
©
Getty Images/iStockphoto
„Kleiner Stich mit großen Folgen“
DAM
Autor:
Christa Preschitz, BA,
Autor:
Mag. Thomas Schindl
Quelle:<br/> „Kleiner Stich mit schweren Folgen. Allergie gegen Biene & Wespe“, Pressegespräch am 29. April 2015, Wien
30
Min. Lesezeit
18.06.2015
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Etwa 300.000 Menschen sind in Österreich von einer Allergie gegen Bienen- und Wespenstiche betroffen. Insektenstiche gelten zudem als Hauptauslöser von Allergien bei Erwachsenen. Die Gefahren einer Insektengift-Allergie werden hingegen vielfach unterschätzt. Denn infolge eines Stiches kann neben juckenden Hautausschlägen, Schwellungen im Gesicht und am Hals auch ein anaphylaktischer Schock mit lebensbedrohlichen Symptomen auftreten.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Insgesamt ist etwa jeder 30. Österreicher (3,3 % der Gesamtbevölkerung) schwer allergisch gegen Bienen- oder Wespengift. „Sommer für Sommer landen Hunderte Insektengift-Allergiker in den heimischen Notaufnahmen, und vier bis fünf Menschen sterben pro Jahr an den Folgen eines Bienen- oder Wespenstichs“, zeigt Univ.-Doz. Dr. Stefan Wöhrl vom Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ), Wien, die Dramatik dieser gefährlichen Allergieform auf. Die Dunkelziffer der Todesfälle dürfte allerdings weit höher sein, da schwere allergische Reaktionen (Anaphylaxien) häufig nicht als solche erkannt bzw. registriert werden. „Erstes Warnzeichen kann eine Quaddel an der Einstichstelle sein. Das ist noch kein Grund zur Panik. Bedrohlich wird es, wenn der Hautausschlag nicht nur lokal, sondern am ganzen Körper auftritt und es zu Schwellungen im Gesicht oder am Hals, Kribbeln an den Hand- und Fußinnenflächen, Übelkeit, Atemnot, Schwindel oder Herzrasen kommt“, so Wöhrl.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_DAM_Allgemeinm_1505_Weblinks_Seite29.jpg" alt="" width="744" height="410" /></p> <h2>Gerüstet für den Notfall</h2> <p>Allergiker sollten daher stets für den Notfall gewappnet sein – insbesondere alle diejenigen, die nicht durch eine spezifische Immuntherapie (SIT) gegen Insektengift geschützt sind. „Nur zwei von zehn Allergikern werden mit einer Insektengift-Immuntherapie behandelt“, gibt Dr. Gunter Sturm, stv. Leiter des Allergieambulatoriums Reumannplatz, Wien, zu bedenken. Zudem beendet nur die Hälfte dieser Patienten (51,3 % ) die hocheffiziente Therapie nach Plan. Treten nach einem Stich Symptome einer allergischen Reaktion auf, besteht die Gefahr, dass diese rasch den gesamten Körper betreffen können, ihr Ausmaß ist oft nicht vorhersehbar und ihr Verlauf unkalkulierbar (Abb. 1). Dann beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: „Binnen weniger Minuten kann sich die allergische Reaktion bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufschock ausweiten“, warnt Sturm. Nun heißt es schnell handeln: den Stachel rasch wegkratzen, die verordneten Notfallmedikamente anwenden und dann den Notarzt rufen. „Allergiker müssen daher ihre Notfallmedikamente, allen voran einen Adrenalin-Autoinjektor, der den Kreislauf rasch stabilisiert, immer mit sich tragen und in deren Umgang sicher sein“, so Sturm. Die intramuskuläre Adrenalininjektion fängt die potenziell fatale Schockreaktion ab. Daneben sollte die Notfallapotheke auch mit einem Antihistaminikum und Kortison bestückt sein, die entzündungshemmend, antiallergisch und abschwellend wirken.</p> <h2>Diagnostik bringt Gewissheit</h2> <p>Sobald Betroffene an sich selbst beobachten, dass eine Stichreaktion über lokale Hautsymptome hinausgeht, sollten sie einer umfassenden diagnostischen Abklärung zugeführt werden. Diese umfasst neben einer detaillierten Anamnese Hauttests sowie eine Bestimmung der Immunglobulin-E-(IgE-)Antikörper gegen spezifische Allergene. „Beim Hauttest wird eine geringe Menge stark verdünnten Insektengifts auf die Haut aufgetropft und vorsichtig die oberste Hautschicht angeritzt (Pricktest) oder das verdünnte Gift wird in die Oberhaut gespritzt (Intradermaltest)“, erklärt Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hemmer, Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ), Wien. Neuerdings stehen zur exak­ten Antikörperbestimmung auch hochsensitive molekulare Diagnoseverfahren zur Verfügung, mit denen in vitro IgE gegen bestimmte Einzelproteine ausgewertet werden kann („Komponentendiagnostik“). Dadurch kann unter anderem ein häufiges diagnostisches Problem ausgeräumt werden, das die Doppelpositivität gegen Bienen- und Wespengift betrifft: Während nämlich ca. 50 % aller Allergiker auf beide Insektengifte reagieren, ist die andere Hälfte nur gegen eines der beiden Gifte allergisch (ca. 35 % nur gegen Wespengift, ca. 15 % nur gegen Bienengift).</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle:<br/>
„Kleiner Stich mit schweren Folgen. Allergie gegen Biene & Wespe“,
Pressegespräch am 29. April 2015, Wien
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Update smarter medicine
Die internationale Kampagne startete in der Schweiz vor rund 12 Jahren mit der ersten Top-5-Liste. Wie ist der Stand heute, mit welchen Herausforderungen ist der eigens gegründete Verein ...
Wandel im Denken: smarter medicine – Floskel oder sinnvolle Notwendigkeit?
Das Bewusstsein, dass viel Medizin nicht immer auch zu einer besseren Gesundheit führt, sondern – im Gegenteil – dem Patienten auch schaden kann, hat durch die «Smarter medicine»- ...
Smarter medicine – ein Beitrag zum ökologischen Wandel in der Medizin
Expert:innen des Universitätsspitals Genf (HUG) stellten am Frühjahrskongress der SGAIM die Projekte «Choosing greenly» und «smarter medicine soins intensifs» vor, die seit einigen ...