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Gesundheit und Medizin

Pandemie lässt Zahl der schweren Tuberkulosefälle steigen

Wien - Es ist eine der vielen gesundheitlichen Folgen von Covid-19, die nicht ursächlich mit dem Virus zu tun hat: Seit Beginn der Pandemie sind weltweit rund 3 Millionen Menschen an Tuberkulose gestorben. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass viele Patienten während der Gesundheitskrise seltener zum Arzt gegangen sind. Anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März weist die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) auf die Risken unbehandelter Fälle hin – auch in Österreich.

Die Fortschritte im globalen Kampf gegen Tuberkulose (Tb) wurden durch die Pandemie um Jahre zurückgeworfen, urteilt die ÖGP. Denn: Seit Ausbruch der Pandemie würden zwar weltweit bedeutend weniger Tuberkulosefälle diagnostiziert – aber nicht, weil es nun tatsächlich weniger Erkrankte gibt. Vielmehr hätten sich die Menschen aufgrund von Lockdowns, Ausgangsbeschränkungen oder der Sorge, sich in Gesundheitseinrichtungen mit Covid-19 anzustecken, seltener an den Arzt gewandt. Die Konsequenz: Eine unbehandelte Erkrankung habe direkten Einfluss auf die Lebenserwartung, denn die Heilungschancen stehen nur bei rechtzeitiger und kontinuierlicher Therapie sehr gut. Darüber hinaus würden Familienmitglieder und andere enge Kontakte ebenfalls angesteckt. Die Infektionsketten werden immer länger und die Gefahr, dass sich multiresistente Formen der Tuberkulose ausbreiten, gegen die immer weniger Medikamente wirksam sind, wird größer, warnt die Fachgesellschaft. So liege der weltweite Therapieerfolg bei einer multiresistenten Tuberkulose bei nur noch rund 50 Prozent.

Weniger, aber schwere Tb-Fälle in Österreich

Österreich konnte sich von der weltweiten Entwicklung nicht abkoppeln: Auch hierzulande sei eine deutliche Abnahme der Tb-Diagnosen zu beobachten, heißt es weiter: Wurden vor der Pandemie 500 bis 600 Neudiagnosen pro Jahr gestellt, waren es 2020 nur 388 Fälle, die in das epidemiologische Meldesystem EMS eingemeldet wurden (= 4,4/1000.000 Einwohner).

OA Dr. Helmut Salzer, Leiter des Arbeitskreises Infektiologie & Tuberkulose der ÖGP: „Wir konnten das auch im Krankenhaus beobachten. Seit Beginn der Pandemie werden weniger, dafür vermehrt schwere Tb-Fälle registriert.“ Vor allem während der Covid-19-Wellen im Frühjahr und Herbst seien deutlich weniger Tb-Patienten ins Krankenhaus gekommen als im Vergleichszeitraum in den Jahren zuvor. „Wir sehen dann schwer erkrankte Patienten mit einem sehr ausgeprägten Befall der Lunge“, so Salzer, der die Tuberkulosestation am Kepler Universitätsklinikum in Linz leitet.

Der Welttuberkulosetag soll in Erinnerung rufen, dass es für eine erfolgreiche Tuberkulosekontrolle mitentscheidend sei, dass Menschen bei klassischen Symptomen, wie länger bestehendem Husten, Nachtschweiß, Fieber und Gewichtsverlust, sofort einen Lungenfacharzt aufsuchen.

Das österreichische Gesundheitssystem verfüge über genügend strukturelle und finanzielle Ressourcen, um Tuberkulose-Patienten auch in Zeiten der Pandemie ausreichend und umfassend zu diagnostizieren und versorgen, so der Experte. Auch Vertriebene aus der Ukraine, die in Österreich bleiben, würden im Zuge des Aufnahmeverfahrens auf Tuberkulose hin untersucht und gegebenenfalls entsprechend untergebracht und behandelt. (red)

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