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«Steigerung der Adhärenz zu Leitlinien bei der Behandlung der Hypertonie»
<p class="article-intro">Dieses Jahr verlieh das Kollegium für Hausarztmedizin (KHM) den mit insgesamt 30 000 Franken dotierten «Forschungspreis Hausarztmedizin» je zur Hälfte an zwei Forschungsgemeinschaften. Der Hauptpreis ging an das Team um Dr. med. univ. Stefan Zechmann am Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich. Mit einem Sonderpreis wurde die Gemeinschaftsarbeit der fünf Hausarztinstitute Lausanne, Genf, Basel, Bern und Zürich zum Programm «Multimorbidity in primary care in Switzerland: a national cross-sectional study» ausgezeichnet.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Oft bedingen komplexe Krankheitsbilder eine unter Einbezug der individuellen Risikofaktoren auf den Patienten zugeschnittene Behandlung, abweichend von bestehenden klinischen Leitlinien und therapeutischen Ansätzen. Multimorbide Patienten adäquat zu behandeln ist eine Herausforderung in der Hausarztmedizin, die zukünftig – bedingt durch die älter werdende Bevölkerung – an Stellenwert gewinnen wird. Mit dem KHM-Forschungspreis wurden zwei Arbeiten prämiert, die sich einerseits mit der Anwendung von Leitlinien bei der Hypertoniebehandlung und andererseits mit Multimorbidität auseinandersetzen.</p> <h2>Der KHM-Hauptpreis – «Guideline-konforme Behandlung bei Hypertonie»</h2> <p>Das Forscherteam rund um Dr. med. univ. Stefan Zechmann untersuchte in einer Querschnittsstudie die Annahme, dass 60 % aller Patienten mit Hypertonie nicht zufriedenstellend behandelt werden. Dazu wurden anonymisierte medizinische Daten von 22 434 Hypertoniepatienten aus elektronischen Krankengeschichten ausgewertet und die Anzahl der Patienten eruiert, die nicht gemäss den Leitlinien behandelt wurden. Die Auswertung stützte sich dabei auf zwei Hypertonieleitlinien: Die erste gibt lediglich Zielblutdruckwerte (<140/90mmHg) vor, die zweite empfiehlt eine Hypertoniebehandlung unter Berücksichtigung der individuellen kardiovaskulären Risikofaktoren (Leitlinie zum Management der arteriellen Hypertonie von ESH und ESC 2013). Nimmt man nur die Blutdruckzielwerte als Kriterium, waren im untersuchten Kollektiv 23 % der Patienten unzureichend behandelt. Werden auch die kardiovaskulären Risikofaktoren miteinbezogen, hatten 10,8 % der Hypertoniker eine inadäquate Behandlung. Diese Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass durch die Anwendung von individualisierten, risikoadaptierten Guidelines der Anteil an unzureichend behandelten Hypertoniepatienten halbiert werden kann. Das Forscherteam konnte mit seiner Arbeit zeigen, dass die Adhärenz der Hausärzte zu Leitlinien deutlich höher ist, wenn diese einen auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen, risikoadaptierten Ansatz ermöglichen.<br /> Mitglieder der Forschungsgruppe des Institutes für Hausarztmedizin der Universität Zürich sind: Dr. med. univ. Stefan Zechmann, Prof. Dr. med. Oliver Senn, Fabio Valeri, Dr. med. Stefan Neuner- Jehle, Prof. Dr. med. Thomas Rosemann, Dr. med. Sima Djalali.</p> <h2>Der KHM-Sonderpreis – «Epidemie der Multimorbidität»</h2> <p>Die fünf universitären Hausarztinstitute Lausanne, Genf, Basel, Bern und Zürich haben im Rahmen des Programmes MMFM («Multimorbidité en médecine de famille en Suisse») verschiedene Fragestellungen zum Thema Multimorbidität in der Schweiz erforscht. Beginnend mit Abklärungen zur Definition von chronischen Krankheiten, aus denen eine Liste von 75 Krankheitsbildern hervorging, wurde die Prävalenz der Multimorbidität in den Schweizer Hausarztpraxen ermittelt. Das Programm soll auch Aufschluss über die Priorisierung der Behandlungen geben – sowohl aus Sicht der Ärzte als auch der Patienten. «Das Programm ist wegweisend und liefert wichtige Daten dazu, wie sich Fachpersonen in der Hausarztpraxis auf die steigenden Anforderungen komplexerer Krankheitsbilder – die ‹Epidemie der Multimorbidität› – vorbereiten sollten», sagte Dr. med. Lilli Herzig anlässlich ihrer Präsentation. Bisher sind aus dem Programm mehrere Arbeiten entstanden, die bereits publiziert wurden oder zur Publikation eingereicht wurden.<sup>1–4</sup> Weitere Analysen und Bewertungen werden folgen.<br /> Mitglieder der Forschungsgruppe aus den fünf Instituten für Hausarztmedizin sind: Dr. med. Lilli Herzig, Dr. Anouk Déruaz Luyet, Dr. Adjua Alexandra N’Goran, Prof. Dr. med. Andreas Zeller, Dr. Sophie Excoffier, PD Dr. med. Dagmar Haller, Prof. Dr. med. Thomas Rosemann, Dr. med. Sven Streit, Silja Leiser, Prof. Dr. med. Patrick Bodenmann.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Pressemitteilung der Pressestelle KHM-Forschungspreis
Hausarztmedizin
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Déruaz-Luyet A et al.: Multimorbidity in primary care: protocol of a national cross-sectional study in Switzerland. BMJ Open 2015; 5: e009165 <strong>2</strong> N’Goran AA et al.: From chronic conditions to relevance in multimorbidity: a fourstep study in family medicine. Fam Pract 2016; 33: 439-44 <strong>3</strong> Déruaz-Luyet A et al.: Multimorbidity and patterns of chronic conditions in a primary care population in Switzerland: a cross-sectional study. BMJ Open 2017; 7: e013664 <strong>4</strong> Leiser S et al.: Determinants associated with deprivation in multimorbid patients in primary care – a cross-sectional study in Switzerland. PLoS One 2017; 12: e0181534</p>
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