<p class="article-intro">Die Behandlungsmöglichkeiten der mittelschweren bis schweren Psoriasis haben sich in den letzten Jahren und Monaten enorm verbessert. Aktuelle Studien der beliebten Session „Late Breaking News“ am EADV-Kongress zeigten, dass weitere interessante Substanzen in der Pipeline sind. Neben hocheffizienten Biologika spielen auch „small molecules“ eine wesentliche Rolle.</p>
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<p class="article-content"><h2>Hocheffektive Substanzen zugelassen oder in der Pipeline</h2> <p>Die Psoriasis vulgaris ist eine Hauterkrankung, die heute effizient behandelt werden kann. Hierzu haben wesentlich die zielgerichteten Therapien beigetragen, die wirksamer als konventionelle Systemtherapeutika wie beispielsweise Methotrexat sind. Im letzten Jahr wurde mit Secukinumab der erste Interleukin-17-Inhibitor zugelassen. „Der bedeutende Unterschied ist, dass es mit dieser Substanz im Vergleich zu anderen Biologika 20 % mehr Patienten gelingt, ein PASI-90- oder PASI-100-Ansprechen, d.h. eine fast vollständige oder vollständige Abheilung der Hautläsionen zu erreichen“, erklärte Prof. Kristian Reich, Dermatologikum Hamburg, Deutschland, bei einem Symposium. Mindestens ebenso wirksam ist ersten Studienergebnissen zufolge die Blockade von IL-23p19, die für lebhafte Diskussionen am Kongress sorgte: Hier gelang es mit der Substanz BI 655066 31 % mehr Psoriasispatienten, ein PASI-90-Ansprechen zu erreichen, als mit Ustekinumab, einem Biologikum der zweiten Generation (Abstract FC03.06).<br /> <br /> In der doppelblinden Phase-II-Studie erhielten 166 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis drei unterschiedliche Dosen der neuen Substanz in den Wochen 0, 4, 16 oder Ustekinumab in gleichen Abständen. Die Beobachtungszeit betrug insgesamt 48 Wochen.<br /> Der IL-23p19-Blocker demonstrierte eine aufsehenerregende Wirkstärke: Mit der Dosis von 180mg erreichten 86 % der Patienten nach 24 Wochen ein PASI-90-Ansprechen, mit Ustekinumab dagegen 55 % . Bei 57 % der mit der hohen Dosis des IL-23p19-Blockers behandelten Patienten heilten sämtliche Läsionen (PASI 100). Unter der Therapie mit Ustekinumab geschah dies nur bei 28 % . Zudem wirkte die neue Substanz schneller: So konnte ein PASI-90-Ansprechen mit dem Newcomer im Mittel nach circa 8 Wochen erreicht werden, während es mit Ustekinumab 12 Wochen dauerte. Das Sicherheitsprofil der Substanzen war vergleichbar.<br /> „Diese Daten unterstützen unwiderlegbar die These, dass IL-23 an der Expression von Psoriasis mitwirkt“, erklärte Dr. Kim A. Papp, Präsident der Probability Medical Research, Waterloo, Kanada. Die Ergebnisse der Phase-III-Studien werden jetzt mit Spannung erwartet.</p> <h2>PDE-4-Inhibitor auch langfristig sicher</h2> <p>Nach Ausführung von Prof. Reich spielen neben Biologika mit sehr starker Wirksamkeit auch „small molecules“ wie Apremilast, ein Inhibitor der Phophodiesterase (PDE) 4, bei der Therapie der Psoriasis eine Rolle: Sie sind zwar schwächer wirksam, jedoch sehr sicher und in der Praxis einfach zu handhaben, da sie oral verfügbar sind und keine Therapieüberwachung erforderlich ist. Am EADV-Kongress wurden als „late breaking news“ aktuell die Einjahresdaten der LIBERATE-Studie mit Apremilast vorgestellt.<br /> In der ersten Studienphase wurde in der LIBERATE-Studie die Wirksamkeit von oralem Apremilast (APR) und subkutanem Etanercept (ETN) gegenüber Placebo bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis über 16 Wochen untersucht. Die Teilnehmer waren zuvor noch nicht mit Biologika therapiert worden. In der Fortsetzung der doppelblinden, prospektiven Studie erhielten alle 226 Patienten der Verumgruppen Apremilast bis zur Woche 104. Unter den Patienten, die seit Studienbeginn mit Apremilast behandelt worden waren (APR/APR), erreichten 50,6 % einen PASI („Psoriasis Area and Severity Index“) 75. In der Gruppe, die von ETN auf APR umgestellt wurde, waren es 55,4 % . Die Verbesserung des „Dermatology Life Quality Index“ nach einem Jahr Therapie lag bei 8,0 im APR/APR-Studienarm. Bei Therapie mit Apremilast trat eine deutliche Besserung der Lebensqualität bereits nach den ersten 2 Wochen der Therapie ein. „Die rasche Besserung des Pruritus ist tatsächlich eine Besonderheit von Apremilast“, erklärte Prof. Reich, der die Studie vorstellte (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1601_Weblinks_Seite30.jpg" alt="" width="607" height="429" /></p> <h2>Langfristig hohe Sicherheit</h2> <p>Neben der fortgesetzten Effektivität zeigte Apremilast (Otezla<sup>®</sup>) in der Behandlung über 1 Jahr auch ein unverändertes Sicherheitsprofil: Die meisten Nebenwirkungen waren leicht bis mittelschwer und traten auch langfristig nicht gehäuft auf. In der LIBERATE-Studie gab es keinerlei Hinweise auf psychiatrische Effekte, eine erhöhte Infektionsgefahr oder ein erhöhtes Karzinomrisiko.<br /> Apremilast ist gerade für Patienten mit Komorbiditäten geeignet sowie natürlich für diejenigen, die eine Injektionsbehandlung ablehnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1601_Weblinks_Seite32.jpg" alt="" width="304" height="801" /></p> <h2>Psoriasis: Nicht nur das Herz, auch die Niere leidet</h2> <p>Bereits seit Jahren ist bekannt, dass Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis von kardiovaskulären Erkrankungen bedroht sind. Doch offensichtlich leiden auch die Nieren. Dies zeigte jetzt eine große retrospektive Studie aus Taiwan, in der die Datenbank des nationalen taiwanesischen Krankenversicherungssystems ausgewertet wurde, in dem 99 % der Bevölkerung registriert sind (Poster OP01). Hier untersuchte man bei 4.633 Patienten mit Psoriasis die Inzidenz von chronischer Niereninsuffizienz (CKD) bzw. dialysepflichtigem Nierenversagen (ESRD). Zum Vergleich dienten über 900.000 Kontrollen. Je nachdem, ob bereits eine systemische und/oder photodynamische Therapie erfolgt war oder nicht, folgerte man daraus, ob es sich um eine schwere oder um eine leichte Psoriasiserkrankung handelte.<br /> Nach Adjustierung für potenzielle Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen stellte nur die schwere Form der Psoriasis einen unabhängigen Risikofaktor dar: Sie hatte ein beinahe doppelt so hohes relatives Risiko für eine CKD und ein 3-fach erhöhtes Risiko für ein ESRD zur Folge. Das Vorhandensein einer Psoriasisarthritis (PsA) wirkte sich erschwerend aus. Mit gleichzeitiger PsA stieg das relative Risiko für CKD um das 2,5-Fache, das für ESRD sogar um mehr als das 6,5-Fache. Das erhöhte Risiko für Nierenerkrankungen betrifft nicht allein Asiaten: Eine frühere Studie hatte bereits einen ähnlichen Zusammenhang bei Patienten in Großbritannien nachgewiesen.<sup>1</sup><br /> Aufgrund dieser Daten riet Prof. Ching-Chi Chi, Chang-Gung-Universität, Taiwan, dringend dazu, bei der Therapie von Patienten mit schwerer Psoriasis eine Abklärung in Hinsicht auf Nierenfunktionsstörungen durchzuführen.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: 24. Jahrestreffen der European
Academy of Dermatology and Venereology
(EADV), Sessions „Free communications in
therapy“ am 8. Oktober 2015 sowie „Late
breaking news“ am 10. Oktober 2015,
Kopenhagen, Dänemark
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Wan J et al: Risk of moderate to advanced kidney dis­ease in patients with psoriasis: population based cohort study. BMJ 2013; 347: f5961</p>
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