Experte Wenisch: „Theorie der Herdenimmunität ist tot“
Wien - In der Regel vermeiden es Ärzte, sich politisch zu äußern, und bleiben lieber im Bereich der Wissenschaft. Doch jeder Regel ihre Ausnahme: Der bekannte Infektiologe Christoph Wenisch vom Klinikum Favoriten in Wien hat am Wochenende mit deutlicher Kritik an den jüngsten Entscheidungen zur Corona-Politik aufhorchen lassen. Allem voran hält er den neuen Modus, wonach Corona-Infizierte ohne Freitesten nach fünf Tagen wieder arbeiten und einkaufen gehen können – mit Maske und sofern sie 48 Stunden symptomfrei waren – für den falschen Ansatz.
Im ORF-Interview in „Wien heute" fand Wenisch dazu klare Worte: „Das geht nicht.“ Im Klinikum Favoriten sei freitesten jedenfalls weiterhin notwendig. „Wenn das andere machen, werden sie ungut aufwachen, weil sie sich damit die Krankheit einschleppen.“ Denn: „Auch wenn man wenig Viren ausscheidet, man scheidet sie aus“, so Wenisch weiter. Würde das Vulnerable oder Personen in Spitälern treffen, denen es gerade schlecht gehe, sei das eine „Katastrophe“.
Herdenimmunität – Idee ist gestorben
Nicht weniger eindeutig fällt seine nunmehrige Einschätzung zu der lange diskutierten Theorie einer möglichen Herdenimmunität im Kampf gegen die Pandemie aus. „Diese Idee ist gestorben“, so der Experte angesichts der vielen Reinfektionen. Die Veränderung der Varianten gehe schneller, als dass sich ein signifikanter Anteil der Bevölkerung anstecken kann. Die Herdenimmunität „ist tot“, der Ansatz sei ein „Irrglaube“ gewesen.
Warum die Impfung dennoch zu empfehlen sei, beantwortet Wenisch so: „Impfen schützt vor einem schweren Verlauf – und das relativ robust.“ (red)
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