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EADV 2015 Kopenhagen

Antikörper und „small molecules“ erweitern das therapeutische Spektrum

<p class="article-intro">Die Behandlungsmöglichkeiten der mittelschweren bis schweren Psoriasis haben sich in den letzten Jahren und Monaten enorm verbessert. Aktuelle Studien der beliebten Session „Late Breaking News“ am EADV-Kongress zeigten, dass weitere interessante Substanzen in der Pipeline sind. Neben hocheffizienten Biologika spielen auch „small molecules“ eine wesentliche Rolle.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Hocheffektive Substanzen zugelassen oder in der Pipeline</h2> <p>Die Psoriasis vulgaris ist eine Hauterkrankung, die heute effizient behandelt werden kann. Hierzu haben wesentlich die zielgerichteten Therapien beigetragen, die wirksamer als konventionelle Systemtherapeutika wie beispielsweise Methotrexat sind. Im letzten Jahr wurde mit Secukinumab der erste Interleukin-17-Inhibitor zugelassen. &bdquo;Der bedeutende Unterschied ist, dass es mit dieser Substanz im Vergleich zu anderen Biologika 20 % mehr Patienten gelingt, ein PASI-90- oder PASI-100-Ansprechen, d.h. eine fast vollst&auml;ndige oder vollst&auml;ndige Abheilung der Hautl&auml;sionen zu erreichen&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Kristian Reich, Dermatologikum Hamburg, Deutschland, bei einem Symposium. Mindestens ebenso wirksam ist ersten Studienergebnissen zufolge die Blockade von IL-23p19, die f&uuml;r lebhafte Diskussionen am Kongress sorgte: Hier gelang es mit der Substanz BI 655066 31 % mehr Psoriasispatienten, ein PASI-90-Ansprechen zu erreichen, als mit Ustekinumab, einem Biologikum der zweiten Generation (Abstract FC03.06).<br /> <br /> In der doppelblinden Phase-II-Studie erhielten 166 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis drei unterschiedliche Dosen der neuen Substanz in den Wochen 0, 4, 16 oder Ustekinumab in gleichen Abst&auml;nden. Die Beobachtungszeit betrug insgesamt 48 Wochen.<br /> Der IL-23p19-Blocker demonstrierte eine aufsehenerregende Wirkst&auml;rke: Mit der Dosis von 180mg erreichten 86 % der Patienten nach 24 Wochen ein PASI-90-Ansprechen, mit Ustekinumab dagegen 55 % . Bei 57 % der mit der hohen Dosis des IL-23p19-Blockers behandelten Patienten heilten s&auml;mtliche L&auml;sionen (PASI 100). Unter der Therapie mit Ustekinumab geschah dies nur bei 28 % . Zudem wirkte die neue Substanz schneller: So konnte ein PASI-90-Ansprechen mit dem Newcomer im Mittel nach circa 8 Wochen erreicht werden, w&auml;hrend es mit Ustekinumab 12 Wochen dauerte. Das Sicherheitsprofil der Substanzen war vergleichbar.<br /> &bdquo;Diese Daten unterst&uuml;tzen unwiderlegbar die These, dass IL-23 an der Expression von Psoriasis mitwirkt&ldquo;, erkl&auml;rte Dr. Kim A. Papp, Pr&auml;sident der Probability Medical Research, Waterloo, Kanada. Die Ergebnisse der Phase-III-Studien werden jetzt mit Spannung erwartet.</p> <h2>PDE-4-Inhibitor auch langfristig sicher</h2> <p>Nach Ausf&uuml;hrung von Prof. Reich spielen neben Biologika mit sehr starker Wirksamkeit auch &bdquo;small molecules&ldquo; wie Apremilast, ein Inhibitor der Phophodiesterase (PDE) 4, bei der Therapie der Psoriasis eine Rolle: Sie sind zwar schw&auml;cher wirksam, jedoch sehr sicher und in der Praxis einfach zu handhaben, da sie oral verf&uuml;gbar sind und keine Therapie&uuml;berwachung erforderlich ist. Am EADV-Kongress wurden als &bdquo;late breaking news&ldquo; aktuell die Einjahresdaten der LIBERATE-Studie mit Apremilast vorgestellt.<br /> In der ersten Studienphase wurde in der LIBERATE-Studie die Wirksamkeit von oralem Apremilast (APR) und subkutanem Etanercept (ETN) gegen&uuml;ber Placebo bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis &uuml;ber 16 Wochen untersucht. Die Teilnehmer waren zuvor noch nicht mit Biologika therapiert worden. In der Fortsetzung der doppelblinden, prospektiven Studie erhielten alle 226 Patienten der Verumgruppen Apremilast bis zur Woche 104. Unter den Patienten, die seit Studienbeginn mit Apremilast behandelt worden waren (APR/APR), erreichten 50,6 % einen PASI (&bdquo;Psoriasis Area and Severity Index&ldquo;) 75. In der Gruppe, die von ETN auf APR umgestellt wurde, waren es 55,4 % . Die Verbesserung des &bdquo;Dermatology Life Quality Index&ldquo; nach einem Jahr Therapie lag bei 8,0 im APR/APR-Studienarm. Bei Therapie mit Apremilast trat eine deutliche Besserung der Lebensqualit&auml;t bereits nach den ersten 2 Wochen der Therapie ein. &bdquo;Die rasche Besserung des Pruritus ist tats&auml;chlich eine Besonderheit von Apremilast&ldquo;, erkl&auml;rte Prof. Reich, der die Studie vorstellte (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1601_Weblinks_Seite30.jpg" alt="" width="607" height="429" /></p> <h2>Langfristig hohe Sicherheit</h2> <p>Neben der fortgesetzten Effektivit&auml;t zeigte Apremilast (Otezla<sup>&reg;</sup>) in der Behandlung &uuml;ber 1 Jahr auch ein unver&auml;ndertes Sicherheitsprofil: Die meisten Nebenwirkungen waren leicht bis mittelschwer und traten auch langfristig nicht geh&auml;uft auf. In der LIBERATE-Studie gab es keinerlei Hinweise auf psychiatrische Effekte, eine erh&ouml;hte Infektionsgefahr oder ein erh&ouml;htes Karzinomrisiko.<br /> Apremilast ist gerade f&uuml;r Patienten mit Komorbidit&auml;ten geeignet sowie nat&uuml;rlich f&uuml;r diejenigen, die eine Injektionsbehandlung ablehnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1601_Weblinks_Seite32.jpg" alt="" width="304" height="801" /></p> <h2>Psoriasis: Nicht nur das Herz, auch die Niere leidet</h2> <p>Bereits seit Jahren ist bekannt, dass Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis von kardiovaskul&auml;ren Erkrankungen bedroht sind. Doch offensichtlich leiden auch die Nieren. Dies zeigte jetzt eine gro&szlig;e retrospektive Studie aus Taiwan, in der die Datenbank des nationalen taiwanesischen Krankenversicherungssystems ausgewertet wurde, in dem 99 % der Bev&ouml;lkerung registriert sind (Poster OP01). Hier untersuchte man bei 4.633 Patienten mit Psoriasis die Inzidenz von chronischer Niereninsuffizienz (CKD) bzw. dialysepflichtigem Nierenversagen (ESRD). Zum Vergleich dienten &uuml;ber 900.000 Kontrollen. Je nachdem, ob bereits eine systemische und/oder photodynamische Therapie erfolgt war oder nicht, folgerte man daraus, ob es sich um eine schwere oder um eine leichte Psoriasiserkrankung handelte.<br /> Nach Adjustierung f&uuml;r potenzielle Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und Begleiterkrankungen stellte nur die schwere Form der Psoriasis einen unabh&auml;ngigen Risikofaktor dar: Sie hatte ein beinahe doppelt so hohes relatives Risiko f&uuml;r eine CKD und ein 3-fach erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r ein ESRD zur Folge. Das Vorhandensein einer Psoriasisarthritis (PsA) wirkte sich erschwerend aus. Mit gleichzeitiger PsA stieg das relative Risiko f&uuml;r CKD um das 2,5-Fache, das f&uuml;r ESRD sogar um mehr als das 6,5-Fache. Das erh&ouml;hte Risiko f&uuml;r Nierenerkrankungen betrifft nicht allein Asiaten: Eine fr&uuml;here Studie hatte bereits einen &auml;hnlichen Zusammenhang bei Patienten in Gro&szlig;britannien nachgewiesen.<sup>1</sup><br /> Aufgrund dieser Daten riet Prof. Ching-Chi Chi, Chang-Gung-Universit&auml;t, Taiwan, dringend dazu, bei der Therapie von Patienten mit schwerer Psoriasis eine Abkl&auml;rung in Hinsicht auf Nierenfunktionsst&ouml;rungen durchzuf&uuml;hren.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 24. Jahrestreffen der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), Sessions „Free communications in therapy“ am 8. Oktober 2015 sowie „Late breaking news“ am 10. Oktober 2015, Kopenhagen, Dänemark </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Wan J et al: Risk of moderate to advanced kidney dis&shy;ease in patients with psoriasis: population based cohort study. BMJ 2013; 347: f5961</p> </div> </p>
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