
Eisenmangel bei Sportlern – was tun?
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Einige Inhalte sind aufgrund rechtlicher Bestimmungen nur für registrierte Nutzer bzw. medizinisches Fachpersonal zugänglich.
Sie sind bereits registriert?
Loggen Sie sich mit Ihrem Universimed-Benutzerkonto ein:
Sie sind noch nicht registriert?
Registrieren Sie sich jetzt kostenlos auf universimed.com und erhalten Sie Zugang zu allen Artikeln, bewerten Sie Inhalte und speichern Sie interessante Beiträge in Ihrem persönlichen Bereich
zum späteren Lesen. Ihre Registrierung ist für alle Unversimed-Portale gültig. (inkl. allgemeineplus.at & med-Diplom.at)
Wegen des Sauerstofftransports ist eine ausreichende Eisenversorgung für Sportler besonders wichtig. Während der tägliche Eisenbedarf normalerweise 1–2 mg pro Tag beträgt, wird bei Ausdauersportlern eine Zufuhr von 20 mg pro Tag empfohlen.
Die Gründe für einen Eisenmangel bei Athleten sind vielfältig: Sportliche Aktivitäten, insbesondere Höhen- und Hitzetrainings, führen zu einer gesteigerten Erythropoese und einem erhöhten Eisenbedarf. Darüber hinaus kann es, beispielsweise infolge eines «runners bowl», vermehrter Schmerzmitteleinnahme oder menstruationsbedingt, zu erhöhten Eisenverlusten durch Blutungen kommen. Auf der anderen Seite können intensive Trainingsphasen zu einer Entzündungsreaktion führen und über eine erhöhte Hepcidinsynthese eine Blockade der Eisenabsorption verursachen. Auch Ernährungsgewohnheiten wie der Verzicht auf tierische Lebensmittel tragen zu den häufigen Eisenmangelzuständen von Sportlern bei.
Spezifische Symptome eines Eisenmangels bei Sportlern sind, neben einer erhöhten Herzfrequenz, eine Abnahme der Leistungsfähigkeit und eine raschere Erschöpfung. Die Standarddiagnostik bei Verdacht auf einen Eisenmangel umfasst ein kleines Blutbild, inkl. Hämoglobin, MCV und MCH und die Bestimmung von Ferritin und CRP. Bei erhöhten CRP-Werten sollten zusätzlich der lösliche Transferrinrezeptor oder alternativ das Procalcitonin untersucht werden. Letzteres ist jedoch teurer.
Mit einem Anteil am Gesamtkörpereisen von 2,2 % ist das freie Eisen im Serum unbrauchbar für die Diagnose eines Eisenmangels. Neue Parameter wie das Hepcidin oder Zinkprotoporphyrin können dagegen noch nicht in allen Laboren bestimmt werden.
Welche Grenzwerte gelten bei Athleten?
Ein schwieriges Thema ist die Frage nach den Grenzwerten für einen Eisenmangel. Abhängig von den Studien weisen die Cut-off-Werte für das Ferritin, ab denen eine Eisensubstitution empfohlen ist, beträchtliche Differenzen auf.
Ein Problem aus sportmedizinischer Sicht ist, dass die Studien in der Regel die subjektiven Symptome und die Veränderungen im Blut oder Knochenmark betrachten. Informationen wie Leistungstests vor und nach der Eisensubstitution fehlen dagegen.
Mit dem Ziel, diese Lücke zu schliessen, wurde im Zeitraum von 2012–2014 und 2015 eine zweistufige Standortbestimmung bei Schweizer Athleten vorgenommen. Die Resultate dieser Untersuchung haben zusammen mit den Ergebnissen einer 2015 erschienenen Metaanalyse zu den Konsensusempfehlungen der Schweizerischen Gesellschaft für Sportmedizin, heute Sport & Exercise Medicine Switzerland (SEMS), geführt (Tab. 1).1, 2 Die angegebenen Werte gelten für alle Athleten mit Ausnahme von erwachsenen Leistungssportlern vor Antritt eines Höhentrainingslagers. Bei diesen wird wegen des erhöhten Eisenbedarfs ein Ferritin-Grenzwert von 50 µg/l empfohlen.

Therapie des Eisenmangels bei Sportlern
Mit der erhöhten Zufuhr von Nahrungseisen alleine lassen sich die empfohlenen Ferritin-Werte oft nicht erzielen. In der Regel ist eine orale oder parenterale Eisensubstitution notwendig. Für die orale Eisensubstitution stehen zwei- und dreiwertige Eisenpräparate zur Verfügung. Die Behandlung ist kostengünstig, die Wirkung tritt jedoch mit Verzögerung ein. Zweiwertiges Eisen wird im Vergleich zu dreiwertigem Eisen besser absorbiert. Dafür werden häufiger Unverträglichkeiten wie Blähungen oder Verstopfung bei der Behandlung mit zweiwertigem Eisen beobachtet. Circa 10–12 Wochen nach dem Beginn der oralen Eisensubstitution sollte das Ferritin kontrolliert werden. Bleibt der gewünschte Anstieg von circa 10 µg/l aus, muss die Therapie überprüft werden.
Eine parenterale Eisentherapie kann indiziert sein u. a. bei einer Unverträglichkeit der oralen Präparate, einer mangelnden Eisenresorption oder bei Spitzensportlern während der Wettkampfsaison. Um die Eisenspeicher aufzufüllen, werden 2–3 x 200 mg Eisensaccharose (Venofer®) oder Eisencarboxymaltose (Ferinject®) empfohlen, bei schwerem Eisenmangel 500–1000 mg Eisencarboxymaltose. Etwa acht bis zwölf Wochen nach den Eiseninfusionen sollte der Ferritin-Spiegel kontrolliert werden. Eine Eisensubstitution bei Ferritin-Werten > 50 µg/l ist nicht sinnvoll und kann sich unter Umständen nachteilig auswirken. Unerwünschte Wirkungen bei parenteralen Eiseninfusionen sind in der Praxis selten.
«Alle Formen eines Eisenmangels beeinflussen die Leistungsfähigkeit des Sportlers und sollten behandelt werden.» Patrik Noack, Abtwil
Doping ist ein wichtiges Thema im Zusammenhang mit Eisensubstitution im Sport. Seit 2005 gehören Infusionen laut der World Anti-Doping Agency (WADA) zu den verbotenen Massnahmen während und auch ausserhalb der Wettkämpfe.
Die maximal erlaubte Infusionsmenge, um Medikamente zu verabreichen, beträgt 100 ml in einem Intervall von 12 Stunden – das gilt auch für die parenterale Eisensubstitution. Von dieser Regelung ausgenommen sind Infusionen, die berechtigterweise im Rahmen einer Hospitalisierung oder bei klinischen Untersuchungen verabreicht werden. Zu beachten ist auch die «no needle policy», die sowohl bei den Olympischen Spielen als auch bei anderen sportlichen Grossanlässen gilt.
Bericht: Regina Scharf, MPH; Redaktorin
Quelle:
Referat von Dr. med. Patrik Noack, Medbase Abtwil, Sports Medical Center, im Rahmen der Iron Academy, 19. November 2020, Zürich
Literatur:
1 Clénin GE et al.: Iron deficiency in sports – definition, influence on performance and therapy. Consensus statement of the Swiss Society of Sports Medicine. Swiss Med Wkly 2015; 145: w14196
2 Burden RJ et al.: Is iron treatment beneficial in iron-deficient but non-anaemic (IDNA) endurance athletes? A systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med 2015; 49: 1389-97
Kurzfachinformationen
Ferinject®. Z: Eisencarboxymaltose. I: Eisenmangel, wenn orale Eisentherapie ungenügend wirksam, unwirksam oder nicht durchführbar ist. D: Die kumulative Gesamtdosis von Ferinject muss individuell berechnet werden. Ferinject kann als i.v. Infusion (verdünnt in 0,9% NaCl) oder als i.v. Injektion (unverdünnt) in wöchentlichen Einzeldosen von bis zu 20 mg/kg, maximal 1000 mg, bis zum Erreichen der berechneten kumulativen Gesamtdosis verabreicht werden. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Wirkstoff oder Hilfsstoffen, Anämie ohne gesicherten Eisenmangel, Eisenüberladung, erstes Schwangerschaftstrimester. VM: Patienten vor jeder Verabreichung von Ferinject nach früheren UAW von i.v. Eisenpräparaten befragen. Nur anwenden, falls medizinisches Fachpersonal, das anaphylaktische Reaktionen bewerten und behandeln kann, sofort verfügbar ist, sowie nur in einer Einrichtung, in der alle Vorrichtungen zur Reanimation vorhanden sind. Patienten während mind. 30 Min. nach Verabreichung auf Anzeichen und Symptome einer Überempfindlichkeitsreaktion beobachten. Paravenöse Verabreichung kann eine braune Verfärbung und Reizung der Haut verursachen und ist deshalb zu vermeiden. Bei akuter oder chronischer Infektion, Asthma oder atopischen Allergien nur mit Vorsicht anwenden. Natriumgehalt von bis zu 5,5 mg/ml berücksichtigen. Parenterales Eisen kann zu Hypophosphatämie führen, in den meisten Fällen transient und ohne klinische Symptome. In Einzelfällen wurde bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren und nach dauerhafter höherer Dosierung über behandlungsbedürftige Hypophosphatämie berichtet. S/S: KI im 1. Trimester, im 2. und 3. Trimester nur bei zwingender Indikation anwenden. Fetale Bradykardie kann infolge einer Überempfindlichkeitsreaktion der Mutter auftreten; Fetus sollte während der Verabreichung überwacht werden. UAW: Häufig: Hypophosphatämie, Kopfschmerzen, Gesichtsrötung (Flush), Schwindel, Hypertonie, Übelkeit, Reaktionen an der Injektions-/Infusionsstelle. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp, Parästhesien, Tachykardie, Hypotonie, Erröten, Dyspnoe, gastrointestinale Beschwerden, Dysgeusie, Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria, Hautrötung, Myalgie, Rückenschmerzen, Arthralgie, Muskelkrämpfe, Gliederschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Schmerzen im Brustkorb, peripheres Ödem, Schüttelfrost, Schmerz, Anstieg der AST, ALT, Gamma-GT, LDH und ALP. IA: Bei gleichzeitiger Verabreichung von oralen Eisenpräparaten ist deren Absorption reduziert. P: 5 Stechampullen zu 100 mg (2 ml) oder 500 mg (10 ml), 1 Stechampulle zu 500 mg (10 ml) oder zu 1000 mg (20 ml). Liste B. Detaillierte Informationen: www.swissmedicinfo.ch. Zulassungsinhaberin: Vifor (International) AG, CH-9001 St. Gallen. Vertrieb: Vifor AG, CH-1752 Villars-sur-Glâne. Stand: August 2020.
Venofer®. Z: Eisen(III)-hydroxid Saccharose Komplex. I: Eisenmangel bei Patienten, bei denen eine orale Eisentherapie ungenügend wirksam, unwirksam oder nicht durchführbar ist. D: Die Dosierung von Venofer muss nach der Ganzoni-Formel dem Gesamteisendefizit des Patienten individuell berechnet werden. Venofer kann als i.v. Infusion (verdünnt in 0,9% NaCl) oder als i.v. Injektion (unverdünnt) verabreicht werden. Übliche Dosierung bei Erwachsenen 100-200 mg, 1-3 x / Woche. Maximal verträgliche Einzeldosierung bei langsamer i.v. Injektion ist 200 mg (max. 3x/Woche). Bei der Infusion beträgt sie 7 mg Eisen / kg Körpergewicht, 1x / Woche, maximal aber 500 mg (500 mg benötigen eine Infusionszeit von mind. 3,5 Stunden). Bei klinischer Notwendigkeit bei Kindern > 3 Jahre: 3 mg / kg, 1-3 x / Woche nicht überschreiten. KI: Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe; Anämie ohne gesicherten Eisenmangel; Hinweise auf Eisenüberladung; Eisenverwertungsstörungen; 1. Schwangerschaftstrimenon. VM: Patienten aktiv vor jeder Applikation von Venofer nach früheren UAW von i.v. Eisenpräparaten befragen. Patienten, die akute Überempfindlichkeitsreaktionen mit Eisendextran durchgemacht haben, dürfen nur bei zwingender Indikation Venofer erhalten. Nur anwenden, falls medizinisches Fachpersonal, das anaphylaktische Reaktionen bewerten und behandeln kann, sofort verfügbar ist, sowie nur in einer Einrichtung, in der alle Vorrichtungen zur Reanimation vorhanden sind. Patienten während mind. 30 Min. nach Verabreichung auf Anzeichen und Symptome einer Überempfindlichkeitsreaktion beobachten. Vorsichtige Anwendung bei Patienten mit Allergien, Asthma, anderen Atopien, eingeschränkter Leberfunktion oder immunologischen oder entzündlichen Krankheiten (bei akuten oder chronischen Infektionen). Eine paravenöse Injektion ist zu vermeiden, da der Austritt von Venofer an der Injektionsstelle zu Schmerzen, Entzündungen, Gewebenekrosen und potentiell lang anhaltender Braunverfärbung der Haut führen kann. S/S: KI im 1. Trimester, im 2. und 3. Trimester nur bei zwingender Indikation anwenden UAW: Häufig: Dysgeusie, Schwindel, Hypotonie, Hypertonie, Übelkeit. An der Injektions-/Infusionsstelle: Schmerzen, Reaktion, Irritation, Extravasation, Verfärbung, Hämatom und Juckreiz. Gelegentlich: Serumferritin erhöht, Überempfindlichkeitsreaktionen, Kopfschmerzen, Parästhesien, Hypästhesien, Hypotonie und Kollaps, Tachykardie, Hitzegefühl, Phlebitis, Dyspnoe, Chromaturie, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhö, Obstipation, Gamma-Glutamyltransferase erhöht, Alaninaminotransferase erhöht, Aspartataminotransferase erhöht, Pruritus, Ausschlag, Muskelspasmen, Myalgie, Arthralgie, Extremitätenschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen im Brustkorb, Schüttelfrost, Asthenie, Müdigkeit, peripheres Ödem, Schmerzen. IA: Keine gleichzeitige Verabreichung von oralen Eisenpräparaten. Liste B. Detaillierte Informationen: www.swissmedicinfo.ch. Zulassungsinhaberin: Vifor (International) AG, CH-9001 St. Gallen. Vertrieb: Vifor AG, CH-1752 Villars-sur-Glâne. Stand: Juni 2020