
Folgen von Feinstaubbelastung schlimmer als gedacht
Ein Teufelskreis aus Klimakrise, Waldbränden und Luftverschmutzung hat laut einem neuen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie zunehmend negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.
Das aktuelle «Air Quality and Climate Bulletin» der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigt eine dramatische Entwicklung bei der Feinstaubbelastung im Vorjahr – sowohl aufgrund von Klimakatastrophen als auch wegen menschengemachter Emissionen. Luftverschmutzung verursacht demnach jährlich mehr als 4,5 Millionen vorzeitige Todesfälle sowie hohe wirtschaftliche und ökologische Kosten. Eine beunruhigende Entwicklung ortet die WMO im Bereich der Waldbrände: Im Jahr 2023 gab es sowohl auf der nördlichen als auch auf der südlichen Halbkugel hyperaktive Waldbrandsaisonen. Waldbrände in Nordamerika verursachten aussergewöhnlich hohe PM2,5-Emissionen (PM2,5: Feinstaub mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger) im Vergleich zum Referenzzeitraum 2003–2023. Laut der Canadian National Fire Database wurden siebenmal mehr Hektar verbrannt als im Durchschnitt der Jahre 1990 bis 2013. Die Brände führten zu einer Verschlechterung der Luftqualität in Ostkanada und im Nordosten der Vereinigten Staaten, insbesondere in New York City (Anfang Juni). Der Rauch wurde aber auch über den Nordatlantik bis nach Südgrönland und Westeuropa transportiert.
Die WMO warnt, dass Feinstaub, egal wie er entsteht, nicht nur erhebliche direkte Auswirkungen auf die Gesundheit hat, sondern auch indirekte – aufgrund von negativen Folgen für die Landwirtschaft. Feinstaub kann die Produktivität von Nutzpflanzen verringern und somit Nahrungsketten nachhaltig gefährden. Besonders davon betroffen waren 2023 Zentralafrika, China, Indien, Pakistan und Südostasien. Daten aus China und Indien zeigen, dass Feinstaub die Ernteerträge in stark verschmutzten Gebieten um bis zu 15 Prozent verringern kann. Gleichzeitig trägt die Landwirtschaft selbst durch die Verbrennung von Stoppelfeldern, die Anwendung von Düngemitteln und Pestiziden, die Bodenbearbeitung, die Ernte sowie die Lagerung und Verwendung von Dung erheblich zur Feinstaubbelastung bei.
«In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 haben sich die Trends von 2023 fortgesetzt – mit grosser Hitze und anhaltenden Dürren, die die Gefahr von Waldbränden und Luftverschmutzung verstärken. Der Klimawandel bedeutet, dass wir immer häufiger mit diesem Szenario konfrontiert werden. Interdisziplinäre Wissenschaft und Forschung sind der Schlüssel für die Suche nach Lösungen», sagte die stellvertretende WMO-Generalsekretärin und Klimaforscherin Ko Barrett. (kagr)
Quelle: Medienmitteilung der WMO
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