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Aknetherapie – es geht auch ohne Antibiotika!

<p class="article-intro">Akne ist ein Leiden mit hoher Prävalenz. Man geht davon aus, dass rund 80–90 % der Bevölkerung irgendwann im Leben von Akne betroffen sind.<sup>1</sup> Obwohl Akne im Jugendalter die häufigste Dermatose darstellt, kommt es regelmäßig vor, dass Patienten – vor allem Frauen – auch noch im Erwachsenenalter Probleme haben.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Man geht davon aus, dass 20&ndash;40 % aller Frauen mit Akne auch in weiterer Folge an einer Sp&auml;takne leiden werden.<sup>1</sup> Dies wird durch einen (relativen) Androgen&uuml;berschuss verursacht und durch weitere modulierende Faktoren wie falsche Pflege oder Ern&auml;hrung aggraviert. Viele Patientinnen berichten &uuml;ber eine deutliche Verschlimmerung des Hautbilds nach dem Absetzen der Anti-Baby-Pille.<br /> Mittlerweile gibt es einen Konsensus dar&uuml;ber, dass es sich um eine chronischentz&uuml;ndliche Erkrankung mit schubweisem Verlauf handelt. Wichtig erscheint mir, f&uuml;r unsere Patienten langfristige Konzepte zu entwickeln und in einer Zeit von zunehmenden Antibiotikaresistenzen den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren.<sup>2</sup><br /> Durch den chronischen Inflammationsprozess aufgrund der Reaktion auf Cutibacterium acnes (fr&uuml;her Propionibacterium acnes) werden &uuml;ber eine Hochregulierung von TLR-2 vermehrt proinflammatorische Zytokine exprimiert. Diese schaffen ein falsches Verh&auml;ltnis zwischen Matrix- Metalloproteasen (MMP) und <em>&bdquo;tissue inhibitors of metalloproteinases&ldquo;</em> (TIMP) im Gewebe und es kommt zur narbigen Abheilung. Weil Akne und die daraus resultierenden Narben erhebliche psychische Auswirkungen haben k&ouml;nnen, ist eine fr&uuml;hzeitige Behandlung angezeigt, um der Narbenbildung vorzubeugen.</p> <p>Somit sollten folgende Ziele verfolgt werden:</p> <ol> <li>Schnelle Abheilung der entz&uuml;ndlichen L&auml;sionen durch eine stadiengerechte, wirksame und gut vertr&auml;gliche Therapie</li> <li>Patienten, bei denen eine topische Therapie nicht ausreichen wird, sollten rechtzeitig identifiziert werden, damit eine systemische Therapie eingeleitet werden kann.</li> <li>Regelm&auml;&szlig;ige Kontrollen und Therapiebegleitung zur Sicherstellung des Ansprechens und bei Bedarf Anpassung der Therapie</li> <li>Verhinderung von Rezidiven durch ad&auml;quate Erhaltungstherapie</li> <li>Geeignete Narbenbehandlung nach Abheilung</li> </ol> <h2><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1901_Weblinks_jatros_derma_1901_s74_abb1_bisschoff.jpg" alt="" width="550" height="438" /></h2> <h2>Antibiotikafreie Therapieoptionen</h2> <p><strong>Topische Therapie</strong><br /> An der ersten Stelle steht eine geeignete Pflege. Die Patienten sollen &uuml;ber die Reinigung (z.B. Syndets statt Seife) und eine leichte Pflege (z.B. Hydrogel) beraten werden. In der Leitlinie wird von einer Monotherapie mit Antibiotika abgeraten. Bei leichten Formen der Akne vulgaris wird eine Fixkombination von Benzoylperoxid (BPO) und einem topischen Retinoid als First-Line-Therapie empfohlen.<sup>3</sup> Diese Therapie eignet sich auch gut als Dauertherapie. Seit einigen Monaten gibt es ein neues Produkt auf dem Markt, welches beide Wirkstoffe enth&auml;lt und zus&auml;tzlich noch weitere Besonderheiten aufweist mit innovativen weiteren Komponenten wie Mandels&auml;ure, Lactobions&auml;ure, Zinksulfat und Glycyrrhetins&auml;ure. Mandels&auml;ure ist leicht bakteriostatisch und aktiv gegen die Hyperkeratose und f&uuml;hrt au&szlig;erdem zu verbesserter Penetration von weiteren Wirkstoffen. Eine weitere S&auml;ure, Lactobions&auml;ure, ist eine Fruchts&auml;ure (AHA) der neuen Generation, sie inhibiert den Abbau von MMPs und hat so eine positive Auswirkung auf die Narbenbildung. Substanzen aus der Gruppe der Polyhydroxys&auml;uren, wie Lactobions&auml;ure, sind bekannt daf&uuml;r, dass es zu weniger Reizungen kommt als bei &auml;lteren Fruchts&auml;uren. Zinksulfat reduziert die Talgproduktion und Inflammation. Eine weitere Komponente, Glycyrrhetins&auml;ure, wird aus der S&uuml;&szlig;holzwurzel gewonnen, die S&auml;ure ist ein Phytohormon und reduziert das freie Testosteron.</p> <p><strong>Hormonelle Therapien</strong><br /> Trotz guter Ergebnisse mit Systemtherapien wie Isotretinoin kommt es bei manchen Patientinnen, auch nach mehreren Therapiezyklen, immer wieder zum Rezidiv. Bei diesen Patientinnen liegt h&auml;ufig ein absoluter oder relativer Androgen&uuml;berschuss vor. Hier ist eine Antiandrogentherapie, auch bei normalen Androgenwerten, durchaus sinnvoll. Durch &Ouml;strogen und &Ouml;strogenderivate kann die Androgensynthese gehemmt werden. Ein weiterer Ansatz ist die Hemmung direkt am Rezeptor mittels Androgenrezeptorantagonisten. Neben Cyproteronacetat ist der Aldosteronantagonist Spironolacton ein altbew&auml;hrtes Hypertonikum mit gutem Risikoprofil. Dieses Medikament ist f&uuml;r die Aknebehandlung bei M&auml;nnern nicht geeignet und Frauen m&uuml;ssen eine sichere Kontrazeption verwenden. Spironolacton inhibiert Cytochrom p450, inhibiert die 5-alpha-Reduktase und f&ouml;rdert die Bildung von SHBG (sexualhormonbindendes Globulin).</p> <p>Anzumerken ist, dass es 3 bis 6 Monate dauert, bis man einen Erfolg sieht. In den Studien wird eine Anfangsdosierung mit 100&ndash;200mg/d empfohlen.<sup>4</sup> Kontraindikationen sind die Einnahme von ACE-Hemmern und AT1-Antagonisten, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz und Hyperkali&auml;mie. Bei jungen gesunden Patientinnen ist eine Kalium&uuml;berwachung nicht zwingend notwendig. Aldosteron ist prothrombotisch, somit wird eine Hemmung durch Spironolacton antithrombotische Effekte aufweisen und ist auch f&uuml;r Patientinnen mit Thromboserisiko geeignet. Meistens wird Spironolacton mit einem oralen Kontrazeptivum der 3. oder 4. Generation kombiniert.</p> <p>Patientinnen mit polyzystischem Ovar- Syndrom (PCO) weisen bis zu 80 % Hautmanifestationen und auch h&auml;ufig Akne als Nebenbefund auf.<sup>4</sup> Studien belegen, dass durch eine Therapie mit Metformin auch die Akne deutlich besser wird. F&uuml;r bestimmte Patientinnen k&ouml;nnte somit eine Metformintherapie eine wichtige Option darstellen. Interessanterweise wird aktuell Metformin auch als Antiaging-Medikament untersucht. Zurzeit werden 3000 Probanden in den USA im Rahmen der TAME(Targeting Aging with Metformin)- Studie untersucht.<sup>5</sup> Ziel ist es, das Entstehen oder die Progression von altersbedingten Erkrankungen zu verhindern. Metformin erh&ouml;ht bekannterweise die Insulinsensitivit&auml;t und f&uuml;hrt so zu einer Reduktion von IGF-1 (&bdquo;insulin-like growth factor&ldquo;). Man geht davon aus, dass IGF-1 Androgene stimuliert und m&ouml;glicherweise an dem Follikelostium zu einer vermehrten Hyperkeratose f&uuml;hrt.</p> <h2>Ern&auml;hrungsumstellung verbessert das Erscheinungsbild</h2> <p>Viele Patienten m&ouml;chten auch die Ern&auml;hrung umstellen. Wie bereits erw&auml;hnt spielt die Ern&auml;hrung eine modulierende Rolle. Eine Verbesserung des Befundes wird h&auml;ufig durch das Meiden von Milch und Milchprodukten erreicht. Auch von Nahrung mit hohem glyk&auml;mischem Index sollte Abstand genommen werden &ndash; durch Insulin und die Wirkung als Wachstumsfaktor, auch an den Korneozyten, kommt es hier am Ostium zu einer Proliferation und somit zur Komedobildung. Antiinflammatorisch haben sich Omega-3-Fetts&auml;uren, Zink, Probiotika (Lactobacillus bulgaricus und acidophilus) sowie Lactoferrin als g&uuml;nstig herausgestellt. Insbesondere Lactoferrin konnte in vitro und in vivo als Eisen-bindendes Protein den Bakterien lebensnotwendiges Eisen entziehen. In einer kleinen doppelblinden placebokontrollierten Studie war die Sebumproduktion in der Lactoferringruppe um 31,1 % niedriger als in der Kontrollgruppe.<sup>6</sup> Somit stellt Lactoferrin eine weitere Option f&uuml;r Aknepatienten dar. Diese Therapie kann gut mit anderen Therapien kombiniert werden und ist auch in der Schwangerschaft und Stillzeit zugelassen.</p> <p>F&uuml;r schwere F&auml;lle bleibt eine orale Isotretinointherapie der Goldstandard, um eine dauerhafte Linderung der Beschwerden zu erreichen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Gollnick HP et al.: Akne ist nicht gleich Acne vulgaris. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(17): 301-12 <strong>2</strong> Gollnick HP et al.: A consensus-based practical and daily guide for the treatment of acne patients. J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30: 1480-90 <strong>3</strong> Nast A et al.: European evidencebased (S3) guideline for the treatment of acne. J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30(8): 1261-8 <strong>4</strong> Trivedi MK et al.: A review of hormone-based therapies to treat adult acne vulgaris in women. Int J Womens Dermatol 2017; 3(1): 44- 52 <strong>5</strong> Barzilai N et al.: Metformin as a tool to target aging. Cell Metab 2016; 23(6): 1060-5 <strong>6</strong> Kim J et al.: Dietary effect of lactoferrin-enriched fermented milk on skin surface lipid and clinical improvement of acne vulgaris. Nutrition 2010; 26(9): 902-9</p> </div> </p>
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