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Registerdaten zur Hämophilie A für Wissensgenerierung nutzen
Jatros
30
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21.09.2017
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<p class="article-intro">Die Hämophilie A ist eine seltene Erkrankung, die jährlich einen von 5000 männlichen Neugeborenen in der EU trifft und in etwa 250 Fällen in schwerer Ausprägung auftritt. Aufgrund der großen Anzahl von derzeit in Entwicklung befi ndlichen FVIII-Produkten ist es problematisch, die erforderlichen Teilnehmer für klinische Studien zu rekrutieren.</p>
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<p class="article-content"><p>Gut konzipierte Register können eine potenzielle Informationsquelle darstellen, um zusätzliches Wissen über die Sicherheit von FVIII-Produkten zu erwerben. In einer als Poster beim ISTH präsentierten Arbeit haben Christine Kneipert, Paul-Ehrlich-Institut, Langen/Deutschland, und Kollegen analysiert, inwieweit andere Datenquellen die klinische Evidenz vervollständigen können.<br /><br /> Die Datenbank mit Daten von klinischen Studien (CT), die als Teil des ABIRISKProjekts angelegt und beim Paul-Ehrlich-Institut angesiedelt worden ist, enthält Daten zu unbehandelten bzw. minimal behandelten Patienten, die vor Veröffentlichung der neuen EMA-Leitlinien in klinische Studien im Jahr 2012 eingeschlossen worden sind. Die erste Kohorte des PedNet-Registers mit Patienten, die zwischen 2000 und 2009 geboren und bis Jänner 2016 beobachtet worden waren, diente dieser Analyse zur Vergleichbarkeit von Registern und klinischen Studien als Datenquelle.</p> <h2>Heterogenität klinischer Studien erschwert Vergleichbarkeit</h2> <p>Es sind verschiedene Aspekte herausgearbeitet worden, in denen sich klinische Studien vom Praxisalltag unterscheiden. So variierte die Anzahl der Studienteilnehmer in klinischen Studien zwischen 16 und 97, wohingegen im PedNet-Register alle Patienten der teilnehmenden Zentren konstant dokumentiert wurden. Im Register variierte wiederum, wie bei Real-World-Daten zu erwarten ist, die Anzahl der Patienten pro Produkt. Bei den Erhebungszeiträumen innerhalb von klinischen Studien zeigten sich große Varianzen, nicht nur bezüglich der geplanten Zeit der Beobachtung, sondern auch der Anzahl der Tage mit Medikamentenexposition („exposure days“, ED). In PedNet wurden Patienten einheitlich bis zum 75. ED beobachtet.<br /><br /> Die Definition einer schweren Hämophilie A unterschied sich zwischen den klinischen Studien, beginnend mit <1 % FVIII:C („FVIII clotting activity“) bis zu einer Schätzung der Schwere der Erkrankungen nach klinischer Performance, wogegen die schwere Hämophilie A in PedNet einheitlich als FVIII:C <1 % definiert wurde.<br /><br /> Diese Untersuchung zeige, dass die klinischen Studien mit unbehandelten Patienten in der Vergangenheit zu heterogen konzipiert wurden, um einen Head-to- Head-Vergleich zuzulassen. Die Daten von gut konzipierten Registern sollten nicht als zu klinischen Studien konkurrierende Informationen angesehen werden, betont Kneipert. Es seien gemeinsame Anstrengungen notwendig, um alle wertvollen Informationen zu seltenen Erkrankungen wie der Hämophilie A zusammenzubringen.</p> <h2>Ausblick</h2> <p>Die FVIII-Leitlinie der EMA benötige nun bestimmte Parameter für Studien mit zuvor unbehandelten Patienten, um die Forschung zu harmonisieren und regulatorische Entscheidungen zu unterstützen, fordert Kneipert mit Blick auf die nächsten Schritte. Im Februar 2017 wurden laut clinicaltrials.gov elf Studien angekündigt, in die geschätzt 600 unbehandelte Hämophilie- A-Patienten eingeschlossen werden sollen: eine Herausforderung. Daher solle die Möglichkeit, klinische Studien und gut konzipierte Register bei seltenen Erkrankungen zu kombinieren, genutzt werden, um das medizinische Wissen zu erweitern und den regulatorischen Anforderungen zu entsprechen, resümierte Kneipert.</p> <p><span class="link-color"><a class="article-link" href="../fachthemen/8791" data-locked="0">zurück zum Themenschwerpunkt zum ISTH 2017 Congress</a></span></p></p>
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