Aktinische Keratose: Was gibt es Neues?
Bericht: Reno Barth
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Im vergangenen Jahr wurde eine gemeinsame Leitlinie mehrerer europäischer Fachgesellschaften zum Management der aktinischen Keratose (AK) publiziert. Topische medikamentöse Therapien und photodynamische Therapie sind die Methoden der Wahl und können in Abhängigkeit von der Ausprägung der Erkrankung und patientenbezogenen Faktoren eingesetzt werden. Zu den verschiedenen Therapien wurden in den vergangenen Jahren auch neue Daten aus klinischen Studien publiziert.
Zur Behandlung der aktinischen Keratose wird aktuell eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren eingesetzt, so Prof. Dr. med. Maria Concetta Fargnoli, Universität L’Aquila. Das sind zunächst chirurgische Verfahren, zu denen, ebenso wie zu den nichtablativen Laserbehandlungen, keine Evidenz aus randomisierten klinischen Studien vorliegt. Komplette Remissionen werden mit dem ablativen Laser bei bis zu 91,9% der Patienten erreicht, für die Kryochirurgie trifft dies in 39 bis 76% der Fälle zu und mit chemischen Peelings wird dies bis zu 31,9% erzielt.1
Leitlinie von 2024
Die im vergangenen Jahr publizierte Leitlinie mehrerer europäischer Fachgesellschaften, darunter der EADV, gibt Empfehlungen zum Einsatz dieser Methoden in Abhängigkeit von Zahl und Ausdehnung der Läsionen sowie von patientenbezogenen Faktoren, wie zum Beispiel Immunsuppression oder Lokalisation an schwierig zu behandelnden Körperstellen.2 Eine Standardtherapie bei aktinischer Keratose (AK) ist topisches 5-Fluorouracil (5-FU), das seit relativ kurzer Zeit auch in einer 4-%-Formulierung verfügbar ist. Diese Therapie kann zu ausgeprägten Lokalreaktionen, insbesondere der Bildung von Erythemen, führen, wobei heftige entzündliche Reaktionen mit höherer Wirksamkeit assoziiert sind, wie Analysen der Zulassungsstudien zeigen. Allerdings besteht die Gefahr, dass die sichtbaren Lokalreaktionen die Adhärenz der Patienten ungünstig beeinflussen.3 Zum Management dieser Lokalreaktionen wurde mittlerweile ein Delphi-Konsensus veröffentlicht, der zu folgenden Ergebnissen gelangte: Empfohlen wird die Anwendung einmal täglich über vier Wochen. Leichte Lokalreaktionen müssen nicht behandelt werden und beeinflussen die Adhärenz nicht. Bei schweren Lokalreaktionen kann eine Therapieunterbrechung erforderlich werden. Diese reduziert die Wirksamkeit nicht. Zusätzliche Verwendung von Emollienzien ist in den meisten Fällen nicht erforderlich. Die Notwendigkeit einer klaren Kommunikation mit den Patienten wird betont.4 Eine direkte Vergleichsstudie von 5-FU (4%) mit Imiquimod 3,75% zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen den Therapien, auch nicht hinsichtlich des kosmetischen Resultats.5
Als vielversprechende neue Option bezeichnete Fargnoli die Kombination von 5-FU 5% mit Calcipotriol 0,005%, für die ein synergistischer Effekt im Sinne einer spezifischen Induktion einer CD4+-T-Zell-Antwort gegen die AK nachgewiesen werden konnte. Allerdings ist die Mixtur nicht kommerziell erhältlich und müsste als magistrale Zubereitung hergestellt werden.6 In einer direkten Vergleichsstudie gegen 5-FU 5% wurden mit der Kombination signifikante und sehr deutlich bessere Ansprechraten erzielt.7 Das komplette Ansprechen lag mit der Kombination bei 62% im Vergleich zu 8% im Kontrollarm (p<0,0001).
Tirbanibulin auch auf grösseren Läsionen wirksam und verträglich
Tirbanibulin ist ein Mitosehemmer, der bei Erwachsenen mit Feldkanzerisierung nichthyperkeratotischer, nichthypertropher AK (Olsen Grad I) indiziert ist. Bislang lagen Daten für ein Behandlungsfeld von bis zu 25cm2 vor. Nun wurde in einer multizentrischen Phase-III-Studie gezeigt, dass Wirksamkeit und Sicherheit von Tirbanibulin auch bei behandelten Flächen bis zu 100cm2 uneingeschränkt gegeben sind. Fargnoli bezeichnete diese Studie als wichtigste Arbeit der letzten Jahre im Bereich der AK.8 Ein im Rahmen des Kongresses präsentiertes Poster zeigt, dass bei nicht vollständigem Ansprechen auf Tirbanibulin mit einem neuerlichen Therapieversuch komplette Remissionsraten jenseits der 80% erreicht werden, ohne dass unerwartete Sicherheitsprobleme entstehen.9 Die extensiven Real-World-Erfahrungen mit Tirbanibulin wurden in einem Konsensuspapier zusammengefasst. Sie zeigen unter anderem, dass ein Off-Label-Einsatz bei Olsen Grad II und III ebenso möglich ist wie flexible therapeutische Protokolle. Fargnoli wies auch auf die guten kosmetischen Ergebnisse hin, die mit Tirbanibulin im klinischen Alltag gesehen werden.10
PDT
Ein innovatives Verfahren zur Behandlung der AK ist die indoor angewandte (simulierte) photodynamische Tageslicht-Therapie (PDT), bei der Lampen mit Tageslichtspektrum zum Einsatz kommen. In einer prospektiven, randomisierten Vergleichsstudie wurde die Indoor-Tageslichttherapie MAL-PDT mit unterschiedlichen Beleuchtungszeiten von 1 bzw. 2 Stunden an jeweils einem Patienten mit AK auf der Kopfhaut verglichen. Dabei zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied in der Wirksamkeit zwischen den beiden Beleuchtungszeiten, sowohl nach 3 bzw. 6 Monaten als auch bei den AK-Gruppierungen (Abb.1).11Mehrere Produkte sind auf dem Markt, es gibt kein einheitliches Protokoll, wie Fargnoli erläuterte, sie wies auf eine Reihe von Vorzügen gegenüber der Standard-PDT hin. Die Methode kann das ganze Jahr unverändert und unabhängig vom Wetter angewandt werden, die Exposition ist standardisierbar und reproduzierbar. Die Lampen produzieren keine UV-Strahlung, es wird folglich kein Sonnenschutz benötigt. Eine multizentrische Studie aus Deutschland, für die unterschiedliche Lampen eingesetzt wurden, zeigte gute Wirksamkeit, geringe Nebenwirkungen und hohe Patientenzufriedenheit.12
Abb. 1: Indoor-Tageslichttherapie MAL-PDT mit unterschiedlichen Beleuchtungszeiten bei AK auf der Kopfhaut (modifiziert nach Antonetti P et al. 2025)11
Quelle:
Session «Actinic keratosis», Vortrag «New treatment options» von Prof. Dr. med. Maria Concetta Fargnoli, L’Aquila; EADV 2025, 21. September 2025
Literatur:
1 Thamm JR et al.: Diagnose und Therapie aktinischer Keratosen. J Dtsch Dermatol Ges 2024; 22(5): 675-89 2 Kandolf L et al.: European consensus-based interdisciplinary guideline for diagnosis, treatment and prevention of actinic keratoses, epithelial UV-induced dysplasia and field cancerization on behalf of European Association of Dermato-Oncology, European Dermatology Forum, European Academy of Dermatology and Venereology and Union of Medical Specialists (Union Européenne des Médecins Spécialistes). J Eur Acad Dermatol Venereol 2024; 38(6): 1024-47 3 Heppt MV et al.: Association between local skin reactions and efficacy with 5-fluorouracil 4% cream in actinic keratosis: a post-hoc analysis of two randomised clinical trials. Dermatol Ther 2025; 15(2): 307-21 4 Brancaccio G et al.: Management of local skin reactions caused by 5-FU 4% cream for the treatment of actinic keratosis: a delphi consensus. Dermatol Pract Concept 2025; 15(2): 5787 5 Ariasi C et al.: Comparative efficacy and tolerability of imiquimod 3.75% cream vs 5-fluorouracil 4% cream in the treatment of actinic keratosis: a split-face study. Dermatol Pract Concept 2025; 15(1): 4583 6 Dlott AH et al.: Calcipotriol and 5-fluorouracil combination therapy for the treatment of actinic keratosis in the clinic: a review article. Clin Drug Investig 2024; 44(10): 733-7 7 Azin M et al.: Topical calcipotriol plus 5-fluorouracil immunotherapy for actinic keratosis treatment. JID Innov 2022; 2(3): 100104 8 Bhatia N et al.: Safety and tolerability of tirbanibulin ointment 1% treatment on 100 cm2 of the face or scalp in patients with actinic keratosis: A phase 3 study. AAD Int 2024; 17: 6-14 9 Welzel J et al.: EADV Congress 2025, Poster #2337 10 Ardigò M et al.: Real-world efficacy of tirbanibulin in actinic keratosis treatment: expert consensus and clinical insights. Dermatol Pract Concept 2025; 15(3): 5921 11 Antonetti P et al.: Intrapatient comparative study on indoor daylight photodynamic therapy (idl-PDT) with exposure time 1 hour vs 2 hours for the treatment of multiple actinic keratoses of the scalp. EJC Skin Cancer 2025; 3: 100288 12 Philipp-Dormston WG et al.: Artificial daylight photodynamic therapy using methyl aminolaevulinate in a real-world setting in Germany: results from the noninterventional study ArtLight. Br J Dermatol 2025; 192(3): 510-9
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