&uuml;hren, welcher aus ausf&uuml;hrlicher Anamnese, einem Hautpricktest und der Serologie zur Bestimmung des spezifischen IgE (Gesamtextrakte oder Majorallergenkomponenten) besteht.<br /><br /> Bei schwerem Asthma bronchiale sollte auch ein Differenzialblutbild zur Bestimmung der absoluten Anzahl der eosinophilen Granulozyten durchgef&uuml;hrt werden. Die Eosinophilie kann sowohl allergischer (&bdquo;Begleiteosinophilie&ldquo;) als auch nicht allergischer Genese (&bdquo;genuine&ldquo; Eosinophilie) sein.</p> <h2>Differenzialdiagnosen</h2> <p>In der Differenzialdiagnostik des Hustens bei jungen Erwachsenen sollte an Asthma bronchiale, Sinusitis oder gastro&ouml;sophagealen Reflux gedacht werden.</p> <h2>Therapie</h2> <p>Die moderne Asthmatherapie zielt auf Asthmakontrolle ab (siehe GINA Guidelines; www.ginasthma.org). Darunter versteht man gr&ouml;&szlig;tm&ouml;gliche Symptomfreiheit und maximale Lebensqualit&auml;t (Tab. 1). Mit einer fr&uuml;hen Diagnose und einer konsequenten Therapie ist das zumeist auch zu erreichen. Ein Stiefkind ist die Therapiecompliance, da indolente Patienten trotz schlechter Lungenfunktion oftmals keinen Leidensdruck haben oder nach raschem Ansprechen auf die Therapie diese wieder eigenm&auml;chtig absetzen. Regelm&auml;&szlig;ige Kontrollen der Lungenfunktion sind n&ouml;tig, zus&auml;tzlich kann der Fragebogen &bdquo;Asthma Control Test&ldquo; (ACT) helfen, die Therapieeffizienz in Bezug auf Symptomkontrolle in wenigen Minuten zu evaluieren.<br /> Die moderne Asthmatherapie richtet sich nach der Asthmakontrolle, wobei entsprechend dem Stufenplan (Tab. 2) so viel Medikation gegeben wird, dass der Patient beschwerdefrei ist. Bei Symptomfreiheit kann die Medikation wieder reduziert werden (&bdquo;step up &ndash; step down&ldquo;).<br /> Die antiinflammatorische Therapie mit inhalativen Steroiden und Leukotrienantagonisten ist nach wie vor die Basis der Asthmatherapie, da die Vermeidung von Allergenen oder anderen Ausl&ouml;sern zumeist nicht m&ouml;glich ist. Die Wichtigkeit einer fr&uuml;hzeitigen antiinflammatorischen Therapie bei Asthma bronchiale konnte mehrfach best&auml;tigt werden.<br /><br /> Die inhalative Therapie steht und f&auml;llt mit der Inhalationstechnik, die regelm&auml;&szlig;ig ge&uuml;bt werden muss und entsprechend den Anspr&uuml;chen des Patienten adaptiert werden kann. Die Verwendung von ultrafeinen Partikeln erh&ouml;ht die Inhalationseffizienz und somit die antiinflammatorische Wirksamkeit der Therapie. Obwohl das Steroid nach wie vor den Goldstandard der antiinflammatorischen Therapie darstellt, gibt es auch steroidresistente Patienten. Rauchen ist ein h&auml;ufiger Ausl&ouml;ser einer Steroidresistenz.<br /> Die alleinige Gabe von kurzwirksamen Beta-2-Mimetika ohne antiinflammatorische Therapie ist nur bei intermittierenden Asthmaformen indiziert. Eine neuere Therapiestrategie ist das &bdquo;Smart-Konzept&ldquo;, bei dem ein langwirksames Betamimetikum (Formoterol) und ein Steroid sowohl als Basistherapie als auch als Anfallstherapie gen&uuml;tzt werden, um eine bessere Asthmakontrolle zu erreichen. Da jeder Anfall ein Anzeichen f&uuml;r unzureichende Asthmakontrolle ist, ist die zus&auml;tzliche Gabe eines Controllers als wirkungsvoller als die alleinige Gabe eines Betamimetikums anzusehen.<br /><br /> Eine weitere Neuerung bei GINA ist die Aufnahme der lang wirksamen Anticholinergika (LAMA; Aclidiniumbromid, Glycopyrroniumbromid oder Tiotropiumbromid) in die Asthmastufentherapie ab Stufe 4.<br /> Bei therapierefrakt&auml;rem Asthma, welches durch mangelnde Asthmakontrolle trotz hoher inhalativer Steroiddosis definiert ist, kann der monoklonale Antik&ouml;rper Omalizumab (GINA-Stufe 5) gegeben werden. Voraussetzung ist die Sensibilisierung auf ein perenniales Allergen (Hausstaubmilbe, Katze). Im Unterschied zur chronischen spontanen Urticaria richtet sich die Dosierung nach Gewicht und Gesamt-IgESpiegel, der 1300kU/l nicht &uuml;bersteigen soll, obwohl auch bei h&ouml;heren IgE-Spiegeln eine Wirkung zu sehen w&auml;re. Bei dieser kostspieligen Therapie sollte eine zumindest einj&auml;hrige Therapiedauer angestrebt werden, wenn innerhalb von 16 Wochen ein Therapieerfolg nachzuweisen ist. Gelegentlich besteht dieser Therapieerfolg &bdquo;lediglich&ldquo; darin, dass keine Exazerbationen auftreten, die Lungenfunktion aber unver&auml;ndert bleibt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1702_Weblinks_s19_tab1_2.jpg" alt="" width="1420" height="1858" /></p> <h2>Rhinitistherapie</h2> <p>Da erwachsene Patienten mit allergischem Asthma bronchiale zumeist auch an allergischer Rhinitis leiden, darf auch die Therapie der Nase nicht vergessen werden. Entsprechend dem Grundsatz &bdquo;one airway &ndash; one disease&ldquo; verbessert eine ad&auml;quate Rhinitistherapie auch das Asthma und die Lebensqualit&auml;t des Asthmatikers.</p> <h2>Spezifische Immuntherapie bei Asthma bronchiale</h2> <p>Die spezifische Immuntherapie eignet sich f&uuml;r Patienten mit kontrollierten, leichten Formen von allergischem Asthma bronchiale (FEV<sub>1</sub> &gt;70 % ), insbesondere wenn eine perenniale Sensibilisierung (Hausstaubmilbe) besteht. Wesentlich ist eine fr&uuml;hzeitige Therapie, da nach langj&auml;hrigem Asthma eine Immuntherapie wenig erfolgreich verlaufen wird. Die Immuntherapie stellt nach wie vor, zumindest in der subkutanen Applikationsform, die einzige kausale Therapie der Typ-1-Allergie mit der Option der Asthmapr&auml;vention dar.<br /> Bei Asthmatikern ist auf penible Asthmakontrolle, insbesondere w&auml;hrend der Aufdosierungsphase zu achten, wobei sich hier eine prophylaktische Anhebung der Dosis des inhalativen Steroids empfiehlt.<br /><br /> Bei Asthmatikern f&uuml;hrt die spezifische Immuntherapie zu Symptomreduktion, Verringerung des Medikamentenverbrauches, Abnahme der allergenspezifischen wie auch unspezifischen bronchialen Hyperreaktivit&auml;t und eventuell zu einer Verbesserung der Lungenfunktion. Die spezifische Immuntherapie kann die Entstehung von Asthma bronchiale verhindern.</p> <h2>Sublinguale Immuntherapie mit Tabletten</h2> <p>Erst k&uuml;rzlich wurden die ersten Daten &uuml;ber eine Hochdosismilbentablette bei Patienten mit Rhinokonjunktivitis und Asthma bronchiale publiziert. Dabei zeigte sich neben einem signifikanten Therapieerfolg bei Rhinokonjunktivitis auch eine signifikante Abnahme des Steroidverbrauchs bei Asthmatikern, wobei in der Gruppe der teilkontrollierten Asthmatiker eine h&ouml;here Steroidreduktion nachgewiesen wurde. In einer Nachfolgestudie konnte auch eine Abnahme der Asthmaexazerbationen gezeigt werden. Somit kann die Milbentablette sowohl den Steroidverbrauch als auch die Exazerbationen vermindern und daher als Controller bei Asthma bronchiale angesehen werden. Darum hat die spezifische Immuntherapie in die GINA Guidelines zu Stufe 3 und 4 Eingang gefunden.</p> <h2>Schweres Asthma bronchiale</h2> <p>Schweres Asthma bronchiale ist durch mangelnde Therapiekontrolle trotz Aussch&ouml;pfung der vollen Therapieoptionen bei guter Compliance des Patienten und Behandlung etwaiger Komorbidit&auml;ten definiert. Schwierig zu behandelndes Asthma ist durch mangelnde Therapiekontrolle trotz Aussch&ouml;pfung der vollen Therapieoptionen bei schlechter Compliance, mangelndem Meiden von Umweltnoxen wie etwa Rauchen und inad&auml;quater oder fehlender Behandlung etwaiger Komorbidit&auml;ten (Herzinsuffizienz, Reflux, Depression&hellip;) charakterisiert. Die Lungenfunktion ist zumeist trotz Aussch&ouml;pfen der antiobstruktiven Therapie nicht vollst&auml;ndig reversibel.<br /><br /> Bei allergischem Asthma steht optional die Anti-IgE-Therapie zur Verf&uuml;gung. Systemische Steroide sind mitunter w&auml;hrend Exazerbationen indiziert, aber auch bei der Behandlung von eosinophilem Asthma. Gerade bei diesen schweren Verlaufsformen hat sich eine &Auml;nderung in der GINA Guideline ergeben, da bei Stufe 5 dem Anti-IgE der Vorzug gegeben werden soll. Dies ist aber nur dann sinnvoll, wenn es sich um allergisches und nicht eosinophiles Asthma handelt. Rezente Daten geben allerdings Hinweise darauf, dass Omalizumab auch bei schwerem, nicht allergischem Asthma bronchiale mitunter eine Therapieoption darstellen k&ouml;nnte.<br /><br /> F&uuml;r eosinophiles Asthma ist ab sofort der monoklonale Antik&ouml;rper Mepolizumab (Anti-IL-5, subkutane Applikation) verf&uuml;gbar (GINA-Stufe 5), der einmal monatlich subkutan appliziert wird. Mepolizumab f&uuml;hrte zu einer deutlichen Reduktion der Asthmaexazerbationen. Andere Anti-IL- 5-Antik&ouml;rper (Reslizumab, intraven&ouml;se Applikation) und ein Anti-IL-5-Rezeptor- Antik&ouml;rper (Benralizumab) sind in Vorbereitung.</p> <h2>Asthma und Schwangerschaft</h2> <p>Asthma bronchiale sollte auch in der Schwangerschaft entsprechend den GINA Guidelines behandelt werden. Selbiges gilt f&uuml;r die allergische Rhinitis (ARIA Guidelines). Asthmaexazerbationen sind tunlichst zu vermeiden. Die inhalative Therapie birgt wahrscheinlich kein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r das ungeborene Kind. Das inhalative Steroid Budesonid und das inhalative Beta-2-Mimetikum Salbutamol sind die sichersten Asthmamedikamente. Aktuelle Informationen finden sich auch auf der Homepage www.embryotox.de der Charit&eacute; Berlin.</p></p>
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