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Insektengift-Allergie

„Kleiner Stich mit großen Folgen“

<p class="article-intro">Etwa 300.000 Menschen sind in Österreich von einer Allergie gegen Bienen- und Wespenstiche betroffen. Insektenstiche gelten zudem als Hauptauslöser von Allergien bei Erwachsenen. Die Gefahren einer Insektengift-Allergie werden hingegen vielfach unterschätzt. Denn infolge eines Stiches kann neben juckenden Hautausschlägen, Schwellungen im Gesicht und am Hals auch ein anaphylaktischer Schock mit lebensbedrohlichen Symptomen auftreten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Insgesamt ist etwa jeder 30. &Ouml;sterreicher (3,3 % der Gesamtbev&ouml;lkerung) schwer allergisch gegen Bienen- oder Wespengift. &bdquo;Sommer f&uuml;r Sommer landen Hunderte Insektengift-Allergiker in den heimischen Notaufnahmen, und vier bis f&uuml;nf Menschen sterben pro Jahr an den Folgen eines Bienen- oder Wespenstichs&ldquo;, zeigt Univ.-Doz. Dr. Stefan W&ouml;hrl vom Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ), Wien, die Dramatik dieser gef&auml;hrlichen Allergieform auf. Die Dunkelziffer der Todesf&auml;lle d&uuml;rfte allerdings weit h&ouml;her sein, da schwere allergische Reaktionen (Anaphylaxien) h&auml;ufig nicht als solche erkannt bzw. registriert werden. &bdquo;Erstes Warnzeichen kann eine Quaddel an der Einstichstelle sein. Das ist noch kein Grund zur Panik. Bedrohlich wird es, wenn der Hautausschlag nicht nur lokal, sondern am ganzen K&ouml;rper auftritt und es zu Schwellungen im Gesicht oder am Hals, Kribbeln an den Hand- und Fu&szlig;innenfl&auml;chen, &Uuml;belkeit, Atemnot, Schwindel oder Herzrasen kommt&ldquo;, so W&ouml;hrl.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2015_DAM_Allgemeinm_1505_Weblinks_Seite29.jpg" alt="" width="744" height="410" /></p> <h2>Ger&uuml;stet f&uuml;r den Notfall</h2> <p>Allergiker sollten daher stets f&uuml;r den Notfall gewappnet sein &ndash; insbesondere alle diejenigen, die nicht durch eine spezifische Immuntherapie (SIT) gegen Insektengift gesch&uuml;tzt sind. &bdquo;Nur zwei von zehn Allergikern werden mit einer Insektengift-Immuntherapie behandelt&ldquo;, gibt Dr. Gunter Sturm, stv. Leiter des Allergieambulatoriums Reumannplatz, Wien, zu bedenken. Zudem beendet nur die H&auml;lfte dieser Patienten (51,3 % ) die hocheffiziente Therapie nach Plan. Treten nach einem Stich Symptome einer allergischen Reaktion auf, besteht die Gefahr, dass diese rasch den gesamten K&ouml;rper betreffen k&ouml;nnen, ihr Ausma&szlig; ist oft nicht vorhersehbar und ihr Verlauf unkalkulierbar (Abb. 1). Dann beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: &bdquo;Binnen weniger Minuten kann sich die allergische Reaktion bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufschock ausweiten&ldquo;, warnt Sturm. Nun hei&szlig;t es schnell handeln: den Stachel rasch wegkratzen, die verordneten Notfallmedikamente anwenden und dann den Notarzt rufen. &bdquo;Allergiker m&uuml;ssen daher ihre Notfallmedikamente, allen voran einen Adrenalin-Autoinjektor, der den Kreislauf rasch stabilisiert, immer mit sich tragen und in deren Umgang sicher sein&ldquo;, so Sturm. Die intramuskul&auml;re Adrenalininjektion f&auml;ngt die potenziell fatale Schockreaktion ab. Daneben sollte die Notfallapotheke auch mit einem Antihistaminikum und Kortison best&uuml;ckt sein, die entz&uuml;ndungshemmend, antiallergisch und abschwellend wirken.</p> <h2>Diagnostik bringt Gewissheit</h2> <p>Sobald Betroffene an sich selbst beobachten, dass eine Stichreaktion &uuml;ber lokale Hautsymptome hinausgeht, sollten sie einer umfassenden diagnostischen Abkl&auml;rung zugef&uuml;hrt werden. Diese umfasst neben einer detaillierten Anamnese Hauttests sowie eine Bestimmung der Immunglobulin-E-(IgE-)Antik&ouml;rper gegen spezifische Allergene. &bdquo;Beim Hauttest wird eine geringe Menge stark verd&uuml;nnten Insektengifts auf die Haut aufgetropft und vorsichtig die oberste Hautschicht angeritzt (Pricktest) oder das verd&uuml;nnte Gift wird in die Oberhaut gespritzt (Intradermaltest)&ldquo;, erkl&auml;rt Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hemmer, Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ), Wien. Neuerdings stehen zur exak&shy;ten Antik&ouml;rperbestimmung auch hochsensitive molekulare Diagnoseverfahren zur Verf&uuml;gung, mit denen in vitro IgE gegen bestimmte Einzelproteine ausgewertet werden kann (&bdquo;Komponentendiagnostik&ldquo;). Dadurch kann unter anderem ein h&auml;ufiges diagnostisches Problem ausger&auml;umt werden, das die Doppelpositivit&auml;t gegen Bienen- und Wespengift betrifft: W&auml;hrend n&auml;mlich ca. 50 % aller Allergiker auf beide Insektengifte reagieren, ist die andere H&auml;lfte nur gegen eines der beiden Gifte allergisch (ca. 35 % nur gegen Wespengift, ca. 15 % nur gegen Bienengift).</p></p> <p class="article-quelle">Quelle:<br/> „Kleiner Stich mit schweren Folgen. Allergie gegen Biene & Wespe“, Pressegespräch am 29. April 2015, Wien </p>
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